2024: »Einfach Bauen« ist heute in aller Munde. Vorreiter und Architekt Florian Nagler begeistert mit seinen Einfach-Bauten die Fachwelt. Mich auch! Ministerien, Architektenkammern, Bauzeitschriften wollen mitmachen, nennen es »Gebäuedetyp E« und hängen gleich einen Rattenschwanz von Regelungen an. Das verängstigt Bauinteressierte und Bauämter bei Bauanträgen und -genehmigungen: Dürfen wir anerkannte Baunormen brechen? Fazit: Niemand - außer einer Elite, mit viel Sondergenehmigungen - wagt Einfach Bauen. Unser Wohnungsproblem bleibt. 1974: Was war ich naiv und unbefangen ... und bin es heute auch noch! Genau vor 50 Jahren bekam ich mein Diplom und war Architekt. Kammern gab's nicht. Ich wollte gleich bauen, kaufte ein verfallenes Reihenhaus in Raeren, Ostbelgien und baute es um - ohne Plan, ohne Handwerksausbildung, nur mit Hammer und Säge. Ich entwarf beim Bauen. Ein Jahr später war es fertig. Ich zeichnete den Plan, machte ein paar Fotos und schickte es der »Bauwelt«. Die druckte es »Wieviel Raum braucht ein Mensch?« ( Bauwelt 19/1978 ) »Alleinstehend ... sparsam ... gutaussehend«. Auf der Titelseite der »Bauwelt« ( 5/1980 ) steht mein erstes Wohnhaus, das ich in drei Jahren selbst gebaut hatte. Jetzt kamen viele Bauinteressierte zu mir und wollten auch bauen - sparsam, mit viel Eigenleistung. Für diese Projekte erhielt ich 1985 den DEUBAU-Preis. 2000: Meine Skizzen, Entwürfe, Bauten, Reiseerfahrungen fasste ich in einem kleinen Buch »einfach bauen«, 1. Auflage 2000, zusammen. 2024: Da es seit langem vergriffen ist, habe ich jetzt unverändert die 2. Auflage herausgebracht - als Kontrast zu »Gebäudetyp E«. - Christoph Schulten
