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Vier starke junge Frauen stellen sich den Herausforderungen ihrer Zeit - ein Appell für die Frauenfreundschaft
London 1914. Zwei Jahre ist es her, dass mit Harpers ein neues, glanzvolles Kaufhaus in der berühmten Londoner Oxford Street eröffnet wurde, und Eigentümer Ben plant, das Geschäft zu erweitern. Das Leben läuft gut für ihn und seine Frau Sally, und sie freuen sich auf ihr erstes Kind. Sallys Freundinnen Beth, Ruth und Maggie haben ebenfalls ihren Platz im Leben gefunden. Doch ist ihr Glück bisweilen getrübt: durch einen unerfüllten Kinderwunsch, einen unentschiedenen Verehrer, eine intrigante Kollegin. Noch herrscht in den Straßen Englands Frieden. Dann aber ziehen am Horizont dunkle Wolken über Europa auf. Krieg droht. Werden die Shop Girls auch diese schwierigen Zeiten meistern?
Band 3 der Reihe um die SHOP GIRLS
Marion Kaye verließ das Kaufhaus um die gleiche Zeit wie Miss Gibbs, die eine sehr freundliche junge Frau war und ihr außerhalb der Arbeitszeiten sogar schon einmal das Du angeboten hatte. Aber als die Jüngere der beiden hielt Marion das für unpassend, obwohl Maggie Gibbs es durchaus ernst gemeint zu haben schien.
»Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«, fragte sie Marion nun lächelnd. »Ich werde zu meinem Erste-Hilfe-Kurs gehen und dachte, Sie würden vielleicht gerne mitkommen? Es ist für eine gute Sache.«
Marion blickte sie unsicher an. »Ich weiß nicht recht. Was kostet der Kurs denn? Da ich meiner Mutter bis auf einen Schilling mein ganzes Gehalt abgebe, könnte ich nämlich höchstens ein paar Pennys bezahlen.«
»Der Kurs ist ganz umsonst«, erwiderte Maggie mit einem warmherzigen Blick. »Wenn Sie etwas essen wollen, müssen Sie es natürlich bezahlen, aber der Unterricht an sich ist gratis, weil die Organisatoren der Meinung sind, dass wir Frauen wissen sollten, wie man jemanden richtig verbindet, und auch noch viele andere nützliche Dinge für einen eventuellen Kriegsfall lernen sollten.«
»Das klingt interessant, und ich würde liebend gerne mitkommen«, antwortete Marion mit einem Anflug von Sehnsucht in der Stimme. Sie liebte ihre Arbeit bei Harpers und das Zusammensein mit den anderen Mädchen, und sie wäre auch liebend gern einmal abends mit Freundinnen ausgegangen, aber ihre Mutter brauchte ihre Hilfe. »Diese Woche schaffe ich es nicht, aber ich werde mit meiner Mutter sprechen. Vielleicht lässt sie mich ja nächstes Mal mitgehen.«
»Sagen Sie ihr, dass es dort sehr schicklich und angemessen zugeht«, riet Maggie ihr. »Wir werden von ausgebildeten Krankenschwestern unterrichtet, und einmal im Monat hält ein angesehener Arzt dort Vorträge. Ich würde natürlich auch dafür sorgen, dass Sie danach den richtigen Bus nach Hause nehmen.«
»Vielen Dank, Miss Gibbs«, sagte Marion errötend. »Sie sind so nett zu mir.«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Sie mich außerhalb der Arbeitszeiten ruhig duzen können«, unterbrach Maggie sie und drückte beruhigend Marions Arm. »Ich weiß, wie es ist, wenn man abends heimgehen muss, weil man dort gebraucht wird. Mein Vater war monatelang krank, bevor er starb, und ich musste meiner Mutter helfen, ihn zu pflegen.« Sie seufzte. »Er fehlt mir immer noch.«
»Vermissen Sie auch Ihre Mama?«, wagte Marion zu fragen.
»Manchmal, aber nicht so sehr wie Papa.« Maggies Lächeln wurde unsicher. »Er hat mich sehr geliebt und war furchtbar enttäuscht, als sein Unfall es mir unmöglich machte zu studieren, um Lehrerin zu werden - aber ich arbeite auch sehr gern bei Harpers.«
»Sie teilen sich eine Wohnung mit Mrs. Craven und Miss Minnie von der Änderungsschneiderei, nicht wahr?« Marion errötete. »Entschuldigen Sie, aber sie hat selbst gesagt, ich solle sie so nennen.«
»Ja, das weiß ich«, erwiderte Maggie beruhigend. »Miss Lumley hasst ihren Familiennamen und bat darum, sich stattdessen Miss Minnie nennen zu dürfen, und so tun wir alle das auch schon jahrelang. Ihre Schwester Mildred war Miss Lumley, und ich glaube, Minnie trauert immer noch um sie. Deshalb wird sie von uns allen nur Miss Minnie genannt.« Maggie lächelte. »Sie brauchte sich nicht einmal richtig um ihre Stelle zu bewerben. Rachel sprach mit Mrs. Harper, die Minnie daraufhin zum Kaffee einlud, sich ihre Arbeit ansah und ihr prompt die Stelle gab. Minnie ist eine wunderbare Schneiderin.«
»Ja, das weiß ich. Ich hätte zu gern etwas von ihr zum Anziehen, aber ihre Modelle sind so teuer.«
»Das sind sie«, stimmte Maggie ihr seufzend zu. »Aber wirklich ausgesprochen schön.«
»Ich gehe jetzt besser«, sagte Marion bedauernd, »sonst verpasse ich den Bus, und Ma würde sich Sorgen machen, wenn ich zu spät käme.« Sie wäre liebend gerne noch geblieben, um mit Maggie zu plaudern, doch dann würde sie zu spät nach Hause kommen, wo alle schon auf ihr Abendbrot warteten.
Und so beeilte sie sich, ihre Haltestelle zu erreichen, und stieg in den Bus, der gerade ankam. Drinnen kletterte sie die kleine Wendeltreppe zur zweiten Ebene hinauf, die zwar von mehreren Fahrgästen besetzt, aber nicht so überfüllt war wie die untere. Manche Leute saßen nicht gern im Freien, besonders nicht bei kaltem oder feuchtem Wetter. Heute Abend war es zwar kühl, aber trocken, und Marion liebte es, den Fahrtwind in ihrem Gesicht zu spüren. Außerdem hatte sie ihren schlichten grauen Filzhut auf ihrem kurzen dunklen Haar gut festgesteckt. Ihre Schwester Kathy hatte es ihr auf ihre Bitte hin geschnitten, weil es ihr lang zu viel Arbeit machte. Kurz geschnitten umschmeichelte es Marions Nacken und ihr Gesicht, während es lang so kraus gewesen war, dass sie es immer hochstecken und mit Haarnadeln hatte befestigen müssen, die jedoch nie an ihrem Platz geblieben waren. Und da sie keine Zeit damit vergeuden konnte, es ständig neu aufzustecken, hatte sie Kathy gebeten, es einfach abzuschneiden. Das Ergebnis hatte ihr ein paar Tränen in die Augen getrieben, aber den Mädchen bei der Arbeit gefiel ihre neue Frisur, und sogar Mrs. Burrows hatte gesagt, sie stünde ihr. Auf jeden Fall gewann sie dadurch morgens zwanzig Minuten oder mehr, sodass sie alles Nötige erledigen konnte und trotzdem noch pünktlich zur Arbeit kam.
Rush Terrace, wo Marion mit ihrer Mutter, ihren Schwestern und ihren jüngeren Brüdern lebte, bestand aus einer Reihe hoher, schmaler Häuser mit länglichen Gärten, die ein wahres Glück für ihre Bewohner waren, weil sie dort Gemüse anbauen und sogar Hühner halten konnten. Marion wusste, dass es einige Straßen weiter ähnliche Reihenhäuser gab, die jedoch so dicht an dicht standen, dass sie nur über einen winzigen Hof verfügten. Zu ihrem eigenen Zuhause gehörte jedoch ein richtiger Garten, den ihre Brüder pflegten und bebauten, sodass sie zu den Erntezeiten immer genug Gemüse hatten. Diese beiden jüngeren Brüder und zwei jüngere Schwestern lebten noch zu Hause, während ihr älterer Bruder Dan schon vor über drei Jahren ausgezogen war, nachdem er eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Vater darüber gehabt hatte, wie er ihre Mutter behandelte.
Ihr Vater arbeitete als Seemann auf den Schiffen und war daher nur selten zu Hause, worüber jedoch alle froh waren, obwohl sie so immer zu wenig Geld hatten. Dan hatte sich damals mit seinem Vater einen regelrechten Kampf geliefert und eine schmerzhafte Verletzung dabei erlitten, aber er war dennoch auf der Stelle ausgezogen. Er hatte Angst gehabt, ansonsten womöglich etwas zu tun, was er später bereut hätte. Im vergangenen Jahr war eine Lauch- und Kartoffelsuppe das Einzige gewesen, was sie zum Abendessen gehabt hatten, doch nun, da Marion Geld verdiente, ging es ihnen finanziell ein wenig besser.
Als Marion die Hintertür öffnete und die Küche betrat, sank ihr das Herz. Ihre Mutter hatte offenbar wieder einmal einen schlechten Tag gehabt. An den besseren Tagen bemühte sie sich zumindest, ein bisschen Ordnung zu schaffen, Wäsche zu waschen oder zu bügeln oder wenigstens das Abendbrot vorzubereiten. Doch wie es schien, hatte sie heute überhaupt nichts getan.
»Wo ist Ma?«, fragte Marion ihre Schwester Kathy, die zwar noch zur Schule ging, in den Stunden vor und nach dem Unterricht jedoch im Haushalt half, so gut sie konnte. Marion sah, dass sie den Jüngeren ein bisschen Brot und Schmalz zu ihrem Tee gegeben hatte. »Ich dachte, wir hätten ein paar Würstchen?«
»Ma hat sie leider auf dem Tisch vergessen, als sie rausging, um ein Handtuch aufzuhängen«, sagte Kathy. »Und obwohl die Tür wirklich nur einen Moment lang offen stand, hat der Nachbarshund sie alle geklaut.«
»Dieser verdammte Köter!«, bemerkte ihr jüngerer Bruder und wischte sich mit dem Ärmel über seine verschleimte Nase. »Ich hab Kohldampf, Marion, und du weißt, dass ich kein Schmalz mag!«
»Ich auch nicht«, pflichtete ihm die fünfjährige Milly bei.
»Trotzdem werdet ihr euch verdammt noch mal damit begnügen müssen«, sagte Robbie mit einem bösen Blick zu niemand Bestimmten. »Ich habe meinen letzten Schilling für die Würstchen ausgegeben und mich darauf gefreut, zum Abendbrot wenigstens eins davon zu etwas Kartoffelbrei zu essen!«
»Das ist kein Problem, ich habe in der Mittagspause eine Dose Corned Beef gekauft«, warf Marion ein, die Streit aufkommen spürte. Das Dosenfleisch war eigentlich für den nächsten Tag bestimmt gewesen, doch da würde sie nun etwas anderes finden müssen, falls sie aus der Kleingeldbörse ihrer Mutter genug dafür zusammenkratzen konnte. »Kathy, du hilfst mir bei den Kartoffeln, und Robbie, du und Dickon könnt schon mal das Corned Beef aufschneiden - aber schön dünn und ohne etwas davon zu stibitzen, weil es sonst nicht für alle reichen wird.«
»Na prima, ich liebe Corned Beef!« Marions älterer Bruder lächelte sie an. Robbie war ein guter Junge, der mit seiner Arbeit im Holzlager unten am Hafen wöchentlich schon neuneinhalb Schilling und sechs Pence verdiente, was eine ausgezeichnete Bezahlung für einen noch nicht ganz sechzehnjährigen Jungen war. Außerdem gab er jeden Penny davon für Lebensmittel für seine Familie aus, sodass Marion nur noch alles andere finanzieren musste, was der geringe Lohn ihres Vaters nicht hergab. Mr. Kaye gab seiner Frau zum Unterhalt der Familie ein Drittel von dem, was er während seiner Abwesenheit verdient hatte, den Rest gab er für Alkohol und leichte Mädchen aus. Zumindest hatte Marions Mutter das ihrer ältesten Tochter erzählt.
»Dieser Teufel hat meine Gesundheit und mein Leben...
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