Schweitzer Fachinformationen
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Abby Ward lebt in einer Stadt, in der immer wieder Menschen verschwinden. Wenn man die Leichen findet, sind die Körper zerstückelt und auf bizarre Weise wieder zusammengenäht. Mit roten Fäden . Deshalb leben Abby und ihre jüngere Schwester Hope nach strengen Regeln, die sie schützen sollen - und dennoch passiert es: Hope wird entführt. Verzweifelt versucht Abby, sie zu finden. Und sie muss sich beeilen, bevor der Stitcher ihrer Schwester die Körperteile abtrennt. Ist der Mörder wirklich ein Mensch? Oder ist der Stitcher etwas Dunkleres, Übernatürliches? Die Spur führt hinab in die alten Stollen unter der Stadt.
Ein Horror-Thriller der australischen Bestsellerautorin, der tatsächlich unter die Haut geht.
Die Fans von Darcy Coates lieben es, wenn beim Lesen die kalten Finger der Angst die Wirbelsäule hinaufkrabbeln.
2
Abby schob nur noch rasch einen Zettel unter Hopes Tür hindurch, auf den sie geschrieben hatte, wo sie hingehen würde.
Das war eine ihrer Regeln: nicht weggehen, ohne jemandem Bescheid zu sagen.
Ihr silbernes Rad wartete an die Hauswand gelehnt auf sie. Sie lief damit zur Straße, stieg dann auf und fuhr auf die Hauptstraße zu.
Wenn jemand etwas Nettes über Doubtful, Illinois, sagen wollte, dann nannte er oder sie den Ort ein fahrradfreundliches Städtchen. Aber im Grunde war damit lediglich gemeint, dass Autos zu unzuverlässig waren. Die meiste Zeit über liefen sie, funktionierten wie erwartet. Aber manchmal würgte man den Motor ohne Vorwarnung einfach ab. Oder der Wagen kam abrupt zum Stehen, obwohl niemand auf die Bremse getreten war. Oder das Auto sprang schlichtweg nicht an.
Die Mechaniker im Ort schauten sich das betreffende Fahrzeug an und sagten: Es hat den Flattermann. Das war ihr Ausdruck dafür, dass sie keinen technischen Fehler finden konnten, der Wagen aber einfach nicht laufen wollte.
Und es waren ja nicht nur Autos. Telefone waren unzuverlässig. Straßenlaternen gingen plötzlich aus, Fernseher zeigten weißes Flimmern oder eine kranke Mischung aus zwei einander überlappenden Sendern, bei denen Ton und Bild zu einem doppelten Brei wurden.
In Doubtful gingen Dinge eben leicht kaputt.
Das galt allerdings nicht für Fahrräder. Reifengummis, Speichen und Backenbremsen brauchten keine Elektrizität, also ließ die zersetzende Wirkung des Ortes sie in Ruhe. Wenn man sicher sein wollte, dass man hier von A nach B kam, dann fuhr man Fahrrad.
Abbys Atem kam in heißen, hastigen Zügen, wirbelte in immer größeren Kreisen hinter ihr fort. Sie radelte schnell, spürte die Luft, die um ihren Körper strich wie in einem Trichter, während ihre Beine mit der Anstrengung immer wärmer wurden und sie sich in diesem Augenblick fühlte, als könnte sie schneller sein als die Dunkelheit, ihr davonfahren. Eine Laterne hinter ihr blinkte und erlosch dann, als wäre es eine Kerze, der man die Luft zum Brennen genommen hatte. Sie fuhr noch schneller.
Es war immer noch eine ganze Weile hin bis zur Morgendämmerung. Die Häuser rings um sie lagen im Dunkeln. Wenn kein Licht brannte, war es manchmal schwer zu sagen, in welchen davon Menschen im Schlaf lagen und welche seit Jahren verlassen waren.
Ein Schatten raste auf sie zu, war wie ein Phantom aus einer der Seitenstraßen aufgetaucht. Er flog näher heran, bis er neben ihr fuhr und sich ihrer Geschwindigkeit anpasste. Im aufscheinenden Licht der nächsten Laternen konnte sie sein dunkles Haar und die wilden, aufmerksam spähenden Augen erkennen. Rhys.
Sie wechselten einen Blick und konzentrierten sich dann wieder auf die Straße vor ihnen.
Geh nicht allein. Das war eine weitere Regel der Jackrabbits. Rhys hätte auch eine direktere Route zur Breaker Street nehmen können, aber er hatte stattdessen den längeren Weg gewählt, um mit Abby zu fahren.
Der Asphalt unter ihnen verschwand. Rhys trat mit genau derselben Kraft wie sie in die Pedale, und sie blieben gleichauf, kannten jede Kurve, bis das rostige Straßenschild aus der Düsternis auftauchte und die Breaker Street ankündigte.
Abbys Lunge brannte vor Anstrengung, aber es war ein guter Schmerz. Er sagte ihr, dass sie am Leben und in Bewegung war. Dass ihr Körper stark war. Sie ließ das Rad ausrollen und stützte dann einen Fuß auf, während sie die Straße hinaufstarrte.
Die Lichter blitzten rot und blau, erhellten den Asphalt und die verwaschen wirkenden Häuser. Sie zählte drei Streifenwagen und zwei Krankenwagen, alle schräg und hastig auf einem Rasen geparkt, der schon lange vertrocknet und von mickrigem, raschelndem Unkraut überwuchert war.
Breaker Street war eine Wohnstraße, grenzte aber direkt an eine Reihe gewerblicher Hallen: würfelförmige Gebäude mit vergitterten Fenstern und flachen Dächern. Die Bauten in dieser Gegend waren alle zur gleichen Zeit - Jahrzehnte bevor Abby geboren wurde - errichtet und dann vernachlässigt worden, um langsam herunterzukommen.
Rhys berührte sie sacht am Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, und nickte dann zu den Geschäften auf der anderen Straßenseite hinüber. Zwei Gestalten standen im Schatten der Gebäude. Riya, klein und starr, die Haare straff geflochten, hatte einen Arm erhoben, um sie herüberzuwinken. Direkt hinter ihr stand Connor, das lockige, flachsblonde Haar vom Schlaf zerzaust, während seine großen Zähne auf seiner Unterlippe kauten, um so seiner Nervosität Herr zu werden. Abby und Rhys überquerten schweigend die Straße, um sich zu den beiden anderen zu gesellen.
»Da ist eine Leiter«, flüsterte Riya, als sie drüben ankamen. Im hektisch wechselnden blau-roten Licht wirkte selbst ihr warmer Teint blass und fremd. Sie nickte zu der Werkstatt hinter ihnen. Dort wurden früher einmal Schilder gemalt, aber nun stand das Gebäude bereits seit mehr als einer Dekade leer. In den beschlagen aussehenden Fenstern hing immer noch Werbung und versprach 40 Prozent Rabatt auf alles. »Vielleicht können wir von weiter oben besser sehen.«
Rhys blickte die Eisenleiter hinauf, die an der rückwärtigen Wand des Gebäudes angeschraubt war. »Gut entdeckt«, sagte er.
Sie ließen die Räder an der Rückseite des Ladens stehen, wo es unwahrscheinlich war, dass man sie sehen würde. Die Firmen und Geschäfte entlang dieses Straßenabschnitts, direkt hier am Stadtrand, waren schon lange sich selbst überlassen worden. Rost fiel in Flocken von der Leiter, als Abby hinaufstieg, und die Wand war voller Risse, die im Zickzack den Steinkanten folgten, die unter dem Beton verborgen lagen wie die Landkarte einer geheimen Stadt. Sie erreichte das obere Ende und schwang die Beine über die halbhohe Dachmauer.
Das Flachdach war leer und unbewachsen, abgesehen von haufenweise verrottendem Laub in den Ecken und einem Stapel alter Kisten und zurückgelassener Möbel, die zum Wegwerfen gedacht gewesen waren, aber dann offenbar vergessen wurden. Die niedrige Mauer verlief einmal ringsherum wie eine Brustwehr, und Abby hielt den Atem an, als sie das Dach überquerte, um von der Vorderseite einen besseren Blick auf die Straße zu bekommen.
Auf der anderen Seite der Hauptstraße war an der Breaker Street eine Menge los. Abby ging in die Hocke und stützte die Arme auf die Brüstung, während ihre Freunde sich neben ihr niederließen.
Die Häuser entlang der Straße sahen aus, als wären sie alle derselben Backform entsprungen: Präriestil mit ausgetretenen Veranden und Fensterläden, ringsum jeweils ein Lattenzaun, sodass der allgegenwärtige Rasen in gleich große Portionen geteilt wurde.
Sie mochten einmal schön ausgesehen haben, aber die Breaker Street war längst dem Lauf der Zeit und der Gleichgültigkeit erlegen. Die Zäune sackten nach innen, und die Grasflächen hatten ihre Farbe verloren. In einem der Gärten ein Stück weiter war Kinderspielzeug liegen geblieben: Dreiräder und eine kleine Rutsche aus Plastik, von Unkraut überwuchert.
Die Polizeiautos parkten alle vor einem der schlimmsten Häuser. Auf dessen Veranda standen in regelmäßigen Abständen Töpfe, aber in keinem davon wuchs eine Pflanze. Die Fensterläden waren zerbrochen, einzelne Latten hatten sich daraus gelöst, und von der Hausverkleidung blätterte die Farbe ab, die schon lange ausgeblichen und nicht erneuert worden war.
Riya lehnte dicht an der Mauer, umfasste mit ihren kleinen Händen die gesplitterte Betonkante, ihr Gesicht angespannt. »Ich komme jeden Tag an diesem Haus vorbei«, sagte sie. »Ich habe da noch nie jemanden drin gesehen.«
Leer stehende Häuser waren nichts Ungewöhnliches in Doubtful. Grundstücke waren billig, aber es gab kaum Jobs, die neue Bewohner hätten anlocken können. Vergessene Zu verkaufen-Schilder standen überall im Ort, verwittert oder bereits umgekippt wie lockere Zähne, einfach aufgegeben und zurückgelassen.
Abby erinnerte sich, dass sie einige dieser leeren Gebäude hatte erkunden wollen, damals, als sie jung und scharf auf Abenteuer gewesen war. Sie hatte schnell gelernt, dass das keine gute Idee war. Es kam allzu oft vor, dass jemand in solchen Häusern Dinge fand.
Gestalten kamen aus dem Haus oder gingen hinein, Taschenlampen in der Hand. Die hinteren Türen des Krankenwagens standen offen, aber Abby konnte nicht sehen, ob da jemand drin war. Das meiste Gewusel schien Polizisten zu betreffen. Ihre Uniformen und Dienstmarken blitzten wieder und wieder im rot-blauen Licht auf, aber die Mützen waren zu tief ins Gesicht gezogen, um irgendeinen von ihnen zu erkennen.
Rhys hatte einen Unterarm auf die Mauer gestützt, während seine dunklen Augen über die Szenerie wanderten. »Denkt ihr, der Neue ist da, den sie angefordert haben?«
Einer der Deputys hatte die Stadt vor fast sechs Wochen verlassen, hatte seine Familie ins Auto gepackt und war abgezischt, ohne auch nur formell den Dienst zu quittieren. Die Stadt war gezwungen gewesen, einen von außerhalb einzustellen. Der Neue und seine Tochter waren offenbar erst vor wenigen Tagen hergezogen, aber Abby hatte bisher weder ihn noch sie gesehen.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, was für ein mieses Willkommen das wäre.«
Connor stöberte in dem Stapel zurückgelassenen Krempels herum, zog schließlich etwas heraus. Er hatte einen Klappstuhl aus Metall gefunden, ganz rot vor lauter Rost. Er schüttelte ihn, um ihn zu öffnen.
»Du holst dir bloß Tetanus«, kommentierte Riya bei den Geräuschen, die das...
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