Schweitzer Fachinformationen
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Ich wollte nie nur deswegen finanziell unabhängig sein, um mich zur Ruhe setzen zu können. Ich arbeite gerne und ich liebe meinen Beruf. Es ging mir darum, die Wahl zu haben. Es ging mir darum, »nein« sagen zu können. Es ging mir darum, genug »Du kannst mich mal«-Geld zu haben und frei zu sein.
Im Alter von 13 Jahren habe ich angefangen zu arbeiten; sogar früher, wenn man die Zeit mitzählt, in der ich Fliegenklatschen an der Haustür verkaufte und Pfandflaschen am Straßenrand aufsammelte. Meistens habe ich gerne gearbeitet und ich habe es immer geliebt, wenn ich bezahlt wurde.
Es lag schon immer in meiner Natur zu sparen. Zu sehen, wie mein Geld sich vermehrt, fasziniert mich. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es mir im Blut. Vielleicht hat mich meine Mutter dazu gebracht, die mir von einem roten Cabrio erzählt hat, das ich mir mit 16 Jahren würde leisten können. Aber das sollte nicht sein.
Mein Vater wurde vor meinem 16. Geburtstag krank und wenig später musste er sein Geschäft aufgeben. Mit meinen Ersparnissen finanzierte ich das College und ich lernte, dass wir in einer finanziell unsicheren Welt leben. Rote Cabrios kamen erst später. Bis heute erstaunt es mich, wenn ich von einem Mann in mittleren Jahren lese, der nach 20 Jahren seinen Arbeitsplatz verliert und unmittelbar danach pleite ist. Wie kann man zulassen, dass einem so etwas passiert? Das kommt dabei heraus, wenn man es nicht schafft, sich Geld zunutze zu machen.
Lange bevor ich den Ausdruck kannte, wollte ich »Du kannst mich mal«-Geld haben. Wenn ich mich recht entsinne, stammt der Ausdruck aus dem Roman Noble House Hongkong1 von James Clavell. Als ich ihn gelesen hatte, hatte ich ein klares Ziel vor Augen und einen treffenden Namen dafür.
In dem Roman bemüht sich eine junge Frau, ihr eigenes »Du kannst mich mal«-Geld zusammenzubekommen. Damit meint sie das Geld, das man braucht, um von anderen vollkommen unabhängig zu sein und mit seinem Leben und seiner Zeit genau das tun zu können, was man will. Sie ist hinter 10 Millionen Dollar her, viel mehr, als man braucht, um finanziell unabhängig zu sein. Zumindest gilt das für mich. Es hilft sehr, wenn man ein bisschen wie der Mönch ist.
Noch etwas anderes fand ich sehr schnell heraus: Für finanzielle Unabhängigkeit ist es mindestens genauso wichtig, bescheiden leben zu können, wie eine Menge Geld zu haben. Das macht mein Gleichnis vom Mönch und vom Minister sehr deutlich.
Anders als im Roman bedeutet für mich genug »Du kannst mich mal«-Geld nicht unbedingt so viel, dass man davon bis ans Ende seiner Tage leben kann. Manchmal reicht es aus, sich eine kurze Auszeit zu nehmen. Ich nahm meine erste im Alter von 25 Jahren, nachdem ich es geschafft hatte, die fürstliche Summe von 5000 Dollar zu sparen, was mir nach zwei Jahren Arbeit für 10 000 Dollar pro Jahr gelang. Es war mein erster »qualifizierter« Job und bis ich ihn gefunden hatte, musste ich nach dem College zwei lange Jahre hart arbeiten. Aber ich wollte reisen und mich ein paar Monate in Europa herumtreiben. Ich ging zu meinem Chef und bat ihn um vier Monate unbezahlten Urlaub. So etwas gab es damals nicht und er sagte Nein.
In jenen Tagen hatte ich keine Ahnung davon, dass man über Arbeitsbedingungen verhandeln konnte. Man bat um etwas; der Arbeitgeber entschied und antwortete; und das war's dann.
Ich ging nach Hause und dachte ungefähr eine Woche über die Sache nach. Obwohl ich meine Arbeit mochte und obwohl ich dachte, dass es schwer werden würde, einen neuen Job zu finden, entschloss ich mich zu kündigen. Dann passierte etwas Seltsames: Mein Chef sagte: »Übereilen Sie nichts und lassen Sie mich zuerst mit dem Unternehmensinhaber reden.«
Alles klärte sich und wir einigten uns auf einen unbezahlten Urlaub von sechs Wochen, den ich damit verbrachte, Irland und Wales mit dem Fahrrad zu erkunden.
Mir war zwar anfangs nicht klar, dass man über solche Dinge reden kann, aber ich lernte das ziemlich schnell. Ich bat bei dieser Gelegenheit für die Zukunft um einen Monat Urlaub pro Jahr, der mir auch bewilligt wurde. So kam ich im nächsten Jahr nach Griechenland. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: »Du kannst mich mal«-Geld verschaffte mir nicht nur die Mittel für solche Reisen, sondern auch die Möglichkeit, meine Arbeitsbedingungen aushandeln zu können. Ich würde niemals mehr ein Sklave sein.
Seit damals habe ich vier Jobs gekündigt und bin selbst einmal an die frische Luft gesetzt worden. Ich habe mir Auszeiten genommen, die zwischen drei Monaten und fünf Jahren lang waren. Ich habe das gemacht, um den Beruf zu wechseln, um ein Unternehmen zu kaufen, um zu reisen und - das eine Mal, als ich gekündigt wurde - ohne jeden Plan. Das letzte Mal habe ich meinen Job 2011 aufgegeben, dieses Mal in der Absicht, mich zur Ruhe zu setzen. Aber wer weiß? Ich liebe es, bezahlt zu werden.
Meine Tochter wurde während einer dieser unbezahlten Auszeiten geboren. So etwas passiert, wenn man genug Zeit hat . Sie ist jetzt erwachsen und hat ihren Vater erlebt, als er 18-Stunden-Arbeitstage hatte und nie zu Hause war und als er spät aufstand und den ganzen Tag faulenzte. Aber sie wusste immer, dass das, was ich gerade tat, meistens genau das war, was ich tun wollte.
Ich denke, dass diese Erfahrung sie gelehrt hat, was es wert ist, Geld zu haben, und wie viel Spaß Arbeit machen kann, wenn man nicht ihr Sklave ist.
Als sie zwei Jahre alt war, ging ihre Mutter wieder zur Uni. In dieser Zeit war ich auf der Suche nach einem Unternehmen, das ich kaufen konnte, und ich hatte sehr viel freie Zeit.
Während meine Frau an den Abenden die Universität besuchte, verbrachten meine Tochter und ich endlose Stunden damit, den König der Löwen immer und immer wieder anzuschauen. Wahrscheinlich habe ich diesen Film öfter gesehen als alle anderen Filme zusammen. Wir lachen noch immer, wenn wir uns an die Türme aus Teetassen und an die Blockhütten erinnern, die wir gebaut haben. Aus diesen gemeinsam verbrachten Stunden entstand ein enges Verhältnis zwischen uns, das uns beiden viel wert ist.
Obwohl ich damals kein regelmäßiges Arbeitseinkommen hatte, beschlossen wir, dass meine Frau ihren Job aufgeben und als Hausfrau und Mutter daheimbleiben sollte. Ihr gefiel zwar die Idee, aber es war sehr schwer für sie. Wie ich hatte sie seit ihrer Kindheit gearbeitet und dies sehr gerne getan. Ihr kam es vor, als ob sie ohne einen Job nichts zu unserem Leben beitragen würde.
»Wir haben genug >Du kannst mich mal<-Geld«, sagte ich zu ihr. »Wir brauchen keine Luxusautos oder ein größeres Haus. Wenn du weiterarbeiten würdest, was könnten wir uns von dem Geld kaufen, das mehr wert wäre als die Zeit, die du daheim mit unserer Tochter verbringen kannst?«
So gesehen war die Entscheidung einfach. Sie gab ihren Job auf. Es war bei Weitem der beste »Kauf«, den wir je machten. Natürlich bedeutete das auch, dass wir kein Arbeitseinkommen hatten. Trotzdem wuchs während der drei Jahre, in denen keiner von uns arbeitete, unser Nettovermögen. Damals erkannten wir zum ersten Mal, dass wir mehr erreicht hatten, als nur »Du kannst mich mal«-Geld zu haben. Wir waren vollständig finanziell unabhängig geworden.
Was mich anging, so gelang es mir nicht, ein Unternehmen zu finden, das ich hätte kaufen wollen. Aber durch diese Suche kam ich dazu, als Berater zu arbeiten, und nach ein paar Jahren stellte mich einer meiner Kunden ein und zahlte mir mehr, als ich vor Jahren in meinem letzten Job verdient hatte. Wie man sieht, kann sich in Amerika ein Fehlschlag am Ende doch noch auszahlen.
Als wir nach New Hampshire zogen, begann meine Frau, ehrenamtlich in der Bücherei der Grundschule zu arbeiten, in die unsere Tochter ging. Die Arbeitszeiten meiner Frau passten natürlich perfekt zu den Unterrichtszeiten meiner Tochter. Nach ein paar Jahren bot die Schule meiner Frau eine bezahlte Stelle an. Es war zwar kein Job in der freien Wirtschaft, so wie sie es bisher gewohnt war, aber sie hatte keinen Stress und der Job machte ihr Spaß. Sie hat es nie bereut.
Während der 34 Jahre, die wir nun verheiratet sind, hat meistens mindestens einer von uns beiden gearbeitet. Dadurch waren wir immer krankenversichert. Während der frühen 1990er-Jahre, als wir beide gleichzeitig ein paar Jahre keinen Arbeitgeber hatten, schlossen wir eine Notfallkrankenversicherung mit hoher Selbstbeteiligung ab. Nach dieser langen Zeit erinnere ich mich nicht mehr an die Einzelheiten. Aber heute würden wahrscheinlich ohnehin andere Konditionen gelten. Aber so eine Art von Versicherung würden wir uns aussuchen, wenn meine Frau sich entscheiden würde, mit dem Arbeiten aufzuhören, bevor wir beide 65 sind und Medicare in Anspruch nehmen können.2 Aber bis jetzt arbeitet sie gerne mit den Kindern in ihrer Schule und sie genießt es, dass sie viel freie Zeit für unsere Reisen hat.
Wie ich später...
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