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Als Bub erziele ich eine Lawine an Toren, weil ich den Ball mehr oder weniger dorthin schieße, wo ich ihn haben will, und weil ich es auf schlaue Art mache: Die Torhüter sind klein, schaffen es oft selbst mit einem Sprung nicht, die Latte zu berühren. Da genügt es, den Ball knapp unter die Latte zu platzieren - und drin ist er.
Bei Fortitudo bleibe ich zwei Jahre und lerne die Basis, oder besser, ich beginne etwas zu verfeinern, was ich offensichtlich in mir drinnen habe. Den Einsatz des Körpers zum Beispiel: Je nachdem, was du mit dem Ball machst - laufen, passen, schießen -, muss der Körper ihn begleiten, schützen, antreiben. Mir genügt es, die Anweisungen ein einziges Mal zu hören, um sie danach umzusetzen, die Trainer sind vom ersten Tag an von der Leichtigkeit meiner Ballkontrolle beeindruckt. Sie meinen, dass mir dies mehr Ruhe garantiere, um die richtige Entscheidung zu treffen, in der heutigen, modernen Fußballersprache spricht man von der "Spielzeit, die man sich erarbeitet". Das Geheimnis ist jenes alte, das ich nicht müde werde zu empfehlen, auch wenn ich fürchte, dass es aus den heutigen Fußballschulen verschwunden ist: die Mauer. Sie ist der fairste Partner, den du finden kannst. Talent und viel Mauer sind die Grundlagen für die Ballkontrolle. Und diese Kontrolle bildet die Eingangstür zum wahren Fußball.
Der technische Direktor von Fortitudo heißt Armando Trillò, und eines Tages bittet er mich, den Ausweis zu unterschreiben, als Nachweis für meine Klubmitgliedschaft. Zu Hause erzähle ich meiner Mutter davon, die sich nicht gerade wenig darüber aufregt.
"Aber was hast du unterschrieben? Du bist sechs Jahre alt!" Letztlich zerreißt sie ihn.
In Wirklichkeit gibt es nichts zu befürchten, die Unterschrift hat keine rechtliche Bedeutung, es ist bloß eine gelebte Praxis, um die Kinder emotional an den Klub zu binden, in dem sie aufwachsen. Herr Trillò will mich nicht binden, sagt dies auch meiner Mutter, die protestierend bei ihm auftaucht, mit tiefer Stimme und einem verschwörerischen Ton: "Signora Totti, Ihr Sohn besitzt etwas Spezielles. Wenn er Fußball spielt, ist er nicht ein Kind wie jedes andere, und er ist auch nicht bloß besser. Er ist wahrlich etwas anderes."
Er rät dazu, mich in einem Klub unterzubringen, der mehr wettkampforientiert agiert, die Fortitudo operiert nur im Viertel.
Die Gelegenheit ergibt sich, als ein anderer Verein, SMIT Trastevere, ein Probetraining für Jungs in meinem Alter organisiert. Wir schreiben Oktober 1985, ich bin eben neun Jahre alt geworden und Esordiente, Anfänger. Gemeinsam mit Angelo (auch er spielt noch bei Fortitudo) werde ich zum Test eingeladen. In der ersten Halbzeit sitzen wir auf der Ersatzbank, und ich frage mich, wozu wir eigentlich hergekommen sind. Nach der Pause kommen wir zum Einsatz, ich beginne sofort mit meinen Tricks, wohl wissend, dass die Zeit limitiert ist. Auch Angelo, der Mittelstürmer spielt, kommt gut mit seiner Rolle klar. Nach Spielende kommt der Verantwortliche des Castings auf uns zugelaufen. Er strahlt wie ein Junge, der unterm Weihnachtsbaum das erhoffte Geschenk erspäht hat: "Wir nehmen euch beide." Meine Begeisterung schießt zum Himmel, jene von Angelo weniger. Wir gehen unter die Dusche, ich mache ihn darauf aufmerksam, dass die Schließfächer und Kleiderbügel aus Metall und nicht wie bei Fortitudo aus Holz sind. Ich suche einen Aufhänger, um ihn zu einem Ja zu bewegen, aber letztlich verzichtet er. SMIT trainiert auf Platz 65 San Tarcisio, unter der Marconi-Brücke, es ist also ein schönes Stück entfernt von zu Hause, aber mir genügte dieses Casting, um zu erkennen, dass damit der nächste Schritt vorwärts vollzogen war. Sollte Angelo nicht mitkommen wollen, müsste ich mich von ihm trennen. Natürlich nur, was die Mannschaft betrifft, ansonsten werden wir immer ein Team bleiben. Wichtig ist, dass es mir durch die Verlockung, die der Fußball auf mich ausübt, erstmals auch gelingt, auch die Bremse der Schüchternheit etwas zu lösen. Angelo gibt mir mit seiner Unverfrorenheit an meiner Seite Sicherheit. Meiner Leidenschaft eine Perspektive zu geben, zählt für mich aber nun mehr. Mit neun Jahren bin ich noch ein Kind, aber ich erkenne zum ersten Mal, dass der Traum, ein großer Fußballer zu werden, realistisch werden könnte. Oder zumindest, dass vieles von mir abhängt.
Ich bleibe nur knapp ein Jahr bei SMIT - eine wertvolle Erfahrung, weil es für mich den Einstieg in den Hochleistungssport darstellt. Ich erinnere mich an alles. Das erste Spiel gegen Spes Omi, 0:0; der erste Sieg gegen Tre Fontane; das erste Tor bei strömendem Regen gegen l'Ina Casa, ein Schuss von Mitspieler Scano, den der Tormann zunächst abwehrt, ich reagiere am schnellsten, um abzustauben; die ersten Gratulationen des Gegners für ein erzieltes Tor gegen Agip Petroli, drei Verteidiger ausgespielt und den herausstürzenden Torhüter bezwungen. Schlicht, die Steigerung erfolgt schnell und heftig. Und mein Name beginnt die Runde zu machen.
In jenem Jahr betrete ich auch erstmals das Trainingszentrum in Trigoria, für einen jungen Roma-Fan wie mich ruft das Hauptquartier der Giallorossi enorme Emotionen hervor. SMIT wird zum Turnier Primi Calci eingeladen. Wir gewinnen zwei Spiele und verlieren das Finale, aber ich profitiere in erster Linie davon, jeden Winkel des Geländes erkunden zu können. Ein weiteres Turnier, das eine Erwähnung verdient, ist jenes von Maccarese, weil wir es gewinnen und ich zum besten Spieler gewählt werde. Es ist der letzte Erfolg mit SMIT - Lodigiani ist kurz davor, in mein Leben zu treten. Doch ich erinnere mich an die Feier mit unserem Trainer, Carlo Barigelli, der ein Freund meines Vaters ist. Er war es, der den Test bei SMIT organisiert hatte. Lodigiani war nach den beiden großen, AS Roma und Lazio, der dritte Klub in Rom, die Liste jener Spieler, die es aus der Jugend kommend bis in die Serie A geschafft haben, ist lang. Ich lasse mir sagen, dass es der Königsweg wäre, um herauszuragen. Beim Casting spiele ich keine einzige Minute. Es gibt schlicht keine Notwendigkeit. Sie lassen mich zum Aufwärmen einige Tricks zeigen, stoppen mich aber bald: "Sehr gut, Francesco, du bist der, von dem sie uns erzählt haben. Wir nehmen dich."
Die bestimmende Person ist Rinaldo Sagramola, während meiner Profikarriere war er später Sportdirektor bei zahlreichen Klubs der Serie A. Ich vertraue mich zwei Trainern an, Emidio Neroni und Fernando Mastropietro: Ich spielte zunächst mit den Esordienti und dann in der nächsten Altersstufe, bei den Giovanissimi, den 12- bis 14-Jährigen, in Erwartung einer anständigen physischen Entwicklung - denn ich bin noch immer der Gnom. Neroni postiert mich vor die Abwehr, als Spielmacher im Mittelfeld, in der Praxis ein kleiner Pirlo. Eine Rolle, die mir sehr viel Spaß bereitet, weil ich lange und präzise Bälle spielen kann und so pro Spiel zehn Torchancen vorbereite. Aber als ich letztlich zu wachsen beginne, beordert mich Mastropietro nach vorne, mit einer Miene, die dir zu verstehen gibt, dass die Spielstunde vorüber ist. Erste Spitze sogar: Ich erziele 40 Saisontore (und inzwischen berühren die Torhüter die Latte) und ahne, dass ich bald auch Lodigiani verlassen werde müssen, ich bin auch hier sozusagen jenseits von Gut und Böse. Nicht zufällig gaben mir weder Neroni noch Mastropietro die Nummer 10, wissend, dass ich sie gerne gehabt hätte. Immer und nur die 8. Der Grund, wie sie später erklärten, lag darin, dass der Druck auf mich einen derart schwindelerregenden Rhythmus annehmen könnte, dass es mir am Ende den Kopf verdrehen würde: Die Nummer 10 riskierte, das Werk zu vollenden. Neroni besteht darauf, dass ich lernen sollte, Fouls zu ertragen. Weil ich laut ihm bestimmt dafür sei, einige auszufassen, und nie war eine Prophezeiung zutreffender. Manchmal diskutieren wir darüber, denn die Tritte kommen auf eine Weise, dass sie mir geplant erscheinen, aber er behält recht: Ich werde weniger wehleidig. Einfach gesagt, beginne ich, mit meinem Talent zurechtzukommen.
In diesem Alter ist der Druck vor allem eine Frage von Erwartungshaltungen, aber ich hatte seit den Schulturnieren gelernt, damit umzugehen. Als das Motto der Trainer lautete: "Ball zu Totti und alle nach vorne." Gewiss, nach einigen Spielen wirst du dir sowohl der veränderten Manndeckung bewusst - ich hatte immer zwei Gegenspieler um mich, sollte ich ihnen entkommen, war zu jener Zeit auch noch der Libero zu überwinden -, als auch den missbilligenden Blicken der gegnerischen Eltern: Ein Mix aus der Zufriedenheit, Aktionen auf hohem Niveau im Spiel zu sehen, und der Wut, dass diese Aktionen nicht jene des eigenen Sohnes oder zumindest eines Mitspielers, sondern eines Gegenspielers waren. Und dann gab es noch unsere Eltern, die einen Höllenlärm erzeugten. Auf meine, ruhig und zurückhaltend, traf dies weniger zu, vielmehr auf andere: Der Vater von David Gubilato - ein Mitspieler aus jener Zeit, der später Profi wurde - zuckte wegen meiner Tricks regelmäßig vor Begeisterung aus. Man hörte nur ihn, und das sorgte allgemein für Heiterkeit. Nebenbei: Im...
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