Schweitzer Fachinformationen
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Eine außergewöhnliche Auswanderer-Story: zwei Weltenbummler, die unverhofft ihr Zuhause fanden
Die Welt bereisen, neue Länder kennenlernen - das ist Franziska Consolatis Leben. Bis sie spürt, dass hinter dem steten Unterwegssein eine ganz bestimmte Sehnsucht steckt: einen Ort zu finden, der ihr die Rastlosigkeit nimmt. Ein kleines Haus in Schweden verändert alles. In diesem Buch berichtet Franziska Consolati ehrlich und authentisch von ihrem bisher größten Abenteuer - ein Leben abgeschieden im Wald, im nie enden wollenden Licht des Sommers, ohne fließend Wasser im klirrend kalten Winter. Doch das Leben in der Natur, in Einfachheit und Ruhe bringt ein ganz besonderes Glück mit sich: das Gefühl, endlich zu Hause zu sein.
Ein einfühlsamer Bericht über Mut, Durchhaltevermögen und die Höhen und Tiefen eines Lebens mitten in der Natur
Im Wald Schwedens hat Franziska Consolati gemeinsam mit ihrem Mann etwas gefunden, nach dem sie gar nicht gesucht hat: nach einem Ort, an dem sie bleiben möchte. Statt weiterhin jede Gelegenheit zu nutzen, um in die Ferne zu reisen, bedeutet ihr eine 4.000 Quadratmeter große Lichtung mit einem kleinen, roten Haus plötzlich die Welt. Das Dach ist undicht und der nächste Baumarkt 40 Kilometer entfernt, der Kamin funktioniert nicht, die Elche verwüsten in regelmäßigen Abständen den Garten und auf einen Internetvertrag müssen sie wochenlang warten. Und trotzdem ist da das Glücksgefühl, endlich am richtigen Ort angekommen zu sein.
Ein gefühlvoller und unterhaltsamer Bericht einer Weltreisenden vom endlich Ankommen und dem Neustart inmitten der Natur Südschwedens.
Die Sonne hat längst Platz gemacht für die Nacht. Trotzdem war es unter dem Sternenhimmel noch immer so warm, dass ich froh war, meine Füße im kühlen Sand vergraben zu können.
Hinter mir stapelten sich glatte Granitkugeln zu einer meterhohen Pyramide. Sie sind typisch für das Erongo-Gebirge, das sich in der Savanne Namibias ausbreitet. Diese Mondlandschaft ist geprägt von orange und rot leuchtenden Felsen, manche von ihnen schließen sich zu kilometerlangen Steinplateaus zusammen, andere formen mächtige Bögen und Türme. Die größten Berge sind mehr als 2000 Meter hoch. Zwischen ihnen gräbt die Trockenheit tiefe Furchen in die Erde, ein Mosaik aus Staub und Sand, in dem sich nur wenig Vegetation halten kann. Hier brennt die Sonne etwa zehn Stunden lang vom Himmel, Tag für Tag, sodass die Luft morgens schon flimmert und die Felspyramide hinter mir bis in die Nacht etwas von der Wärme abstrahlt, die sie den ganzen Tag lang aufgesogen hat.
Im Sand vor mir stießen zwei knorrige Äste eines Kameldornbaums aneinander. Beide waren gut einen Meter lang und ragten deshalb weit über die im Kreis zu einer Feuerstelle angeordneten Steine hinaus. Das Ende des einen Asts ruhte unter dem Campingstuhl zwischen meinen Füßen, der zweite Ast lag neben Felix, der mir schräg gegenüber saß. An ihren anderen Enden stießen die beiden Kameldornäste gerade so weit zusammen, dass zwischen ihnen eine kleine Flamme lodern konnte. Mit jedem Stückchen Holzkohle, das von einem der Äste nach unten rieselte, schoben wir die beiden Hölzer ein paar Zentimeter weiter zusammen. So ging das Zentimeter um Zentimeter, Stunde um Stunde. Das Feuer ließen wir nie größer werden als eine Hand hoch. Es war nicht dazu da, um Wärme zu spenden - sondern, um wilde Tiere fernzuhalten, die hier zu Hause sind.
Dennoch war die kleine Flamme groß genug, dass sich mein Blick in ihr verlieren konnte. Warum das so ist, kann ich nicht erklären. Aber mit einem Lagerfeuer und mir ist es immer dasselbe: Es dauert nie lange, bis meine Gedanken anfangen, auf Reisen zu gehen.
Ich fragte mich, wie viele Abende ich wohl bereits vor genau so einem Feuer verbracht hatte - in einem Campingstuhl, Felix an meiner Seite, einen Cidre oder eine Flasche Rotwein auf dem Boden neben uns. Ein Zelt oder eine kleine Hütte, Grillengezirpe. Und weit und breit nichts als Platz.
»Wir suchen immer dasselbe«, hörte ich mich in die Nacht murmeln.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, dass Felix zusammenzuckte.
Unser letztes Gespräch war längst verstummt, seither saßen wir, versunken in unsere eigenen Gedankenreisen, still nebeneinander. Da kann man schon mal vergessen, dass man doch nicht ganz allein im Nirgendwo ins Feuer starrt.
»Wie meinst du das?«, fragte Felix nach einem kurzen Moment und zwirbelte den Stil seines Weinglases zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Na, überleg mal«, setzte ich an. Und wusste selbst nicht, woher der Gedanke so plötzlich kommen konnte. Trotzdem war er glasklar.
»Seit wir zusammen unterwegs sind, machen wir sowas hier, wann immer es geht.«
Bei »sowas hier« deutete ich auf das Feuer vor uns und ließ meinen Arm weiter Richtung Dachzelt schweifen und in die Dunkelheit, die den Busch verschluckte.
»Klar«, sagte Felix. Wobei das mehr wie eine irritierte Frage klang als eine Zustimmung. »Das ist ja auch das Schönste.«
Die beiden knorrigen Äste des Kameldornbaums passten mittlerweile in den Steinkreis, während Felix und ich in unser Gespräch vertieft waren. Wir ließen unsere gemeinsamen Reisen Revue passieren, angefangen mit der ersten. Das war 2014 in der Zeit zwischen Winter und Frühling, Felix und ich kannten uns erst seit einem halben Jahr. Damals waren wir in Marokko unterwegs, zu Fuß zwischen den Gipfeln des Atlasgebirges und mit Beduinen in der Sahara. Wir schliefen im Sand zwischen den Dünen unter freiem Himmel. Das alles war spontan passiert, denn gebucht hatten wir nichts weiter als den Flug und den günstigsten Mietwagen, den wir finden konnten. Als Gepäck hatten wir nur den bescheidenen Platz zur Verfügung, den unsere kleinen Wanderrucksäcke boten. Und die waren eigentlich für Tagestouren gedacht. Ohne es vorher abzusprechen, hatten wir beide ganz selbstverständlich unseren Schlafsack eingepackt und dafür auf fast alles andere verzichtet, was man eigentlich gern auf so eine Reise mitnehmen würde.
Seit wir uns kennen, hatten wir jeden freien Tag und beinahe jeden Euro in Reisen investiert - mit dem Ziel, von unseren Ersparnissen möglichst lange unterwegs sein zu können. Je tiefer wir dabei in die wilde Natur eintauchten, je weiter wir von Straßen, von Zivilisation und Mobilfunk entfernt waren, desto glücklicher waren wir gewesen.
Die Suche danach wurde zu unserer unausgesprochenen Mission, unsere Reisen wurden länger und die Abenteuer größer.
Für unsere Freunde waren wir »die Verrückten«. Die, die sowieso nie da waren, und wenn doch, dann mit einem Fuß auf dem Weg ins nächste Abenteuer. Wenn sie uns per Telefon erreichen konnten, war ihre erste Frage nie »Hey, wie geht's dir?«, sondern immer »Wo bist du gerade?«.
In den Jahren nach dieser ersten gemeinsamen Reise nach Marokko zogen Felix und ich durch die Welt. Wir durchquerten zu Fuß den Westen der Mongolei, lenkten einen Camper auf Sandpisten durch das australische Outback, umrundeten Island mit dem Fahrrad und tauchten gemeinsam mit einem Ranger in den afrikanischen Busch im Niemandsland zwischen Simbabwe und Südafrika ab.
Das war, wer wir waren.
Dass wir nun also an einem kleinen Lagerfeuer in der Wüste Namibias saßen, kam uns vor wie das Natürlichste der Welt. Es war Teil der Reise, die Felix und ich begonnen haben, längst bevor wir uns neun Jahre zuvor kennengelernt hatten.
Doch wohin wollten wir eigentlich?
»Im Prinzip ist das ja ganz einfach«, sagte Felix.
»Ach ja?«
»Na klar. Wir sehnen uns danach, dass wir wir selbst sein können. Und ich für mich kann sagen, dass ich mich am wohlsten fühle, wenn ich Platz habe. Wenn ich in der Natur bin und weiß, dass sich das erst wieder ändern wird, wenn ich es so möchte.«
Auf jeden Satz, den wir sagten, folgte eine Pause, in der wir schweigend in das starrten, was von der kleinen Flamme übriggeblieben war. Die knorrigen Äste des Kameldornbaums waren jetzt nichts weiter als zwei winzige, schüchtern glühende Scheite. Der Sternenhimmel drehte sich über uns, während wir bis tief in die Nacht darüber philosophierten, warum wir den Drang nicht loswurden, wieder und wieder losziehen zu müssen.
Weil wir neugierig waren.
Und weil wir die Welt, in der wir leben, ihre Landschaften und ihre Menschen besser kennenlernen wollen.
Das ist das eine - der leichte Part, mit dem alles begonnen hatte. Komplizierter wurden die Antworten, als wir bemerkten, dass wir eigentlich immer schon dasselbe machten. Nur anderswo.
Wir suchten die wilde, die ungezähmte Seite eines jeden Landes und zogen uns so tief in seine Natur zurück, wie es uns möglich war.
»Gehe niemals dorthin zurück, wo du glücklich warst.«
Dieses Zitat hatte ich vor einigen Jahren irgendwo gelesen. Ich weiß nicht mehr, von wem es stammt, aber es hat sich in mein Gedächtnis eingeprägt. Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich den Worten entschlossen zugestimmt hätte, doch heute kommt mir der Gedanke beinahe traurig vor.
Niemals dorthin zurückzugehen, wo wir glücklich waren - das würde ja bedeuten, für immer weiter nach dem suchen zu müssen, was wir eigentlich schon gefunden haben.
Und genau das war es, was Felix und ich taten.
Jahr für Jahr.
Reise für Reise.
Das fiel uns jetzt wie Schuppen von den Augen.
Nachdem auf den Rotwein mehrere Tassen Rooibos-Tee gefolgt waren, formten die Gedanken der letzten Stunden und eine Sehnsucht, die während vieler Jahre und noch mehr Reisen gereift war, eine Idee. Sie formten einen neuen Traum.
»Stell dir vor, wir würden nicht länger suchen müssen. Stell dir vor, es gäbe diesen einen Ort, der alles vereint, was wir manchmal überall in der Welt gefunden haben«, sagte ich. Ich flüsterte es, weil ich mich noch nicht ganz traute, den Gedanken laut werden zu lassen.
Felix hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, den Blick im endlosen Nachthimmel verloren. Dann führte er meine Gedanken fort. Es war fast, als könnten wir Satz für Satz vom Nachthimmel ablesen, als würde unser Weg dort oben längst geschrieben stehen, als bräuchten wir ihn zwischen den Sternen nur zu finden.
»Einen Rückzugsort, ohne jedes Mal aufs Neue nach ihm suchen zu müssen«, sagte Felix.
»Einen wie all jene, in die wir uns auf Reisen immer wieder einmieteten, wenn das Neue zu viel wurde, wenn alles so schnell geschah, dass wir die Eindrücke nicht mehr verarbeiten konnten«, sagte ich.
»Ein Ort wie eine Decke, die wir uns über den Kopf ziehen können, wenn wir für eine Weile abtauchen wollen.«
»Ein...
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