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Endometriose ist eine chronische Krankheit, die bei jungen Frauen im gebärfähigen Alter auftreten und über eine ganze Zeitspanne - vom Einsetzen der Periode bis zu den Wechseljahren - dauern kann. Wir sprechen also von einem Zeitraum zwischen dem 10. bis 15. bzw. dem 35. bis 50. Lebensjahr einer Frau (wobei die Symptome vereinzelt auch in den Wechseljahren bestehen bleiben, aber dazu später mehr). Es handelt sich um eine Erkrankung, die mit starken Schmerzen während der Regelblutung und des Eisprungs verbunden ist sowie häufig mit ständigen Beschwerden im Bereich des Beckens und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr einhergeht. Diese körperlichen Leiden sind oft unerträglich und können ein normales Leben verunmöglichen. Manchmal erschweren oder verhindern sie sogar eine Schwangerschaft.
Die Gebärmutter als Organ im weiblichen Körper dient ausschließlich dazu, den Fötus während der Schwangerschaft aufzunehmen und das Baby bei der Geburt nach draußen zu befördern. Sie besteht aus zwei Teilen: einem äußeren Teil aus Muskulatur und einem inneren Teil, den wir als Gebärmutterschleimhaut oder Endometrium bezeichnen. Jeden Monat bereitet sich das Endometrium unter Einwirkung der in den Eierstöcken produzierten Hormone auf eine mögliche Schwangerschaft vor, genauer gesagt auf die Aufnahme des Fötus nach einer Befruchtung der Eizelle. Kommt es zu keiner Schwangerschaft, stößt das Endometrium über die Menstruation die Eizelle ab. Dieser Zyklus wiederholt sich etwa alle 28 Tage.
Bei Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut aus bislang ungeklärten Gründen an unüblichen Stellen des weiblichen Körpers an und wird daher als ektopisches (am falschen Ort liegendes) Endometrium bezeichnet. Von dort aus bereitet sie sich jeden Monat auf eine mögliche Schwangerschaft vor und reagiert ebenfalls auf die Eierstockhormone. Da sich die Gebärmutterschleimhaut aber am falschen Ort befindet, kann die Regelblutung nicht abfließen und verbleibt im Körper. Diese Blutreste aus der Menstruation sind verantwortlich für die Schmerzen, unter denen Frauen mit Endometriose leiden. Es handelt sich um eine Flüssigkeit mit klebriger Konsistenz, die außerdem Anhaftungen (Adhäsionen) verursachen kann. Das heißt, bestimmte Organe, wie etwa Teile des Darms oder die Eierstöcke, verkleben miteinander, was zu weiteren Schmerzen und zu Unfruchtbarkeit führt.
Dieses ektopische Endometrium ist häufig im Beckenraum, im Unterleib nahe dem Enddarm, am Sigma (dem letzten Abschnitt des Dickdarms), an den Eierstöcken und an der Blase anzutreffen, doch auch andere Körperstellen wie Leber, Darm, Blinddarm oder gar weiter entfernte Bereiche wie Zwerchfell, Brustfell, Lunge, Gehirn, Augen, Augenlider, Nase, Finger usw. können betroffen sein. Tatsächlich hat man Endometriose schon in praktisch allen Organen des Körpers festgestellt - mit Ausnahme von Milz und Herz.
Auch wenn wir Endometriose als Krankheit eindeutig bestimmen und erkennen können, ist ihre Ursache bis heute nicht bekannt. Es gibt jedoch viele Theorien dazu:
Wir wissen nicht genau, wie die Gebärmutterschleimhaut an die für sie unüblichen Stellen gelangt. Eine theoretische Erklärung dazu liefert die sogenannte »retrograde Menstruation«. Stellen Sie sich eine mit Flüssigkeit gefüllte Plastiktüte mit kleinen Löchern vor: Drückt man auf diese Tüte, so quillt die Flüssigkeit aus allen Löchern heraus. Wenn die Gebärmutter, die sich bei der Menstruation mit Blut füllt, nun, um im Bild zu bleiben, ebenfalls Löcher hätte, würde der Muskel, der sich für die Abstoßung des Menstruationsblutes zusammenzieht, dieses Blut auch durch die Eileiter (die »Löcher« der Gebärmutter) pressen und es würde so Zellen der Gebärmutterschleimhaut ausschwemmen, die sich an anderer Stelle ansiedeln könnten. Diese Theorie, die besagt, dass Endometriumzellen über das Menstruationsblut bis in die Beckenhöhle transportiert werden können, ist die am breitesten akzeptierte.
Manche Ärztinnen und Ärzte vertreten die Ansicht, dass sich bereits zu dem Zeitpunkt, als die Frau selbst noch ein Embryo im Mutterleib war, Reste von noch nicht vollständig ausdifferenzierten Endometriumzellen abgelöst hätten (aus denen später, wenn das Mädchen zur Frau heranwächst, die innere Gebärmutterschicht wird). Diese Zellen hätten sich dann durch unterschiedliche Mechanismen entwickeln und an für sie unübliche Stellen gelangen können - etwa über die Blutbahn. Außerdem, wird behauptet, bestünde die Möglichkeit, dass abgelöste Zellen sich an Vorläuferzellen anderer Zelltypen oder an sogenannte Stammzellen anheften, die beispielsweise im Knochenmark zu finden sind.
Andere Fachleute vermuten, dass sich normale Zellen des Bauchfells in Endometriumzellen verwandeln könnten - zum Beispiel infolge der Einwirkung von Giftstoffen wie Dioxinen, die durch chemische Reaktionen in der Industrie entstehen, etwa bei der Müllverbrennung oder der Herstellung umweltschädlicher Chemikalien. Dioxine wirken als endokrine Disruptoren (Elemente, die die normalen Mechanismen in unserem Körper verändern können). Glücklicherweise ist die Industrie in den westlichen Ländern gesetzlich dazu verpflichtet, die Erzeugung von Giftstoffen zu vermeiden. Da Dioxine über die Nahrung in unseren Körper gelangen, ist es, schon zur allgemeinen Vorbeugung, ratsam, den übermäßigen Verzehr von tierischen Fetten zu vermeiden, da sich diese Art von Giftstoffen üblicherweise im Fettgewebe von Tieren ansammelt.
Wenn die Gebärmutterschleimhaut nun an für sie untypische Stellen gelangt, müssen auch noch bestimmte Veränderungen stattfinden, damit sie wachsen kann. Das Immunsystem ist dafür verantwortlich, den Körper vor äußeren Einflüssen und Krankheiten zu schützen und so unser Überleben zu sichern. Genau dies geschieht, wenn eine Frau ihre Regelblutung hat und Zellen der Gebärmutterschleimhaut in die Beckenhöhle gelangen: Dann zerstört das Immunsystem jene Endometriumzellen, die hier nicht hingehören. Doch bei manchen Frauen werden diese Zellen, die sich im Becken ansiedeln, nicht zerstört. Die Wissenschaft hat hierfür keine eindeutige Erklärung, doch es könnte sein, dass das Immunsystem dieser Frauen nicht richtig funktioniert oder dass die Endometriumzellen anomal sind bzw. den Angriffen des Immunsystems widerstehen. Wir werden später noch darauf eingehen, warum wir letzlich so wenig über Endometriose wissen und so wenig darüber geforscht wird. Wir können allerdings feststellen, dass sich die Situation langsam ändert. Wie dem auch sei, was wir definitiv wissen, ist: Bei Frauen mit Endometriose gibt es eine Reihe von Mechanismen, die verhindern, dass das ektopische Endometrium durch das Immunsystem zerstört wird und verschwindet.
Obwohl es noch vieles über diese Krankheit zu lernen gibt, wissen wir, dass Frauen mit Endometriose überdurchschnittlich viele antinukleäre Antikörper haben (antinukleäre Antikörper sind charakteristisch für Autoimmunerkrankungen) und dass ihre Gebärmutterschleimhaut andere Proteine aufweist als das normale Endometrium. Noch ist unklar, was zuerst passiert - die Veränderungen im Endometrium oder die Veränderungen im Immunsystem. Derzeit ist lediglich bekannt, dass bei Frauen mit Endometriose sowohl die Gebärmutterschleimhaut als auch das Immunsystem nicht normal funktionieren und es auch eine genetische Veranlagung für die Erkrankung gibt.
Bei Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut an unüblichen Stellen an. Von dort aus bereitet sie sich jeden Monat auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Da sich die Gebärmutterschleimhaut aber am falschen Ort befindet, kann die Regelblutung nicht abfließen und verbleibt im Körper. Diese Blutreste aus der Menstruation sind für Schmerzen verantwortlich und verursachen Anhaftungen (Adhäsionen). Das heißt, bestimmte Organe, wie etwa Teile des Darms oder der Eierstöcke, verkleben miteinander, was zu weiteren Schmerzen und Unfruchtbarkeit führt.
Schätzungen zufolge leiden weltweit etwa 10 Prozent der weiblichen Bevölkerung im gebärfähigen Alter an Endometriose1, 2. Das ist ein wirklich großer Anteil. In Deutschland entspricht dies 1,7 Millionen betroffenen Frauen. Ein Viertel von ihnen, also mehr als 400 000, hat die schwerste Form der Erkrankung.
Trotz dieser Zahlen dauert es im Durchschnitt acht Jahre, bis eine Frau mit Endometriose die Diagnose erhält - was aber nicht bedeutet, dass sie in der Zwischenzeit keine Hilfe gesucht hätte. Wahrscheinlich hat sie mehrere Gynäkologinnen und Gynäkologen konsultiert,...
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