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Immer wieder fragte ich Lalji, meinen väterlichen Freund, nach diesen geheimnisvollen Gesten, wenn wir Yoga übten auf der Dachterrasse des Lakshman Mandir hoch oben über der Ganga. Wir plauderten über Gott und die Welt und Yoga, immer wieder Yoga. Doch obwohl Lalji viele der Rituale der traditionellen Hindus belächelte - er arbeitete gerade an einem Manuskript »What's wrong with us Hindus?« (Was stimmt nicht mit uns Hindus?) -, schien er doch von der Wirksamkeit der Mudras überzeugt zu sein. »Viele sind natürlich nur symbolhafte Gesten. Wie könnte dies auch anders sein, stammen sie doch meist aus längst vergangener Zeit. Aber einige von ihnen zeigen tatsächlich Wirkung, auch auf körperlicher Ebene.« Versonnen sah er über den Fluss. »Sind dir noch nie die Großmütter aufgefallen, wenn sie ihren Enkeln die Finger massieren? Die Großmütter wissen viel mehr über die Kinder als deren eigene Mütter! Nässt ein Kind das Bett, massieren sie dessen kleine Finger, denn der kleine Finger regiert das Element Wasser im Körper. Und so regiert jeder Finger eines der Elemente, aus denen unser Körper besteht. Und glaub mir, sie würden dies nicht tun, wenn es nicht wirken würde! Seit Tausenden von Jahren!« Und so begann meine Erkundung dieser sagenumwobenen Fingerhaltungen.
Mudras und Hastas spielen eine wichtige Rolle in der traditionellen indischen Kultur und Gesellschaft, die in vielem noch wesentlich enger am »Kern und Wesen der Dinge« ist als unsere sogenannte aufgeklärte westliche Gesellschaft. Nach den Lehren der Yoga Tattva Mudra Vijnana, der Wissenschaft von den (Heil-)Gesten, resultieren alle Erkrankungen und Störungen von Körper und Geist aus Ungleichgewichten der fünf Elemente (siehe: »Mudras und die Welt der fünf Elemente«, ab Seite 24) und/oder einer Störung im natürlichen Fluss der Lebensenergie Prana. In diesem Zusammenhang werden Mudras und Hastas gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. So werden die Handhaltungen als »geschlossene Stromkreise« in den feinstofflichen Kanälen (Nadis) des physischen und feinstofflichen Körpers betrachtet. Sie lenken den Energiefluss über die Nadis zum Gehirn und helfen so Körper und Geist, ganzheitlich miteinander zu kommunizieren: Bestimmte Bereiche der Hand sind mit bestimmten Teilen des Körpers und der Psyche verbunden und interagieren.
Der Begriff »Mudra« bedeutet im Sanskrit so viel wie »Geste«, »Siegel« oder »Zeichen«. Es gibt Mudras, die nur mit einer Hand ausgeführt werden (sogenannte asamyukta hastas), und Mudras, zu deren Ausübung beide Hände gemeinsam erforderlich sind (sogenannte samyukta hastas). Die Fingerhaltungen, mit denen wir uns im weiteren Verlauf beschäftigen, haben Einfluss auf Gesundheit, Körperenergien und Stimmungen. Ängste bewirken ein Zusammenziehen der Chakras (Energiezentren im Körper, siehe ab Seite 67), die Energien können nicht mehr ungehindert fließen. Durch diese Chakra-Blockaden verstärken sich die Ängste, diese führen zu einem weiteren Zusammenziehen der Chakras und so weiter und so fort.
Mudras sind aber auch etwas, das uns wortwörtlich guttut: muda bedeutet »Freude«, ra bedeutet »geben«. Auch im Hatha Yoga gibt es - vor allem auch im Zusammenhang mit Pranayama, den Atemübungen - eine Vielzahl von Mudras. Diese Mudras des Hatha Yoga galten in alter Zeit als Übungen für Fortgeschrittene, die nur nach langer Yogapraxis vom Guru, dem spirituellen Lehrer, an den chela, den Schüler, vermittelt wurden.
Es gibt fünf Gruppen von Mudras:
Mit Mudras erzielen wir große Wirkung, mit Hastas erreichen wir diese Wirkung mit recht geringem Aufwand. Es gibt symbolhafte Mudras, wie sie vor allem im tibetischen Buddhismus vorkommen, beispielsweise in ikonografischen Darstellungen der Götter und Helden. Und es gibt, wie bereits erwähnt, therapeutische Handhaltungen, die heilen. Oftmals jedoch sind sie beides: religiös und heilend. Kein striktes Entweder-oder, sondern ein harmonisches Sowohl-als-auch.
Die in diesem Buch dargestellten Mudras beziehungsweise Hastas helfen, Verspannungen zu lösen und das Wohlbefinden zu verbessern. Diese psychoneuronalen Gesten lenken den Energiefluss im Körper und beseitigen Störungen, die gesundheitliche Beschwerden verursachen. Durch Akupressur werden bestimmte Zentren und Energieleitbahnen aktiviert und von Blockaden befreit. Bewusste Atmung und leichte Yogaübungen (Asanas) unterstützen oftmals die Wirkung dieser Gesten und umgekehrt: Mudras stellen eine wunderbare Ergänzung zu Ihren sonstigen (Yoga-)Übungen und Meditationen dar.
Die Gesten können zur Gesundheitsvorsorge dienen und haben keinerlei Nebenwirkungen, sie stellen eine erste Hilfe bei akuten Erkrankungen oder Unterstützung bei chronischen Leiden dar. Sie können auch als Do-it-yourself-Methode zur Entwicklung latent vorhandener psychoenergetischer Potenziale verwendet werden. Mritsamjivani Mudra (siehe Seite 137) zum Beispiel wird traditionell bei Herzinfarkt eingesetzt und liebevoll »die lebensrettende Mudra« genannt. Apana Mudra (siehe Seite 59) hilft Frauen bei der Geburt, aber auch bei der Behandlung chronischer Verstopfung.
Basierend auf dem Wissen der Yoga Tattva Mudra Vijnana, der Wissenschaft von den (Heil-)Gesten, gibt es drei grundlegende Wirkungen der Mudra-Praxis:
Bei der Ausführung dieser Handhaltungen gibt es, wie auf Seite 16 bereits erwähnt, grundsätzlich zwei Arten: Hastas, die mit beiden Händen gemeinsam ausgeführt werden, die Samyukta Hastas, und Gesten, die mit einer Hand (eventuell natürlich auch parallel mit beiden Händen) praktiziert werden, die Asamyukta Hastas.
Viele der dargestellten Hastas/Mudras werden auch im Zusammenhang mit Yogaübungen (Asanas und Pranayamas) ausgeführt. Ich selbst verwende Jnana Mudra zum Beispiel sehr gerne im Zusammenhang mit vielen Übungen im Stehen (wie Tadasana, die Bergstellung, siehe Seite 93), und bei Atemübungen (Pranayamas). Ich gehe auch oft mit dieser Handhaltung spazieren oder verwende Brahma Mudra und Bhairava Mudra (siehe Seite 155 und 86), um nur einige Beispiele zu nennen.
Das Erste, was ich zum Gebrauch der Mudras lernte, war, wie sich die fünf Elemente, aus denen sich nach indischer Lehre alles Sein zusammensetzt, im Körper und in den Fingern manifestieren: Wasser (jala), Erde (prithvi), Raum/Äther (akasha), Wind (vayu/vata) und Feuer (agni). Mithilfe der Finger lassen sich diese Grundelemente beeinflussen, sozusagen »regieren«. Darüber hinaus repräsentieren und beeinflussen die einzelnen Finger auch einzelne Organe und Funktionen im Körper. Im folgenden Kasten (siehe unten) finden Sie eine Übersicht.
Manifestation der fünf Elemente in den Fingern
Daumen: symbolisiert Vitalität, Willenskraft und Lebensfreude; steht für Magen, Lunge und Immunsystem
Zeigefinger: Selbstwertgefühl, daraus resultierend Zuversicht und Mut; beeinflusst Atmung, Bauspeicheldrüse und Dickdarm
Mittelfinger: vermittelt innere Ruhe, Geduld und Harmonie; beeinflusst Kreislauf, Blase und Galle
Ringfinger: aktiviert Sinnlichkeit, Lust und...
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