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Nachdem ihre Mutter nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus liegt, müssen Tara und Kyle bei ihren Großeltern wohnen, die sie noch nie zuvor gesehen haben. May und Peter Folcroft scheinen zunächst warmherzig und ihr weitläufiges Haus am Waldrand wirkt idyllisch. Doch die Kinder werden das Gefühl nicht los, dass etwas sie beobachtet ... Als ein heftiger Sturm ihren Kontakt zur Außenwelt abschneidet und sie in dem verwunschenen Herrenhaus festsitzen, müssen die Geschwister einen Weg finden, sich vor ihren zunehmend unberechenbaren Großeltern zu schützen ... und vor den Geistern der Familie Folcroft, die das Haus heimsuchen. Neben dem Roman enthält dieser Band drei weitere Kurzgeschichten, die das ungewöhnliche Talent der jungen Autorin veranschaulichen. New York Journal of Books: »Die Autorin setzt eher auf Atmosphäre und Suggestion und bietet ein Feuerwerk der Spannung und des Unheimlichen.«
Ihr liebt Geistergeschichten? Dann lest die Romane von Darcy Coates. Ihre Fans lieben es, wenn beim Lesen die kalten Finger der Angst die Wirbelsäule hinaufkrabbeln.
1
Vorübergehend
Ein paar Regentropfen trafen auf die Windschutzscheibe und verflogen innerhalb von Sekunden. Es war ein sonnenklarer, warmer Tag gewesen, als Tara und Kyle vor dem Plymouth Hospital in das Auto von Mrs. Jennings stiegen, aber je weiter sie fuhren, desto schlechter wurde das Wetter. Die Küstenbäume wichen allmählich dichterem Gebirgswuchs, und aus den breiten, asphaltierten Straßen wurden kurvige Feldwege.
»Es wird wahrscheinlich sowieso nur für ein paar Tage sein.« Mrs. Jennings nahm die nächste Kurve etwas zu schnell, und Tara stemmte sich gegen die Tür. »Gerade lang genug für einen spaßigen Kurzbesuch.«
»Ja.« Tara starrte auf die knorrigen Kiefern, die am Fenster vorbeizogen. Ihr Bruder hatte sich aus dem Gespräch zurückgezogen, indem er seine Aufmerksamkeit auf das Buch in seinem Schoß gerichtet hielt. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Tara, sie könnte im Auto lesen, ohne dass ihr schlecht würde.
»Ich bin sicher, sie werden sehr nett zu euch sein. Sie schienen sich sehr auf euch zu freuen, als sie anriefen.« Mrs. Jennings trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und warf einen Blick auf Tara im Rückspiegel. Ihre Stimme hatte einen hellen, energischen Klang, aber ein leichtes Zittern darin strafte die sorglosen Worte Lügen.
Tara versuchte, das Lächeln der älteren Frau zu erwidern. Sie wusste, dass Mrs. Jennings ihr Bestes tat. Sie hatte Tara und Kyle bereits in der vorangegangenen Nacht mit ihren eigenen Kindern in ihrem zu kleinen Haus übernachten lassen und verbrachte nun fast einen ganzen Tag damit, sie zu ihren Großeltern zu fahren.
Mrs. Jennings räusperte sich. »Und wenn eure Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wird, bringe ich jede Menge vorgekochte Mahlzeiten herüber, damit sie sich nicht um das Essen kümmern muss.«
Wenn, nicht falls. Alle waren so optimistisch. Aber Tara konnte nicht an ihre Mutter denken, ohne das geisterhaft graue, schlaffe Gesicht zu sehen, mit dem Inkubatorschlauch im Mund, der ihre Lunge mit künstlichen Atemzügen füllte, und dem Körper, der nicht reagierte, wenn die Ärzte an ihm herumstocherten.
Mrs. Jennings befeuchtete ihre Lippen. »Du weißt, ich wünschte, ihr könntet bei uns bleiben. Aber wir haben diesen Urlaub schon vor Monaten gebucht .« Schnell fügte sie hinzu: »Und das Haus wird sowieso ausgeräuchert, also selbst wenn wir stornieren würden .«
»Ich weiß. Machen Sie sich keine Sorgen.« Tara versuchte erneut zu lächeln, aber die Muskeln in ihrem Gesicht gehorchten ihr nicht. »Sie waren wirklich sehr großzügig.«
Mrs. Jennings wurde ganz offensichtlich von Schuldgefühlen geplagt. Tara konnte nicht verstehen, warum; ihre Familien waren befreundet, aber nicht sehr eng. Sie sahen sich vielleicht zweimal im Monat, wenn es hoch kam. Aber Mrs. Jennings war die einzige Person gewesen, die sie besucht hatte, als ihre Mutter ins Krankenhaus eingeliefert worden war, und mehr wegen der Nähe als aus irgendeinem anderen Grund hatte sie die Rolle der Ersatzmutter übernommen.
Und jetzt werden wir an unsere Großeltern weitergereicht.
Es war das erste Mal, dass sie May und Peter Folcroft treffen würden. Ihre Mutter hatte nur ein einziges Mal von ihnen gesprochen, als Tara nachgefragt hatte. Ihre Mutter hatte gesagt, dass sie weit weg wohnten und keinen Kontakt hielten. Tara war überrascht, dass sie sich freiwillig bereit erklärt hatten, sie und ihren Bruder aufzunehmen.
Tara warf einen Blick auf Kyle. Er war klein für einen Elfjährigen, und sein Haar war zu lang, ein Schnitt wirklich überfällig. Sein Blick war starr auf das Buch gerichtet, aber er hatte seit einigen Minuten keine Seite mehr umgeblättert.
»Ich glaube .« Mrs. Jennings kniff die Augen zusammen, als sie auf einen hölzernen Briefkasten starrte, der an einer schmalen Einfahrt stand. »Ich glaube, das könnte es sein. Ja, sehr gut, Nummer 48. Ist das nicht schön?«
Riesige, wild aussehende Bäume säumten die Einfahrt. Im Gegensatz zu den gepflegten Gärten und säuberlich aufgereihten Palmen an der Küste durften die Pflanzen auf dem Berggrundstück wachsen, wo und wie sie wollten. Ahorne, Eichen, Kiefern und Amberbäume wuchsen verstreut auf dem Gelände, manchmal so dicht, dass sie sich gegenseitig erdrückten. In den Lücken zwischen den Stämmen rankten sich Schlingpflanzen und wucherten Sträucher, und die Wildblumen der Spätsaison sorgten für bunte Farbtupfer.
Mrs. Jennings' Wagen mit Vierradantrieb, der bisher nichts als Vorstadtstraßen gesehen hatte, schlingerte über die Unebenheiten und Schlaglöcher der kurvenreichen Auffahrt. Kyle blickte von seinem Buch auf, um die Gegend mit einem kurzen Blick abzutasten, dann hob er den Roman höher, um die Sicht auszusperren.
Tara verstand das. Für ihn war eine Fantasiewelt leichter zu ertragen als ihre neue Realität.
Die Einfahrt schien sich ins Unendliche zu erstrecken. Als sie schließlich in eine Lichtung mündete, stieß Mrs. Jennings ein anerkennendes »Uuh« aus. »Das ist ja so hübsch. Ich bin sicher, ihr Kinder werdet hier viel Spaß haben. Seht nur, es gibt sogar eine Schaukel.«
Tara drehte sich, um das Holzbrett zu entdecken, das an einer großen Eiche an der Vorderseite des Hauses aufgehängt war. Es bewegte sich im Wind und sah alt genug aus, um noch aus der Kindheit ihrer Mutter zu stammen. Auf der anderen Seite erhob sich ein eckiger Betonbau aus dem Boden, teilweise verdeckt von einer Ansammlung von Bäumen. Tara glaubte den Umriss einer Tür zu erkennen.
Das zweistöckige Haus aus Stein und Holz stand ein wenig abseits des umliegenden Waldes. Der Berg, der sich hinter dem Haus erhob, verdeckte einen Großteil der späten Nachmittagssonne, und das spitz zulaufende Dach war mit Blättern übersät. Tara bemühte sich, die beiden Gestalten genauer zu erkennen, die vor dem Haus standen, aber die Schatten verbargen ihre Gesichter.
Mrs. Jennings lenkte den Wagen in die runde Einfahrt und hielt vor dem Haus. Ihre Stimme klang fast schon unnatürlich eifrig, als sie sagte: »Da sind wir, Kinder. Sehen wir zu, dass wir euch abladen und auspacken.«
Kyle tat so, als hätte er nichts gehört, und Tara trat ihm gegen das Bein, als Mrs. Jennings nicht hinsah. »Komm schon«, flüsterte sie. »Sei höflich.« Er runzelte die Stirn, klappte aber sein Buch zu und glitt aus dem Wagen. Mrs. Jennings öffnete den Kofferraum und holte ihre Koffer heraus, sodass Tara und Kyle ihren Großeltern allein gegenüberstanden.
»Hallo.« Die Frau, May, trat zuerst vor.
Tara war überrascht: Als sie hörte, dass ihre Großeltern auf einem ländlichen Anwesen lebten, hatte sie sich wettergegerbte, kräftige Menschen vorgestellt. Aber May sah eher aus wie eine Großmutter in einer Hallmark-Weihnachtskartenwerbung. Ihr langes seidig-graues Haar war zu einem Dutt gebunden, mit einem blauen Band, das zu ihrem karierten Kleid und der weißen Schürze passte. Ihr Gesicht war sehr faltig, aber die Falten schienen alle in die richtige Richtung zu fallen und bündelten sich um ihre strahlenden Augen, wenn sie lächelte.
»Du musst Tara sein«, sagte sie und nickte dem Jungen zu, der sich hinter Tara versteckte. »Und du Kyle. Ich freue mich so sehr, euch endlich kennenzulernen.«
»Hi.« Tara schluckte, unsicher, was sie tun oder sagen sollte, um einen guten Eindruck zu machen. »Danke, dass ihr uns aufnehmt.«
»Oh, du armes Ding.« May zog Tara in eine Umarmung. Sie roch nach Zimt, und die ungefilterte Zuneigung, die sich so sehr von dem distanzierten Mitleid unterschied, das die Krankenschwestern und sogar Mrs. Jennings ihnen entgegengebracht hatten, sorgte dafür, dass Taras Kehle wie zugeschnürt war. May ließ sie gerade so weit los, dass sie Kyle in ihre Umarmung einschließen konnte, dann klopfte sie beiden sacht auf den Rücken. »Ich kann euch gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Aber ihr könnt wirklich gern so lange bei Peter und mir bleiben, wie es nötig ist. Kommt herein. Ich habe einen Kuchen gebacken; ich hoffe, ihr mögt Äpfel.«
Ihr Mann, Peter, reichte erst Tara und dann Kyle die Hand. Er war größer und schmächtiger als seine Frau, aber ordentlich gekleidet in Jeans und ein Hemd mit vielen Knöpfen. Sein Lächeln war zurückhaltender und sein Händedruck kurz, aber es war nichts von der Abneigung oder Irritation zu spüren, die Tara befürchtet hatte. Er begrüßte sie beide mit einem schroffen »Willkommen« und nahm Mrs. Jennings die Koffer ab.
»Kommt herein«, drängte May erneut und führte sie sanft ins Haus. »Ihr seid wahrscheinlich müde von der Fahrt. Ich habe eure Zimmer hergerichtet, aber ich hoffe, dass ihr euch noch mit uns hinsetzen und ein wenig plaudern möchtet. Ich habe mich schon so lange darauf gefreut, euch kennenzulernen.«
Mrs. Jennings folgte ihnen bis zur Tür und hob dann mit Schwung die Schultern, um ihre Strickjacke zurechtzurücken. »Soll ich noch ein bisschen bleiben, Kinder?«
May strahlte sie an. »Sie sind herzlich eingeladen, mit uns Tee zu trinken und etwas zu essen, aber es ist schon spät. Ich würde mir Sorgen machen, wenn Sie im Dunkeln nach Hause fahren müssten.«
»Oh, ja, richtig.« Mrs. Jennings runzelte leicht die Stirn, während sie in den Himmel hinaufblickte. »Ich nehme an . Kommt ihr denn nun allein zurecht, Kinder?«
Kyle starrte bloß auf den Holzboden, also sprach Tara für sie beide. »Ja. Vielen Dank. Für alles.«
»Aber natürlich doch, natürlich. Ich konnte euch Kinder doch nicht alleinlassen.« Mrs. Jennings näherte sich der Tür. »Ihr...
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