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Diesen Mann unterschätzen Kriminelle nur ein Mal – der neue Fall für Jack Reacher.
Am Busbahnhof von Gerrardsville, Colorado, beobachtet der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher, wie eine Frau vor einen fahrenden Bus gestoßen wird. Es gelingt ihm nicht, den Täter dingfest zu machen. Doch er gerät so ins Visier skrupelloser Verbrecher, die jeden Zeugen eliminieren wollen. Nichts darf ihre Operation gefährden. Allerdings haben sie nicht mit einem Mann wie Reacher gerechnet. Als der bedroht wird, geht er sofort zum Gegenangriff über. Er nimmt die Spur auf und wird nicht stoppen, bevor er das Schlangennest ausgeräuchert hat.
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8
Reachers Ohren summten, als er wieder zu sich kam. Er hatte bohrende Kopfschmerzen. Das auf seiner Brust lastende Gewicht machte jeden Atemzug mühsam. Er brauchte einen Augenblick, um herauszufinden, worunter er festgenagelt war. Dann musste er weitere fünf Minuten lang heben und schieben und sich verrenken, bevor er unter dem Gewirr aus Stahlträgern hervorkriechen konnte.
An der Einmündung der Gasse hatte sich eine kleine Menge versammelt. Reacher erkannte einige der Leute wieder. Sie hatten den Bus und die überfahrene Angela St. Vrain angegafft. Die erste Aufregung darüber musste sich gelegt haben. Sie schienen darauf gesetzt zu haben, dass die Action in der Gasse spannender sein würde. Jedenfalls waren sie mehr daran interessiert zu gaffen, als Hilfe zu leisten. Erst als Reacher sich aus dem Stahlgewirr befreit hatte, traten ein paar der jüngeren Männer vor und versuchten, ihm beim Aufstehen behilflich zu sein.
Reacher stieß sie beiseite.
Einer von ihnen fragte: »Alles okay, Kumpel?«
Reacher gab keine Antwort.
»Wir dachten, wir hätten Schüsse gehört.« Der Kerl zuckte mit den Schultern. »Aber das muss das Krachen des Absturzes gewesen sein.«
Reacher atmete mehrmals tief durch, während er darauf wartete, dass die Menge sich zerstreute, und sah sich dann in der Gasse um. Auf dem Pflaster waren Reifenspuren zu erkennen. Die Mauern wiesen an einigen Stellen Schrammen mit Spuren von schwarzem Autolack auf. Der nächste Abfallcontainer war stark eingebeult. Hier und da waren kleine Haufen von Glassplittern zu sehen. Aber keine Pistole. Keine Männer in Hoodies. Kein Auto, Kein Müllbeutel. Keine Schultertasche. Und kein Umschlag.
Die Rettungsdienste waren in voller Stärke im Einsatz, als Reacher wieder die Straße erreichte. Die Kreuzung war durch vier quer gestellte Streifenwagen mit eingeschalteten Blinkleuchten gesperrt. Die linke Seite des Busses, unter der Angela St. Vrains Leiche gelegen hatte, war unter einem hastig errichteten Zelt verschwunden. Nicht als Wetterschutz, vermutete Reacher, sondern als Sichtschutz vor Fernsehteams mit Teleobjektiven oder Hubschraubern. Die Todesursache der Frau war kein großes Rätsel. Die Frage nach dem Täter war eine andere Geschichte. Und die nach seinem Motiv.
Reacher registrierte vier uniformierte Cops, die dabei waren, die hartnäckigen Gaffer zu befragen. Er verfolgte das Ganze weiter, bis er einen Mann in einem Anzug hinter dem Bus hervorkommen sah. Der Kerl trug sterile Handschuhe und hielt ein kleines Notizbuch in der linken Hand. Reacher fand, es sage einiges über die Kriminalitätsrate in Gerrardsville aus, wenn zu einem scheinbar gewöhnlichen Verkehrsunfall gleich ein Kriminalbeamter auftauchte. Aber er beschwerte sich nicht darüber. So sparte er sich die Mühe, das Polizeirevier aufzusuchen.
Der Kriminalbeamte schien Anfang dreißig zu sein. Er war über einen Meter achtzig groß, wirkte durchtrainiert und hatte einen Bürstenhaarschnitt. Seine Anzughose besaß messerscharfe Bügelfalten. Sein Oberhemd war frisch gebügelt, die Krawatte ordentlich gebunden. Und seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert.
Als der Mann merkte, dass Reacher ihn beobachtete, ging er auf ihn zu und streckte die Hand aus. »Detective Harewood. Was kann ich für Sie tun?«
Reacher berichtete, was er an der Kreuzung gesehen und was sich anschließend in der Gasse ereignet hatte. Er sprach langsam und brachte die Informationen leicht verständlich an den Mann. Harewood schrieb alles in sein Notizbuch. Er ließ nichts aus. Er fasste nichts zusammen. Und er vergeudete keine Zeit damit, nach Reachers Beruf oder Adresse zu fragen.
Als sie fertig waren, ließ Reacher sich Harewoods Karte geben und versprach ihn anzurufen, wenn ihm nachträglich weitere Details einfielen. Dann ging er mit der Überzeugung davon, dass der Fall in guten Händen war. Er überlegte, ob er versuchen sollte, die Stadt per Anhalter zu verlassen, kam aber zu einem anderen Resultat. Sein Kopf schmerzte. Sein Körper fühlte sich wund und steif an. Um sich zu erholen, war es bestimmt besser, gut auszuschlafen. Dafür sprach auch etwas anderes: Die Kerle in Hoodies konnten zurückkommen. Sie brauchten natürlich ein Ersatzfahrzeug. Und vielleicht wollten sie den Umschlag jemandem übergeben. Oder ihn irgendwo sicher aufbewahren. Aber dann würden sie vielleicht an den Augenzeugen denken, den sie zurückgelassen hatten. Wahrscheinlich würden sie etwas dagegen unternehmen wollen.
Das hoffte Reacher jedenfalls.
Gerrardsville war nicht groß. Reacher verbrachte den Nachmittag damit, so sichtbar wie möglich zu sein. Er schlenderte durch die Straßen, interessierte sich für die Auslagen der Geschäfte und saß Kaffee trinkend vor mehreren Cafés. Das begann als angenehmer Zeitvertreib. In der Stadtmitte gab es Fußgängerzonen mit Sitzbänken unter Bäumen. Die hiesige Einwohnerschaft schien überwiegend aus Studenten, jungen Eltern mit Babys in Kinderwagen, Hipstern und smarten Akademikern in übertrieben lässiger Kleidung zu bestehen. Aber je länger Reacher sich zeigte, desto frustrierter wurde er. Er musste sich mit den Tatsachen abfinden. Wenn er der Wurm war, wollte kein Fisch anbeißen. Also gab er dieses Vorhaben auf und machte sich auf den Weg zum südlichen Stadtrand, an dem ihm am Vortag zwei Motels aufgefallen waren.
Reacher hatte sich getäuscht.
Das stellte er fest, bevor er zwei Blocks zurückgelegt hatte. Er wurde beobachtet. Jemand behielt ihn im Auge. Das spürte er. Ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken. Eine steinzeitliche Reaktion. Ein von seinem Echsengehirn ausgehendes Warnsignal. Äußerst zuverlässig. Niemals zu ignorieren.
Reacher machte vor dem nächsten Schaufenster halt. In dem Laden gab es bunt verpackte Schokolade in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Aber er interessierte sich nicht für die Auslage, sondern nur für die Scheibe, in der sich die Straße hinter ihm spiegelte.
Ein höher gelegter schwarzer Truck mit Chromfelgen rollte vorbei. Sein Beifahrersitz war leer. Der Fahrer achtete nicht auf Reacher. Beim nächsten Wagen handelte es sich um einen silbergrauen Jeep mit zwei Kajaks auf dem Dach und roten Schlammspritzern an den Seiten. Sein Fahrer hatte nur Augen für den schwarzen Truck vor ihm. Dann tauchte ein weißer Viertürer auf. Ein Toyota Corolla.
Reacher hatte das Gefühl, ihn wiederzuerkennen. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er genau diesen Wagen schon mal gesehen hatte. Corollas waren beliebte Autos. Dann kam der Wagen näher. Das Kältegefühl in Reachers Nacken wurde stärker, als er den Kerl auf dem Beifahrersitz sah. Mitte zwanzig. Stämmig. Bürstenhaarschnitt. Blaues T-Shirt. Er hätte ein Klon des Typen sein können, der Angela St. Vrain vor den Bus gestoßen hatte, aber sein Gesicht war noch intakt. Und er beobachtete Reacher. Das stand fest. Er starrte ihn an, als der Toyota vorbeifuhr, schaute kurz auf sein Handy und drehte sich dann noch mal nach ihm um.
Reacher setzte sich wieder in Bewegung. Der Corolla bog bei erster Gelegenheit rechts ab. Reacher stellte sich vor, wie er noch zweimal rechts abbog, und rechnete sich aus, wie lange er ungefähr dafür brauchen würde. Dann überquerte er die Straße. Das lieferte ihm eine Entschuldigung dafür, in die andere Richtung zu sehen, ohne misstrauisch zu wirken. Der Toyota wartete an der Kreuzung hinter ihm. Reacher ging weiter. Nicht schnell, nicht gemächlich. Ohne etwas zu tun, das anderen signalisierte, dass er wusste, dass der Corolla ihm folgte. Dann verschwand er in der nächsten Gasse, die er passierte. Sie glich der, in die er den Mörder verfolgt hatte. Sie war sauber. Aufgeräumt. Auch hier standen Abfallcontainer. Und es gab Feuertreppen, die einen solideren Eindruck machten. Der einzige große Unterschied war das für Dacharbeiten errichtete Baugerüst am zweiten Haus links.
Der Toyota war nicht vorbeigefahren.
Reacher blieb an die Hauswand gedrückt stehen und riskierte einen Blick um die Ecke. Er sah die Motorhaube eines weißen Autos, das weit genug von der Einmündung entfernt parkte, um nicht verdächtig zu wirken. Dann überquerte er die Gasse zu dem Baugerüst, dessen Metallstangen von Krampen und Bolzen zusammengehalten wurden. Diese Verbindungen saßen unverrückbar fest, ließen sich ohne Werkzeug nicht so schnell lösen. Also versuchte er's mit den Bohlen der untersten Ebene. Die mittlere war locker. Er stemmte sie hoch, zog sie heraus und nahm sie zur Einmündung der Gasse mit.
Der Wagen parkte noch immer an derselben Stelle. Reacher hoffte, dass die Kerle, die hinter ihm her waren, ungeduldig waren. Er hoffte, sie würden nicht endlos lange warten wollen, bis er wieder auftauchte. Er hoffte, sie würden die Initiative ergreifen und wie der Typ mit dem BMW in die Gasse rauschen. Dann würde er vortreten und die Bohle durch die Frontscheibe rammen. Die Brust des Fahrers treffen. Ihm die Rippen brechen. Oder vielleicht den Kopf treffen, ihn glatt vom Körper trennen. Was Reacher etwas Zeit mit dem Kerl auf dem Beifahrersitz verschaffen würde.
Der Corolla bewegte sich nicht.
Zehn Minuten vergingen. Zwanzig. Eine halbe Stunde.
Reacher war ein geduldiger Mann. Er konnte länger warten als jeder andere. Das war etwas, das er in seiner Dienstzeit in der Army gelernt und seither perfektioniert hatte. Aber er war auch realistisch. Er wusste, dass manche Ereignisse nie eintreten, auch wenn man noch so lange auf sie wartet. Der Kerl in dem Toyota hatte auf sein Handy gesehen. Also verfügte er über ein Foto, mindestens eine Personenbeschreibung. Sie musste von den Kerlen stammen, mit denen...
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