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England, 12. Jahrhundert: Widerstrebend kehrt Renard von einem Kreuzzug in die nebligen Moore seiner Heimat zurück. Begleitet wird der Erbe von Ravenstow von seiner Geliebten Olwen, einer verführerischen Tänzerin. Doch Renard ist bereits verlobt und soll rasch heiraten, da sein Vater im Sterben liegt und Bürgerkrieg herrscht. Hin- und hergerissen zwischen seiner Leidenschaft zu Olwen und seiner Pflicht, mittels einer Vernunftehe mit Eleanor sein Erbe zu sichern, liegt das Schicksal von Renard schon bald in den Händen der zwei konkurrierenden Frauen ...
Dieser historische Roman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel "Die Leopardin" erschienen.
Die Ravenstow-Trilogie von Elizabeth Chadwick:
Band 1: Die Gefährtin des Normannen.
Band 2: Die Frau mit dem kupferroten Haar.
Band 3: Die Geliebte des Kreuzritters.
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Das Fürstentum Antiochien
Frühling 1139
Antiochia, die Hauptstadt von Fürst Raymonds Domäne, bescherte Renard ein böses Erwachen. Es war einfacher, mit den Türken zwischen den Nosairi-Ausläufern zu kämpfen, als auf einem nervösen Schlachtross durch eine belebte schmale Straße zu reiten, im Schlepptau eines wenig vertrauenerweckenden Kamelhinterns.
Renard hasste Kamele. Diese Abneigung rührte von jenem Zwischenfall während seines ersten Aufenthalts in St. Simeon vor vier Jahren her. Damals hatte ihm eines dieser Tiere ekligen grünen Schleim auf die Tunika gespuckt und versucht, ihn an einer Wand zu zerquetschen. Plötzlich blieb das Biest stehen, das ihm derzeit die Sicht versperrte. Renards Hengst legte die Ohren flach an den Kopf, bäumte sich leicht auf und schwenkte den Körper seitwärts, um einen Zusammenprall zu vermeiden. Der Beduine, der das Kamel ritt, stieß zwischen schwarzen Zähnen einen Fluch hervor und schlug mit einem dünnen Stachelstock auf das Tier ein. Seelenruhig begann es seinen Darm zu entleeren. Auch Renard fluchte, als er Gorvenal nach hinten lenkte, in sichere Entfernung.
William de Lorys, ein Ritter in seinem Gefolge, faltete die kräftigen braunen Finger über seinem Sattelknauf und grinste breit. Und Ancelin, Renards riesiger englischer Schildträger, kicherte in den blonden Bart, bis ihm Lachtränen kamen. Der Blick, den Renard den beiden zuwarf, steigerte ihre Belustigung noch, und hinter ihnen bezähmten einige seiner Soldaten mühsam ihren Lachreiz.
Das Kamel trottete weiter. Plump bewegten sich die großen flachen Füße. Renard schnalzte mit der Zunge, und der Hengst Gorvenal tänzelte widerstrebend dahin, irritiert angesichts des Kamels und der gewaltigen Menschenmenge in der Stadt, über der drückende Hitze lag.
Ein Bettler hielt den eiternden Rest eines Arms vor Renards Gesicht und flehte winselnd um Geld. Ein anderer zeigte ihm leere Augenhöhlen und eine verstümmelte Nase. Das alles hatte er schon oft genug gesehen und gehört, und er war zu ungeduldig und reisemüde, um etwas anderes zu empfinden als Ärger. Vier Jahre in Levante, dachte er. Manchmal erschienen sie ihm wie vierzig. Zwischen den Grenzbergen seiner Heimat und St. Simeon im nördlichen Syrien hatte er nicht nur Meere und Gebirgsketten überquert, sondern auch die Trennlinie zwischen Jugend und Reife. Ein rastloser Dreiundzwanzigjähriger am Hof seines Großvaters König Henry, hatte er Raymond von Poitiers getroffen, einen Gleichgesinnten. Und als Raymond nach Levante aufgebrochen war, um Fürst von Antiochien zu werden, hatte Renard das Kreuz genommen und ihn begleitet.
Beim Abschied hatten seine Mutter und die Schwester geweint. Aber sein Vater - ein scharfer Beobachter, dem nichts entging - hatte gemeint, jeder Mann habe das Recht, sich die Hörner abzustoßen, solange er was daraus lerne. Renard vermutete, dass er irgendwann auf seinem langen Weg etwas gelernt haben musste. Manchmal peinigte ihn die Rastlosigkeit immer noch, aber nun konnte er sie besser kontrollieren und nutzen.
Das Kamel, das einen Großteil seines Blickfelds ausfüllte, zwängte sich zwischen zwei Packeseln hindurch und in eine unglaublich enge Seitenstraße, die zum Suk führte. Erleichtert seufzte Renard auf, entspannte sich, an die Hinterpausche des Sattels gelehnt, und betrachtete seine Umgebung etwas duldsamer.
Sein Haus in der Stadtmitte, nahe dem Palast, war aus weißen, sonnengebleichten Steinen um einen kühlen Hof mit Feigenbäumen und einen Brunnen im syrischen Stil herumgebaut. In einem ummauerten Garten plätscherte ein weiterer Brunnen, umgeben von Blumenbeeten, Büschen und Zitronenbäumen mit dunklen Blättern. Früher hatte es einem Emir gehört. Das behauptete zumindest Johad, sein levantinischer Diener.
Als Renard nun abstieg und die Reitknechte angelaufen kamen, um die Pferde zu übernehmen, erschien Johad an seiner Seite. Er verneigte sich tief, lächelte strahlend und reichte seinem Herrn einen Becher mit frisch ausgepresstem Fruchtsaft, der durstig getrunken wurde.
»Johad, du bist ein Himmelsgeschenk!«, erklärte Renard auf Arabisch, erwiderte das Lächeln und nahm den Helm ab. Das schwarze Haar klebte am Kopf, Schweiß rann in den rötlichen Dreitagebart. Er gab seinem Diener den Becher zurück und ging durch den Hof zum Bad. William de Lorys folgte ihm, und Ancelin, der Fruchtsäfte ebenso verabscheute wie Bäder, winkte angewidert ab und eilte zur Küche, um sich anständigen Wein zu beschaffen.
»Endlich zu Hause!«, rief Renard etwas später, als er mit gekreuzten Beinen am Boden saß, in einem Hemd, einem engen Beinkleid und einer dünnen Seidentunika, und einen Pilaw aus safrangelbem wildem Reis und würzigem Lammfleisch aß. »Wäre ich jetzt in meiner Heimat, würde ich in meiner dicksten Tunika unter einem Umhang frieren und Pökelfleisch mit Roggenbrot runterwürgen.«
»Besser als dieses Zeug«, murrte Ancelin und spuckte ein fettiges zähes Fleischstück auf den bunten Teppich. »Hier gibt's doch nur Kameldreck zum Essen und Kamelpisse zum Trinken.«
Grinsend griff Renard in die Pilawschüssel. Obwohl er den östlichen Lebensstil schätzen gelernt hatte, machte ihm der Gedanke ans einst verachtete Pökelfleisch mit Roggenbrot den Mund wässerig.
William de Lorys warf seinem jungen Herrn einen nachdenklichen Blick zu. »Was würdet Ihr sonst noch tun, wenn Ihr jetzt auf Ravenstow wäret?«
Renard seufzte. »Wahrscheinlich würde ich mit meinem Vater über die Grafschaft streiten oder mich auf schändliche Weise vergnügen.«
»Klingt verlockend!« Ancelins Augen leuchteten auf.
De Lorys zupfte eine Fleischfaser aus seinen Zähnen. »Das finde ich nicht. Die Frauen daheim sind nicht so gut ausgebildet wie die hiesigen.«
»Ja, wenn man will, kann man's hier mit einem Bein auf dem Dach und mit dem anderen auf dem Diwan treiben. Ich möchte bloß wissen, was aus der guten, ehrlichen Bumserei geworden ist.«
Renard musterte die zwei Männer belustigt, fühlte sich aber nicht bemüßigt, Partei zu ergreifen. Beide Standpunkte hatten ihre Vor- und Nachteile. Seine Gedanken wanderten in die Sternennacht hinaus. Was würde er jetzt wirklich in seiner Heimat tun? Mit dem Vater streiten? Vielleicht. Aber er würde wohl eher versuchen, die Grafschaft ins rechte Lot zu bringen, während Stephen und Mathilda dem armen England die schlimmsten Qualen seit der Ankunft des Eroberers bereiteten.
Bei seinem Aufbruch nach Antiochien war England so ruhig gewesen wie ein Mühlteich im Sommer, von dem scharfsinnigen, klugen, sparsamen König Henry regiert, der alles unter Kontrolle gehabt hatte außer der eigenen Sterblichkeit. Zwei Monate nach Renards Abreise war er an einem verdorbenen Aaleintopf gestorben, und im ganzen Land herrschte Aufruhr, während seine Tochter und sein Neffe um den Thron kämpften.
Renard wollte heimkehren, doch sein Vater riet ihm davon ab. Nachdem Stephen die Krone an sich gerissen hatte, verlangte er Pfänder für den Gehorsam seiner Untertanen, in Form von Geiseln, die er jenen Aristokraten abnahm, denen er misstraute. Dazu gehörte auch Renards Vater. Solange sich der Sohn im Ausland aufhielt, brauchte er sich dem König weder zu beugen noch Widerstand zu leisten, und eine lächelnde Diplomatie konnte aufrechterhalten werden.
Seine beiden jüngeren Brüder waren bereits Landbesitzer in ihren eigenen Rechten, und deshalb musste man nicht befürchten, dass sie ihre Zeit in Geiselhaft am Hof vertrödeln würden. John, der ältere, diente als Kaplan im Haus des Grafen von Leicester und setzte sich wie dieser für Stephen ein. Also drohte ihm keine Gefahr.
Ancelin und de Lorys diskutierten immer noch über Frauen. Während Renard seine Hände in einer Schüssel mit duftendem Wasser wusch und dann mit dem Tuch abtrocknete, das Johad ihm reichte, dachte er kurz an Eleanor. Wie alt war sie jetzt? Fast siebzehn und längst heiratsfähig. Schon vor vier Jahren hatte sie seine Frau werden wollen. Aber ihr Körper war noch unreif gewesen, im Gegensatz zu ihrem Geist, und so hatte man die Hochzeit bis zu seiner Rückkehr verschoben.
Nell mit ihrer Ergebenheit und ihrer Freude an häuslichen Pflichten ... Sie würde eine wunderbare Ehefrau und Mutter all der vielen Kinder sein, die sie ihm schenken wollte. Diese Aussicht beglückte weder sein Herz noch seine körperlichen Gefühle. Die Verlobung war ein geschäftliches Arrangement, vor zehn Jahren beschlossen, keine Last, aber auch kein erfreulicher Umstand, der ihn nach Hause trieb, ins Ehebett. Hier in Levante fiel es keinem Mann schwer, Frauen für die Befriedigung der niedrigeren Instinkte zu finden.
Der Diener servierte Halwa, frische Feigen und einen Saft aus frisch ausgepressten Zitronen. Renard nahm sich eine Feige. Das Halwa schmeckte köstlich, verursachte aber Zahnfäule, und der Honig erschien ihm manchmal zu penetrant. Wie dieses Land, dachte er. Anfangs findet man's faszinierend, dann dringt es einem bis auf die Knochen und droht sie aufzuweichen. Vielleicht sehnte er sich deshalb nach der feuchten Kälte des...
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