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»Hey, 'ne Neue! Zieht euch das mal rein«, sagte Shaunee und ließ sich auf ihren Platz an >unserer< rustikalen Eichen-Sitzgruppe gleiten, die wir bei allen Mahlzeiten im Speisesaal (mit anderen Worten: High-School-Mensa) als unsere beanspruchten.
»Ach, wie tragisch, Zwilling. Einfach tragisch.« Erin hatte genau den gleichen Tonfall drauf. Zwischen den beiden bestand eine Art psychischer Verbindung, jedenfalls waren sie sich abstrus ähnlich. Deshalb hatten wir sie auch >die Zwillinge< getauft, obwohl Shaunee mit ihrer jamaikanischen Abstammung caffè-latte-farben ist und aus Connecticut kommt, die blonde, blauäugige Erin hingegen aus Oklahoma.
»Sie ist glücklicherweise mit Sarah Freebird in einem Zimmer.« Damien nickte zu dem zierlichen Mädchen mit den total schwarzen Haaren hin, das die verloren wirkende Neue durch den Speisesaal führte. Mit einem schnellen, geübten Blick hatte er die zwei schon modisch gescannt, von den Ohrringen bis zu den Schuhen. »Offenbar hat sie mehr Style als Sarah, ungeachtet dessen, dass sie gerade Gezeichnet wurde und den Schulwechsel durchmachen muss. Vielleicht kann sie Sarah von dieser eklatant unglücklichen Disposition abbringen, was die Wahl ihrer Schuhe angeht.«
»Himmel nochmal, Damien«, bemerkte Shaunee. »Du raubst mir schon wieder .«
». den letzten Nerv mit deinem endlosen Fremdwortschrott«, ergänzte Erin.
Damien rümpfte gekränkt die Nase, was extrem hochnäsig und schwul aussah (er ist zwar definitiv schwul, aber normalerweise merkt man das nicht so). »Wenn dein Vokabular nicht so deplorabel wäre, müsstest du nicht ständig ein Wörterbuch mit dir rumschleppen, um mit mir mitzuhalten.«
Die Zwillinge holten schon Luft für die nächste Attacke, da ging meine Zimmergenossin dazwischen. In breitestem Oklahoma-Singsang warf sie ihnen die zwei Definitionen an den Kopf, als gebe sie Hilfestellung bei einem Rechtschreibwettbewerb. »Disposition - eine natürliche Neigung zu einem Verhalten. Deplorabel - bedauernswert, jämmerlich. Na bitte. Könnt ihr jetzt mal aufhören zu kabbeln und euch benehmen? Gleich rücken unsere ganzen Eltern an, sollen die uns etwa für gehirnamputierte Kleinkinder halten?«
»Oh, Mist«, sagte ich. »Das mit dem Besuchstag hatte ich total verdrängt.«
Damien stöhnte auf und ließ den Kopf einigermaßen unsanft auf die Tischplatte sinken. »Ich hab's auch völlig vergessen.«
Wir übrigen schenkten ihm verständnisvolle Blicke. Damiens Eltern fanden es völlig okay, dass er Gezeichnet worden und ins House of Night gekommen war, wo er entweder zu einem Vampyr werden oder, falls sein Körper die Wandlung nicht verkraftete, elend zugrunde gehen würde. Überhaupt nicht okay fanden sie hingegen, dass er schwul war.
Tja, wenigstens fanden sie überhaupt irgendwas an ihm okay. Im Unterschied zu meiner Mutter und ihrem jetzigen Mann - John Heffer, meinem Stiefpenner. Die hassten absolut alles an mir.
»Meine Erzeugerfraktion kommt nicht. Keine Zeit. Waren ja letzten Monat da.«
»Da haben wir's wieder, Zwilling! Gleicher geht's nicht«, sagte Erin. »Meine Leute haben mir 'ne Mail geschickt. Sie machen wohl über Thanksgiving 'nen Trip nach Alaska mit Tante Alane und dem Schwallkopf Onkel Lloyd.« Sie zuckte mit den Schultern. Weder ihr noch Shaunee schien die Abwesenheit ihrer Eltern viel auszumachen.
Stevie Rae lächelte rasch. »He, Damien, vielleicht kommen deine Eltern ja auch nich.«
Er seufzte. »Doch, tun sie. Ich hab doch diesen Monat Geburtstag. Da werden sie mir was schenken.«
»Hört sich doch gar nicht so schlecht an«, sagte ich. »Du brauchtest einen neuen Skizzenblock, oder?«
»Den kriege ich garantiert nicht. Letztes Jahr hatte ich mir eine Staffelei gewünscht. Ich bekam eine Campingausrüstung und ein Abonnement für die Sports Illustrated.«
»Yäch!«, riefen Shaunee und Erin simultan. Stevie Rae und ich verzogen das Gesicht und gaben mitfühlende Laute von uns.
Da wandte Damien sich an mich, man merkte, dass er das Thema leid war. »Deine Eltern kommen ja heute zum ersten Mal. Was glaubst du, wie es wird?«
»Der totale Alptraum«, seufzte ich.
»Zoey? Ich dachte, ich stell dir mal meine neue Mitbewohnerin vor. Diana, das ist Zoey Redbird - die Anführerin der Töchter der Dunkelheit.«
Ich sah auf, froh, von meiner scheußlichen Familienkiste wegzukommen. Sarahs nervöser, zaghafter Tonfall brachte mich zum Lächeln.
»Wow, es stimmt wirklich!«, platzte das neue Mädchen heraus, noch ehe ich >hi< sagen konnte. Wie üblich starrte sie meine Stirn an. Dann wurde sie puterrot. »Ich meine . sorry. Ich wollte nicht aufdringlich sein oder so .«, stotterte sie ganz betreten.
»Schon okay. Ja, es stimmt. Ich hab ein ausgefülltes Mal mit zusätzlichen Ornamenten.« Ich lächelte weiter, um ihr aus der Verlegenheit zu helfen, obwohl ich es total hasste, dass ich (zum wievielten Mal eigentlich?!) so was wie die Hauptattraktion bei einer Freakshow war.
Zum Glück mischte sich Stevie Rae ein, bevor dieses stumme Anstarr-Grinse-Spielchen noch unerträglicher werden konnte. »Ja, das coole Spiralgeschnörkel im Gesicht und die Schultern runter hat Zoey gekriegt, als sie ihren Exfreund vor 'n paar scheißgrausigen Vampyrgeistern gerettet hat«, bemerkte sie fröhlich.
»Das hat mir Sarah schon erzählt«, sagte Diana schüchtern. »Es hat nur so unglaublich geklungen, dass ich . na ja, hm .«
»Dass du's nicht geglaubt hast?«, kam ihr Damien hilfsbereit entgegen.
»Ja. Sorry«, sagte sie wieder und fummelte fahrig an ihren Fingernägeln herum.
Ich kriegte ein einigermaßen lebensechtes Lächeln zustande. »He, denk nicht mehr darüber nach. Mir kommt's auch manchmal ziemlich verrückt vor - und ich war dabei.«
»Und hast den Laden aufgeräumt«, ergänzte Stevie Rae.
Ich warf ihr einen Blick à la du-hilfst-mir-nicht-gerade zu, aber sie nahm ihn gar nicht zur Kenntnis. Tja, eines Tages bin ich vielleicht Hohepriesterin, aber ganz bestimmt nicht der Boss von meinen Freunden.
»Und überhaupt - das alles hier kann einem erst mal ziemlich merkwürdig vorkommen«, erklärte ich dem Mädchen. »Aber das wird schon.«
»Danke«, sagte sie warm und ehrlich.
»Okay, vielleicht gehen wir jetzt besser, damit ich Diana zeigen kann, wo sie die fünfte Stunde hat«, sagte Sarah, und dann wurde es echt ultrapeinlich, weil sie plötzlich total formell wurde und mich, bevor sie sich abwandte, mit der traditionellen Vampyrgeste des Respekts grüßte - den Kopf geneigt, die Faust über dem Herzen.
Ich piekste in meinem Salat rum. »Ich hasse es total, wenn sie das machen.«
»Ich find's nett«, sagte Stevie Rae.
»Du verdienst durchaus Respekt«, sagte Damien in seinem Oberlehrerton. »Du bist die einzige Untersekundanerin, die jemals Anführerin der Töchter der Dunkelheit wurde, und die einzige Jungvampyrin der Geschichte, die affin zu allen fünf Elementen ist.«
Shaunee zeigte mit ihrer Gabel in meine Richtung. »Sieh's endlich ein«, nuschelte sie um einen Bissen Salat herum.
»Du bist was Besonderes«, ergänzte (wie üblich) Erin.
Im House of Night heißt die zehnte Klasse Untersekunda - die elfte Obersekunda, die zwölfte Unterprima und die dreizehnte Oberprima. Und ja, ich bin die einzige Untersekundanerin, die je Anführerin der Töchter der Dunkelheit war. Gratuliert mir, Leute!
»Apropos Töchter der Dunkelheit«, sagte Shaunee. »Hast du schon darüber nachgedacht, wie da in Zukunft die Aufnahmebedingungen sein sollen?«
Ich unterdrückte den Drang zu schreien O bitte nein, ich kann doch in dem Verein nicht wirklich das Sagen haben! Aber ich schüttelte nur den Kopf, und dann kriegte ich plötzlich die Idee - und die war hoffentlich meiner Brillanz zu verdanken - einen Teil des Drucks an sie zurückzugeben. »Ne, ich hab noch nichts Genaues überlegt. Eigentlich dachte ich, dass ihr mir vielleicht helfen könntet. Habt ihr denn irgendwelche Vorschläge?«
Wie vermutet verfielen sie alle vier in Schweigen. Ich wollte ihnen gerade für ihre enorme Unterstützung danken, da schallte gebieterisch die Stimme unserer Hohepriesterin durch die Schullautsprecher. Zuerst war ich froh über die Unterbrechung, da kapierte ich, was sie sagte, und mein Magen zog sich zusammen.
»Ich bitte alle Lehrer und Schüler, sich in der Eingangshalle einzufinden. Die Besuchszeit beginnt in fünf Minuten.«
Na toll. Auf in die Hölle.
»Stevie Rae! Stevie Rae! Omeingott, ich hab dich so vermisst!«
»Mama!«, schrie Stevie Rae und warf sich in die Arme einer Frau, die genauso aussah wie sie, nur dreißig Kilo schwerer und ähnlich viele Jahre älter.
Damien und ich standen ein bisschen unbeholfen am Rand rum. Die Eingangshalle füllte sich allmählich mit nervös wirkenden menschlichen Eltern, ein paar menschlichen Geschwistern, einem Haufen Jungvampyre und einigen unserer Lehrer.
Damien seufzte. »Okay, da sind meine Eltern. Dann bring ich's mal hinter mich. Bis dann.«
»Bis dann«, murmelte ich und sah ihm nach, wie er auf ein total gewöhnlich aussehendes Ehepaar zuging, das ein eingepacktes Geschenk dabei hatte. Seine Mom umarmte ihn flüchtig, und sein Dad schüttelte ihm auf extrem männliche Art die Hand. Damien wirkte blass und angespannt.
Ich schlenderte zu dem langen Tisch, der an der Wand entlang aufgestellt war. Auf der weißen Tischdecke standen hübsch arrangiert Platten mit exklusiven Käse- und Wurstsorten und...
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