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Um die erste Jasminernte zu feiern, laden Giulia und Marco zu einem großen Fest ein. Auf der rauschenden Feier macht Marco Giulia einen Antrag, den diese überglücklich annimmt. Doch in die fröhliche Stimmung kommt die schreckliche Nachricht, dass Marcos Schwester Laura ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse - und nur gemeinsam können Giulia und Marco den Olivenhof retten und die Familie zusammenhalten.
Giulia erwachte langsam. Sie öffnete die Augen, blinzelte angesichts der Sonnenstrahlen, die einladend durch die gelben Vorhänge fielen. Nachts hatte sie bereits kurz wach gelegen, vermutlich der Aufregung wegen, war dann aber recht schnell wieder eingeschlafen.
Jetzt atmete sie tief durch und streckte sich vorsichtig, bevor sie sich behutsam auf die andere Seite drehte. Marco schlief neben ihr, wie an den meisten Tagen, seitdem ihre gemeinsame Geschichte vor ziemlich genau einem Jahr im letzten Frühsommer begonnen hatte.
Giulia richtete sich auf, stieg aus dem Bett und schlich ans Fenster. Es gelang ihr, es vorsichtig zu öffnen, ohne Autunno zu verjagen, den roten Kater, der auf der Fensterbank saß und konzentriert in den Garten starrte. Giulia kraulte sein Fell, was er mit einem Schnurren beantwortete. Dann stieß er zur Begrüßung seinen Kopf gegen ihre Hand. Sie mochte den Kater, nicht aber die »Geschenke«, die er ihr ab und zu vorbeibrachte. Wahrscheinlich beobachtete er auch jetzt wieder einen unschuldigen Vogel, und sie war froh, dass er gerade nicht an seine Beute herankommen konnte.
Die Luft war morgenfrisch und duftete nach Jasmin. Giulia beugte sich vor und lauschte auf die Geräusche, die zu ihr getragen wurden: das Rascheln der Blätter im Wind, der durch die Äste der Bäume streifte, Fulvios Stimme, die trotz der frühen Stunde bereits aus dem Garten zu ihr hinaufdrang, dazu schwere Schritte, hier und da ein Ächzen, gefolgt von einem dumpfen Geräusch. Offenbar hatte der Hausverwalter bereits begonnen, gemeinsam mit seinen Freunden die Tische und Stühle für die heutige Feier aufzustellen.
Giulia schlang die Arme um ihren Körper und gähnte. Als sie sich zurück in den Raum drehte, nahm sie auch hier den feinen Duft nach Jasmin wahr. Sie hatte gestern ein paar Zweige in eine Blumenvase gestellt und zudem noch wenige Tröpfchen Jasminöl auf einem feinen Tuch verteilt auf dem Nachttisch ausgelegt. Ein Fläschchen ihrer ersten eigenen Produktion hatte Giulia nach der Ernte im letzten Jahr als Erinnerung für sich zurückbehalten, ein zweites wollte sie ihrer Mutter schenken, wenn diese heute hier eintraf.
Sie tapste zum Bett zurück und betrachtete einen Moment lang Marco, der noch vollkommen ruhig dalag. Er war so wunderbar entspannt und vertrauensvoll, und wie immer war es beruhigend und wunderschön gewesen, seine Wärme in der Nacht so dicht bei sich zu spüren. Jetzt setzte sie sich vorsichtig auf die Bettkante, beugte sich zu ihm und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er öffnete die Augen und lächelte zufrieden.
»Guten Morgen, meine Schöne!«, sagte er und gähnte.
Sie lächelten sich an. Giulia legte ihre Hand auf seine Wange, und Marco küsste ihre Fingerspitzen. Dann reckte er sich zu ihr. »Und gleich noch einen Kuss für meine Schönste.«
Giulia lachte und beugte sich zu ihm. Ihre Lippen fanden einander, unübertrefflich zarte Haut, schon tausendfach gespürt und doch immer wieder neu und wunderbar. Giulia genoss, wie Marcos Hände im nächsten Moment über ihren Körper wanderten und sich daranmachten, ihre Lust zu wecken. Dennoch wehrte sie ihn ab, wenn auch nur halbherzig. »Marco! Wir haben keine Zeit. Die ersten Gäste kommen schon am Vormittag. Außerdem müssen wir helfen. Es ist unser Fest.«
Er reagierte nicht auf ihre Einwände. Seine Hände wanderten weiter, inzwischen wusste er sehr genau, wo er sie berühren musste. Sie kannten einander ziemlich gut, besser, als Giulia es sich anfangs hatte vorstellen können.
»Jetzt doch noch nicht«, murmelte er, während er sein Gesicht an ihrem Hals vergrub, um diesen mit Küssen zu übersäen. »Es ist doch noch nicht mal acht Uhr. So früh reist niemand an.«
»Aber bald.«
»Am späten Vormittag. Frühestens. Sie kommen ganz sicher nicht pünktlich, es sind Franzosen.«
Doch an Giulia nagte das schlechte Gewissen, und sie versuchte, ein Stück von ihm abzurücken. »Es gibt noch so viel zu tun«, sagte sie laut, als müsse sie sich selbst überzeugen. »Hörst du nicht? Fulvio und die anderen sind schon beim Aufbau, da können wir kaum im Bett bleiben.«
»Kann mir nicht vorstellen, dass Fulvio was dagegen hat, wenn wir hier .« Marco grinste sie vielsagend an. »Er ist ein sehr verständnisvoller Kerl. Findest du nicht?«
»Marco!«
»Na gut.« Seine Arme umschlossen Giulias Körper noch einmal, er zog sie näher an sich, küsste ihre Wangen, den Mund und dann noch die Schulter, von der das Nachthemd gerutscht war. Giulia erschauderte unter seinen Berührungen und konnte nicht widerstehen, sich fester in seine Umarmung zu schmiegen. Im nächsten Moment klingelte ihr Handy.
Marco ließ sie abrupt los. »Oh nein! Warum ist es denn nicht im Flugmodus?«
»Hab ich gestern wohl vergessen.« Nach einem kurzen Blick auf das Display nahm Giulia das Gespräch sofort an. »Mama?« Ihr Blick wanderte zu Marco, der sich, lediglich mit einer Unterhose bekleidet, auf die Bettkante setzte. Dann stand er auf und ging mit geschmeidigen Schritten ans Fenster, wo das morgendliche Lichtspiel seine Muskeln nachzeichnete. Giulia musste sich abwenden, sein Anblick lenkte sie ab. Noch während sie es tat, schaute er zu ihr und grinste amüsiert, dann verließ er das Zimmer. Oh ja, er hatte nur zu gut gewusst, dass sie ihn beobachtete. Warte nur, dachte sie.
Dann konzentrierte sie sich auf das Gespräch mit ihrer Mutter. Kaum hatten sie sich begrüßt, erkannte Giulia im Hintergrund das charakteristische Geräusch der Türklingel ihrer Eltern. Sie war verwirrt. Eigentlich sollten die beiden sich in diesem Moment doch bereits mindestens auf der Höhe von Mailand befinden? »Bist du etwa noch zu Hause, Mama?«, hakte sie misstrauisch nach.
»Ja, leider.« Ihre Mutter sprach ziemlich nasal: Offenbar war sie stark erkältet.
Eine Welle der Enttäuschung schwoll in Giulia auf. Sie hatte ihre Mutter Giuseppina, genannt Pina, als Erste zu der heutigen Feier eingeladen, mit der sie den Abschluss der ersten Jasminernte und den Start in das neue Jasminjahr mit einem größeren Fest feiern wollte. Pina hatte sofort zugesagt. Im Frühsommer des letzten Jahres war sie erstmals nach über vierzig Jahren wieder in Italien gewesen, hier an diesem Ort, an dem sie den größten Teil ihrer Kindheit verbracht und an dem ihr Vater Enzo bis zu seinem Tod gelebt hatte. In den vergangenen Monaten war ihre Mutter noch zweimal für jeweils eine Woche hier gewesen und hatte sich, zu Giulias Erleichterung, zunehmend wieder mit diesem Ort angefreundet, den sie seinerzeit Hals über Kopf verlassen hatte.
Jetzt hörte Giulia, wie sie sich räusperte.
»Ja, ich bin noch zu Hause, Giulietta. Deshalb rufe ich ja an. Es tut mir leid, Liebes, aber ich habe mir wohl eine Angina eingefangen. Heute Nacht, als wir losfahren wollten, ging es mir schon recht schlecht, deshalb haben wir noch gewartet. Aber heute Morgen war es leider nicht besser«, krächzte Pina. »Dein Vater wollte unbedingt, dass ich beim Arzt anrufe, du weißt ja, wie er ist. Das habe ich eben schon ganz früh gemacht. Und der rät mir, unbedingt zu Hause zu bleiben.«
»Ja, selbstverständlich«, hörte Giulia sich sagen. Ein Teil von ihr meinte das auch so, ein anderer kämpfte mit der Enttäuschung. Verdammt!
»Der Arzt hat mir wirklich dringend von einer Reise abgeraten«, wiederholte ihre Mutter und klang jetzt angestrengt.
»Das verstehe ich doch. Ich bin nur ein bisschen enttäuscht, ich . Wir hätten dich gerne mal wieder gesehen. Es ist schon wieder zu lange her, dass .«
»April, ich weiß«, unterbrach ihre Mutter sie. »Ich bin auch enttäuscht, das kannst du mir glauben, aber es wird ganz sicher bald eine neue Gelegenheit geben. Ich werde die Reise so schnell wie möglich nachholen. Versprochen.«
»Das ist schön, Mama, darauf freuen wir uns. Dann schon dich bitte.« Giulia kam ihre anhaltende Enttäuschung mit einem Mal kindisch vor.
»Ja«, sagte ihre Mutter rau.
»Und Papa?«, wagte Giulia zu fragen, obwohl sie die Antwort ahnte.
»Will bei mir bleiben und auf mich aufpassen. Das verstehst du doch, nicht wahr? Von etwas anderem kann ich ihn ohnehin nicht überzeugen, das weißt du.«
»Natürlich.« Giulia setzte sich auf das Bett und betrachtete nachdenklich ihre Knie. Sie ahnte, dass ihrem Vater Robert die Verschiebung der Reise nicht ungelegen kam. Für ihn war ein Besuch ohnehin schwierig, denn hier würde er Alessandro begegnen, Marcos Vater, mit dem Pina einst ihr Leben hatte verbringen wollen. Giulia war klar, dass er diesen Ort auch deshalb mied, schließlich war er seit ihrem Umzug vor über einem Jahr nicht ein einziges Mal hier gewesen.
Ach, es war kompliziert. Sie brauchten alle immer noch viel Geduld. Viele Dinge hatten sich weiterentwickelt, doch es gab noch ein gutes Stück Weg zu gehen.
Am anderen Ende der Leitung hustete Pina jetzt. »Es tut mir wirklich leid«, krächzte sie. »Du bist mir doch nicht böse, oder?«
»Nein, natürlich nicht.« Giulia stand abrupt auf und trat ans Fenster. Durch das Geäst der Orangen- und Mandelbäume konnte sie inzwischen die ersten aufgebauten Tischreihen ausmachen. Hier und da leuchteten die Blüten der Jasminsträucher wie kleine Sterne dazwischen. Einige Männer waren dabei, Lampions in den Bäumen zu befestigen. Das würde heute Abend, wenn es dunkel wurde, sicherlich wunderschön aussehen.
Sie atmete tief durch. »Kurier dich aus«, sagte sie, »und sieh zu, dass es dir bald besser geht. Ihr kommt eben ein anderes Mal, dann haben wir auch mehr Zeit für uns, das hat auch etwas...
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