Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Giulio weckt sie, indem er mit den Lippen sanft über ihr Ohr streicht und flüstert:
«Ari, ciao, ich muss gehen.»
Sie hat ihn gehört, sie hat verstanden, aber antworten geht über ihre Kräfte.
Giulio denkt, sie sei nicht aufgewacht, er wiederholt:
«Ari, ciao, ich muss .»
«Wie spät ist es denn?», fragt sie mit belegter Stimme und hält die Augen hartnäckig geschlossen.
«Halb acht.»
«Meine Güte!»
Hinter dem Schutzschild einer tiefen Dunkelheit verschanzt, wehrt sie sich noch einen Augenblick lang, zu Bewusstsein zu kommen.
Dann schlägt sie die Augen auf, hebt ein wenig den Kopf.
Die halb geöffneten Fensterblenden lassen einen Schwall unbarmherzigen Lichts eindringen.
Sie muss mehrmals blinzeln, damit das Bild des Zimmers scharf wird.
Giulio steht neben dem Bett, riecht nach Aftershave. Er ist vollständig angezogen, bereit, aus dem Haus zu gehen.
«Wie wollen wir es machen?», fragt er. «Fährst du schon vor, oder möchtest du, dass ich dich später abhole und wir zusammen mit meinem Auto fahren?»
«Wann, denkst du denn, bist du im Büro fertig?»
«Nicht vor zehn, halb elf.»
«Na, du hast Nerven! Dann bist du ja frühestens um elf hier. Nein, das schaffen wir nicht. Es ist besser, du kommst später nach.»
«Was hast du ihm denn gesagt, um wie viel Uhr er da sein soll?»
«Um elf. Hast du Franco Bescheid gesagt?»
«Ich rufe ihn später an, gegen neun.»
«Vergisst du es auch bestimmt nicht? Sonst tauche ich da plötzlich auf, und er .»
«Mach dir keine Sorgen, er bekommt Bescheid. Ciao.»
«Ciao. Ach ja, bitte sag Elena .»
«Mach ich.»
Arianna lässt den Kopf wieder auf das Kissen sinken, zieht sich das zerknitterte Bettlaken über den Kopf und schließt die Augen.
Sie hält eine Weile den Atem an, um sich noch einmal vorzustellen, sie läge tot im Sarg des Schlafs. Doch vergebens, man hat sie unwiderruflich ins Leben zurückgerufen.
Also muss sie das tun, was die Lebenden tun.
Sie atmet tief ein, füllt die Lungen mit ihrem eigenen nächtlichen Geruch, der noch unter dem Laken steckt.
Die Nacht war heiß, sie scheint stark geschwitzt zu haben, und sie liebt ihren Schweiß.
Sie hat entdeckt, dass sie zwei Arten Schweiß besitzt, die unterschiedlich riechen.
Der Schweiß, den die Hitze hervorruft, riecht nach Eau de Cologne mit Kräutern und ist smaragdgrün, der Schweiß der Liebe riecht stark nach Moschus und ist dunkelgrün.
Sie hebt einen Arm, bis ihr die Achselhöhle an die Nase reicht, verharrt eine Weile so und atmet sich ein.
Jetzt ist sie wieder ganz und gar lebendig.
Sie hört ihr Herz stark und gleichmäßig schlagen - PUM PUM PUM -, und es hallt in ihren Ohren nach wie der Kessel einer Lokomotive.
Mehrmals krümmt und streckt sie die Zehen ihres linken Fußes.
«Hallo, Fuß, wie geht's dir?»
Mit dem rechten macht sie das Gleiche.
«Und dir?»
Jetzt fährt eine Hand am Bein hinab, um die linke Wade zu streicheln.
«Hallo, Wade.»
Als junges Mädchen hatte sie die fixe Idee, ihre Waden seien zu dick, wie bei fast allen Bäuerinnen aus ihrer Gegend, und jeden Morgen verbrachte sie gleich nach dem Aufwachen mindestens eine halbe Stunde damit, sie sich zu reiben, in der Hoffnung, dass sie dadurch schlanker würden.
Und davor hatte sie in der Furcht gelebt, ihr würden zu große Brüste wachsen. Von Großmutter unbeobachtet, umwickelte sie ihre Brust mit einem großen Küchentuch und zog es so fest, dass ihr manchmal die Luft wegblieb. Auf der Straße ging sie mit krummem Rücken, damit die Brüste weniger hervorragten.
Der Mann, der sie davon überzeugte, dass ihre Beine phantastisch und ihre Brüste von geradezu klassischer Schönheit sind, war ihr Philosophielehrer in der zwölften Gymnasialklasse, der mit dem komischen Namen, Adelchi. Er unterbrach häufig die Nachhilfestunden und forderte sie auf, sich nackt vor den Spiegel zu stellen.
Als Elena vorsichtig an die Tür klopft, hat sie ihrem Körper bis zum Hals guten Morgen sagen können.
«Komm rein.»
«Gut geschlafen, Signora?»
Sie antwortet nicht. Bevor sie Kaffee getrunken hat, ist ihr das Sprechen praktisch unmöglich. Schon Giulio zu antworten war eine ungeheure Anstrengung.
Elena stellt das Tablett mit dem Espressotässchen auf den Nachttisch.
«Soll ich Ihnen das Fenster öffnen?»
«Nein.»
«Soll ich Ihnen ein Bad einlassen?»
«Ja.»
Kaum ist Elena draußen, fährt sie mit der Begrüßungszeremonie fort.
«Hallo, Kinn.»
Nachdem sie zuletzt auch ihre Haare begrüßt hat, richtet sie sich halb auf, rückt die zwei Kissen hinter ihrem Rücken zurecht, nimmt die Tasse mit Kaffee ohne Zucker und führt sie zum Mund.
Nach dem Kaffee zündet sie sich die erste Zigarette des Tages an.
Sie atmet langsam ein, lässt Zeit zwischen den Zügen verstreichen und behält den Rauch so lange wie möglich bei sich.
«Das Bad ist fertig, Signora.»
Sie drückt die Zigarette aus, steigt aus dem Bett, geht durch den Umkleideraum und betritt das Bad, wo alle Lampen brennen.
Sie zieht das kurze durchsichtige Nachthemd aus, betrachtet sich im Spiegel, der die halbe Wand einnimmt.
Nicht übel, wirklich nicht übel für eine, die vor vier Tagen dreiunddreißig geworden ist.
Sie spannt ihre Beinmuskeln an, indem sie ein wenig in die Knie geht, macht halbe Drehungen, beugt den Rumpf vor und zurück, aber das ist keine Gymnastik - die hat sie nie gemacht; es ist eine besondere Weise, ihren Körper einer allgemeinen Prüfung zu unterziehen.
Sie ist zufrieden, er fühlt sich geschmeidig und locker an; ein präziser Mechanismus, gut konstruiert und gut gewartet, der augenblicklich reagieren wird, wenn sie es von ihm verlangt.
Sie setzt sich auf die Toilette. All ihre Körperfunktionen nehmen den Betrieb auf und funktionieren tadellos.
Sie trällert vor sich hin.
Noch nie hat sie eine Melodie im Gedächtnis behalten können.
Dabei hat sie ganze Nächte durchgetanzt, immer wieder zu derselben Musik.
Sie kennt nur ein einziges musikalisches Motiv, hat es einmal im Radio gehört, da war sie zwölf oder etwas jünger, und hat es nie mehr vergessen. Immer wenn sie allein ist, singt sie es leise vor sich hin, es ist ihr Geheimnis, sie vermischt es zu immer neuen musikalischen Soßen, tatsächlich eignet es sich sehr gut dafür, die Worte gehen ungefähr so:
Dies irae, dies illa,
solvet saeclum in favilla .
Dann steigt sie in die Jacuzzi-Badewanne, wo sie sich mit einem seligen Seufzer ausstreckt.
Warum kann man nicht stundenlang so liegen bleiben? Mit geschlossenen Augen, während das Wasser einen von Kopf bis Fuß liebkost? Einfach nur fühlen, dass man lebt?
Wie damals mit Marcello, als er mit ihr zusammen baden wollte.
Um neun Uhr morgens waren sie in die Wanne gestiegen und erst nach zwölf Uhr mittags wieder herausgekommen.
Ihre Haut war weiß geworden und an manchen Stellen ein bisschen runzelig.
Trotzdem wären sie noch länger dringeblieben, wenn Marcello sich nicht so furchtbar erschrocken hätte.
Was für ein Trottel!
Manchmal mussten sie den Heißwasserhahn öffnen, sonst wäre ihnen kalt geworden.
Es war keine Jacuzzi-, sondern eine gewöhnliche Badewanne, aber die Zimmer in diesem Hotel in Fiesole waren mit antiken Möbeln eingerichtet, und auch die Wanne war altmodisch, also ein bisschen größer und länger als die von heute.
Dieser bescheuerte Marcello!
Beim zweiten Mal hatte sie gesagt, dass sie sich auf ihn setzen wolle, also hatte er sich lang ausgestreckt, sodass ihm das Wasser bis zur Brust reichte.
Dann, im schönsten Moment, hatte sie ihn plötzlich an den Schultern gepackt und nach unten gedrückt, bis unter die Wasseroberfläche.
Er hatte sofort versucht, wieder hochzukommen, aber das hatte sie ihm nicht erlaubt, sondern mit beiden Händen fest seine Stirn runtergedrückt.
Marcello hatte wild um sich getreten und versucht, sie abzuschütteln. Er war nicht mehr in ihr, vor Angst impotent geworden. Doch sie hatte sich noch eine Weile auf ihm hin und her bewegt.
Bis sie sich besänftigt fühlte.
Dann hatte Marcello sich endlich aus der Wanne hieven können und war rücklings auf den Boden gefallen, keuchend, heiser wie ein Blasebalg.
«Sag mal, spinnst du? Bist du jetzt völlig durchgedreht? Wolltest du mich ertränken?»
Sie geht in die Garage.
Im Umkleideraum hat sie etwas Zeit verloren. Erst hatte sie sich eine Bluse, Jeans und Sandalen angezogen, aber gleich darauf war ihr klar geworden, dass sie sich in den Jeans unwohl fühlen würde, es war viel zu heiß. Schließlich hat sie sich für eine Art Tunika entschieden, hellblau, ganz leicht.
Giulio hat den Volvo genommen und ihr den Mercedes und den kleinen Toyota gelassen.
Arianna steigt in den Toyota, wirft die Strandtasche und den Plastikbeutel mit Mineralwasser und den von Elena zubereiteten Brötchen auf den Rücksitz, schiebt sich die Sonnenbrille auf die Nase, lässt den Motor an und fährt los.
Einmal haben sie die Dummheit begangen, für die Fahrt nach Canneto den Mercedes Cabrio zu nehmen, einen superschicken Wagen in Silber metallic.
Als sie bei Sonnenuntergang zurückfahren wollten, mussten sie entdecken, dass irgendwelche...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.