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Das mitreißende Finale der Glücksfrauen-Saga
Deutschland, 1938: Nachdem ihre Freundin Luise Deutschland bereits verlassen hat und auch Maria weg will, stützt Anni Graf sich mehr und mehr auf ihren Verlobten Siegfried. Doch je strenger der Würgegriff der Nazis wird, umso weniger kann Anni die Augen vor der Wahrheit verschließen. Ein schrecklicher Betrug führt schließlich dazu, dass auch sie Hals über Kopf flüchten muss ...
Tansania 2024: Das Testament ihrer Großmutter Luise hat June und Sandra nach Tansania geführt. Hier finden sie Annis Enkelin Wendy und erfahren endlich mehr über Annis Flucht und die Gründung ihrer erfolgreichen Rosenfarm, die heute von Wendy geführt wird. Doch können die drei jungen Frauen auch herausfinden, welche Schuld Luise vor so vielen Jahren auf sich geladen hat, und werden sie die Wunden von damals heilen können?
Berlin, Oktober 1936
Ihr Herz raste, ihre Aufregung wuchs. Der Herbstwind zog in jede Ritze ihres Mantels. Ihr ganzes Leben würde sich heute auf den Kopf stellen, wie die Sanduhr, die sie immer zum Backen nahm. Anni freute sich riesig, zitterte, stand in ihrem Wollmantel mit einem Kuchenpaket in der Hand vor ihrer Lieblingsbäckerei in Schöneberg, trat von einem Bein aufs andere. Sie versuchte, sich abzulenken, drehte sich zum Schaufenster, betrachtete die Zimtschnecken in der Auslage. Siegfried liebte ihre selbst gebackenen Zimtschnecken. Mehr als alle anderen auf der Welt, hatte er gesagt. »Wie dich.«
Ihre Gedanken rasten. Heute würde es endlich geschehen. Das, worauf sie schon so lange wartete. Sie musste es Maria gleich erzählen. Auch wenn die sie wieder so besorgt ansehen und die Stirn runzeln würde. Natürlich machte sich Anni selbst viele Gedanken, erst recht in letzter Zeit, seit es in Deutschland immer kühler wurde. Menschen veränderten sich, und manche nicht zum Guten. Sie sah das. Alles, was um sie herum geschah. Den Hass und die Wut vieler Leute. Das Aggressive, das hier in Berlin immer mehr zunahm. Die Unzufriedenen, die Umsturzgedanken hatten. Sie war nicht das naive Blondchen, wie ihre Freundinnen manchmal glaubten. Zumindest ihre Freundin Luise dachte das von ihr, und das ärgerte Anni. Luise hatte sie vor ihrer Abreise nach Amerika so hingestellt, zumindest hatte es sich für Anni so angefühlt. Aber sie hatte sich nichts anmerken lassen, war ein harmoniebedürftiger Mensch. Und Luises Idee, dass die Freundinnen als Notfallplan ein Restaurant in New York eröffnen sollten, wenn jede etwas von ihrem Ersparten dazugab, fand sie ja auch gut. Notfallpläne waren immer klug. Auch Maria hatte mitgemacht. Sie drei. Drei beste Freundinnen, schon so lange und für immer. Und dennoch. Anni konnte es sich nicht vorstellen, dass sie ihn brauchen würden, diesen Plan. Dass sie ihre Heimat verlassen mussten. Sie auf keinen Fall. Maria als Jüdin fühlte sich in Berlin seit einiger Zeit nicht mehr wohl, was Anni traurig fand. Sehr traurig. Aber ihrer Ansicht nach war das noch lange kein Grund, die Heimat zu verlassen. Und sie, sie hatte jüdische Verwandte, sehr entfernte, daran hatte Luise sie erinnert. Aber das spielte doch keine Rolle. So ein Unsinn. Sie war ein deutsches Mädel. Dennoch hatte dieser Satz von Luise etwas in ihr angestoßen. Und sie hatte eingewilligt, in ihren Vorschlag. So war das von ihren Eltern geerbte Geld wenigstens gut angelegt. Wenn auch in Amerika.
Ihrem Vater hätte es gefallen. Sie vermisste ihn sehr, auch ihre Mutter. Seit dem Tod ihrer Eltern war Siegfried ihre Familie geworden. Wie gut er sich nach dem Tod ihrer Mutter um sie gekümmert hatte. So einfühlsam, liebevoll, verlässlich. Und dann wieder nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters. Siegfried war eindeutig ein guter Mensch. Das sahen ihre Freundinnen ja zum Glück auch in ihm, kannten ihn seit Jahren. Aber Anni eben noch länger, seit der Schulzeit. Seit er ihr damals immer den Tornister getragen hatte. Siegfried war ein Kavalier. Mein Rosenkavalier, dachte Anni lächelnd. Sie liebte Rosen, und Siegfried wusste das und brachte ihr oft eine mit. Er wollte sie glücklich machen, immer.
Die Tür der Bäckerei rechts neben ihr ging ruckartig auf, sodass Anni unwillkürlich zusammenzuckte. Der Duft von Brot und Kuchen strömte mit einem Herrn in Wehrmachtsuniform heraus. Er hielt ein in Papier eingewickeltes Brot in der Hand, warf ihr einen interessierten Blick zu, grüßte und lächelte. »Heil Hitler. Habe ich Sie erschreckt, Fräulein? Die Uniform bestimmt, habe ich recht? Ich komme gerade aus der Kaserne.«
»Nein, nein. Ich habe nichts gegen Uniformen. Heil Hitler«, grüßte Anni zurück, blickte sofort wieder ins Schaufenster. Der Mann war stehen geblieben, schaute sie intensiv an, das sah sie aus den Augenwinkeln. Manchmal sagte sie wirklich naive Sachen. Ich habe nichts gegen Uniformen. Hoffentlich ging er schnell weiter. Mit ihren blonden langen Haaren und ihrem lieben Gesicht, wie Siegfried es immer nannte, zog sie die Blicke einiger Männer auf sich. Sie mochte das nicht. Wollte nur, dass Siegfried sie so ansah, ihr Leben lang. Aber gab es das überhaupt? Die Liebe bis zum Lebensende? Sie sah keinen Millimeter nach rechts.
Endlich ging der Mann weiter. Anni atmete aus, sah sich nach Maria um. Wo blieb sie denn nur? Siegfried war immer pünktlich, ließ sie nie warten, Maria eigentlich auch nicht. Anni legte großen Wert auf Zuverlässigkeit, und auf Treue. Ihre Mutter hatte sie immer eine treue Seele genannt, auch die Freundschaften zu Luise und Maria waren Anni enorm wichtig.
Sie sorgte sich auch nicht, dass ihre Freundschaft zu Luise Schaden nehmen würde, wenn diese jetzt eine Zeit lang in Amerika lebte. Die drei Freundinnen würden für immer zusammenhalten, das hatten sie sich geschworen. Wie Luises Überfahrt mit dem Schiff nach New York wohl war? Schon spannend, was sie dort erleben würde.
Wieder sah Anni die Straße entlang, da endlich kam Maria, die dunklen Haare hochgesteckt, was ihr Gesicht schmal wirken ließ. Sie hielt ein Papier in der Hand, ihre Miene wirkte, als habe sie auch Neuigkeiten. »Entschuldige, aber Tabea wollte unbedingt, dass ich ihr noch den Brief vorlese, Luise hat endlich geschrieben!«
»Oh wie schön, ist sie gut angekommen? Geht es ihr gut?«
»Ja, ein Glück. Die Überfahrt war wohl sehr angenehm, sie hat sich gefühlt wie eine feine Dame. Und sie hat schon eine neue Freundin kennengelernt.«
Anni und Maria sahen sich einen Moment an. Anni spürte Eifersucht in sich aufsteigen, wollte das aber nicht. »Ist ja klar, dass sie viele neue Menschen kennenlernt. Aber Luise vergisst uns nicht.«
»Natürlich vergisst sie uns nicht«, pflichtete Maria ihr bei, strich sich eine kurze Haarsträhne zurück, die sich gelöst hatte. »Willst du lesen? Mehr steht aber eigentlich nicht drin.« Sie reichte ihr den Brief. Anni gab ihr gleichzeitig das Paket mit dem Streuselkuchen in die Hand. »Halte bitte mal.«
Dann besann sie sich, lächelte Maria an. »Den Brief les ich mal in Ruhe. Ich bin ganz schön aufgeregt. Bei mir gibt es nämlich auch Neuigkeiten.«
»Wie du aussiehst, zum Glück gute. Wie schön. Erzähl.«
Anni wurde etwas unwohl, denn sie wusste, dass es Maria nicht gefallen würde. Aber sie hoffte dennoch, dass sich die Freundin mit ihr freuen konnte.
»Lass uns erst was vom Streuselkuchen essen, mein Magen fühlt sich flau an.«
»Jetzt bin ich richtig neugierig.« Maria lächelte sie an, öffnete das Kuchenpaket, hielt es Anni hin. Beide nahmen einen Streuselkuchen in die Hand, begannen zu essen, spazierten dabei los, wie sie es immer taten, jeden Donnerstag, seit Jahren, normalerweise auch mit Luise. Anni kaute und schluckte. »Also, ich habe etwas gesehen, und deshalb bin ich mir ziemlich sicher.« Maria ging neben ihr her, hielt inne, sah sie an. »Was hast du gesehen? Was meinst du, du bist dir sicher?«
Sie kamen an dem kleinen Blumenladen vorbei, der sich ein paar Meter weiter befand. Anni hatte gerade erneut einen Bissen genommen, deutete auf den Blumenladen, musste auflachen. »Das ist ja lustig.« Sie verschluckte sich, hustete.
Maria klopfte ihr auf den Rücken. »Mein Gott, was gibt es denn so Aufregendes? Jetzt sag schon.«
Anni deutete hustend auf den Blumenladen. Auf einen Bund roter Rosen, der in einem Eimer stand. Maria folgte ihrem Blick, sie ahnte es wohl, ihre Miene wurde ernster.
Anni musste nicht mehr husten, schluckte den Bissen herunter. »Die Rosen. Siegfried hat Rosen für mich gekauft. Einen Bund wie diesen. Ich habe sie gestern zufällig bei ihm gesehen. Sie stehen in einer großen Vase, hinter der Tür seiner guten Stube.«
Maria blickte sie besorgt an, runzelte die Augenbrauen. Genau wie Anni es sich gedacht hatte.
»Freust du dich denn gar nicht für mich?«
Maria suchte nach Worten. »Ich freue mich, wenn du glücklich bist. Aber bist du dir denn ganz sicher, dass die Rosen das bedeuten, was du meinst?«
»Warum sollte er sonst rote Rosen besorgen? Für seine achtzigjährige Tante? Der würde er weiße Gerbera schenken. Oder gelbe Lilien. Ich warte ja jetzt schon lange genug, das weißt du.« Anni hörte selbst, dass sie etwas traurig und bedürftig klang. Sie hoffte schon so lange auf einen Antrag von Siegfried. Maria war längst verheiratet, Luise würde ihren Richard bald in New York heiraten, und sie?
»Ich weiß, aber jetzt in diesen Zeiten eine Hochzeit?«, erwiderte Maria sanft. »Siegfried ist so vielbeschäftigt bei der Gestapo. Da bleibt wenig Zeit, um eine schöne Feier zu organisieren.«
Anni sah ihre Freundin traurig an. Maria wollte es ihr ausreden, konnte sich nicht wenigstens etwas mit ihr freuen.
»Ich habe Zeit, zu organisieren. Und wie oft noch? Siegfried ist ein ehrenvoller, treuer, liebevoller Mensch. Er arbeitet bei der Geheimen Staatspolizei, um sich für unser aller Sicherheit einzusetzen. Ich liebe ihn über alles. Soll ich etwa Nein sagen?«
»Nein. Ich meine, ich verstehe das ja, du kennst ihn schon lange, bevor das mit der NSDAP und so losging.« Maria blickte ihre Freundin nachdenklich an. »Sag dann erst mal Ja. Aber ihr könnt doch später erst heiraten. Verlobt zu sein ist auch ein schönes Gefühl. Jakob und ich waren auch länger verlobt.«
»Ich weiß, aber ich fühle mich die ganze Zeit schon wie verlobt. Ich will lieber gleich heiraten. Außerdem: So viele gute Männer gibt es nicht, hat meine Mutter immer gesagt. Und Siegfried ist meine Familie. Ich vertraue ihm wie dir und...
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