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Wie in Kapitel 2 erwähnt, verfasste Buddha die Vier edlen Wahrheiten:
Für Trader sind die beiden ersten Wahrheiten am wichtigsten. Ich formuliere sie einmal um:
Ich kam beim Traden zu denselben Schlussfolgerungen wie Buddha über das Leben. Wenn das Traden und das Leben schwierig sind und die Ursache in den emotionalen Anhaftungen liegt, dann liegt die Antwort darin, das Überwinden beziehungsweise Loslassen derselben zu lernen.
Nachdem Buddha den Menschen die Vier edlen Wahrheiten beigebracht hatte, was denken Sie wohl, passierte als Nächstes? Die Menschen wollten mehr.5 Menschen - vor allem Trader - wollen immer mehr. Aber ohne Methode und Loslassen kann »mehr« in den Wahnsinn führen.
Buddhas ursprüngliche Unterrichtsmethode war vielleicht ein bisschen naiv. Paraphrasiert man seine Worte, dann sagte er in etwa: »Setz dich auf deinen Hintern, meditiere und finde heraus, wer du wirklich bist, und dann schau, ob du mit meinen Ideen übereinstimmst.« Einer der großen Appelle des Buddhismus ist die Ermutigung, zu zweifeln, unabhängig zu denken, Fragen zu stellen und sich bei Antworten nicht auf einen Kanon dogmatischer Regeln oder eine externe Supermacht zu verlassen. Sie werden ermutigt, die Antworten und die Stärke in sich selbst und nicht in der Außenwelt zu finden. Das unterscheidet sich deutlich von meiner dogmatischen religiösen Erziehung und vielen anderen Glaubenssystemen. Zen wird oft als der »Glaube ohne Gott« bezeichnet - perfekt für Trader, die Agnostiker oder Atheisten sind, aber auch für diejenigen, die mit ihrer bestehenden Religion oder ihrem vorhandenen Glaubenssystem zufrieden sind.
Aber genauso wie viele Trader in extreme technische Details abtauchen wollen, tun dies auch die Anhänger des Buddhismus. Sie fragen: »Sollen wir Fleisch essen? Was können wir trinken? Was ist mit Sex? Wie lange und wie oft meditieren wir? Wie leben und arbeiten wir? Wie sollen wir denken und uns verhalten?« Und so weiter ...
Trader fragen: »Werden die Märkte steigen oder fallen? Ist jetzt ein guter Kaufzeitpunkt? Was soll ich tun? Was würden Sie tun? Was ist der beste technische Indikator?« Und so weiter ...
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5 Thich Nhat Hanh (2016): Old Path White Clouds (London: Penguin Books).
Um das Bedürfnis der Menschen zu befriedigen, zu wissen, was zu tun ist, wurden Buddha und seine engsten Anhänger zu Systementwicklern. Sie entwickelten Regeln und Vorschriften - Ge- und Verbote. Das Ergebnis? Der Buddhismus ging den Weg, den viele gute Ideen nehmen, er verlor sich in Details, während er versuchte, den Menschen all die Antworten zu liefern. Der ursprüngliche Rat »Setz dich auf deinen Hintern, meditiere« - um deine Zweifel zu erforschen und herauszufinden, wer du wirklich bist - wurde größtenteils missachtet.
Bis Zen des Weges kam.
Der Buddhismus hatte seinen Ursprung in Indien und verbreitete sich dann südwärts bis Sri Lanka und östlich bis China (wo er mit dem Taoismus verschmolz und zu »Chan« wurde). Dann bewegte er sich weiter nach Südostasien in Länder wie Vietnam und Thailand, und dann nordöstlich nach Japan, wo aus dem Wort »Chan« schließlich »Zen« wurde.
Ein japanischer Mönch namens Dogen (1200-1253) war verantwortlich für die Veränderung und Entwicklung von Zen in Japan. Unzufrieden damit, wie hierarchisch der Buddhismus geworden war, und manchmal allzu religiös und oberflächlich, ermutigte Dogen seine Schüler, Buddhas Ursprungsrat zu befolgen, der - Sie ahnen es schon - da lautete: »Setz dich auf deinen Hintern, meditiere und finde heraus, wer du wirklich bist, und dann schau, ob du mit meinen Ideen übereinstimmst.« Niemand kann oder sollte Ihnen sagen, was Sie zu tun haben oder wie Sie Ihr Leben zu führen haben, denn es ist Ihre Entscheidung und Ihre Verantwortung. Sie können angeleitet werden, aber letztlich ist es Ihre Entscheidung.
Klingt das nicht wie traden?
In jedem Land, in dem er existiert, nimmt der Buddhismus, beeinflusst durch die vorherrschende Kultur, seine eigene Ausprägung an. Der tibetische Buddhismus ist ziemlich religiös, in gewisser Weise vergleichbar mit dem Katholizismus und vielen anderen christlichen Glaubenssystemen. Der chinesische Buddhismus ist von Aberglauben geprägt. Einige der südostasiatischen Traditionen sind sehr streng. Die japanische Variante von Zen ist rigoros und pragmatisch. In westlichen Ländern - vor allem in den USA, in Australien, dem Vereinigten Königreich und Kanada - ist Achtsamkeit der wichtigste Exportartikel des Buddhismus. Meiner Meinung nach ist »Achtsamkeit« eher ein werbewirksames Modewort als der Schlüssel zu Seelenfrieden und Trading-Kompetenz. Wenn ich eine große Gruppe Menschen anlocken will, um ihnen das Meditieren beizubringen, verwende ich das Wort »Achtsamkeit«. Verwende ich dagegen die Wörter »Fokus«, »Disziplin«, »regelmäßiges Meditieren«, »Verhaltenskonsistenz«, »moralische Werte« (nicht beliebt im Westen), dann weiß ich, dass ich überhaupt kein Publikum finde: Deshalb ist es besser, das Wort »Achtsamkeit« zu verwenden, um Interesse zu wecken. Die Strategie, mit Achtsamkeit zu werben, wird von buddhistischen Zentren, Unternehmen, Naturkostläden und hippie-psychedelischen Meditationslehrern in der gesamten westlichen Kultur verfolgt.
Ich möchte frühzeitig in diesem Buch darauf hinweisen, dass Achtsamkeit allein noch kein Loslassen ist.
Achtsamkeit war lediglich eine der Anforderungen an die Ausbildung, zu der Buddha ermutigte. Achtsamkeit ist zwar wichtig, macht aus Ihnen aber noch keinen Meister-Trader. Zen ist eine perfekte Ergänzung für das Traden, weil es Disziplin, Fokus, Akzeptanz und (das hören Sie vielleicht nicht gern) moralische Werte lehrt. Ist das Lehren moralischer Werte im Zen religiös motiviert? Absolut nicht. Der Zweck besteht darin, Ihren Verstand zu schützen - und Ihren Seelenfrieden. Sie können jeden Trader fragen, der versucht hat, erfolgreich zu sein, während er eine Affäre hatte oder sich Drogen, Sex, Glücksspiel, Völlerei oder Alkohol hingab oder sportsüchtig war: Er wird Ihnen bestätigen, dass diese Zeitvertreibe ungesunde Bewältigungsstrategien sind, häufig das Ergebnis einer gestressten und aufgewühlten Gemütsverfassung.
Abhängigkeiten und ungesunde Bewältigungsstrategien sind Versuche, Stress abzubauen, aber auch Vermeidungsstrategien, um vor den emotionalen Herausforderungen der Veränderung zu fliehen, vor allem dem Verändern der Art und Weise, wie Sie auf Ihre eigenen Gedanken reagieren.
Um ein erfolgreicher Händler zu sein, können Sie nicht ständig ignorieren, wie Sie wirklich sind, und nicht der Frage aus dem Weg gehen, warum Sie sich so entscheiden und nicht anders. Deshalb sagt Buddha: »Setz dich auf deinen Hintern, meditiere und finde heraus, wer du wirklich bist, und dann schau, ob du mit meinen Ideen übereinstimmst.«
Gutes Traden ist oft langweilig. Durch Traden Ihren persönlichen Problemen zu entfliehen (vor allem, wenn Sie nur zum Spaß oder als Vermeidungsstrategie zocken), wird Ihre Profite vernichten. Möglicherweise vernichtet es sogar Sie. Um langfristig ein kontinuierlich erfolgreicher Trader zu sein, müssen Sie sich Ihren Dämonen stellen und dürfen nicht vor ihnen davonlaufen. Sich Ihren Dämonen zu stellen ist vergleichbar damit, sich gegenüber einem Mobber in der Schule oder am Arbeitsplatz zu behaupten. Wenn Sie das tun, zieht sich der Mobber meistens zurück. Aggressiv zu sein ist lediglich die Bewältigungsstrategie des Mobbers. Sobald Ihnen das klar wird, werden Sie auch erkennen, dass der Mobber letztlich schwächer ist als Sie. Zen verschafft Ihnen die Erkenntnis und Stärke, mit dem Markt-Mobber umzugehen, der Sie einschüchtert und intensiven negativen Emotionen aussetzt. Indem Sie sich an Buddhas System halten, werden Sie Erkenntnisse und Stärke erlangen.
PETES PERSÖNLICHE TRADING-STORY
Ich begann 1995 mit dem Traden, während ich noch in meiner Kfz-Werkstatt arbeitete. Das Geschäft lief gut, aber ich war unglücklich und ruhelos und wollte raus. Gleichzeitig steckte ich in einer langjährigen Liebesbeziehung, in der ich ebenfalls unglücklich und ruhelos war und aus der ich ebenfalls aussteigen wollte. Das Traden sah ich als meinen Ausweg aus beidem an. Ich wurde süchtig nach Traden, um das zu vermeiden, was wirklich erforderlich war: mich meinen beruflichen und persönlichen Problemen zu stellen. Mein Traden war emotional, irrational, völlig unstrukturiert und extrem stressig. Mit viel Glück, vielleicht ein bisschen Geschick und dem rasanten Technologiemarkt Ende der 1990er-Jahre schaffte ich es, ein bisschen Geld zu verdienen. Drei Jahre lang tradete ich auf diese Weise, bis ich entschied, dass ich das Traden entweder aufgeben oder mich dieser Tätigkeit mehr widmen müsse. Anfang 2000 wagte ich den Sprung, verkaufte meine Werkstatt und wurde Vollzeit-Trader. Meine persönlichen Probleme bestanden jedoch weiterhin. Tatsächlich verstärkten sie sich durch den Umstand, dass ich nun kein geregeltes Einkommen mehr hatte. Dazu kamen die Auswirkungen des Dotcom-Crashs im Jahr 2000 und des...
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