Schweitzer Fachinformationen
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Menschen gehören zur Familie der Großaffen. Das ist nicht ihre Schuld.
Wie viele Primaten sind sie lebhafte, lärmende, mit Greifpfoten ausgestattete Lebewesen. Ihre Hinterpfoten sind durch die beharrlich eingenommene zweibeinige Haltung teils verkümmert.
Es sind große, länglich geformte, schwanzlose und im Vergleich zu anderen Affen recht tollpatschige Tiere; sie haben eine Mähne, die bei den Weibchen ausgeprägter ist, ansonsten sind sie unbehaart, von ein paar absurden Körperstellen abgesehen.
Ihre Schnauze ist flach, aber nicht hässlich, und das einzige entfernt katzenartige Merkmal sind die frontalen Augen; sie haben eine große, nahezu nutzlose Nase und unbewegliche Ohren. Die Männchen haben Schnurrhaare, mit denen sie aber offenbar nichts anzufangen wissen.
Das technisch gelungenste Körperteil sind die Vorderpfoten oder Hände. Diese verfügen über lange, mit läppischen Krallen versehene Zehen und können sich äußerst geschickt bewegen. Auf uns können sie einschüchternd wirken, fast wie eigenständige Tiere. Sie sind kraftvolle Präzisionswerkzeuge, und habt ihr euer Exemplar erst einmal abgerichtet, werdet ihr die zahllosen Vorteile eines euch zu Diensten stehenden menschlichen Händepaars sehr zu schätzen lernen.
Das auffälligste Merkmal dieser Zweibeiner ist, dass sie ihre Körper mit Dingen bedecken, die sich wie eine zweite Haut an sie schmiegen und zuweilen - wie ihr mit Grausen feststellen werdet - tatsächlich die Haut von jemand anderem sind.
Sie haben Dinge, die sie sich auf den Kopf setzen, vor die Augen schieben, an den Körper hängen. Gelegentlich stecken die Weibchen ihre Hinterpfoten in Dinger, die ihnen selbst die geringste Fortbewegung erschweren, und wenn sie ihren Bau verlassen, schleppen sie einen Haufen Zeugs mit, für das es eigene, Taschen genannte Behälter braucht.
Wie man sich unschwer vorstellen kann, kommt dieser ganze Krempel, mit dem sie sich umhüllen und behängen, ihrer Tollpatschigkeit nicht gerade zugute.
Nennen wir diese Besessenheit der Menschen mit Dingen Dingitis.
Die Dingitis nimmt einen gewaltigen Platz im Leben dieser Kreaturen ein, und wir werden noch häufig darauf zurückkommen.
Trotz ihres höchst befremdlichen Äußeren sollte man Menschen nicht unterschätzen. Sie können frappierend klug sein, und wir geben unumwunden zu, dass uns viele ihrer Fähigkeiten noch immer ein Rätsel sind. Sie sind in der Lage, ihr Revier zu verändern und unerklärliche Phänomene zu erzeugen wie Feuer, Licht, Dosenthunfisch und ähnliche Wunder.
Wie alle Tiere, kommunizieren die Menschen mit dem Körper, aber auch mit der Stimme wie Vögel, und das zwanghaft und ausdauernd.
Man hat festgestellt, dass sich die beiden Kommunikationsebenen - die körperliche und die stimmliche - vollkommen gegensätzlich zueinander verhalten können.
Zum Beispiel können die Menschen einander mit verbalen Herzlichkeiten begrüßen, derweil ihre Körper Unmut und Feindseligkeit ausdrücken; sie können euch verbal umschmeicheln und mit dem Versprechen von Fressen locken, obwohl sie nur darauf aus sind, euch zu schnappen und in die Transportbox1 zu stecken.
Diese typische Doppelzüngigkeit der Spezies sollte man unbedingt im Kopf behalten, denn da sie den Katzenartigen fremd ist, laufen diese jedes Mal aufs Neue Gefahr, übertölpelt zu werden.
Menschen sind gesellige Tiere und leben meist in Familienverbänden.
Wenn die Jungtiere geschlechtsreif werden, verlassen sie mitunter die Ursprungsfamilie und schließen sich kleinen Rudeln gleichaltriger Artgenossen an, mit denen sie in einem Bau zusammenleben.
Im Laufe der Jahre neigen diese Primaten dazu, sich einen Partner zu suchen und eine eigene Familie zu gründen, aber nicht immer. Es gibt auch Einzelgänger, die sich oft als besonders zähmungswillig erweisen.
Einige Vertreter verbringen den Großteil ihres Lebens in ihren Höhlen, die geräumig, behaglich und äußerst begehrenswert sind.
Andere verbringen die meiste Zeit draußen, um Nahrung zu besorgen, und kehren erst bei Einbruch der Dunkelheit zurück. Tatsächlich jagen sie vor allem bei Tageslicht.
Sie sind rastlose Lebewesen. Kaum sind sie in ihrem Bau, zeigen sie sich nahezu daueraktiv, hantieren mit Dingen und beäugen sie. Sehen und Tasten sind zweifellos die wichtigsten Sinne dieser Säugetiere, und manche glauben, unser Erfolg bei ihnen habe auch damit zu tun.
Einigen Theorien nach dienten die Werkzeuge der Menschen ursprünglich dazu, ihnen das Leben zu erleichtern. Es gibt mündliche Überlieferungen aus der Zeit, als diese Primaten noch in Höhlen lebten und Feuersteindolch und Lanze ihre treuesten Verbündeten waren, die ihnen das Leben retten konnten. Heute haben sich die Rollen verkehrt und die Menschen sind den Gegenständen untertan; sie müssen sich um Hunderttausende von Dingen kümmern.
Wir wollen euch hier nicht mit fachlichen Details langweilen, deshalb nennen wir nur ein typisches Beispiel: Ernährung.
Selbst bei einem theoretisch so simplen Unterfangen triumphiert die Dingitis.
Die Nahrung gelangt häufig bereits verdingst, also unkenntlich gemacht, in den Bau. Zerstückelt und in Gegenständen eingeschlossen, die zu öffnen äußerst kniffelig sind, zumal, wenn man nicht über einen opponierbaren Daumen verfügt.
Einmal erbeutet, wird jedes Stück Nahrung angefasst, verändert, nochmals zerstückelt, eingefettet, erhitzt, gewürzt; mit anderen Worten: ruiniert. Dieser Prozess erfordert etliche Arbeitsschritte, eine beachtliche Menge Zeit sowie zahllose Dinge unterschiedlicher Formen und Größen, von denen manche laut und viele gefährlich sind.
Ist die Nahrung erst ruiniert, bringt der Mensch sie auf einen Tisch2, auf dem er unter Zuhilfenahme verschiedener anderer Dinge ein Gedeck3 vorbereitet hat, vom dem er sie unter Einsatz weiterer Gegenstände, die vom berühmten Feuersteinmesser abstammen, mit quälender Langsamkeit zum Mund führt.
Dieses Vorgehen wird ständig durch lautliche Kommunikation, Trinken und diverse Ablenkungen unterbrochen.
Nachdem er seine Nahrung aufgenommen hat, verwendet der Mensch abermals reichlich Zeit darauf, jeden einzelnen benutzten Gegenstand gemäß einem langwierigen, vertrackten Ritual umzuräumen, nass zu machen, abzureiben und abzutrocknen.
Auch existieren vielfältige, ständig in Anspruch genommene Gegenstände, die eigens dazu erschaffen wurden, sich um andere Gegenstände zu kümmern, etwa die Spülmaschine4.
Wegen der Dingitis kann ein Vorgehen wie die Nahrungsaufnahme, die sich in wenigen Minuten erledigen ließe, auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
Den Großteil seines Lebens verbringt der Mensch damit, sich mit Dingen zu beschäftigen, sie zu bewegen, zu betrachten, hineinzusprechen. Da sein Leben sehr lang ist, weiß er vermutlich nicht genau, was er damit anfangen soll, was eine mögliche Erklärung für die Dingitis sein könnte.
Dass die menschliche Spezies die schädlichste und gefährlichste der Welt ist, ist unbestritten. Nicht zuletzt durch ihre Überzahl hat sie so gut wie jeden Lebensraum für andere Spezies unbewohnbar gemacht. Sich eine Überlebensnische zu erobern, die sich häufig ausgerechnet in ihren Bauen und an ihrer Seite befindet, ist deshalb eine große Errungenschaft und die einzige Möglichkeit, in einer vom Menschen beherrschten Welt zu überleben. Eine winzige Stufe über ihm, aber ohne es an die große Glocke zu hängen.
Einige sind der Ansicht, wir können die Menschen noch so gernhaben und sogar in unser Herz schließen, doch sollten wir nie vergessen, dass sie wilde Tiere sind: unberechenbar und potenziell gefährlich.
Wir aber glauben, der passende, gut abgerichtete Mensch kann ein liebevoller und treuer Gefährte sein, der unser Vertrauen verdient - solange er uns nicht allzu dicht aufs Fell rückt.
Katzen beherrschten den Planeten schon lange vor dem Auftauchen der ersten Menschen.
Am Anfang begegnete man den Menschen mit Verachtung: Es waren kleine Horden nomadischer Primaten, die gelegentlich in den von unseren Vorfahren bevölkerten Gebieten auftauchten, Wurzeln ausbuddelten, Grünzeug sammelten, sich kleine Beutetiere unter den Nagel rissen und wieder verschwanden.
Später lernten sie, sich in größeren Gruppen zu organisieren, entwickelten sich zu geschickten Jägern und ließen sich mehr oder weniger dauerhaft in Höhlen nieder.
Als sie sesshaft wurden und anfingen, große Nahrungsmengen zu horten, wurde ihr Interesse an uns immer deutlicher.
Wer die geniale Idee der Domestizierung hatte, ist nicht bekannt, doch nach dem ersten Blickkontakt dürfte es nicht allzu schwer gewesen sein, den ersten Affen zu unterwerfen. Seitdem haben sich die Domestizierungsmethoden vermutlich nicht nennenswert verändert.
Der glaubhaftesten Hypothese nach war der erste erfolgreich domestizierte Mensch ein Weibchen. Die Weibchen dieser Spezies sind feinfühliger, klüger und lernfähiger. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass ein menschliches Neugeborenes ungefähr genauso groß ist wie eine Katze. Dass Menschenmütter so innig an ihren Jungen hängen, hat womöglich auch mit dieser Ähnlichkeit zu tun: Sie erinnern sie an Katzen.
Die Hingabe dieser Spezies uns gegenüber ging so weit, dass man uns für Gottheiten hielt - ein für uns Katzenartige schwer nachvollziehbares...
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