Schweitzer Fachinformationen
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Eine royale Liebe im Tower of London
Die 23-jährige Daisy Hastings ist schüchtern, hat Angst vor der Welt und gibt sich gern ihren Träumen hin. Daher nimmt sie nur zögerlich die Stelle im Tower of London an, wo sie Kindern das Ritterleben näherbringen soll. Ihr arroganter Kollegen Theodore macht ihr außerdem das Leben schwer. Teddy hat nichts anderes im Sinn, als Unruhe zu stiften, weshalb Daisy immer wieder durch ihn in Schwierigkeiten gerät. Doch schon bald merken sowohl Daisy als auch Teddy, dass sie auf die Hilfe des anderen angewiesen sind. Und wenn aus Feinden möglicherweise Freunde und noch mehr werden könnte - dann hat Daisy am Ende womöglich ihren Prinz fürs Leben gefunden.
»Macht ihn fertig, Lady Alenthaea!« Mums dröhnende Stimme trägt problemlos übers Schlachtfeld. Die Spitze meines Schwerts streift die freigelegte Kehle meines Zwillingsbruders. Sein Brustpanzer, der sich bei jedem seiner heftigen Atemzüge hebt und senkt, ist mit demselben Blut besprenkelt, das nun auch eine dunkle Kruste um seine Nasenlöcher herum bildet. Seine waffenlosen Finger krallen sich in die aufgewühlte Erde zu meinen Füßen. Augen, die den meinen bis ins letzte Detail gleichen, suchen mein Gesicht nach einer Schwäche, einem Anflug von Mitleid ab. Doch dergleichen wird er bei mir nicht finden. Vielmehr wird er dafür bezahlen, was er mir angetan hat.
»A.aufhören!«, stimmt Dad in die Schlachtrufe ein. Seine Stimme zittert schwächlich, seine Worte beben vor kindischer Emotion. Für einen kurzen Moment wende ich den Blick von meiner verwundeten Beute, um ihn anzuschauen. Er umklammert den Kragen seiner Tunika und lässt die breiten Schultern hängen.
»Herrje, um Odins willen, Simon.« Um ihm in Erinnerung zu rufen, wo er ist, hinterlässt Mum einen Abdruck ihres gekrümmten Stabs auf seinem Bauch - eine Maßnahme, die ihn dazu zwingt, sich wieder zu seiner vollen, beeindruckenden Größe aufzurichten. Nervös nippt er an der Tasse Tee in seiner Hand, und sein Blick flattert unruhig von einem zum anderen. Offensichtlich fühlt er sich hin- und hergerissen zwischen der Pflicht, seine Kinder in ihrem Kampf zu unterstützen, und dem Bedürfnis, sich ins Innere des Gemeindesaals zurückzuziehen, weil er das Ganze nicht länger mit ansehen kann.
Sam nutzt diese Gelegenheit zur Gegenwehr. Er schlägt mit seinem schweren Panzerhandschuh gegen meinen, um mir das Schwert aus der Hand zu schleudern, holt mich mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung von den Beinen und überlässt es der Schwerkraft, mich rücklings in den lehmigen Rasen zu pflügen. Niedergedrückt vom Gewicht meiner Rüstung, bleibt mir nichts übrig, als meines weiteren Schicksals zu harren. Ich harre nicht lange. Wie der grimmige Sensenmann ragt Sam über mir auf, ohne sich die Mühe zu machen, mich am Boden zu fixieren. Ich spüre, wie ich weiter in den weichen Boden sinke, immer tiefer in mein eigenes Grab, während sich sein schmutziges Gesicht weiter und weiter von mir entfernt. Er ist der Gott des Todes, herabgestiegen aus den Wolken, um mein Ende zu besiegeln. Ich kann nicht sehen, wie er sich die Rüstung vom Leibe reißt, höre aber, wie sie scheppernd irgendwo hinter meinem Kopf landet. Dann kehrt er zurück, tritt gegen meine Schultern und bringt erneut sein Schwert ins Spiel.
»Du hast hart gekämpft, süße Schwester, doch Zögerlichkeit war schon immer deine Schwäche.« Damit schwingt er das Schwert nach oben und drückt die Klinge an meine Kehle. »Gute Nacht.«
Vereinzelter Applaus von der Veranda des Gemeindesaals beendet mein ersticktes Husten und Krächzen.
»Das war verdammt geil, Daisy.« Sam streckt eine Hand aus, um mir beim Aufstehen zu helfen. Stöhnend rappele ich mich hoch und starre auf die Daisy-förmige Delle im Gras. Eins meiner Elfenohren hat sich gelöst und ragt wie ein Grabstein aus Latex in die Höhe.
»Nicht diese Ausdrücke, Samwise«, rügt Mum und versetzt ihm mit ihrem knorrigen Stab, an dem sie definitiv zu viel Gefallen gefunden hat, eine sanfte Kopfnuss. »Aber du hast trotzdem recht. Gut gemacht, Kinder.« Sie drückt jedem von uns einen Kuss auf die dreckverkrustete Stirn oder versucht es zumindest; ihre falschen Reißzähne hinterlassen einen feuchten Fleck.
Als mein Adrenalinpegel sich endlich wieder normalisiert hat, wende ich mich zwecks Nachbesprechung an meinen Bruder. »Nächste Woche sollten wir wirklich mehr an unserer Nahkampftechnik arbeiten, Sam - die muss perfekt sein für die Schlacht um Helm's Geek. Du musst deine Hemmungen ablegen, mir ins Gesicht zu schlagen. Hau einfach .«
»Ach, ich hasse es, wenn ihr euch so brutal aufeinanderstürzt«, fällt Dad mir ins Wort. Seine Augen sind immer noch geweitet vor Besorgnis, während wir anderen mit den unseren rollen. »Es ist nicht echt, Dad«, versichere ich. »Genauso wenig, wie Mum im wahren Leben ein hässlicher Goblin auf Steroid ist.« Unwillkürlich mustern wir sie von oben bis unten. Je mehr man über ihre Verwandlung nachdenkt, desto komischer kommt sie einem vor. Unter der Woche ist unsere Mutter eine erfolgreiche Steuerberaterin im perfekt sitzenden Business-Outfit, am Wochenende mutiert sie zu einem von Tolkiens Orks. Heute morgen ist sie um vier Uhr aufgestanden, um aus ihrem Gesicht mithilfe von verdammt viel Silikon eine grässliche Fratze zu formen. Schönheit ist das Letzte, woran sie in solchen Momenten denkt. Ihre Haare bringt sie unter einer Perücke mit wenigen wilden und fettigen Strähnen zum Verschwinden, das eine Auge ist durch eine dunkle Kontaktlinse geschwärzt, und aus ihrer gewaltigen Unterbiss-Prothese ragen wuchtige Reißzähne auf. Mit ihren gerade mal einen Meter fünfzig ist sie die furchterregendste, imposanteste Kreatur auf dem Spielfeld - von Kopf bis Fuß ein abstoßendes, bösartiges Kunstwerk.
Tatsächlich sah sie genau so aus, als sie in der Schlacht von Gibraltar meinen Dad kennenlernte. Damals war er keineswegs der ängstliche Knappe von heute. Nein, bevor er Kinder hatte, war mein Vater der coolste Paladin aller Zeiten. Mit stolzen zwei Metern Körpergröße überragte sein Heiliger Ritter alle anderen und schlug mit der Stärke von zehn Männern eine Schneise durchs Böse. Doch er wurde durch meine Mutter korrumpiert, diesen garstigen Ork, den im Dienste seiner frommen Mission niederzumähen er einfach nicht über sich brachte. Also hängte er den Umhang des Kreuzritters an den Nagel, wurde Mums Knappe und heiratete sie im wahren Leben, genau hier, auf diesem alten Kohlacker vor der Dorfhalle - und zwar in voller Montur.
Momentan macht er einen Riesenwirbel um Samwise - und ja, mein Bruder wurde tatsächlich nach dem Hobbit benannt und ich nach dessen Hobbit-Schwester. Wir hatten nie eine Chance, irgendwas anderes zu werden als unglaubliche Nerds, daher war es eine glückliche Fügung, dass wir uns praktisch schon im Geburtskanal gegenseitig zum Duell gefordert haben. Unserer jüngeren Schwester war das Schicksal nicht so gewogen.
»Das hier ist aber echt.« Dad zückt ein Taschentuch, leckt daran und wischt damit über Sams blutige Nase, sehr zum Entsetzen meines erwachsenen Bruders.
Aber er hat recht. Es ist echtes Blut. Möglicherweise habe ich mich zu Beginn unseres Kampfs etwas zu ambitioniert meiner Ellbogen bedient und dabei vergessen, dass meine Gummirüstung nicht nur viel härter ist als mein Arm, sondern auch jedes Mal, wenn sie auf nackte Haut trifft, ein schmerzhaftes Brennen hinterlässt. Mit einem Anflug von Schuldgefühlen schaue ich zu, wie Dad an Sams Nase herumtupft. Aber immerhin hat Sam mir vor ein paar Wochen mit einem ziemlich wilden Schwerthieb einen Finger gebrochen, daher hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.
Beim Live Action Role Playing oder kurz »LARPen« tut man zwar nur so als ob, aber ein Kinderspiel ist es trotzdem nicht. Mein Schwert kann keine Häupter fällen, ist aber durchaus dazu in der Lage, ein paar Nasen und eventuell auch einige Rippen zu brechen. Die Schlacht um Helm's Geek im August ist jedes Mal ein regelrechtes Blutbad. Wir arbeiten das ganze Jahr daran, unsere Waffen und Gewandungen zu perfektionieren. Ich verbringe Stunden damit, das Kohlefaserskelett meines Schwertes erst mit Schaumstoff, dann mit Latex, dann mit Farbe und Lack zu umhüllen. Alles muss perfekt gewichtet und genau vermessen sein. Nicht dieser Papp- und Klebeband-Blödsinn. Man sollte niemals unterschätzen, wie ernst ein Nerd die Gelegenheit nimmt, seine Fantasien bis aufs i-Tüpfelchen genau auszuleben.
Nachdem mein 23-jähriger Bruder damit fertig ist, von seinem Dad das Gesicht abgewischt zu bekommen (und sich zum Abschluss das Haar zerzausen zu lassen), gehen wir zurück zum Rest unserer Gruppe. Zugegeben, im Moment bieten unsere Mitstreiter keinen besonders beeindruckenden Anblick. Rein optisch bewegen sie sich auf dem schmalen Grat zwischen historisch akkuraten Mittelalter-Reenactors und Leuten, denen man zwanzig Pence geben würde, wenn sie zu lange vor dem Tesco herumlungern. Dennoch ist das, was sich hier in der feuchten und muffigen Dorfhalle versammelt hat, die Friskney Fellowship - die angesehenste Gruppe von LARPern diesseits des Humber (wahrscheinlich).
Unsere Fellowship besteht aus zwölf Mitgliedern: Wir vier, das versteht sich von selbst, plus meine jüngere Schwester Marigold (die das mit ihren siebzehn Jahren natürlich megapeinlich findet). Außerdem sind da noch unser schon recht ältlicher Nachbar Richard, ein Zauberer, der seine Magie meist von einem bequemen Sessel aus wirkt und fast ausschließlich Beleidigungen von sich gibt, und Hazel und Terry, ein Pärchen mittleren Alters, das das Ganze höchstwahrscheinlich als abgefahrenes Sex-Ding benutzt. Jedenfalls mimen sie abwechselnd hilflose Adelige oder erotisch aufgeladene schurkische Abenteurer aus der Unterschicht, die einander ständig retten. Nicht zu vergessen unser achtzehnjähriger Barde Callum, der Gitarre, Laute und manchmal auch Horn spielt und der einzige Grund ist, warum Marigold ihre Sonntagnachmittage immer noch mit uns verbringt. Die letzten drei sind die O'Neills: Violet, Bernard und ihre Tochter Flora, eine perfekt koordinierte Familie von Heilern, die meine Mum regelmäßig in orkische Rage versetzen.
Richard schläft zusammengekauert in seinem üblichen...
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