Menschen fu¨hren
W
enn es unser Menschbild zula¨sst, sollten wir alle Kollegen als autonome und selbststa¨ndige Menschen auf Augenho¨he anerkennen. Dann kann sich ansta¨ndige Fu¨hrung auf das Wesentliche konzentrieren.
Im CONOM® - Modell der Unternehmenstrinita¨t ist der Kreis der Menschen nicht zufa¨llig oben im Schaubild auf Seite 12 angeordnet. Die Stellung symbolisiert zugleich die Bedeutung und die Gewichtung.
Ein Unternehmen ohne Menschen ist kein Unternehmen im eigentlichen Sinn. Es ist eine Ein-Mann-Show. Allein- unterhalter sind jedoch nicht Gegenstand unserer Betrachtung und bleiben aus diesem Grund unberu¨ck- sichtigt. Uns interessiert die Unternehmung bestehend aus einer Interessensgemeinschaft unterschiedlichster Menschen zum Zweck, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen:
Kundenbedu¨rfnisse zu erfu¨llen, um Kunden nachhaltig zu begeistern!
Das ist die einzige Daseinsberechtigung fu¨r Unternehmen und somit die einzige Rechtfertigung fu¨r Menschen, warum sie sich im Fru¨htau oder gar zu nachtschlafender Zeit in Bu¨ro- und Produktionsgeba¨uden zusammenrotten.
Nur wenn wir Kundenbedu¨rfnisse befriedigen oder im Bestfall gar u¨bertreffen, sind Kunden bereit, unsere Geha¨lter zu bezahlen.
Unsere Geha¨lter bezahlt der Kunde!
Geha¨lter bezahlt nicht das Personalbu¨ro oder der Chef. Geha¨lter bezahlt immer der Kunde!
Das heißt im Klartext: Menschen geben Menschen Geld dafu¨r, dass die einen etwas tun, was die anderen wollen. Damit wird deutlich: Der Mensch steht im Vordergrund und somit an erster Stelle. Die gro¨ßte Stellschraube im CONOM® - Modell der Unternehmenstrinita¨t ist somit der Mensch. Den gro¨ßten Effekt erzielen wir in jedem Unternehmen, wenn wir den Hebel bei den Menschen ansetzen.
Wie nun bringen wir Menschen dazu, sich mit Dingen zu bescha¨ftigen und diese nach vorgegebenen Prozessen zu benutzen bzw. zu bearbeiten? Richtig, durch Fu¨hrung.
Fu¨hrung ist die Kunst, mit den psychologisch richtigen Worten zum psychologisch richtigen Zeitpunkt andere Menschen zu u¨berzeugen, das zu tun, was Kunden wollen!
Achtung: Fu¨hrung darf nie zum Selbstzweck werden. Dort, wo durch die intrinsische Motivation der Kollegen der Unternehmenszweck erfu¨llt wird, ist Fu¨hrung nicht not-wendig. In diesem Fall kann Sie sogar scha¨dlich wirken!
Reinhard K. Sprenger bezeichnet die fu¨nf Kernaufgaben der Fu¨hrung in seinem Buch "Radikal fu¨hren" 8 so:
Zusammenarbeitorganisieren, Transaktionskostensenken, Konflikteentscheiden, Zukunftsfa¨higkeitsichern, Mitarbeiterfu¨hren. Es lohnt sich unbedingt, dass wir uns diese fu¨nf Kern- aufgaben genau ansehen. Ich mo¨chte Sie daran teilhaben lassen, wie ich diese Kernaufgaben glaube verstanden zu haben, und welche Herausforderungen ich bei der Umsetzung in der Praxis erleben durfte. Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen und Handlungs-empfehlungen werden Sie anregen, eigene Schluss- folgerungen zu ziehen. Veranschaulichung und Unter- haltungswert versuche ich mittels der einen oder anderen Anekdote beizusteuern. Ziel ist, Sie zu ermutigen, Ihren eigenen Weg hin zu ansta¨ndiger Fu¨hrung zu finden und umsetzen zu wollen.
Mit dem Wollen allein ist es jedoch noch nicht getan. Erich Ka¨stner hat es kurz und knapp auf den Punkt gebracht: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." So weit, so gut. Nur um Himmels willen, wer ist dieser "man"? Ganz einfach.
Sie sind das. Sie sind Unternehmer, also unternehmen Sie etwas. Tun Sie was!
Beginnen Sie am besten damit, unmissversta¨ndlich zu kommunizieren. Machen Sie klare Ansagen.
8 Sprenger, Reinhard K.: Radikal fu¨hren, Frankfurt a. M.: Campus Verlag 2012.
Bitte meiden Sie folgende Formulierungen wie der liebe Teufel das Weihwasser:
Jemand sollte mal ...
Wir mu¨ssen endlich .
Man mu¨sste in Zukunft ...
Wenn wir nicht bald ...
usw. Kommunizieren Sie verbindlich. Nennen Sie Ross und Reiter und geben Sie beiden unmissversta¨ndlich zu verstehen, wann beide wie und wo zu sein haben. Die Formulierung "Man mu¨sste mal irgendwohin reiten" scheidet vo¨llig aus.
Ich beobachte immer wieder, dass Unternehmer und Fu¨hrungskra¨fte glauben, die Kollegen ko¨nnten Gedanken lesen. Ein nebulo¨ses Gedankenspiel, eine unklare Willensa¨ußerung oder gar ironische Andeutungen wu¨rden genu¨gen, um die Kollegen zu zielgerichteten Aktionen zu bewegen. Die Erwartungshaltung dieser Chefs ist entsprechend hoch, die Entta¨uschung regelma¨ßig groß und je gro¨ßer die Entta¨uschung, umso tiefer sitzt sie.
Wenn Ihre Kollegen raten mu¨ssen, was Sie wollen, sind Sie zu Recht entta¨uscht. Sie haben geglaubt, Ihre Anweisungen seien klar und versta¨ndlich. Da haben Sie sich in der Regel geta¨uscht. Und in der Folge werden Sie "entta¨uscht". So einfach ist das!
Deshalb machen Sie sich die Kraft eindeutiger Kom-munikation zu Nutze. Setzen Sie sich mit dem Thema Sender und Empfa¨nger auseinander, und streben Sie rhetorische und dialektische Exzellenz an. Sie werden begeistert sein, wie viel Spaß Sie haben und wie viel Befriedigung Sie erfahren werden, wenn Sie sich mit dem weiten Feld zielgerichteter Kommunikation intensiv auseinander setzen.
Gute Kommunikation ist deshalb so elementar wichtig, weil wir Menschen in erster Linie dadurch fu¨hren, indem wir mit ihnen sprechen.
Das war nicht immer so. Noch vor ca. 200 Jahren wurde es auch schon mal handgreiflich am Arbeitsplatz. Eine ko¨rperliche Verwarnung war damals noch an der Tagesordnung. Zum Glu¨ck haben wir heute ein anderes Menschen- und Mitarbeiterbild in Unternehmen. In einer modernen Leistungspartnerschaft moderieren zwei Faktoren die Interaktion der Beteiligten: verbale und nonverbale Kommunikation.
Sofern wir u¨ber ein funktionierendes Geho¨r verfu¨gen und einigermaßen klar artikulieren ko¨nnen, sollte das mit der verbalen Kommunikation keine riesige Herausforderung darstellen. In der Praxis jedoch variieren Qualita¨t, inhaltliche Versta¨ndlichkeit, Tempo und die schiere Menge des Gesagten von Mensch zu Mensch jedoch dramatisch.
Oft wird das gesprochene Wort von entsprechender Mimik und Gestik nicht nur begleitet, sondern intensiv unterstu¨tzt. Leider nicht immer "gleichlautend". Ha¨ufig passen die Signale nicht zueinander oder scheinen sogar vo¨llig gegensa¨tzlich zu sein.
Wie Sie als Fu¨hrungskraft wirken, ha¨ngt davon ab, wie Sie von Ihren Kollegen wahrgenommen werden!
Eine gute Fu¨hrungskraft sendet verbale Signale, die von Kollegen als glaubwu¨rdig, wahr und ungescho¨nt doku- mentiert und verbu¨rgt verstanden werden.
Sie sendet nonverbale Signale, die von Kollegen als echt, glaubwu¨rdig und zuverla¨ssig interpretiert werden.
Die Summe aller Wahrnehmungen vereint sich in der folgenden Einscha¨tzung: Dieser Fu¨hrungskraft ko¨nnen wir vertrauen. Versteht es dieser Chef auch noch, die Kollegen zu begeistern, also mit seiner Begeisterung fu¨r ein Unternehmen, ein Produkt oder eine Aufgabe anzustecken, dann sprechen wir von einer u¨berzeugenden Fu¨hrungskraft.
Handeln Sie mit der inneren U¨berzeugung, das Richtige zu tun, und Sie handeln automatisch u¨berzeugend!
Falls Sie sich nun fragen: Wie gelange ich zu dieser inneren U¨berzeugung? Relativ simpel. Handeln Sie immer nach bestem Wissen und Gewissen und mit der U¨berzeugung, dass es richtig oder falsch nicht gibt. Genauso wenig gibt es ein Entweder/oder. "Alternativlos" scheidet vo¨llig aus. Fu¨r alles gibt es eine Alternative, ein Sowohl-als-auch. Es ist lediglich eine Frage, was es uns kostet und was es uns bringt, wenn wir den einen oder anderen Weg gehen.
Selbstredend sind alle Ihre Entscheidungen zuna¨chst fragwu¨rdig. Jede Entscheidung ist wu¨rdig mit diesen drei Fragen konfrontiert zu werden:
Geht meine innerliche Alarmglocke an, wenn ich diese Entscheidung so treffe? Welches Bauchgefu¨hl habe ich dabei?
Kenne ich Gesetze, Vorschriften oder Regeln, gegen die ich durch die Handlung verstoßen wu¨rde?
Ha¨lt die Entscheidung der kritischen Betrachtung der O¨ffentlichkeit stand? Durch das Stellen dieser Fragen geben Sie all Ihren Entscheidungen eine ausgewogene Wertigkeit. Eine einmal getroffene Entscheidung wird dadurch wertvoll.
Was wertvoll ist, ist weder richtig noch falsch. Allenfalls ist der Wert der Entscheidung, in dem Fall der Nutzen, mehr oder weniger wertvoll. Fu¨hrt mehr oder weniger schnell zum Ziel und garantiert mehr oder weniger das erwartete Ergebnis.
Je ho¨her der Wert der Entscheidung, umso weiter oben setzt sie sich im Mu¨lleimer unseres Geda¨chtnisses fest. Dadurch hat der Entscheidungsfindungsprozess gute Chancen, bei Bedarf wiederentdeckt zu werden.
Hat sich eine...