Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Es war bemerkenswert und auch ein wenig traurig, wie schnell sich ihre Pflichtbesuche durch die Luft-Ammoniak-Schleuse in die Stationshälfte der Seesterne von aufregenden Kontakten mit Aliens in stumpfsinnige Routine verwandelt hatten. Die Station war seit der Schlacht umfangreich wiederaufgebaut worden, mit Trennwänden aus Xenoglas und einem riesigen Tank, der es den Menschen ermöglichte, das Ammoniak schneller aus der Schleuse abzulassen, um sie dann erneut aufzufüllen. Das Resultat bestand darin, dass sich Nbaro ein wenig vorkam, als befände sie sich in einem Aquarium, mit dem Ammoniaktank hinter ihr, sodass alle vier Wände des Beobachtungsdecks aus Xenoglas bestanden und es immer kalt war. Das machte ihr nichts aus.
Dann saß sie da und beobachtete die Monitore und ein kleines Werkzeug, das dazu gedacht war, für Fischer auf Sahel Vibrationen im Wasser zu messen. Sie hatte es an die Trennwand aus Xenoglas geklebt, die die Hochdruckatmosphäre aus flüssigem Ammoniak mühelos zurückhielt, in der die Seesterne lebten, und es gab ihr ein paar Sekunden Vorwarnung, wenn ein Seestern zu Besuch kam. Für diese Innovation hatte sie den Applaus des restlichen Sprachteams bekommen, aber letztlich diente es nur dazu, die Wirkung einer Begegnung zu entschärfen. Das kleine Werkzeug blinkte mit der winzigen roten LED, und wenn sie aufschaute, wurde im Ammoniak eine Art Sediment aufgewirbelt, das in der schwachen Beleuchtung sichtbar wurde, und dann tauchten die Seesterne wie Monstren auf - normalerweise nur einer, aber manchmal auch zwei. Sie waren tatsächlich sternförmig, wie zwei terranische Seesterne, die in der Mitte miteinander verbunden waren, Rücken an Rücken, mit fünf radialen Armen an jeder Hälfte. Die Arme waren von kurzen Tentakeln überzogen, die Dorcas als »Cerata« bezeichnet, die vom übrigen Team aber verschiedene andere Namen bekommen hatten. Sie wedelten und wogten auf sehr unsäugetierhafte Weise, die bei den meisten Beobachtern ein mulmiges Gefühl auslöste, und die zehn Arme konnten sich miteinander verknoten, sodass zwei oder drei von ihnen . sehr furchteinflößend aussahen. Einer der Seesterne besaß Cerata, die viel feiner waren, fast federartig, und sie hatten ihm den Namen Federtänzer gegeben. Dorcas glaubte, er könnte der Älteste von allen sein, aber sie hatten keinen Beweis, der dafür oder dagegen sprach. Dieses Exemplar schien niemals allein zu sein.
Dessen ungeachtet wartete sie auf jeder Wache, dass sich ein Seestern zeigte, und wenn das geschah, löste sie vorprogrammierte Grußroutinen in ihrem Seesternroboter aus, worauf die Begrüßung erwidert wurde. Dann bewirkten die Seesterne, dass sich einer ihrer Robotschlitten mit einer Fracht in ihre Handelsschleuse bewegte. Auf Anraten eines Frachtoffiziers, für gewöhnlich war das Don Jha von der Großfracht, legte Nbaro anschließend Goldbarren in die Handelsschleuse der DMK. Beide Luftschleusen verfügten über transparente Luken aus Xenoglas, sodass alle Parteien den Austausch beobachten konnten. Der DMK-Vertreter stapelte die Goldbarren - manchmal auch Reinaluminium oder Stahl oder Kupfer, aber hauptsächlich Gold -, bis ein fairer Gegenwert erreicht war, worauf die Schleusentür mit einem gewissen Maß an Förmlichkeit geschlossen wurde. Dann öffnete der Vertreter der Seesterne entweder ihre Seite und nahm das Metall entgegen oder entfernte ein paar Xenoglasplatten.
Das Erstaunlichste war vielleicht, dass die exakte Menge, die gehandelt wurde, von Tag zu Tag zu variieren schien, manchmal sogar von einem Austausch zum nächsten, als würde der Wert des Glases schwanken. Nbaro wollte mit Thea darüber sprechen, was das über die Wirtschaft der Seesterne aussagen mochte, aber sie arbeitete zu viel. Zwei Vier-Stunden-Schichten an den Handelsschleusen und dann mindestens eine Vier-Stunden-Schicht in einem Arbeitsteam, das die Trade-Point-Station wiederaufbaute. Ganze Tage vergingen, an denen sie Dorcas nur für einen kurzen Moment sah. Sie schienen nie eine gemeinsame Wache zu haben, was ihrer Vermutung nach beabsichtigt war.
Sie ließ alle durchführbaren Sprachtests laufen. Dorcas schickte ihr Wortlisten mit zugeordneten chemischen Verbindungen als Modifikatoren. Der große Durchbruch in den letzten vier Wochen war die Erkenntnis gewesen, dass die Seesterne sowohl mit chemischen Pheromonen als auch mit Lauten kommunizierten. Dorcas hatte im gesicherten Bereich der Station ein Labor, in dem er ständig tüftelte.
Die Struktur ähnelte keiner menschlichen Sprache, aber das überraschte sie nicht. Dorcas suchte nach Verben für Handlungen und fand ein Schlüsselwort für »sich bewegen/schwimmen«. Sie machten nur extrem langsame Fortschritte, weil die Seesterne eher selten reden wollten. Don Jha war der Erste, der Federtänzer dazu brachte, auf Dinge zu zeigen und sie zu benennen, und ließ sich die wichtigen Begriffe »du« und »ich« beschreiben, dann noch etwas, von dem sie hofften, dass es »hier« und »dort« hieß, aber es konnte genauso gut »Luftschleuse« und »Ammoniak« bedeuten.
»Wir werden fünfzig Jahre brauchen«, sagte Nbaro zu Jha.
Der Frachtoffizier lächelte. »Sie wissen, dass dies nicht mein Job ist, aber ich liebe es. Ich hätte nie erwartet, etwas zu tun, das . so viel Spaß macht. Es ist wie ein riesiges Puzzle.«
Nbaro freute sich, dass jemand Vergnügen daran hatte. Sie war zu ungeduldig, und allzu häufig schwammen die Seesterne wieder fort, sobald der Roboter ein kleines Stück über eine simple Begrüßung hinausging.
Aber sie legte ein Notizbuch an, in dem sie individuelle Merkmale katalogisierte, die sie erkennen konnte - Größe, Farbe und so weiter. Allerdings erwies es sich bald als unzuverlässig, als sie sah, wie ein größerer Seestern schrumpfte und die Farbe wechselte, während ein anderer eintraf.
Doch Jha gefiel die Idee - und er hatte selbst noch ein paar andere. Er bemerkte die fehlenden Cerata an dem Seestern, den sie Krummkerbe tauften, und ausgefranste Armenden bei einem anderen, als wäre er alt und verschlissen. Dieser wurde zu Großmutter. Nbaro glaubte, den Unterschied zwischen Jüngeren und Älteren erkennen zu können, und sie vermutete, dass von den Jüngeren erwartet wurde, dass sie in Anwesenheit von Älteren schrumpften - aber das waren bloß Mutmaßungen.
Jha arbeitete an Korrelationen zwischen den bezahlten Preisen und den jeweils anwesenden Seesternen. Damit war er nicht allzu erfolgreich, aber auch das war Teil des Spiels, und immer mehr Xenoglas wanderte durch die Barriere der Luftschleuse und in die Frachträume der Athen.
Bei ihren anderen Schichten lernte Nbaro ein wenig über Schweißen und auch darüber, wie man an den Stahlträgern mit verklebten Kohlenstofffaserplatten etwas zusammenbaute. Es freute sie, der Station beim Wachsen zuzuschauen, und am Abend des vierten Tages wurde eine große Feier abgehalten, als der neue Habitatbereich für die Besatzung geöffnet wurde, einschließlich einer riesigen Wasseraufbereitungsanlage und vierzig Duschräumen.
»Scheiße, das wird in einer Orgie enden«, sagte Qaqqaq, aber tatsächlich war es mehr eine Warmwasserschlacht, gefolgt von einer Mahlzeit.
Nbaros fünfter Tag begann gut, als Webel Drun aus seiner Muschelschale entlassen wurde und auf einen Automatikstuhl umzog. Er war zwar angeschlagen, aber sein Sinn für Humor schien immer noch vorhanden zu sein, und er zeigte Nbaro einen hochgereckten Daumen, als er vorbeirollte.
Sie gönnte sich eine Dusche, weil es endlich möglich war, dann ging sie zu ihrer Wache an den Handelsschleusen.
Dorcas war da.
»Hallo«, sagte er.
Sie lächelte. »Hi«, antwortete sie, während sie sich plötzlich etwas schüchtern fühlte.
Er nahm ihre Hände und küsste sie, und sie reagierte .
»Wir sollten es nicht in einem Glaskasten miteinander treiben«, sagte sie.
Dorcas war errötet und atmete schwer, und sie lachte, weil er sich normalerweise gut unter Kontrolle hatte. Sie beugte sich vor und beabsichtigte, ihn wenigstens noch einmal zu küssen, als Federtänzers komplexe Wedel das Sediment unter der Beleuchtung aufwirbelten und ihr bewusst wurde, dass ihr kleiner Bewegungsmelder blinkte.
»Verdammt«, sagte sie.
Dorcas lachte schnaufend und machte sich daran, den Seestern-Roboter auf der anderen Seite der Luke zu bedienen.
»Haben wir heute keinen Frachtoffizier?«, fragte sie.
Dorcas schüttelte den Kopf. »Heute handeln wir zu Gunsten unseres eigenen kleinen Kartells«, sagte er. »Ich habe es so arrangiert.«
»Natürlich haben Sie das.«
Horatio Dorcas verfügte nicht nur über ein Neuralgeflecht und eine unglaublich hohe Sicherheitsfreigabe, sondern entstammte obendrein einer der reichsten Patrizierfamilien im gesamten Direktorat Menschlicher Korporationen. Er hatte Zugriff auf eine Macht, die sich Nbaro nicht einmal vorstellen konnte. Auf diese Weise hatte er arrangiert, dass sie privaten Handel mit den Seesternen treiben konnten. Das war absolut legal, denn der DMK-Raumdienst war eine kommerzielle Organisation und keine Kriegsflotte, und jeder Raumfahrer durfte Handel treiben. Zumindest grundsätzlich.
»Das ist unser Gold?«, fragte sie, als sie den Antigravschlitten betrachtete, der mit mattgelben Barren beladen war.
»Und etwas Kupfer«, sagte er. »Und mit ein bisschen Hilfe von Thea habe ich auch noch ein paar Dutzend Kilo Bronze mit Phosphor und Silizium hinzugefügt, eine Legierung, von der ich vermute, dass sie sich in...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.