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Ein exklusives E-Book-Prequel mit großen Gefühlen und gruseligen Ereignissen - eine viktorianische Schauergeschichte, die keine Wünsche unerfüllt lässt! Bevor mit "Im Bann des Mondes" die "The Darkest London"-Reihe weitergeht, erzählt Kristen Callihan in einem exklusiven E-Book-Prequel die Vorgeschichte von "Kuss des Feuers". Dabei geht es nicht nur darum, wie für Miranda und Archer alles begann. "Schattenfeuer" füllt die Lücken, schafft Verständnis für Mirandas Situation und gibt tiefe Einblicke in Archers Leben mit Fluch und Krankheit.
London, 1. März 1879
Miranda erinnerte sich noch an eine Zeit, in der sie keine Angst gehabt hatte. Als das Leben noch angenehm war, ein warmer Kokon, in dem sie sich aufgehoben fühlte. Als jeden Morgen, wenn sie erwachte, ein munteres Feuer im Kamin prasselte, ihr Dienstmädchen die schweren Satinvorhänge vor ihrem Fenster aufzog, um die Sonne hereinzulassen, bevor es ein silbernes Tablett auf dem Nachttisch neben dem Bett abstellte. Ach, dieses Tablett, gefüllt mit zartem Blätterteiggebäck, saftigen, exotischen Früchten aus beheizten Gewächshäusern und einer Kanne heißer Schokolade. Schon diese Düfte allein hatten es vermocht, ihr einen wohligen, glücklichen Schauer zu versetzen.
Und jetzt? Jetzt war ihr Zimmer dunkel und kalt. Die Satinvorhänge waren verschwunden, ersetzt durch triste Behänge aus Wolle, übersät von einer Konstellation aus Löchern, die silberne Sterne aus weißem Morgenlicht hereinließen. Das Bettzeug unter ihrem Kopf war nicht frisch und flauschig, sondern alt und verklumpt und musste dringend gewaschen und gelüftet werden. Eine Knochenarbeit, um die sie sich später würde kümmern müssen.
Leise setzte sie sich auf und schwang die Beine aus dem quietschenden Bett. Ihre Füße berührten eiskaltes Holz. Die türkischen Teppiche waren schon früh verkauft worden, da solche Dinge stets einen guten Preis erzielten. Sie tastete nach ihren ausgetretenen Pantoffeln, die zum Glück frei von Ungeziefer waren, und schlurfte dann hinüber zum Waschtisch. Am Rand des mit Wasser gefüllten Kruges hatte sich eine dünne Eisschicht gebildet, also beeilte sie sich mit ihrer Morgenwäsche.
Ja, Miranda konnte sich noch gut daran erinnern, wie sich Komfort anfühlte. Wenn es daran fehlte, erkannte sie jetzt, nahmen ständige Angst und Sorge seinen Platz ein, als dumpfer Schmerz in der Magengrube, der nie ganz weichen wollte. Abwesend rieb sie über diese Stelle ihres Körpers, während sie in den Spiegel starrte. Doch sie sah nicht ihr Gesicht darin. Sie sah nichts. Ihre Gedanken kehrten zu ihren Träumen zurück, und der Schmerz in der Magengrube wurde stärker. Sie hatte wieder von ihm geträumt, dem Mann, der sie vor einigen Monaten in einer dunklen Gasse gerettet hatte. Dem Mann, der sich im Schatten gehalten, niemals sein Gesicht gezeigt hatte, und dennoch stets in ihren Gedanken war.
Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu der Schmuckschatulle auf ihrem Ankleidetisch. Sie war jetzt leer, bis auf ein paar Ohrringe und eine goldene Münze. Er hatte sie ihr gegeben, diese seltsame Münze, in die das Antlitz des Mondes geprägt war.
»Sie ist aus reinem Gold. Lassen Sie die Münze einschmelzen und verkaufen Sie das Gold, wenn Sie Geld brauchen.«, hatte er gesagt.
Nicht, dass sie je versucht hätte, die Münze zu Geld zu machen. Sie zu verkaufen, würde bedeuten, jede Hoffnung aufzugeben. Ihre Träume aufzugeben.
»Verdammt«, murmelte sie und wandte sich wieder zum Spiegel. Warum musste sie nur von ihm träumen? Von seiner rauen Stimme und den kräftigen, harten Schenkeln. Dem geheimnisvollen Fremden, der ihre Welt auf den Kopf gestellt hatte.
»Wer sind Sie?«, hatte sie ihn gefragt.
»Ein besorgter Untertan der Krone«, war seine Antwort.
Ha! Höchstwahrscheinlich ein steckbrieflich gesuchter Untertan der Krone. Er hatte sie nicht einmal sein Gesicht sehen lassen. Eigentlich sollte sie dankbar sein, dass sie einem solch zwielichtigen Charakter unbeschadet entkommen war. Doch er hatte ihr geholfen und sie nicht daran gehindert, seinen Leib nach Waffen abzutasten. Ihre Handflächen kribbelten, als spürten sie erneut, wie es sich anfühlte, an seinen Schenkeln entlang und dann hoch zu der festen Rundung seines Hinterns zu streichen.
Flammende Röte schoss Miranda ins Gesicht, und mit einem leisen Fluchen tauchte sie die Hände noch einmal ins eisige Wasser. Sie hatte keine Zeit für Träume. Sie hatte viel zu tun. Das laute Knurren ihres Magens unterstrich diese Tatsache. Sie musste Frühstück auftreiben.
Irgendwo.
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Ägypten, 1. März 1879
Nach Ägypten zu kommen, hatte sich als kolossale Zeitverschwendung erwiesen. Keine Menschenseele besaß irgendwelche Informationen über die Stunden vor Daouds Tod. Eine Tatsache, die Archer innerlich auffraß, bis er am liebsten auf irgendetwas eingeschlagen hätte. Er umklammerte die Zügel fester, worauf sein Pferd, das Archers Unruhe spürte, wiehernd den Kopf hochwarf. Archer lockerte seinen Griff und konzentrierte sich wieder auf das, was vor ihm lag.
Ihm bot sich ein Anblick, der besser in das Reich von Legenden und Mythen gepasst hätte. Roter, welliger Sand erstreckte sich bis zum Horizont, wo die untergehende Sonne, einem großen, pulsierenden Ball aus flüssigem Feuer gleich, zwischen den schwarz emporragenden Silhouetten der Pyramiden von Gizeh versank. Diese großartigen Bauwerke, geometrischen Formen, die sich zum Himmel emporstreckten – nicht flehend, sondern als verkündeten sie laut des Menschen Genialität und Wille –, raubten ihm den Atem. Der Anblick schnürte ihm die Kehle zu.
Wenigstens war Archer hier nicht gezwungen, seine erstickende Maske zu tragen, da er sich wie ein Einheimischer kleiden konnte. Er trug eine Galabija, einen traditionellen muslimischen Kaftan, der locker bis auf die Knöchel fiel. Um seinen Kopf war eine Kufija gewunden, und er hatte sich erlaubt, sie auch um sein Gesicht zu schlingen, sodass nur noch die Augen frei blieben. Ungewöhnlich, zugegeben, aber nicht so ungewöhnlich wie eine Karnevalsmaske, und es ließ sich viel besser darunter atmen. Mit der braunen Farbe, die er sich auf die Haut gerieben hatte, konnte man ihn zumindest vorübergehend für einen Einheimischen halten. Erst wenn man ihm nahe genug kam und seine Augen sah, verblasste die Illusion.
Mit nervöser Aufmerksamkeit beäugte der Führer Archer. Amar war ein ausgekochtes Schlitzohr, ein gewissenloser Grabräuber, geschickt mit dem Messer und äußerst vertraut mit den Gepflogenheiten der hiesigen Verbrecherwelt. Dass Archer ihm ein Vermögen bezahlte, bedeutete nicht notwendigerweise, dass Archer nicht selbst irgendwann einmal Bekanntschaft mit dem falschen Ende von Amars Messer machen würde. Er warf dem Schurken einen harten Blick zu. Der durchtriebene Teufel würde eine unangenehme Überraschung erleben, sollte er es je versuchen.
»Reite voraus und sag unseren Leuten, dass wir hier sind«, wies Archer ihn an. Er wollte hören, was Amar mit diesen Männern redete, ohne dass dieser wegen Archers Anwesenheit seine Zunge im Zaum hielt. Der Führer würde niemals auf den Gedanken kommen, Archer sei in der Lage, jedes Wort zu verstehen, selbst aus einigen hundert Metern Entfernung.
Amar nickte. »Sehr wohl, Sayyid«, antwortete er mit falscher Ergebenheit.
Archer hielt Amars unsteten Blick einen Moment lang fest. »Du wirst als Erster sterben, solltest du mich hintergehen«, versprach er. Dabei wechselte er fließend ins Arabische, denn er wusste, dass es den Mann besonders treffen würde, wenn er in dessen Sprache mit ihm redete. Außerdem klangen auf Arabisch vorgebrachte Drohungen so viel poetischer. »Denn mein Zorn ist ein schrecklicher Sturm, der das Fleisch von den Knochen reißt.«
Die dunklen Augen des Führers blitzten im goldenen Licht auf. Verschlagen, berechnend. Amar hatte behauptet, dass eine kleine Gruppe von Dieben Daouds Leiche zuerst entdeckt hatte. Und da sie Diebe waren, hatten sie Daouds Kleidung durchsucht. Archer kümmerte es nicht, wie viel Geld sie genommen hatten, aber wenn sie einen Hinweis darauf gefunden hatten, wo Daoud gewesen war, dann wollte er es wissen.
Daoud, Archers Freund und persönlicher Sekretär, war davon überzeugt gewesen, ein Heilmittel für ihn gefunden zu haben. Er hatte das Geheimnis gut versteckt auf einem Schiff nach London geschickt, doch das Boot war von Piraten gekapert worden und dann in einem plötzlich aufkommenden Sturm gesunken. Ein Vorfall, der Archer immer noch vor Wut erbeben ließ. Falls Amar etwas mit ihm vorhatte, dann war er gezwungen, es jetzt mit seinen Komplizen auszuhecken.
»Ich folge Euch in allen Dingen, Sayyid«, sagte der Führer, dann ritt er voraus.
Archer wartete, bis Amir sein Ziel erreicht hatte, dann schloss er die Augen. Ein dörrender Lufthauch strich in sanfter Liebkosung über ihn hinweg und bewegte leicht seine Gewänder. Energie pulsierte durch seine Glieder, stark, beunruhigend. Hier, in diesem Land von Hitze, Licht und Magie fühlte er sich stärker denn je. Als könnte er sein Pferd hochheben und weit von sich schleudern, sollte er plötzlich den Wunsch danach verspüren. Solche Stärke machte ihn nervös, und doch gab sie ihm das merkwürdige Gefühl, zu Hause zu sein. Trotz all der Unannehmlichkeiten hatte er Ägypten und seine Geheimnisse aus alter Zeit immer geliebt. Wenn nur …
Nein. Er würde nicht an sie denken. Nicht jetzt. Nicht, wenn sie ihn in seinen Träumen heimsuchte. Er musste bei klarem Verstand bleiben. An seidiges Haar, das wie Gold im Feuerschein glänzte, durfte er nicht denken. Ebenso wenig an den Schwung ihrer Unterlippe, so voll und üppig. Er würde mit der Zunge langsam über diese sinnliche Wölbung gleiten, bevor er tief … Archer verlagerte sein Gewicht im Sattel und starrte finster auf die Pyramiden. Nein. Nur die Nächte gehörten Miranda, nur seine Träume. In der Gegenwart war kein Platz für sie.
Doch dem war nicht so. Er brauchte ein Heilmittel. Sobald er es gefunden hatte, konnte er seinen Anspruch auf sie einfordern. Sobald er das Heilmittel besaß, konnte sein Leben beginnen. Er hatte ihrem gierigen...
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