Schweitzer Fachinformationen
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1.
Christopher Swann lenkte seinen Wagen vorsichtig auf die urige alte Brücke, die über den Bach führte. Zwischen den verwitterten Sandsteinmauern war nur Platz für ein Auto, aber an einem ruhigen Dienstagmorgen wie diesem war es eher unwahrscheinlich, dass ihm ein anderes Fahrzeug entgegenkam. Nach wenigen hundert Metern erreichte er das Dorf Wetherby Pond. Beim Geräusch seines Motors (der nicht sonderlich laut war, handelte es sich doch um einen Hybridantrieb) ergriffen die Enten am gleichnamigen Weiher mit entrüstetem Quaken die Flucht. Christopher folgte dem Sträßchen, das um den See herumführte, und registrierte mit wachsendem Erstaunen das alte Postamt, die rote Telefonzelle vor dem Dorfladen, die schmucken Cottages mit ihren Reetdächern, den betagten Dörfler, der auf einer knorrigen Eichenbank saß und die Times las. Obwohl Wetherby Pond für seine malerische Unberührtheit bekannt war, konnte Christopher seinen Augen kaum trauen. Ihm war, als hätte es ihn in einen vergessenen Winkel Englands verschlagen, einen unwirklichen Ort, der völlig aus der Zeit gefallen schien und eher an die Kulisse eines Films aus den Fünfzigerjahren erinnerte. Er fuhr weiter die Dorfstraße entlang und bog dann langsam in eine der Parkbuchten vor dem gut erhaltenen Gasthaus aus dem 17. Jahrhundert ein, das noch seinen ursprünglichen Namen trug: The Fresh Lettuce.
Er machte den Motor aus und blieb einen Moment im Wagen sitzen, um sich zu sammeln, denn die Fahrt war nicht ohne Zwischenfall verlaufen. Tatsächlich wäre er auf dem Weg nach Wetherby Pond beinahe in einen schlimmen Unfall verwickelt worden. Es war auf der kurvenreichen Steigung passiert, die zum Fish Hill hinaufführte, gleich außerhalb von Broadway, im Vale of Evesham. Christopher hatte gerade eine der Haarnadelkurven genommen, als ein anderes Fahrzeug ihn so riskant überholte und so knapp vor ihm einscherte, dass er beinahe von der Straße gedrängt worden wäre, und zwar genau an der Stelle, an der es auf der linken Seite mehrere hundert Meter steil nach unten ging. Der Vorfall hatte Christopher einen ordentlichen Schrecken eingejagt, und er hatte am Straßenrand angehalten, wo der Fahrer eines weißen Lieferwagens, der dicht hinter ihm gefahren war und alles gesehen hatte, ihm etwa zehn Minuten lang Gesellschaft leistete, bis er sich wieder gefasst hatte. Die Menschen konnten sehr freundlich sein, aber auch rücksichtslos und gemeingefährlich. Keine dieser beiden Erkenntnisse war neu, aber an diesem Morgen hatten ihn beide mit ungewöhnlicher Wucht getroffen, und er dachte auch jetzt darüber nach, während ihn die klare, wohltuende Atmosphäre dieses schönen alten englischen Dorfes allmählich beruhigte. Nach einer Weile hatte er sich so weit erholt, dass er sein Glück in dem Pub versuchen konnte.
"Funktioniert dieser Fernseher?", fragte Christopher, während der Wirt ihm ein Pint von dem dunklen, kupfernen Bitter Thruxton's Old Undrinkable zapfte, das aus der Gegend stammte. Er wies mit dem Kinn auf das Fernsehgerät, das über dem Shove-ha'penny-Spielbrett an der Wand hing.
"Allerdings", sagte der Wirt. "Aber um diese Zeit läuft er nie."
"Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mir die Nachrichten anschaue?" Diese Bitte schien den Wirt zu verblüffen, daher fügte Christopher hinzu: "Immerhin ist heute ein besonderer Tag."
"Ach ja?", sagte der Wirt und griff nach der Fernbedienung, die in einem Regal neben der Zapfanlage lag. Er hatte offenbar keine Ahnung, was Christopher meinte. "Was is'n so besonders?"
Er schaltete den Fernseher ein, und kurz darauf erschien Downing Street No. 10 auf dem Bildschirm.
"Wir haben eine neue Premierministerin", erklärte Christopher.
"Soso. Und wer soll das sein?"
"Das wissen Sie nicht?"
"Nö", sagte der Wirt und fing an, mit einem Lappen die Theke zu wischen. "Ist mir auch wurscht, um ehrlich zu sein."
"Aber", entgegnete Christopher, "ob es uns gefällt oder nicht, es betrifft uns doch alle, wer die Regierung anführt."
"Ich weiß nich' mal, wer von denen grad regiert", sagte der Wirt. "Und wissen Sie, warum mich das kein bisschen juckt?" Er klatschte den nassen Lappen auf den Tresen und schickte ein paar Wassertropfen in Christophers Richtung. "Weil ich . MICH . SELBST . REGIERE."
Damit drehte er sich um, verschwand durch eine Tür und überließ Christopher diesem bemerkenswerten Statement und sich selbst.
Allerdings blieb der Gast nicht lange allein, denn nun erschien Liz Truss vor Downing Street No. 10. Sie trat ans Mikrofon und richtete ihre gewohnt ungeschliffenen Worte an die Nation.
Soeben, sagte sie, hat mich Ihre Majestät freundlicherweise mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Ich möchte meinem Vorgänger Anerkennung zollen. Boris Johnson hat den Brexit und den Covid-Impfstoff geliefert und der russischen Aggression die Stirn geboten. Er wird als ein ungemein gewichtiger Premierminister in die Geschichte eingehen.
"Da hat sie recht", sagte eine Stimme hinter Christopher.
Er wandte sich um und sah, dass zwei Männer das Pub betreten hatten. Der eine studierte die Speisekarte, der andere setzte sich neben ihn auf einen Barhocker und blickte mit mäßigem Interesse zum Fernsehbildschirm hinauf.
Es ist mir eine Ehre, diese Verantwortung in einer für unser Land so wichtigen Zeit zu übernehmen, sagte die neue Premierministerin gerade.
"Wie sieht's aus, Tom?", fragte der Mann, der auf die Speisekarte schaute. "Was vorweg, und dann 'n ordentliches Stew?"
Was das Vereinigte Königreich auszeichnet, so die Premierministerin weiter, ist unser grundlegender Glaube an Freiheit, an Unternehmertum und an Fair Play. Unser Volk hat immer wieder Ausdauer, Mut und Entschlossenheit bewiesen. Wir sehen uns derzeit einem starken globalen Gegenwind ausgesetzt, der durch Russlands abscheulichen Krieg in der Ukraine und die Folgen von Covid verursacht wird. Jetzt ist es an der Zeit, die Probleme anzugehen, die Großbritannien am Fortschritt hindern. Wir müssen Straßen, Wohnungen und Breitbandnetze schneller bauen. Wir brauchen mehr Investitionen und großartige Arbeitsplätze in jeder Stadt unseres Landes. Wir müssen die Familien entlasten und den Menschen helfen, im Leben voranzukommen. Ich weiß, dass wir in der Lage sind, diese Herausforderungen zu meistern.
Natürlich wird es nicht einfach, aber wir schaffen das.
"Jedenfalls legt sie sich mächtig ins Zeug", sagte Tom. "Ich mag Frauen, die zupacken."
"Du hast sie also gewählt?"
"Hab ich, ja. Das kleinere Übel."
"Die hätten Boris nicht zum Teufel jagen sollen. Dafür gab's keinen Grund."
"Stimmt. Überhaupt keinen."
Wir werden Großbritannien in eine aufstrebende Nation verwandeln, mit gut bezahlten Jobs, sicheren Straßen - ein Land, in dem jeder die Chancen bekommt, die er verdient.
"Du warst also heute Morgen drüben im Gutshaus?", sagte der Mann mit der Speisekarte zu Tom.
"Ja. Hab mich mal 'n bisschen umgesehen, für Seine Lordschaft. Er will überall neue Kabel haben."
Christopher spitzte die Ohren. Sein Interesse war schlagartig geweckt. Er tat sein Bestes, um seine Aufmerksamkeit zwischen der Rede auf dem Bildschirm und dem Gespräch am Tresen zu teilen.
Von heute an werde ich jeden Tag Maßnahmen ergreifen, um das zu erreichen.
"Es heißt, dass er Geldprobleme hat."
"Kannste laut sagen. Ziemlich große, wie's aussieht."
Gemeinsam mit unseren Verbündeten werden wir uns für Freiheit und Demokratie in der ganzen Welt einsetzen - in dem Bewusstsein, dass wir ohne Sicherheit im Ausland keine Sicherheit im eigenen Land haben können.
"Und was passiert mit dem Hotel?"
"Macht noch in diesem Jahr dicht, wenn du mich fragst."
Das war eine äußerst interessante Information, fand Christopher.
Als Premierministerin werde ich von Anfang an drei Prioritäten setzen.
Erstens werde ich Großbritannien wieder zum Laufen bringen. Ich habe einen mutigen Plan, um die Wirtschaft durch Steuersenkungen und Reformen anzukurbeln. Ich werde die Steuern senken, um harte Arbeit zu belohnen und das Wachstum und die Investitionen der Unternehmen zu fördern. Ich werde Reformen vorantreiben, damit das Vereinigte Königreich wieder wachsen und gedeihen kann.
"Es macht dicht, sagst du?"
"Hat nicht genügend Gäste."
"Und was ist mit der großen Veranstaltung diese Woche?"
"Die macht den Kohl auch nicht fett."
Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, um sicherzustellen, dass die Menschen nicht mit unbezahlbaren Energierechnungen kämpfen müssen, und wir werden dafür sorgen, dass Krankenhäuser, Schulen, Straßen und Breitbandnetze gebaut werden.
"Und was hat er vor?"
"Das Hotel schließen. Komplett renovieren. Als herrschaftliches Haus wieder eröffnen. Gartencenter, Teestuben. Bootsteich, Ponyreiten für die Kinder. Alles, was Geld einbringt."
Zweitens werde ich mich mit der Energiekrise befassen, die durch Putins Krieg verursacht wurde. Ich werde noch diese...
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