Schweitzer Fachinformationen
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Der Hund taucht an dem mintgrünen Haus am Waldrand auf, genau einen Monat, bevor das Monster eintrifft, und sein Fell glänzt wie ein frisch geprägter Kupferpenny. Der Junge weiß sofort, dass der Hund etwas Besonderes ist, obwohl seine Mutter sagt, dass einen alle Hunde so fühlen lassen. Sie tritt zurück mit einem Arm über der Brust und kaut an einem Fingernagel, während sie zusieht, wie der Junge und sein Vater beide auf dem Rasen des Vorgartens knien und das Tier streicheln. Der Junge fährt mit den Fingern durch das lange Fell und krault die weichen Ohren; die Gestalt und die Größe des Tiers erinnern den Jungen an den Golden Retriever eines Freundes. Der Schwanz des Hundes schlägt auf den Boden, während er hechelt und lächelt, die Augen halb geschlossen, als wäre dies hier die größte Glückseligkeit überhaupt.
»Er gehört wahrscheinlich jemandem«, sagt sie um die Spitze ihres Daumens herum.
»Er trägt kein Halsband«, hält sein Vater dem entgegen, »und er ist ziemlich dünn.« Er entfernt sich von dem Jungen und dem Hund auf dem Rasen und schlingt seine Arme von hinten um seine Frau und drückt sie. »Du isst schon wieder deinen Nagellack.« Sein Vater schwingt leicht von Seite zu Seite, murmelt in ihr Haar und seine Mutter zuckt mit den Schultern. Er lächelt verschmitzt und bewegt zwei Finger ihren Arm hinauf. Sie hält seine Hand auf, bevor er sie kitzeln kann, wendet ihm den Kopf zu und versucht dabei nicht zu lächeln.
»Wir setzen eine Anzeige in die Zeitung«, sagt sein Vater.
Sie warten eine Woche, dann zwei, aber niemand beansprucht den Hund für sich und letztendlich gibt seine Mutter nach. Sie nennen ihn Teach - nach dem Lieblingspiraten des Jungen -, weil sein Vater sagt, dass sie ihn nicht Blackbeard nennen können, da sein Fell rot ist, und diese Wochen, bevor ihr Leben auf den Kopf gestellt wird, sind nahezu perfekt.
Der Junge und Teach verbringen die frühen Sommerabende damit, auf dem Platz bei der Wasserstraße Baseball zu spielen - der Junge spielt immer auf der dritten Base, genau wie sein Vater bei den Charleston RiverDogs - oder sie spielen Piraten unten bei der Höhle am Strand, vergraben Schätze und meiden das Dunkel, das für sie verboten ist.
Zu Hause liegen beide ausgestreckt unter dem Tisch, während der Geruch nach Hühnchen und Ananas aus dem Ofen quillt. Sein Vater und seine Mutter tanzen durch die Küche zu Glenn Miller, der auf dem Plattenspieler seines Vaters läuft. Seine Mutter lächelt mit offenem Mund, die Lippen scharlachrot und ihr gelocktes Haar schwarz und glänzend. Sein Vater, schlank und kantig, mit einem gespaltenen Kinn und strahlenden intelligenten Augen, streicht mit der Hand über ihren Rücken, als er hinter ihr herumtanzt, und lässt sie dann auf ihrer Schulter liegen, während er einen der Töpfe umrührt und sie das Brot schneidet. Sie sind Schwarz-Weiß-Filmstars und so schön, als würde ein großes Orchester zur Untermalung aufspielen.
Nachts legt ihn die Mutter ins Bett unter der Piratenfahne an der Wand. Er kann die Kernseife an ihren Händen riechen - frisch und sauber, als sie die Decke über ihm glatt streicht. Sie sagt ihm, dass sie ein neues Buch schreibt, über die Piratin Madame Cheng, und er stellt sich seine Mutter vor, wie sie unnachgiebig die Flotte unter Roter Flagge gegen die Portugiesen führt.
Und nachts, bevor sie schlafen, presst er seine Lippen an Teachs seidenweiche Ohren und verrät ihm Geheimnisse - wie die Silvesterrakete, die er noch unter dem Bett versteckt hat - und weiß, dass sie bei ihm gut aufgehoben sind. Und manchmal verrät auch Teach ihm etwas.
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Als der Großvater des Jungen in seinem Kombi mit klappernden Holzseitenwänden die Schotterauffahrt entlangfährt, bringt er etwas mit. Er spürt es an dem merkwürdigen, englippigen Lächeln seiner Mutter und den verwirrten Blicken seines Vaters. Er spürt es an der Vibration unter seinen Fingern, als Teach den Mann anknurrt, der aus dem Auto steigt.
Die Familie kommt auf die Veranda mit einem hohlen Klong von Holz auf Holz, als die Fliegengittertür hinter ihnen zufällt. In der Grauzone zwischen dem elektrischen Licht des Hauses und der Dunkelheit der Nacht zieht sich ein Waschbär schnell und mit gewölbtem Rücken aus der Außendusche zurück.
Der alte Mann steht da, groß und mit geschwellter Brust, die Schultern gerade und stark, sein faltenfreies Gesicht unter einer glänzenden Glatze. Er sieht weniger aus wie ein Großvater, eher wie der Mann auf der Flasche mit Reinigungsmittel, das seine Mutter zum Bodenwischen benutzt. Aber die Augen des Mannes sind unverwechselbar - sie sind ebenso stürmisch und tiefblau wie die seiner Mutter, genau wie die des Jungen.
Sie stehen in einem unordentlichen Haufen da und das Lied der Zikaden schwillt um sie herum an, während die Insekten sich ihren Weg die Küste entlangfressen.
Die Schuhe des alten Mannes erregen die Aufmerksamkeit des Jungen. Die schwarzen Ausgehschuhe sind mit Sand verkrustet, ihr harter Schaft schneidet in die nackten Fleischrollen um den Knöchel. Sie passen nicht zu den Surfershorts und dem ausgeblichenen Ron-Jon-T-Shirt, die er trägt. Er erinnert den Jungen an die Frauen und Männer auf der King Street mit ihren Rucksäcken und Pappkartonunterlagen, an denen seine Mutter ihn immer vorbeischeucht.
Das Lächeln des alten Mannes ist strahlend und seine Augen leuchten wie die Sonne in South Carolina.
»Dad?«, fragt die Mutter des Jungen.
Der alte Mann zieht sie an sich und umarmt sie, legt das Kinn auf ihre Schulter. Die Hände seiner Mutter flattern kurz über dem Rücken des alten Mannes, bevor sie sich darauf legen. Sie rümpft die Nase. Der Junge hat diesen Gesichtsausdruck schon bei ihr gesehen, meistens in der Küche, wenn sie einen Maiskolben schält und einen Wurm findet, aber auch, wenn sie sich über ihre Bücher beugt, die Notizen um sich verteilt, weil sie nach etwas sucht, das sie braucht.
Die Umarmung dauert lange und die Hände seiner Mutter heben sich immer wieder, während sie so dasteht, gefangen in der Umarmung, und die Arme des alten Mannes sie auf eine neue und unbequeme Art und Weise gefangen halten. Als sie dann die Hände auf seines Großvaters Schultern legt und ihn wegdrückt, schlingt der Vater des Jungen einen Arm um ihre Hüfte, zieht sie zurück und streckt die andere Hand aus.
»Es ist schön, Sie kennenzulernen.«
Die Worte seines Vaters hören sich vornehm und elegant an; seine Mutter nennt das immer »affektiert«. Sie probiert manchmal, es nachzumachen, bringt den Jungen zum Lachen und sein Vater stöhnt auf und versucht ein Lächeln zu verbergen.
»Hör auf«, sagt er dann immer. »Das ist schrecklich.« Und dann lacht auch sie.
Aber der alte Mann ignoriert die angebotene Hand und starrt stattdessen den Jungen an. Seine Augen wirken irgendwie locker, wie sie so von unten gegen die Lider drücken, und das irritiert den Jungen.
»Wie ich sehe, hast du einen Jungen aus dem Süden geheiratet«, sagt sein Großvater.
Die Sommernacht fühlt sich schwer an und der Junge zappelt unter dem langen Blick herum, sehnt sich nach etwas Luft, um die Feuchtigkeit auf seiner Haut zu trocknen. »Wo kommen Sie her?«
Der alte Mann lacht aus vollem Hals und mit offenem Mund. Der Junge starrt ihn an. Er hat noch nie jemanden mit einer so weißen Zunge und Kehle gesehen.
»Oh, ich mag Sie«, sagt der alte Mann.
Sein Vater lässt die Hand nach unten sinken. »Mr. Franklin .«
Der Blick seines Großvaters richtet sich auf den Vater des Jungen. »So heiße ich nicht.« Er nickt in Richtung der Mutter des Jungen. »Und sie auch nicht.«
Teach grollt an der Seite des Jungen.
Es dauert einen langen Moment, während die Finger des Jungen Teachs Fell kraulen, dann streckt der alte Mann endlich seine Hand aus. »Es tut mir leid. Ich werde alt und sehe im Dunkeln nicht mehr so gut.«
Sein Vater zögert, bevor er die Hand des alten Mannes ergreift, ein Muskel in seiner Wange zuckt.
»Klar. Kein Problem. Schön, Sie kennenzulernen, Mr. .«
Das Lächeln des alten Mannes verunsichert den Jungen, obwohl er nicht weiß, warum.
Die Unterhaltung fühlt sich an wie die Bewegung von dickflüssigem Marschwasser, in dem etwas Uraltes und Langsames sich auf dem Grund bewegt. Der Junge schlüpft davon, streift mit der Hand über die Seite des Kombis, bis er am hinteren Teil angekommen ist. Das Auto ist dreckig, als wäre jemand damit über Nebenstraßen durch die Baumwoll- und Erdnussfelder gerast. Der Junge fährt mit dem Finger durch den Staub auf dem Fenster, schreibt zuerst seinen Namen, dann malt er ein Bild von Teach. Das Licht scheint durch das Fenster in den Fond des Wagens und der Junge sieht eine Surfboardfinne und das Brett, das über der Lehne des Rücksitzes liegt.
Er presst seine Nase ans Glas, hält sich die Hände um die Augen und sieht hinein, sucht nach einem Koffer oder auch einem Seesack, wie ihn sein Vater bei Ausflügen mitnimmt. Aber es gibt kein Gepäck. Nur das Surfboard und einen Neoprenanzug mit kurzen Ärmeln und Beinen. Unter dem Anzug kann er einen großen, ungleichmäßig geformten Haufen ausmachen, der Klettverschlussriemen der Sicherungsleine des Boards klebt am Teppich. Er geht weiter um das Auto herum, vermeidet den Rand der Dunkelheit, um besser sehen zu können, aber von da aus sieht er nur einen Kindersitz. Der Boden auf der Vorderseite ist übersät mit Fast-Food-Verpackungen, der Beifahrersitz ist voll...
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