Schweitzer Fachinformationen
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Für Willow Kingsley bedeutet Freiheit alles - immer unterwegs, ohne festes Zuhause. Doch als sie für einen Sommer nach Honey Creek zurückkehrt und ihr Wohnmobil auf dem Grundstück von Theo Langford parkt, gerät alles ins Wanken. Willow wirbelt das Leben ihres mürrischen Nachbarn komplett durcheinander, während sie selbst merkt, wie schwer es ist, die Fassade aufrechtzuerhalten, mit der sie sonst anderen Menschen begegnet. Theo erkennt bald, dass sich hinter ihrem Lächeln eine tiefe Traurigkeit und Gefühle verbergen, die er selbst nur zu gut kennt. Doch kann Willow alles, was sie sich aufgebaut hat, hinter sich lassen, um bei Theo endlich sie selbst zu sein?
Band 3 der PROBLEMS-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Brittainy Cherry
"Brittainy Cherry hat sich mit ihrem wunderschönen Schreibstil in mein Herz geschlichen. Sie findet immer den richtigen Grad zwischen Humor, Ernsthaftigkeit und Marmeladenglasmomenten. Es gibt kein Buch von ihr, das ich nicht mag." @MAGIEHINTERDENZEILEN
WILLOW
Zehn Jahre alt
Honey Creek, Illinois
Mai
Es war Hähnchenfrikadellen-Donnerstag in der Schule. Ich liebte die Hähnchenfriko-Donnerstage, denn die Dame an der Ausgabe gab uns immer noch Cheesy Bosco Sticks dazu, und ich bekam sogar noch einen extra, weil ich ihr mal gesagt hatte, dass ich ihr Haarnetz mochte und ihre grünen Augen sehr hübsch fand. Meine eigenen waren langweilig braun. Braune Augen hatte jeder, aber nur wenige hatten grüne Augen.
In meinem nächsten Leben wollte ich auch grüne Augen haben.
»Okay, Klasse, wir gehen jetzt zum Mittagessen in die Mensa, wo uns heute besondere Gäste erwarten«, erklärte Mrs Robinson und erhob sich hinter ihrem Pult. Wir stellten uns auf, und ich durfte Line Leader sein. Als Line Leader bekamen wir jedes Mal einen Stern, den wir auf das Namensschild auf unserem Tisch kleben durften, und ich hatte schon so viele, dass ich für einen weiteren Sticker kaum noch Platz finden würde.
Dad sagte immer, dass ich deshalb so gut Sterne sammeln konnte, weil ich selbst ein Stern war, aber er war ohnehin der Ansicht, dass meine beiden Schwestern und ich die klügsten Mädchen auf der ganzen Welt waren.
Auf dem Weg in die Mensa erklärte mir meine beste Freundin Anna detailliert, warum Delphine ihrer Meinung nach die besten Tiere der Welt seien, und ich hörte ihr aufmerksam zu, denn genau das taten beste Freundinnen.
»Meinst du, wir können einen Babydelphin als Haustier haben, wenn wir älter sind?«, fragte Anna und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, wobei sie das pinkfarbene Scrunchie benutzte, das ich ihr letzte Woche zum Geburtstag geschenkt hatte. Es hatte sogar einen kleinen Delphinanhänger. Ich nannte Anna immer Phins, weil sie so auf Delphine stand, und sie nannte mich Otto, weil ich Otter liebte.
»Klar. Wir kaufen uns ein Haus am Wasser, dann können wir Delphine und Otter halten«, sagte ich.
Anna und ich hatten wahnsinnig viel gemeinsam, also hatten wir vor ein paar Monaten beschlossen, dass wir, statt zu heiraten und Kinder zu bekommen, lieber zwei Häuser direkt nebeneinander bauen und dort jede Menge Tiere halten wollten, aber erst, nachdem wir ausgiebig die Welt bereist hatten. Ricky, der Blödmann in unserer Klasse, meinte, wir würden als einsame Katzenladys enden, doch ich bezweifelte, dass man mit Katzen wirklich einsam sein konnte.
Außerdem waren Tiere meist viel angenehmer als Menschen. Menschen brachten dich manchmal zum Weinen, Tiere nie.
Abgesehen von Ms Hollows Hund Mikey, der mich mal in den Knöchel gebissen hatte, als ich die Straße runtergelaufen war. Aber das war nicht Mikeys Schuld. Er war einfach ein bisschen zu aufgeregt. Ich war auch schon mal so aufgeregt gewesen, dass ich sogar geweint hatte. Vielleicht war es also so, dass Menschen weinten, wenn sie zu aufgeregt waren, und Tiere dann eben zubissen.
Wir hatten eben alle unsere Probleme.
Meine älteste Schwester Avery allerdings, die weinte nie. Sie war viel tougher als ich und meine andere Schwester Yara. Einmal bekam ich mit, wie Dad zu Avery gesagt hatte, dass es in Ordnung sei, hin und wieder zu weinen, aber sie hatte ihm widersprochen.
Vielleicht weinte ich einfach genug für uns beide. Avery nannte mich immer eine Heulsuse. Aber so war das eben mit meinem Herzen - es empfand immer wahnsinnig viel, egal, wie sehr ich mich auch zu verhindern bemühte, dass es all die großen und kleinen Dinge empfand.
In der Sekunde, in der meine Klasse die Mensa betrat, blieben meine Füße wie festgeklebt am Boden stehen. Die anderen hinter mir drängelten sich mit strahlenden Gesichtern an mir vorbei und liefen zu der Überraschung, die dort auf uns wartete.
Doch mir drehte es den Magen um, und Tränen brannten in meinen Augen.
Ich griff nach dem Ärmel meines Shirts und hielt mich daran fest, während ich mich im Raum umsah. Sogar Phins sprintete los zu ihrer Mama und umarmte sie. Dann drehte sie sich traurig zu mir um und winkte mich zu sich, aber ich wollte nicht.
Mrs Lane sah mich stirnrunzelnd an und wandte den Blick dann hastig wieder ab. Wahrscheinlich war sie immer noch wütend auf mich, weil ich Anna dazu überredet hatte, einen Baum hochzuklettern, von dem sie dann hinuntergefallen war. Sie hatte mit drei Stichen genäht werden müssen. Ich hatte mich schrecklich gefühlt, und Mrs Lane hatte mich mächtig angezählt und mir gesagt, dass ich viel zu wild für ihre Anna sei.
Manchmal schalt sie mich wie meine Mama, aber sie war nicht meine Mama.
Ich hatte keine Mama.
Bevor ich mich zu Mrs Robinson umdrehen und sie fragen konnte, ob ich aufs Klo gehen durfte, um dort alleine zu weinen, blickte ich nach links und entdeckte meinen Dad mit einem Strauß Blumen in der Hand und einer pinken Fliege um den Hals.
Dad hasste Pink, aber er hatte die Fliege bestimmt für mich umgebunden, denn ich hatte sie ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt.
Und wieder wollte ich weinen.
Ich rannte los, schlang die Arme um ihn und weinte, obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte. Wie konnte ich nur gleichzeitig glücklich und traurig sein? Wie konnte ich so froh sein, einen Dad zu haben, und so traurig, weil ich keine Mama hatte?
Ich hasste den Muttertag.
»Es ist okay, Willow. Alles ist gut«, versicherte Dad mir, zog mich fest in seine Arme und ließ mich in sein Hemd schluchzen, während ich mich an ihn klammerte wie an den Himmel. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen, und er ließ mich. Er ließ mich immer in seinen Armen weinen. Irgendwann lockerte er seine Umarmung ein wenig und kniete sich vor mich hin. Er wischte mir die Tränen von den Wangen und strich mir die wirren hellbraunen Locken hinter die Ohren. »Willst du von hier verschwinden und den Rest des Tages blaumachen?«, fragte er.
Ich weinte noch ein bisschen weiter und nickte.
»Okay«, sagte er und hob mich hoch. Ich schmiegte den Kopf in seine Halsbeuge und schloss die Augen, während er zu Mrs Robinson hinüberging und ihr erklärte, dass er mich mitnehmen würde.
Dann drückte er mir einen Kuss auf die Wange und trug mich nach draußen. »Weißt du, wie groß meine Liebe für dich ist, Vögelchen?«, flüsterte er, während er die Hintertür seines Autos öffnete und mich auf die Rückbank setzte.
»Größer als der Himmel«, antwortete ich.
»Und tiefer als das Meer«, ergänzte er und küsste mich auf die Stirn.
Dann schloss er die Tür und stieg ein.
Bevor er losfuhr, rief ich: »Dad?«
»Ja, mein Schatz?«
»Schicke Fliege.«
Er lächelte mir im Rückspiegel zu und nickte. »Danke, mein Schatz. Finde ich auch. Ich weiß, der Tag heute war schwer für dich, und ich weiß, dass du gerade viele Dinge gleichzeitig empfindest, aber weißt du, was?«
»Was?«
»Es wird dir wieder besser gehen, Willow Rose. Versprochen.«
Ich atmete tief ein und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, während ich seine Worte wiederholte. »Es wird mir wieder besser gehen.«
THEO
Zwölf Jahre alt
Westin Lake, Wisconsin
August
»Aber ich w-will nicht b-bei P-P-PaPa und Grandma bleiben«, sagte ich zu meiner Mutter, die mich am Arm zum Haus meiner Großeltern schleifte. Sie lief so schnell, dass ich immer wieder über meine eigenen Füße stolperte, und jedes Mal, wenn das passierte, fuhr meine Mutter mich an, ich solle aufhören, mich wie ein kleines Kind zu benehmen, und gehen wie ein normaler Mensch. Doch sie zog und zerrte so brutal an mir herum, dass es mir kaum möglich war, normal zu gehen. Außerdem war es dunkel draußen.
Und ich hasste die Dunkelheit, denn ich hatte furchtbare Angst im Dunkeln.
Es fühlte sich an, als würden die Bäume und ihre Schatten mich verfolgen, während wir zwischen ihnen hindurchliefen. Und die nächtlichen Geräusche des Waldes machten es nur noch schlimmer.
Ich umklammerte den Griff meines Koffers noch fester.
Normalerweise brauchte ich meinen Koffer nur, wenn PaPa mit mir zum Angeln an einen der zahlreichen Seen in Wisconsin fuhr. Jeden Sommer fuhren wir woandershin, um so viele unterschiedliche Seen kennenzulernen wie möglich. Ich packte immer meine Lieblingsbücher ein und PaPa seine Lieblingszigarren.
Aber an diesem Abend fuhren wir nicht zum Angeln.
Mom war wütend auf mich, das spürte ich an der Art, wie sie mich durch den Wald zu PaPas und Grandmas Haus zerrte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich tun konnte, was ich wollte, sie war trotzdem wütend auf mich. Dabei wollte ich sie immer nur glücklich machen. Warum gelang es mir einfach nicht, sie glücklich zu machen?
»Das ist mir egal, Theo«, sagte sie mit Tränen in den Augen. Sie schien eigentlich immer zu weinen, und ich hasste es, dass sie immer weinte. Denn ich wollte doch nur, dass es ihr gut ging. Dass es uns gut ging. Doch immer, wenn ich versuchte, das Richtige zu tun, schien ich sie am Ende erst recht traurig zu machen. Dabei gab ich mir alle Mühe, nichts zu tun, worüber sie sich ärgern musste. Ich erledigte meine Hausaufgaben und schrieb gute Noten. Ich pflückte ihr im Wald Blumen und stellte sie ihr auf den Nachttisch. Ich hörte mir ihre Lieblingssongs an. Manchmal, wenn ich sah, welches Buch sie gerade las, las ich es ebenfalls, damit wir etwas gemeinsam hatten. Und ich sagte ihr, dass ich sie lieb hatte.
Doch sie sagte mir...
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