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Eine unvergessliche Nacht ...
Die junge Krankenschwester Imogen Pritchard verbrachte einst eine leidenschaftliche Nacht mit Cole Talmage. Jahre später trifft sie ihn als junge Witwe wieder und steht vor der Entscheidung, ob sie sich dem von Schmerz und Verlust gezeichneten Cole offenbaren soll. Denn obwohl die Anziehungskraft zwischen ihnen ungebrochen ist, erkennt Cole sie nicht wieder und macht ihr in seiner Verbitterung das Leben schwer. Doch Imogen begreift, dass er mit inneren Dämonen kämpft, die ihn zu zerstören drohen, und setzt alles daran, ihm zu beweisen, dass die Liebe die Dunkelheit seiner Seele besiegen kann.
"Dieses Buch hat alles, was das Herz begehrt - eine wunderbare starke Heldin, ein Geheimnis und brennende Leidenschaft." KIRKUS REVIEWS
Band 4 der "Victorian Rebels"
London, Februar 1876
Imogen Pritchard erschauderte, die feinen Härchen ihres Körpers stellten sich warnend auf. Die sonst eher drückende Atmosphäre des Gin- und Tanzlokals Nacktes Kätzchen war plötzlich elektrisch aufgeladen, und sie spürte mit jedem Nerv, dass sich Gefahr näherte. Imogen stellte die leeren Ale- und Gingläser auf die Anrichte, nahm unbemerkt ein Messer aus der Schublade und barg es in den Falten ihrer Röcke, bevor sie sich umdrehte, um der Bedrohung gegenüberzutreten.
Ein Trupp rot gekleideter Soldaten kam durch die Tür marschiert, die schlanken, jungen Körper angespannt von männlicher Unruhe. In ihren Augen glänzte animalischer Hunger. Sie erinnerten Imogen an ein umherstreifendes Rudel Wölfe, das voller Vorfreude auf einen grausigen Festschmaus die scharfen Fangzähne bleckte.
Seit sie gezwungen war, im Nackten Kätzchen zu arbeiten, war Imogens Instinkt für Gefahr scharf geworden wie die Säbel, die die Soldaten an der Seite trugen. Diese Männer, diese jungen Wölfe, waren auf der Jagd nach Ärger. Sie warteten nur darauf - ungeduldig -, dass der Leitwolf sie mit einer einzigen Geste von der Leine ließ.
Aber auch wenn sie sich vielleicht als gefährlich herausstellen würden, Imogen wusste gleich, dass die jungen Soldaten, die sich jetzt zu einem Halbkreis formierten, nicht der Grund für ihre instinktive Furcht waren.
Es war ihr Anführer.
Er war die verstörende Ruhe inmitten ihrer richtungslosen Energie. Er überragte sie um Kopf und Schultern und blickte schon aufgrund seiner unglaublichen Körpergröße auf die anderen herab. Ihm gehörte die eiserne Faust, die sie in Schach hielt. Es war allein sein Wille, von dem ihr Leben oder ihr Tod abhing. Von ihm kam der Befehl, den sie ohne zu fragen ausführten.
Und das wusste er genau.
Imogen erinnerte sich nicht, jemals eine solch stolze Stirn gesehen zu haben, ein solch erstaunlich gut aussehendes Gesicht. Er hätte den griechischen Bildhauern als Modell dienen können. Sie hätten ihre präzisesten Werkzeuge benutzt, um seine fast perfekt symmetrischen, aristokratischen Züge aus dem wertvollsten Marmor zu hauen. Ihre Hand schloss sich fester um das Messer, obwohl sie lieber zu einem Malpinsel gegriffen hätte. Sie würde seinen aufragenden Körper mit strengen Linien und breiten, kühnen Strichen malen.
Dann streifte sie eine vage Erinnerung. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, ganz sicher. Die einzigartige Farbgebung seines Aussehens schlummerte irgendwo tief in ihrem Gedächtnis. Es war, als hätte ein Gott ihn aus kostbaren Metallen geformt. Seine Haut war golden, das Haar glänzte in einem dunkleren Bronzeton, und seine Augen, zu strahlend, um einfach nur braun zu sein, leuchteten in dem schwachen Lampenlicht wie glühendes Kupfer, als er die dunklen Ecken und Winkel des großen Raums in Augenschein nahm.
Dann landete sein Blick auf ihr und verweilte dort für eine unbehaglich lange Zeit. Seine nüchtern prüfende Miene veränderte sich nicht. Aber die Falte zwischen seinen Augenbrauen und ein lockerer Zug um den Kiefer verwiesen auf Gefühle, die sie verwirrten.
War er . erschöpft? Oder traurig?
Als Imogen jetzt nach Luft rang, war sie sich ziemlich sicher, ihm niemals zuvor begegnet zu sein. Sie würde sich erinnern, wenn sie je in einem Raum mit ihm gewesen oder ihm gar vorgestellt worden wäre. Und doch hatte sie diese gerade, edle Nase schon einmal bewundert. Hatte die barbarischen Wangenknochen und den breiten, quadratischen Kiefer gesehen, der den perfekten Rahmen für den harten Strich seiner Lippen bildete.
Aber wo?
Unter dem Gewicht seines erbarmungslosen Blicks fühlte sie sich langsam wie ein Reh, das der Leitwolf ausgesucht hatte, um es von der Herde zu trennen und zu reißen. Sie trat zurück, machte auf dem Absatz kehrt und stieß beinahe mit Devina Rosa zusammen.
»Mierda, das wird eine lange Nacht«, klagte diese, warf die schwarzen Locken zurück und kippte einen Rest Gin hinunter, den jemand nicht ausgetrunken hatte. Imogen war sich nie sicher, ob Devina ihr richtiger Name war, oder ob die spanische Dirne sich nur so nannte.
»Aye, so sieht's aus.« Heather, eine sommersprossige, vollbusige Schottin stimmte ihr zu, während sie ihr Mieder zurechtrückte, um ihre üppigen Brüste noch mehr zur Schau zu stellen. »Ich erkenn einen Mann mit Marschbefehl, wenn ich einen seh. Die werden heut versuchen, sich die Angst aus dem Leib zu vögeln.«
»Ich hole noch mehr Öl.« Devina seufzte.
»Und ich sorge dafür, dass sie betrunken sind«, bot Imogen an.
»Ach ja, bitte, Ginny.« Heather rief sie bei dem Spitznamen, unter dem sie in dem Freudenhaus arbeitete. »Dann machst du dich wenigstens ein kleines bisschen nützlich.«
Imogen hörte die Bitterkeit in ihren Worten kaum noch. Sie wusste, vielen der Mädchen gefiel die Abmachung nicht, die sie mit dem Besitzer des Etablissements getroffen hatte, denn sie musste die Beine nicht breit machen wie die anderen.
»Wenn wir Glück haben, kriegen ein paar von denen keinen mehr hoch, und wir bekommen trotzdem unser Geld«, überlegte Heather laut.
»Du meinst, del Toro bekommt unser Geld«, schimpfte Devina und warf dem Zuhälter und Besitzer des Nackten Kätzchens einen bösen Blick zu. Der Mann zwängte sich seitlich durch den Raum, um keine Stühle oder Gäste umzuwerfen, und begrüßte die Neuankömmlinge überschwänglich.
Die Frauen dämpften ihre Stimme, damit er sie nicht hörte.
»Warum sollten sie keinen hoch kriegen?« Imogen flüsterte Devina die Frage zu, und die lachte derb.
»Weil sie zu viel gesoffen haben, du dumme Kuh«, antwortete Heather an Devinas Stelle und verdrehte die Augen. »Wenn einer zu viel intus hat, isses, als wollte er dich mit 'nem Seil erstechen, kapiert?«
»Natürlich«, murmelte Imogen und wurde knallrot. »Deine Erklärung ist völlig ausreichend, danke.« Sie wagte einen Blick auf die Soldaten, die Ezio del Toros korpulenter Gestalt an einen für wichtige Gäste reservierten Tisch folgten. Imogen runzelte die Stirn und fragte sich, warum. Del Toro, ein italienischer Einwanderer, hatte nicht viel übrig für Männer in egal welcher Uniform, und besonders patriotisch war er auch nicht.
Weshalb also die Sonderbehandlung?
Del Toro schnappte sich Flora Latimer, als sie vorbeirauschte, und präsentierte stolz ihre üppigen Formen. Floras Augen wurden vor Erstaunen immer größer, als er ihr Anweisungen ins Ohr flüsterte. Als er sie danach Richtung Anrichte schob, wo Imogen und die anderen standen, sah sie aus wie eine große, blauäugige Eule.
»Ihr kommt nie drauf, wer sich grad hier rein verirrt hat«, kicherte sie, das Gesicht vor Aufregung gerötet. »Und ich hab keine Ahnung, was er in Soho will. Von der Sorte sieht man hier nicht oft welche.«
»Spuck's schon aus, blöde Kuh, wir fangen jetzt nicht an zu raten«, sagte Heather.
»Seht ihr den da?« Flora zeigte auf den hochgewachsenen Offizier, der sich auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches niederließ. »Der Große, der aussieht wie'n gefallener Engel?«
Alle nickten. Als könnte irgendjemand ihn übersehen, dachte Imogen.
»Nun, der hübsche Kerl is' Collin Talmage, und er kommt direkt von der Beerdigung von seinem Vater und seinem Bruder. Del Toro sagt, er hat morgen seinen letzten Einsatz für die Krone, und danach nimmt er seinen Platz als Duke of Trenwyth ein.«
Natürlich. Deshalb kam er ihr so bekannt vor. Seine Geschichte war eine solche Sensation gewesen, dass man ihr unmöglich hatte entgehen können. Sein Vater, der letzte Duke of Trenwyth, seine Mutter, die Duchess, und der rechtmäßige Erbe, Robert, waren bei einem Zugunglück umgekommen. In der Nähe der Französischen Alpen war ihre Lokomotive entgleist, und so waren nur die zweitgeborene Harriet und der jüngste Sohn, Collin, übrig geblieben. Sein Konterfei war eine Woche lang auf allen Titelseiten gewesen. Gott, aber es war ihm nicht gerecht geworden, hatte das kraftvoll Männliche nicht einfangen können, das wie ein Königsmantel auf seinen breiten Schultern lag.
Und er gehörte tatsächlich fast zur Königsfamilie - als etwas entfernter Hannoveraner, verbandelt mit einer alten Familie aus Cornwall, war er direkt mit ihrer verehrten Queen Victoria verwandt. Es war nur logisch, dass er von diesen wilden Germanen abstammte, die Rom vor so langer Zeit auf Abstand gehalten hatten. Sie sah es an seinem Körperbau, an der Art, wie er seine Umgebung in Augenschein nahm, als hätte er sie bereits erobert.
Selbst sie hatte er so angesehen.
Und sie hatte recht gehabt. Sie hatte Trauer in seinen Zügen gesehen. Eine Trauer, die er tapfer verbarg.
»Keine Zeit zu trödeln.« Flora deutete auf den Tisch. »Del Toro sagt, alle packen mit an, und alle Männer am Tisch sollen mit dem Gefühl nach Hause gehen, sie hätten heut Geburtstag. Vor allem Seine Gnaden, weil er schließlich die Rechnung zahlt.«
Die Frauen drehten sich um und prüften ihr Aussehen in dem vergoldeten Spiegel über der Anrichte. Selbst Imogen schob ihre dunkle Perücke zurecht und vergewisserte sich, dass das Lippenrot frisch und gleichmäßig aussah. Eigentlich war nicht wichtig, wie sie aussah, solange sie schnell genug die Getränke servierte. Sie bediente nur, und man konnte sie anstarren, verspotten und begrabschen, aber nicht mehr als das.
So lautete die Abmachung mit del Toro. Sie arbeitete so lange nachts im Nackten Kätzchen, bis sie die Spielschulden ihres verstorbenen Vaters getilgt hatte - sie...
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