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Wenn die Flammen eine schreckliche Wahrheit verbergen – der 16. Fall für Polizeichefin Kate Burkholder
Mitten in der Nacht wird Polizeichefin Kate Burkholder von einem Anruf geweckt: Bei einem Feuer in einem einsamen Waldstück ist ein amischer Mann umgekommen. Der Verstorbene wurde an einen Pfahl gefesselt und lebendig verbrannt. Kate weiß nur zu gut, dass die Amischen ihre Probleme lieber ohne Einmischung der Außenwelt lösen, doch nach und nach erfährt sie, dass der Tote vor Kurzem aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde. Warum wurde er so bestraft? Um die Wahrheit herauszufinden, muss Kate tief in die Geschichte der Amischen eintauchen. Bis sie ein Geheimnis aufdeckt, das alles erschüttert, was sie über die Amischen – und damit ihre eigenen Wurzeln – zu wissen geglaubt hat.
Ein packender Thriller – und ein spannender Einblick in die europäischen Ursprünge der Amischen
"Ein spannend erzählter Krimi."
Das Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Tiefschlaf. Ich wälze mich herum, taste danach und halte es mir vors Gesicht, sehe blinzelnd aufs Display. ZENTRALE. 2:47 Uhr. Ich nehme ab, knurre meinen Namen.
»Burkholder.«
»Tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe, Chief«, ertönt die Stimme der Nachtschicht-Mitarbeiterin. »Hab gerade einen Anruf von Skid bekommen. Es gibt ein Feuer und eine Leiche draußen nahe der Dogleg Road.«
Sofort bin ich hellwach, setze mich aufrecht hin, schwinge die Beine aus dem Bett. »Ein Gebäude?«, frage ich, stehe auf und gehe zum Schrank. »Haus? Scheune?«
»Im Wald«, sagt sie. »Nahe der überdachten Brücke.«
Während ich eine Uniformbluse vom Kleiderbügel zerre, versucht mein noch nicht waches Hirn, den Sinn ihrer Worte zu verstehen. »Ein Autounfall?«
»Davon hat er nichts gesagt. Klang ziemlich aufgewühlt.«
»Sagen Sie ihm, ich bin auf dem Weg.«
Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie sich mein Mann, John Tomasetti, im Bett aufgesetzt und sich mit den Händen übers Gesicht reibt. »Alles okay, Chief?«
»Bin nicht sicher.« Ich krame meine Hose aus einer Schublade und ziehe sie an. »Es brennt im Wald nahe der Dogleg Road. Skid sagt, es gibt eine Leiche.«
»Seltsame Kombination.« Er nimmt sein Handy und checkt die Zeit. »Soll ich mitkommen?«
Tomasetti ist Agent beim Ohio Bureau of Criminal Investigation und war davor Detective der Cleveland Division of Police. Über die letzten Jahre haben wir an Dutzenden Fällen zusammengearbeitet und sind nicht nur ein ausgezeichnetes Ermittlerteam, wir kriegen auch unser Leben als Ehepaar ziemlich gut hin.
Ich nehme meinen Ausrüstungsgürtel vom Stuhl und schnalle ihn um. »Musst du nicht um sieben in Columbus sein?«
»Leider.« Seufzend steht er auf, umrundet das Bett und nimmt mich in die Arme. »Ich würde lieber mit dir abhängen.«
»Eine Leiche würde dabei wohl eher stören.«
»Kann man aber einfach loswerden.«
Wir sind jetzt seit zwei Monaten verheiratet. Eine Veränderung, die mir noch immer nicht ganz geheuer ist - und eine Freude, die zu fühlen mir beinahe Angst macht. Vielleicht, weil ich zum ersten Mal im Leben rückhaltlos glücklich bin und genieße, wie alles zusammenpasst.
Er küsst mich.
Ich erwidere seinen Kuss und entziehe mich seiner Umarmung, Sekunden bevor ich weiche Knie bekomme. »Tomasetti, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du einen makabren Sinn für Humor hast?«
»Das höre ich oft.«
Ich drehe mich um, ziehe die Nachttischschublade auf, nehme meine .38er heraus und stecke sie in mein Holster.
»Nimm dich in Acht da draußen, Chief«, sagt er.
»Wir sehen uns beim Abendessen«, erwidere ich.
Ich streife mit meinem Mund seinen und bin zur Tür hinaus.
Um diese Zeit schläft das ländliche Ohio tief und fest, in den abgelegenen Straßen ist es dunkel und still. Schnee wirbelt im Scheinwerferlicht des Explorers. Ich schalte das Blaulicht meines Dienstwagens ein, gebe Vollgas und ignoriere jedes Stoppschild, das mich zu bremsen versucht, und brauche für die Fahrt, die gewöhnlich eine halbe Stunde dauert, siebzehn Minuten.
Im Herzen von Amish Country liegt Painters Mill, eine hübsche Kleinstadt mit fünftausenddreihundert Einwohnern, von denen ein Drittel amisch ist. Ich bin als Amische geboren, habe die Glaubensgemeinschaft aber im Alter von achtzehn Jahren verlassen, als das Schicksal mir den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Ich lief so weit weg von Painters Mill - und meinen Wurzeln -, wie ich konnte, und landete in Columbus, wo ich, so unwahrscheinlich es damals schien, in den Polizeidienst eintrat. Ich durchlief eine harte Schule, machte dabei haufenweise Fehler und lernte, nicht amisch zu sein. Als ich schließlich Streifenpolizistin wurde und mein Leben in geordneten Bahnen verlief, hat es mich immer mehr zurück zu meinen Wurzeln gezogen. Als dann die Stelle des Polizeichefs frei wurde und der Gemeinderat mir den Job angeboten hat, habe ich zugesagt.
Seither war mein Leben hier nicht frei von Schwierigkeiten, aber ich habe nie zurückgeblickt und meine Entscheidung nie bereut. Meine Eltern sind inzwischen gestorben, aber meine Geschwister leben mit ihren Familien noch immer in der Gegend. Und sie sind noch immer amisch. Als Kinder standen wir uns sehr nahe, aber nachdem ich weggegangen war, wurde es extrem schwierig zwischen uns. Aber wir arbeiten daran, dass unser Verhältnis wieder so innig wird, wie es einmal war.
Als ich schließlich in die Dogleg Road Richtung überdachte Brücke einbiege, fallen dicke Schneeflocken vom Himmel. Ich entdecke Skids Streifenwagen, der mit blinkenden Warnlichtern am Straßenrand steht, und greife nach meinem Funkgerät. »Zehn-dreiundzwanzig«, sage ich, lasse die Zentrale im Revier wissen, dass ich am Einsatzort angekommen bin.
Monas privates Auto parkt hinter dem Streifenwagen, was mich einigermaßen überrascht. Sie ist der Neuling in unserem Revier und zugleich der erste weibliche Officer in Painters Mill. Zufällig weiß ich, dass sie bis Mitternacht gearbeitet hat. Da sie aber nach ihrer Schicht oft noch dableibt, besonders, wenn etwas Interessantes vor sich geht, mache ich mir wegen ihrer Anwesenheit keine allzu großen Gedanken.
Ich parke hinter ihrem Wagen und steige aus. Kein Mensch weit und breit. Keine anderen Fahrzeuge, kein Anzeichen eines Feuers. Nur Rauchgeruch hängt in der Luft. Ich drücke die Sprechtaste des Handfunkgeräts. »Skid, wo sind Sie?«
»Genau nördlich von meinem Wagen, Chief. Hundert Meter.«
Seine Stimme klingt angespannt. Ich knipse meine Maglite an, entdecke zwei Schuhabdrücke, folge ihnen durch den Straßengraben und steige über den Zaun, leuchte im Halbkreis um mich herum und fange an zu sprinten. Zwanzig Meter vor mir sehe ich die flackernden Lichter von Taschenlampen zwischen den Bäumen. Die ganze Zeit über versuche ich, mir ein Szenario vorzustellen, das zu dem Feuer und der Leiche geführt haben könnte. Die Gegend hier ist abgelegen und im Frühjahr oft überflutet. In der Nähe gibt es weder Farmen noch Häuser, und es führt auch keine Straße und kein Feldweg hier entlang, auf dem ein Auto fahren könnte.
Was hatte also jemand hier draußen zu suchen, und warum ist er oder sie jetzt tot?
Nach etwa hundert Metern erreiche ich eine Lichtung. Ein Stück weiter sehe ich die schwelenden Überreste eines Feuers, aus dem weißer Rauch aufsteigt. Skid und Mona stehen etwa drei Meter von dem Haufen glühender Asche entfernt. Skid hat einen Feuerlöscher in der Hand. Beide wirken sehr aufgeregt.
»Da ist jemand im Feuer!«, ruft Skid.
Ich renne los, erkenne schon bald einen verkohlten Pfahl, der mitten aus der glühenden Feuerstelle ragt. Ein ungutes Gefühl überkommt mich beim Anblick der irgendwie vage menschlichen Gestalt, die an dem Pfahl befestigt ist.
»Lebt er noch?« Meine Stimme klingt normal, als ich die beiden erreiche, aber mein Puls rast, und meine Nackenhaare sträuben sich.
Von allen meinen Officern - insgesamt fünf - ist Skid derjenige, der am ehesten dazu neigt, im unpassenden Moment einen klugscheißerischen Kommentar abzugeben. Aber heute Nacht sehe ich nur Fassungslosigkeit und Unglauben in seinem Gesicht.
»Ich kann nicht nah genug rangehen, um was zu erkennen«, sagt er. »Ist einfach zu heiß.«
»Hat es bei Ihrer Ankunft noch gebrannt?«
»Stand voll in Flammen.« Er hebt den Feuerlöscher hoch. »Chief, Mona und ich waren in der Nähe, er hat noch gelebt, wir haben einen Schrei gehört. Aber als wir ihn dann gefunden haben, hat er sich nicht mehr bewegt.«
»Wir haben das Feuer gerade erst löschen können«, sagt Mona.
Ich sehe sie an, bemerke den kleineren Feuerlöscher in ihrer Hand. »Spritzen Sie Schaum auf die glühende Asche.«
Sie tut es.
»Wir müssen ihn da rausholen.« Ich sehe Skid an. »Krankenwagen?«
»Ist unterwegs. Die Feuerwehr auch.«
In meinen Dienstjahren bei der Polizei hatte ich schon mit unterschiedlich schweren Brandverletzungen zu tun - mit Opfern von Hausbränden, Autounfällen, Verätzungen und von Rauchvergiftungen. Aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Der Oberkörper ist in einer aufrechten Position, von der Kleidung ist nichts mehr übrig. Das sichtbare braune und schwarze Fleisch ist mit grauenhaften rostfarben Flecken übersät. Auch der Hals ist rostfarben und sieht feucht aus. Der Kopf hängt nach vorn, der untere Teil des Gesichts ist braun, die Stirn blutig und voller Blasen.
»Wir müssen ihn da rausholen«, sage ich.
»Alles klar«, sagt er.
Das Problem ist nur, dass das Opfer von glühender Asche umgeben ist. Ohne sich selbst die Füße zu verbrennen, kann man nicht rankommen.
»Mona.« Ich werfe ihr den Schlüssel von meinem Explorer zu. »Holen Sie meinen Werkzeugkasten, Wasser, Schaufel. Schnell!«
Sie fängt den Schlüssel mit einer Hand, wirbelt herum und sprintet los.
Ich lasse meinen Blick über die nähere Umgebung schweifen, suche etwas - ein Stück Holz oder einen großen flachen Stein -, auf dem wir stehen und mit dem wir die glühende Asche beiseiteschieben können, kann aber nichts dergleichen entdecken.
»Mist.« Ich gehe so nah wie möglich ran, strecke den Arm aus, aber die Hitze ist nicht auszuhalten, und ich mache einen Schritt zurück. Die Situation ist unerträglich. »Zehn-zweiundfünfzig, dringend«, fordere ich über Funk, dass sich der Krankenwagen beeilen soll. »Wir haben ein Brandopfer.«
Skid läuft auf der...
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