Schweitzer Fachinformationen
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Wenn etwas meine Königinnendisziplin ist, dann ist es Selfcare. Und damit sind nicht Gesichtsmasken und Termine im Nagelstudio gemeint, sondern die Art der Selbstfürsorge, die unter die Haut geht. Die, die quasi die Seele berührt. Nein, auch nicht Yoga oder Meditation. Damit kann ich nicht so viel anfangen. Den Yoga-Lehrer*innen unter euch brennt es wahrscheinlich unter den Nägeln, mir zu sagen, dass ich dann einfach noch nicht bei der richtigen Person eine Stunde genommen habe, aber ich kann euch versichern, dass ich es schon öfter probiert habe, als es mir lieb ist, und die Fragen, die sich mir stellen, sind immer dieselben: Wie ist es möglich, dass mir gleichzeitig so langweilig ist und ich trotzdem so angestrengt bin? Und warum gibt es Menschen, die mir erzählen wollen, dass Yoga die Lösung für alles ist? Und wie kann es sein, dass die westliche Welt so viel Kohle mit einer nahezu heiligen indischen Philosophie macht und eben diese People of Color quasi nichts davon bekommen? Nope, sorry, ich bin raus. Wenn ihr es nicht seid, ist das natürlich auch okay. Ich urteile nicht, ich hinterfrage höchstens. Jedenfalls wollte ich hier nicht so tief in die Yoga-Thematik eintauchen, sondern vielmehr über meine Liebe zur Selbstfürsorge sprechen. So here we go: Bevor ich überhaupt wusste, was Selfcare bedeutet, habe ich es schon betrieben. Nicht, weil ich besonders cool oder trendy bin, sondern vielmehr, weil ich mein Leben sonst nicht packe. Und wenn das passiert, bin ich unerträglich. Und wenn ich unerträglich bin, leiden meine Mitmenschen und ich selbst darunter. Wir haben Besseres verdient, also bin ich vor Jahren einmal in mich gegangen und habe aufgelistet, was ich gegen Situationen machen kann, die mich so richtig unrund machen. Das ist dabei rausgekommen:
-Mir bewusst Zeit für mich selbst nehmen
-Nein sagen, wenn ich keinen Bock habe
-Meine Ängste aussprechen
-Meine Erfolge feiern
-Mich selbst respektieren
-Mich nicht aufopfern
-Auf meinen Körper hören
-Mir Fehler erlauben
-Wenn gar nichts mehr geht: Therapie!
Der Auslöser für die erkenntnisreiche Liste waren damals zwei toxische Menschen in meinem Leben, die mich viel Energie und Kraft gekostet haben und mich für all diese heilenden Dinge, die ich oben genannt habe, verurteilt haben. Sie meinten, ich sei eine Egoistin, die verweichlicht, wenn ich so weitermache. Ich weiß nicht, wo diese beiden gerade in ihrem Leben stehen, aber ich weiß, dass ich definitiv kein Teil mehr davon bin. Gott. Sei. Dank.
Jedenfalls hat mich das damals mehr getroffen, als ich mir eingestehen wollte, und ich habe sicher einige Zeit lang daran genagt, bevor ich ein riesiges Spreadsheet gemacht habe. Ja, ein Spreadsheet aus Packpapier, auf dem man sich mit vielen bunten Stiften austoben kann! Das habe ich früher immer so gehandhabt, wenn ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen habe. Und es hat sich als sehr effektiv herausgestellt. Im Fall dieser beiden Personen habe ich die Ereignisse mit Stichworten aufgeschrieben, die mich im Laufe unserer Freundschaft - oder was auch immer das war - irritiert oder besonders happy gemacht haben. Ich habe auch notiert, was mich an mir selbst gestört hat, wenn ich mit ihnen Zeit verbracht habe. So habe ich einen wirklich guten Überblick über die Freundschaften bekommen und konnte in meinem Kopf alles besser zuordnen.
Jetzt, wo ich es so niederschreibe, klingt es ein bisschen obsessiv, vielleicht ist es das auch, aber es hat mir letztendlich sehr dabei geholfen, meine Gedanken zu fassen, zu ordnen und zu realisieren. So musste ich feststellen, dass ich zwar auch nicht immer ganz cool gehandelt habe, aber dass ich nur ein kleiner Teil des Problems war. Meine Gedanken waren plötzlich wieder sortiert, mein Gewissen war rein und mein Schlaf wieder gut. Was ich damals nicht am Radar hatte, war, dass dieser alte Bogen Packpapier, den ich noch von irgendeiner der vielen gescheiterten Bastelprojekte übrig hatte, mein Leben sehr beeinflussen wird. Es war quasi der Beginn meiner Liebe zur Selbstfürsorge.
Ich glaube sogar, dass es anfangs extrem mühsam und anstrengend ist, ernstzunehmende Selfcare zu betreiben. Aber wenn man mal in der Materie drin ist, gibt's kein Zurück mehr ins alte Leben.
Ein riesiger Faktor der Selfcare ist für mich das Wort Nein. Ein Wort, das ich früher nicht gerne benutzt habe, weil es in meinem Kopf immer mit so viel Ablehnung und Enttäuschung verbunden war. Und weil es nicht so selbstverständlich ist, dass wir Frauen es regelmäßig und mit Nachdruck sagen. Dabei ist es ein absoluter Lifechanger, wenn man es richtig einsetzt. So habe ich es mir abgewöhnt Ja zu sagen, wenn ich Nein! meine. Events, für die ich keine Nerven habe? Nope! Gefallen, für die ich keine Zeit habe? Nein! Kostenlose Arbeit für Konzerne? No! Männer, die mir die Welt erklären wollen und mich von oben herab behandeln, weil ich eine (Schwarze) Frau bin? Definitiv: Nein! Fragen in meinem Postfach, die man googeln könnte? Nope! Diskriminierende Aussagen jeglicher Form (in meiner Anwesenheit)? Absolutely not! Kontakt mit Menschen, die mich Energie kosten und meine Grenzen nicht respektieren? Fuck, no! Für all diese und die anderen hier nicht erwähnten Neins habe ich anfangs viel Backlash bekommen. Ich wurde nicht selten als schwierig und anstrengend abgestempelt und ich möchte euch nicht anlügen - das hat am Anfang wehgetan. Nach und nach habe ich aber realisiert, dass der Fehler nicht bei mir liegt, sondern bei einer Gesellschaft, die es einfach gewohnt ist, dass Frauen sich aufopfern und Ja sagen. Eine Sache, die bei Menschen mit Migrationshintergrund oft noch etwas stärker ausgeprägt ist, weil man Unterwürfigkeit quasi schon unter dem Deckmantel der Kultur als Kind eingeimpft bekommt. Man lernt von klein auf, dass es sich nicht gehört, zu Erwachsenen Nein zu sagen und dass bedingungsloses Gehorchen ein Muss ist. Ich war eines von diesen Migra-Kids, ihr könnte euch also vorstellen, wie viele unangenehme Situationen es gebraucht hat, bis ich intus hatte, dass es in Ordnung ist, nicht das zu machen, was andere Menschen, die ich teilweise von Geburt an kenne, von mir möchten oder erwarten. Das war's mir aber wert. Genauso wie ich den Menschen, die auf der Strecke geblieben sind, weil sie nicht verstanden beziehungsweise auch nicht respektiert haben, dass ich nicht ihr scheiß Fußabtreter, emotionaler Mistkübel oder ihre Praktikantin bin, mittlerweile nicht mehr hinterhertrauere. Möchte ich wirklich Menschen in meinem Umfeld haben, die nicht verstehen, dass ich mir selbst wichtig bin? Nein, möchte ich nicht! Das schreit ja quasi nach emotionaler Selbstgeißelung und da bin schon wieder raus. Ciao, Kakao!
Beim Abgrenzen ist es ähnlich. Niemand möchte Grenzen gesetzt bekommen. Jede*r sollte es aber tun. Aus Respekt vor sich selbst in allererster Linie. Wenn ich etwas nicht in Ordnung finde, melde ich mich zu Wort. Wenn ich etwas nicht tun möchte, melde ich mich zu Wort. Vielleicht nicht sofort und je nach Situation nett und manchmal weniger nett, aber ihr könnt euch darauf verlassen, dass ich mich zu Wort melde, weil ich mich abgrenze und realisiert habe, dass ich tatsächlich niemandem etwas schuldig bin - außer mir selbst. Keinen Rückruf, keine Freundschaft, keine Erklärung und schon gar keine Rechtfertigung. Absolut gar nichts. Wenn ich irgendwas von dem oben Genannten doch tue, dann weil ICH es möchte und nicht weil es jemand von mir verlangt. Das liest sich jetzt wahrscheinlich sehr trotzig und wahrscheinlich auch ein bisschen ungewohnt, aber es ist, was es ist.
Ich lebe in einer freien Welt, habe meinen eigenen Willen und bin eine erwachsene Frau. Nur, weil es gesellschaftlich von mir erwartet wird, werde ich mein Leben nicht anders führen. Grenzen setzen ist Übungssache - und puh, kann das unangenehm werden -, aber ich verspreche euch, ohne Hexenkreuz, wenn man den Dreh mal raus hat, ist es unfassbar befreiend. Und wisst ihr was? Ihr müsst auch nicht immer freundlich dabei bleiben. Noch so eine Sache, die man uns Frauen angehängt hat, damit die Männerwelt ein gemütlicheres Leben führen kann. Jede*r von uns ist ein vollwertiger Mensch und verdient es, mit Respekt behandelt zu werden. Und wenn dem nicht der Fall ist, dann ist es okay, das deutlich - und wenn es sein muss auch scharf und laut - zu...
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