Schweitzer Fachinformationen
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Daniel sucht dringend einen neuen Job, als er einen mysteriösen Brief erhält. Jemand bietet ihm die Stelle des Hausmeisters in einem Anwesen namens Craven Manor an. Als er dort ankommt, läuten seine Alarmglocken. Das Gelände ist völlig zugewuchert und es ist klar, dass in dem alten Haus längst niemand mehr wohnt. Aber es erwarten ihn weitere schriftliche Anweisungen und sein erstes Gehalt . Als Daniel sich abends einen Drink im Pub gönnt, erzählt ihm der Barkeeper die Geschichte von Craven Manor. Eine Geschichte über einen Familienfluch, eine Wahnsinnige, die ihre Tochter ermordete und deren Geist noch in dem Herrenhaus umherstreifen soll . Daniel glaubt nicht an so etwas. Doch weshalb wurde er in das unheimliche Haus gelockt? Welches Geheimnis verbirgt sich in den Mauern von Craven Manor?
New York Journal of Books: »Gespenstisch und unheimlich und äußerst spannend.«
Eine neue, fesselnde Spukhausgeschichte von Darcy Coates, der australischen Autorin vieler unheimlicher Bestseller.
1
Daniels Schuh scharrte über den Läufer im Flur und zog lose Fäden mit sich. Er warf einen mitleidigen Blick darauf, als er um die Ecke bog, die zur Wohnung seines Cousins führte.
Das sechsstöckige Mietshaus war dringend sanierungsbedürftig. Die dicke weiße Farbe, mit der die Wände gestrichen waren, war vergilbt, wo sie nicht schon durch Wasserschäden fleckig war, und zwei der drei Lampen im Flur waren defekt. Daniel bezweifelte, dass das Haus wenigstens in seinen besten Tagen ein einladender Ort gewesen war, aber als er eingezogen war, war es längst zu einer Absteige für Arbeitslose, Sterbende und Menschen geworden, die nirgendwo sonst mehr hinkonnten.
Ein Heim für verzweifelte Menschen. Daniel straffte seine schmerzenden Schultern. Er hatte den ganzen Tag die Toilettenböden in einem Casino geschrubbt. Es war keine dauerhafte Anstellung. Die meisten seiner Vormittage verbrachte Daniel damit, sich in jedem Geschäft zu bewerben, vor dem ein AUSHILFE GESUCHT-Schild hing, so unattraktiv die Arbeit auch erscheinen mochte. Wenn er wirklich knapp bei Kasse war, sah er sich im Rotlichtviertel der Stadt um und schaute, ob ihn jemand für den Tag einstellen wollte. Meistens konnte er sich für ein paar Stunden als Hausmeister in einem Nachtclub, einer Kneipe oder einem der billigen Hotels verdingen. Die Bezahlung lag weit unter dem Mindestlohn, aber er war nicht in der Position zu verhandeln.
»Daniel! Daniel!« Eine kleine, faltige Frau trat wackelig auf den Flur und winkte ihm zu. Sie hatte sich für den Tag zurechtgemacht, aber anscheinend vergessen, dass sie noch ihre Nachtmütze trug. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte sie durch große, dicke Brillengläser und hielt ihm einen Porzellanteller hin. »Daniel! Ich habe Kekse gebacken. Probier mal!«
Ein Teil von Daniels Müdigkeit fiel von ihm ab, als er seine Nachbarin an der Tür traf. »Danke, Mrs. Kirshner. Das ist echt lieb.«
Sie reichte ihm nur bis zur Hüfte, schien aber angesichts seiner Worte zu wachsen. »Ich backe sie extra für dich, Daniel. Junger Kerl wie du muss mehr essen.«
Daniel nahm einen der einfachen braunen Kekse, die sie ihm hinhielt. Der Keks war hart und ein wenig trocken, aber Daniel war hungrig und schlang ihn schnell herunter. »Die sind gut. Ihr eigenes Rezept?«
»Jaja.« Die winzige Frau schob ihre Brille ein wenig höher und ihr Lächeln flackerte. »Sind normal Cranberrys drin, aber . aber heute nicht.«
»Oh.« Daniel wurde das Herz schwer. Er warf einen Blick über sie hinweg in ihre Wohnung. Ihr grauer Kater, Alonzo, schlief auf der Fensterbank. Durch das vorhanglose Fenster fiel grelles Licht in den kargen Raum. Er hätte schwören können, dass sie mehr Möbel besessen hatte, als sie eingezogen war. Eine Tasse Tee stand auf dem Boden neben ihrem Stuhl. Der Tee war schwarz, aber er wusste, dass sie ihn lieber mit Milch trank.
»Ähm, Mrs. Kirshner, geht es Ihnen gut? Ich meine, kommen Sie zurecht?«
»Mach dir keine Sorgen, Daniel.« Sie gab ihm einen Klaps auf die Brust. Ihre Hände waren winzig und von Arthritis gekrümmt, aber ihr Lächeln wich nicht aus ihrem Gesicht. »Uns geht es gut. Ich rufe meine Tochter an, weißt du? Sie schickt nächste Woche Geld.«
Heute ist Dienstag. Eine Woche kann ziemlich lang werden. Und sie ruft ihre Tochter nie an, es sei denn, die Lage ist ernst . Daniel kramte in seiner Tasche nach den 20 Dollar, die er mit Toilettenputzen verdient hatte. Von dem Geld hatte er an diesem Abend und am nächsten Tag essen wollen, aber so hungrig war er nun auch nicht, entschied er. »Bitte. Es ist nicht viel, aber es sollte bis nächste Woche reichen.«
»Oh.« Sie gab einen beschwichtigenden Laut von sich und versuchte, seine Hand wieder um den Schein zu schließen. »Nein, nein, ist Daniels Geld.«
»Wirklich.« Er lachte und schob den Schein in die Tasche ihrer Strickjacke, bevor sie weitere Einwände erheben konnte. »Das ist die Bezahlung für die ganzen Kekse, die Sie für mich backen. Passen Sie auf sich auf, Mrs. Kirshner.«
»Guter Junge, guter Junge«, sagte sie sanft und hielt ihm zitternd den Teller hin. »Nimm noch mehr.«
»Danke.« Er nahm einen zweiten Keks und winkte, als sie sich in ihre Wohnung zurückzog. Als sie die Tür schloss, hörte er sie ihrem Kater ein Wiegenlied vorsingen. Sie klang glücklich.
Daniel kaute auf dem Keks herum und legte den Kopf in den Nacken, um auf die fleckige Decke einen Meter über seinem Kopf zu blicken. Ein paar Türen weiter begann ein Baby zu schreien. Zwei Männer stritten sich in der Etage unter ihm. Das Licht am Ende des Flurs - eine der beiden noch funktionierenden Glühbirnen - zischte und flackerte.
Ein Haus für Verzweifelte .
Er atmete durch die Nase aus und ging weiter in Richtung der Wohnung seines Cousins. Die Kekse würden als Abendessen reichen müssen. Wenn er Glück hatte, konnte er am nächsten Tag wieder einen Job als Putzkraft ergattern, der bar bezahlt wurde. Oder vielleicht - er wagte nicht, sich zu viel zu erhoffen - würde er eine Antwort auf eine seiner Bewerbungen erhalten.
Jobs waren knapp in der Stadt und jedes Mal, wenn er zu einem Vorstellungsgespräch ging, nahm er neben mindestens 20 anderen Bewerbern Platz, die darauf warteten, dass ihre Namen aufgerufen wurden. Zudem hatte er kaum Berufserfahrung, keine Qualifikationen und kein Auto. Mit seinem Fahrrad kam er in der Stadt gut zurecht, aber Arbeitgeber erwarteten ein zuverlässigeres Transportmittel.
Es war eine Zwickmühle. Wenn er aus der Stadt herauskäme, hätte er vielleicht bessere Chancen, einen Job zu finden, aber er hätte keine Bleibe. Er konnte froh sein, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Sein Cousin Kyle hatte ihm angeboten, in seiner Wohnung unterzukommen, bis er »wieder auf die Füße« kam. Das war vor sechs Monaten.
Zwei bronzene Ziffern, eine 1 und eine 6, hingen an ihrer Tür. Eigentlich war es die Wohnung 616, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, die fehlende Ziffer zu ersetzen. Daniel trat die Schuhe auf der Matte vor der Tür ab, während er seinen Schlüssel ins Schloss steckte. Die Tür ging schließlich mit einem Schaben auf und Daniel wäre fast auf den weißen Umschlag getreten, der auf dem Linoleumboden lag.
»Dan, bist du das?«
Die Stimme kam aus dem Wohnzimmer und vermischte sich mit dem Lärm der Explosionen und automatischen Schusswaffen aus Kyles Videospiel.
Daniel bückte sich und hob den Umschlag auf. »Ja, ich bin's. Ich dachte nicht, dass du zu Hause bist.«
»Der Boss ist früher weg. Also, dachte ich mir, mach ich das auch.« Eine Explosion, dann signalisierte ein enttäuschtes mechanisches Läuten, dass Kyle das Spiel verloren hatte. Er fluchte laut.
Der Umschlag war aus dickem Karton, nicht aus dem üblichen dünnen Papier, in dem die Rechnungen kamen. Er trug keine Adresse, aber auf der Vorderseite stand in einer fließenden Handschrift Daniels Name geschrieben. Er drehte den Umschlag um. Kein Absender.
Die Konsole spielte eine kleine Melodie, um eine neue Runde einzuläuten. Daniel schloss die Tür hinter sich und ging auf den Brief starrend in die winzige Küche. In der Spüle standen Teller und Töpfe, die mit den Resten irgendeiner Reismahlzeit verklebt waren. Daniel drehte den Wasserhahn auf, um die klebrige Masse einzuweichen, dann öffnete er die unverschlossene Lasche des Umschlags.
Er bekam nie Post, erst recht keine nicht adressierten, handgeschriebenen Briefe auf dickem Karton. Sein erster panischer Gedanke war, dass es sich um einen Räumungsbescheid handeln könnte, aber das ergab keinen Sinn. Die Wohnung lief auf Kyles Namen. Außerdem würde ihr Vermieter nicht mit so dekadentem Papier protzen. Er zog das Blatt heraus und entfaltete es.
Der Brief war kurz, aber in einer säuberlichen Schnörkelschrift geschrieben. Die Zeilen waren makellos gerade und die Worte klein, sodass sie in dem weißen Raum um sie herum beinahe winzig wirkten.
Daniel las den Brief zweimal, bevor er dessen Botschaft erfasste.
Mr. Daniel Kane,
ich möchte Ihnen, ab sofort, die Stelle als Gärtner von Craven Manor anbieten.
Folgen Sie der Tilbrook Street bis zur Gabelung bei der toten Eiche. Dort wenden Sie sich nach rechts und erreichen nach zwei Meilen das Anwesen.
Ich sehe Ihrer umgehenden Antwort entgegen.
- Bran
Daniel drehte das Blatt um. Die Rückseite war leer. Ist das ein Scherz? Wenn ja, dann verstehe ich ihn nicht. Seit Monaten wartete er verzweifelt auf ein Jobangebot, aber der Brief war so bizarr, dass er sich nur schwer vorstellen konnte, dass er ernst gemeint war. Wer gibt statt einer Adresse eine Wegbeschreibung zu einem Anwesen an? Und warum stellt man ausgerechnet mich als Gärtner ein? Ich habe doch gar keine Erfahrung.
Das stimmte nicht ganz. Als er vor ihrem Tod bei seiner Großmutter lebte, hatte er gern gegärtnert. An den Wochenenden hatten sie in ihrem Garten Stunden mit Jäten, Schneiden und Hegen verbracht. Der Ort hatte ihm ein Gefühl der Sicherheit gegeben.
Rund um den Wohnblock gab es keine Pflanzen. Einmal war ein Baum in den Gehweg vor dem Haus gesetzt worden, aber jetzt war nur noch sein Stumpf übrig. Manchmal sah Daniel den ganzen Tag lang nichts Grünes, außer den Algen in einem Abfluss oder hin und wieder Unkraut, das aus einem Spalt im Bürgersteig wuchs.
Für die Arbeit in einem Garten bezahlt zu werden...
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