Schweitzer Fachinformationen
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Langsam glitt die Spitze seines Schwertes zwischen ihr Spitzenmieder, und mit jedem Atemzug öffnete ihre bebende Brust es ein bisschen weiter und enthüllte mehr von ihrem darunter verborgenen milchweißen Fleisch .
»Mum.«
»Bitte, Captain, wenn Ihr ein Gentleman seid, dann - oh, bitte .«, flehte Eliza, deren Herz sowohl von Angst als auch von uneingestandener Sehnsucht erfüllt war, als der düstere Blick des Captains über ihre zierliche Gestalt wanderte.
»Mum?«
»Jetzt seid Ihr mein«, sagte er mit einer Stimme, die vor Verlangen ganz heiser war. »Genau wie dieses Haus jetzt mein ist, genau wie es dieses Schwert immer war!« Eliza rang nach Luft, und ihre Augen weiteten sich beim Anblick der anschwellenden Waffe des Captains. »Freundet Euch mit dem Gedanken an, dass Ihr mein seid und dass ich möchte, dass Ihr mir zu Willen seid, zuerst körperlich, dann auch mit dem Herzen .«
»Mu-uuum!«
Ellen fuhr hoch, als die Stimme ihres Sohnes sie schließlich aus dem siebzehnten Jahrhundert und der abgedunkelten Kammer mit der verriegelten Tür riss, in der ein junges puritanisches Mädchen gerade von ihrem verwegenen royalistischen Entführer vergewaltigt werden sollte, und sie wieder an ihren Küchentisch in Hammersmith zurückbrachte. Als sie Charlie neben sich stehen sah, schob sie einen Hefter über das neueste Manuskript von Allegra Howard, das ihr von dem Verlag, für den sie freiberuflich arbeitete, zum Korrekturlesen zugeschickt worden war, und blickte ihren Sohn an.
»Ja, mein Lieber?«, fragte sie freundlich.
»Was bedeutet hier >anschwellend<?«, fragte Charlie neugierig und mit großen Augen. Ellen wand sich. Wie lange hatte ihr elf Jahre alter Sohn da gestanden und über ihre Schulter hinweg mitgelesen?
»>Anschwellend?< Das bedeutet . hm, schnell wachsend oder keimend, wie . wie, na ja, wie Knospen im Frühling.«
»Wie kann eine Waffe, zum Beispiel ein Schwert, denn anschwellen?«, wollte Charlie wissen, der sie mit seinen blauen Augen ansah und den Blickkontakt hielt. »Es ist doch aus Stahl, oder? Aus hartem Stahl. Stahl schwillt nicht an.«
»Offenkundig nicht!«, pflichtete Ellen ihm bei. »Das muss ich korrigieren! Ich weiß nicht . diese Autoren, die haben keine Ahnung von Metaphern. Ich schwöre dir, das würde ich selbst besser hinbekommen. Und, was willst du zum Abendessen haben?«, fragte Ellen, obwohl sie die Antwort kannte, weil sie jeden Tag gleich ausfiel.
»Möglicherweise ist es eine Metapher«, sagte Charlie beiläufig und lockerte seine Schulkrawatte. »Vielleicht nutzt die Autorin das anschwellende Schwert ja zum Beispiel als Metapher für die Erektion des Mannes.«
»Charlie!«, rief Ellen aus und verschränkte die Arme über dem anstößigen Manuskript, als könnte sie damit verhindern, dass es weitere Indiskretionen preisgab.
»Was ist?«, sagte Charlie. »Ich spreche mit dir doch nur über Literatur, Mum.«
»Charlie, du bist erst elf . du solltest nicht reden über .«
»Erektionen?«, wiederholte Charlie. »Ich sollte mit meiner Mutter nicht über Erektionen reden? Mit wem denn sonst?«
Ellen machte den Mund auf und schloss ihn wieder, weil ihr keine Antwort einfiel. Der Gedanke »Wenn Nick bloß da wäre« schoss ihr nun mindestens zum tausendsten Mal seit seinem Tod vor elf Monaten durch den Kopf. Aber Nick war nicht da, und Ellen musste endlich lernen, ohne ihn zurechtzukommen - etwas, was sie glaubte, immer wieder neu lernen zu müssen.
»Na ja, weil du erst elf bist und ich mir nicht sicher bin, ob das für einen Jungen in deinem Alter das Richtige ist .«
»Ich bin fast zwölf«, erinnerte Charlie sie.
»Du hast erst in zwei Monaten Geburtstag, Charlie. Wünsch dich nicht älter, als du bist .«
Die beiden schauten sich eine Sekunde an, und ein unausgesprochener Gedanke hing zwischen ihnen.
»Die Mutter von James Ingram redet mit ihm die ganze Zeit über Sex«, forderte Charlie sie heraus und überbrückte mit geübter Leichtigkeit die Kluft zwischen ihnen. »James Ingrams Mutter hat ihm gesagt, dass er sie alles fragen kann, und sie ist Buchhalterin. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt nicht mit der Lektüre von Pornos, wie du.«
»P.! Charlie, du weißt genau, dass ich nichts dergleichen lese. Ich redigiere, wie du weißt, Liebesromane für Cherished Desires. Und wenn . wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du natürlich jederzeit zu mir kommen.« Ellen spürte, dass ihre Wangen rot anliefen. »Gibt es etwas . worüber du mit mir reden willst? In Sachen Sex?«
Charlie sah sie lange an, und Ellen entdeckte schließlich das verschmitzte Funkeln in seinen ansonsten ausdruckslosen Augen.
Er neckte sie auf eine Weise, wie er es immer getan hatte. Todernst und gleichzeitig gewürzt mit Humor und etwas, was Ellen häufig für Verärgerung hielt. Oder vielleicht war es Frustration, denn er veränderte sich so rasch, dass es ihr häufig nicht gelang, mit ihm Schritt zu halten.
»Hm - nein - das wäre zu gruselig!«, antwortete Charlie grinsend. »Und ich halte James Ingram sowieso für einen Freak.«
Wie würde Nick darüber lachen, dachte Ellen. Er würde am Abend zwischen neun und zehn Uhr von der Arbeit nach Hause kommen, und sie würden in der Küche stehen, er gegen die Arbeitsplatte gelehnt, während sie für ihn kochte, und er würde lachen und etwas sagen wie: »Typisch mein Sohn.« Mit einiger Mühe unterdrückte Ellen ihre Tränen und lächelte Charlie an.
»Und, wie war es heute in der Schule?«
»Wie immer, aber ich muss die schriftliche Erlaubnis abgeben, du weißt schon, für die Klassenreise zum Skifahren . darf ich jetzt mit oder nicht?«, fragte er, und Ellen wurde klar, dass sie die direkteste Frage zum Thema Sex, die ihm in den Sinn kommen konnte, dieser hier vorgezogen hätte.
»Tja, Charlie . die Sache ist die .«
Ellen lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und fragte sich, wie sie ihm nur beibringen sollte, was sie selbst noch immer nicht recht begriff. Sie und Charlie waren pleite.
Nicks Steuerberater, Hitesh, war kurz vor Mittag vorbeigekommen. In den vergangenen Monaten hatte er sie regelmäßig besucht und sich Ellen zuliebe bemüht, das finanzielle Chaos zu ordnen, das Nick ihr unwissentlich hinterlassen hatte. Ellen war Hitesh unendlich dankbar dafür, vor allem, weil keiner von ihnen wusste, ob und wie sie ihn jemals für die viele Zeit, die er ihr opferte, würde entlohnen können. Er hatte ihr am Telefon mitgeteilt, dass sie, da jetzt zumindest ihre Angelegenheiten geregelt werden konnten, versuchen sollte, sich zu erinnern, ob sie nicht noch irgendwelche Geldanlagen oder Ersparnisse besaß. Ellen hatte sich an nichts dergleichen erinnern können. Um die Geldangelegenheiten hatte sich immer Nick gekümmert, Nick hatte sich um alles gekümmert.
Als Hitesh wieder gegangen war, hatte sie sich ein Käsesandwich sowie eine Tasse Tee gemacht und hatte lange am Tisch gesessen und, ohne wirklich etwas zu sehen, den Stapel gespülter Töpfe angestarrt, die wie ein lange verlorener Schatz auf dem Abtropfbrett glänzten.
Sie hatte zwei Möglichkeiten: Die Situation anzugehen, wie Hitesh ihr geraten hatte, sich ihr Einkommen und ihre Ausgaben anzuschauen, um genau zu erkennen, wie schlimm ihre Lage war, oder den ersten ihr vorliegenden Teil des jüngsten Romans von Allegra Howard, Das aufgerichtete Schwert, zu Ende zu lesen.
Ellen hatte das Manuskript mitten im Kapitel niederlegen müssen, als Hitesh gekommen war. Sie war gezwungen gewesen, sich gerade in dem Moment von der Geschichte loszureißen, als die temperamentvolle, und doch unschuldige Heldin, die begehrenswert war, ohne sich dessen bewusst zu sein, die junge Eliza Sinclair, Nichte eines Anhängers der Parlamentarier, von dem ungestümen, dennoch überaus gut aussehenden, brutalen und und doch verletzlichen Captain Rupert Parker in ihrem eigenen Heim festgehalten wurde, nachdem die Royalisten das Haus ihres Onkels für den König beschlagnahmt und sämtliche Bewohner gefangen genommen hatten. Der Captain, der vom ersten Augenblick an von der dunkelhaarigen, blauäugigen Eliza verzaubert war, bewunderte ihre makellose Schönheit, insbesondere ihre wohlgeformten, üppigen Brüste unter ihrem bescheidenen puritanischen Kleid. Da er sein Verlangen nicht unter Kontrolle halten konnte, hatte er beschlossen, sich seine Gefangene zu Willen zu machen, trotz ihrer Proteste und vergeblichen Versuche, ihm zu entkommen. Ellen war gezwungen gewesen, genau in dem Moment ihre Lektüre zu unterbrechen, als die Eichenstufen unter seinen Schritten ächzten und knarrten, während Eliza, die hilflos und allein hinter einer verschlossenen Tür in der Falle saß, angstvoll abwartete. Es hatte Ellen fast umgebracht, diesen Abschnitt nicht fertig lesen zu können.
Deshalb war ihr, nachdem Hitesh gegangen war, die Entscheidung leicht gefallen, und innerhalb weniger Sekunden hatte sie sich in der Hitze dieser verschlossenen Kammer wiedergefunden und mit Eliza gekämpft, um sich gegen ihr kaum verständliches Verlangen nach einem Mann zur Wehr zu setzen, den sie eigentlich hätte hassen müssen, nach dem sie sich aber dennoch verzehrte.
Dann hatte Charlie über Erektions-Metaphern geredet und sie nach der Klassenreise zum Skifahren gefragt, und Ellen...
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