Schweitzer Fachinformationen
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Abends in der Lounge, »Danke-Bitte« hatte, dem Himmel sei Dank, keinen Dienst, fuhren wir dann fort. Erst mit dem Bestellen des Whiskys und dann René mit seiner Erzählung.
»Weißt du was? Ich erzähle dir jetzt eine richtige Räuberpistole.«
»Klingt gut. Und was soll das sein?«
»Lass mich die Geschichte René in Algier nennen.«
»Da bin ich aber gespannt. Wie bist du denn nach Algier gekommen?«
»Na, dann erzähle ich mal ausführlich und von Anfang an.«
»Also, alles hat damit angefangen, dass wir, meine Frau Christa und ich, in Italien Urlaub machten. Den hatten wir einfach nötig, nach dem Tod unserer Tochter und den damit verbundenen Aufregungen. Wir wollten einfach aus der Trauer weg, neu anfangen. Christa war schwanger und wir freuten uns auf das Kind.
An einem schönen Tag saßen wir, nachdem wir Pompeji besucht hatten, in einem kleinen, typisch italienischen Café in der Nähe von Castellamare und genossen das italienische dolce vita in vollen Zügen, als wir deutsche Stimmen hinter uns vernahmen. Zwei Männer unterhielten sich lautstark über etwas, was irgendwie nach Arbeit klang. Ich dachte noch für mich: >Nur das nicht, muss ich nicht haben.<
Trotzdem. Neugierig hörte ich zu, da Worte wie >Scheißmotoren, verdammte Elektrik, nichts funktioniert, ich habe die Schnauze voll von der Scheiße< fielen. Die noch kraftvolleren Schmusewörter, entstanden aus emotionaler Erregung und von den beiden Teutonen fast panisch geäußert, will ich lieber nicht erwähnen. Du kennst ja die Baustellenrhetorik. Nun, ich weiß nicht, welcher Teufel mich ritt, aber ich drehte mich dann doch um, stellte mich vor und fragte, welche Probleme die beiden denn hätten.
Großes Hallo folgte. Übliche Vorstellung: >Ich bin Adi, das ist Peter<, erfuhren wir von dem Älteren der beiden.
>René<, flache Hand auf die Brust, >das ist meine Frau Christa, und, hört, hört, ich bin Elektriker.<
Das war der Moment der Momente. Solch strahlende Gesichter, Hoffnung und Freude ausdrückend hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.
>Das gibt es ja nicht, so ein Glück, Elektriker, Mann, o Mann, du kannst uns helfen, oder?<, rief der eine, >nein, DU MUSST uns helfen!<, der andere.
Ich glaube, die Botschaft, sie hätten im Lotto gewonnen, wäre nicht so bejubelt worden, wie meine Offenbarung, den Geheimnissen elektrischer Kunstfertigkeiten mächtig zu sein, zumindest annähernd, also so in etwa. Na ja, egal. Ich wusste ja selbst nicht, was da auf mich zukommt, war ja noch nicht so lange als Geselle im Beruf tätig, doch die Neugierde und die Herausforderung, etwas Neues kennenzulernen, ließen mich auf den Zug ins Ungewisse aufspringen.
Okay, dann ging es ganz schnell. Ich erfuhr, dass die beiden als Maschinenbaumonteure für ein deutsches Unternehmen bei einem sehr bekannten italienischen Getränkehersteller eine neue Abfüllanlage aufbauten. Ihr Problem, sie konnten die Motoren nicht zum Laufen bringen und wussten nicht warum.
>Immer, wenn wir die Motoren einschalten, schalten die sich gleich wieder aus<, war der Kommentar.
Also fuhren wir, hoffnungsvoll aus Sicht der beiden, ins Werk.
Gott sei Dank waren die Schaltpläne vorhanden und so konnte ich herausfinden, wie die Motoren angesteuert wurden und fand heraus, dass Überstromrelais eingesetzt wurden, die man auf die richtige Stromstärke einstellen musste.
Das war dann schon alles. Da hatte ich Glück gehabt, dass ich tatsächlich das Problem und die Lösung schnell herausfinden konnte. Blindes Huhn .
Ein paar Minuten später hatte ich alle Überstromrelais eingestellt und wir konnten einen Probelauf machen. Siehe da, alles funktionierte. Na, das war wieder ein Hallo. Zurück ins Café, feiern, Tag gerettet für die beiden: >Du bist unser Mann, du musst bei uns anfangen, solche Leute brauchen wir, will ja auch keiner mehr auf Montage von den jungen Leuten .<
Usw. usw. Herzen offen, Leid hinaus, so ging es noch eine Weile. Wein floss in Strömen, die Verbrüderung nahm ihren Lauf. Natürlich auch die Verschwisterung mit meiner Frau, die war ja schließlich auch dabei.
Adi gab mir die Adresse seines Arbeitgebers und beschwor mich eindringlich, mich ja dort vorzustellen, er würde mich schon vorab bei seinem Chef empfehlen. Und zu meiner Frau sagte er feierlich, es sei wohl ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass ich mich dort bewerbe. Und außerdem könnte sie ebenfalls die Welt kennenlernen und sie gäbe >eine gute Monteuse< ab. So viel Menschenkenntnis habe er ja wohl: >Das sieht man doch, in dir steckt mehr!<, musste er noch loswerden.
Gut, der Wein unterstützte natürlich die Euphorie dieser unwiderstehlichen Aufforderung Folge zu leisten, das Angebot der beiden stieß auf keinen Widerstand mehr. Innerlich war ich schon auf Weltreise.
Wir verabschiedeten uns und versprachen uns gegenseitig: >. wir sehen uns wieder!<
Genau das geschah dann später wirklich.«
Zeit für einen Whisky, dem wir dann auch erst einmal gut zusprachen.
»Und du bist dann tatsächlich zu diesem Unternehmen und hast dich vorgestellt?«, fragte ich René kopfschüttelnd.
»Na ja, nicht gleich. Ich war mir dann auch doch noch nicht so sicher, ob ich wirklich einen Montagejob wollte. Immerhin war Christa wieder schwanger und mit Frau und Kind auf Montage, das musste gut überdacht werden.«
»Ich wusste gar nicht, dass ihr noch ein Kind hattet«, sagte ich überrascht zu René.
»Das ist wieder so eine Geschichte, die ich dir in einer ruhigen Minute erzählen muss. Wobei ich mit ruhiger Minute meine, dass ich zum Erzählen dieser Sache in der Lage sein muss. Aber wie gesagt, lassen wir das im Moment, sonst ist die Geschichte hier kaputt.«
Also legte er wieder los mit der eigentlichen Geschichte.
Erst ein Schluck und dann weiter.
»Nun, wie es dann doch zum neuen Job kam, das ist auch wieder so eine Sache. Und ich wäre ja nicht ich, wenn es da nicht wieder etwas Besonderes gegeben hätte.
Du musst wissen, dass ich nach meiner Lehre zum Starkstromelektriker Elektroingenieur werden wollte. So war das jedenfalls am Ende der Schulzeit geplant. Mein Jahrgang war damals der letzte, der mit der Mittleren Reife und einem fachbezogenen Berufsabschluss ein Ingenieurstudium absolvieren konnte. Die nachfolgenden Jahrgänge konnten dies ab 1971 nur noch mit Abitur.
Eigentlich wollte ich immer Chemiker werden. Dies wurde mir jedoch von einem Onkel, der selbst Elektromeister war, gründlich ausgeredet.
>Was willst du mit Chemie? Damit kann man doch kein Geld verdienen. Als Elektriker kannst du dir immer ein paar Mark nebenher verdienen und glaube mir, Geld brauchst du immer.<
Lange Rede, gar kein Sinn, ich fügte mich, mehr oder weniger überzeugt, vor allem durch den Hinweis auf bessere Verdienstmöglichkeiten. Elektrik ist schließlich Physik und für mich somit auch interessant. Dazu muss ich bemerken, interessant war für mich schon immer alles. Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles. Das gilt auch heute noch.«
Er greift sich wieder das Whiskyglas und nimmt einen Zug.
»So, wo war ich? Ach ja, das Studium. Jetzt kommt's.
Ich sitze also in der Aufnahmeprüfung zum Studium der Elektrotechnik im Polytechnikum und versuche, ernsthaft bemüht, die Prüfungsaufgaben zu lösen. Im Kopf geistert aber die Aussicht auf ferne Länder herum und ich kann mich gar nicht so richtig konzentrieren. Die geistige Schlacht lautete: >Binomische Formeln und Gleichungen lösen vs. Ausland und Abenteuer erleben.<
Jetzt könnte mein Traum, in die Welt hinaus, doch endlich wahr werden! Sonniges Ausland statt verstaubter Hochschulräume. Schon immer habe ich davon geträumt, ferne Länder kennenzulernen. Schon im Alter von vierzehn Jahren hatte ich Prospekte von Südafrika, Australien und Kanada gesammelt, die damals viel Werbung betrieben, um Fachkräfte ins Land zu holen. Nur hatte sich das ja durch meine frühe Heirat erst einmal erledigt und ich hatte das weitgehend verdrängt und nicht mehr verfolgt.
Doch nun kam das alles erneut hoch und das Fernweh packte mich wieder. Neue Möglichkeiten taten sich auf, wie gesagt: Fliegen, fremde Länder, Abenteuer.
Ich überlegte nicht mehr, packte zusammen, gab meine fast fertiggestellten Prüfungsunterlagen ab und verabschiedete mich höflich vom Aufpasser und meinen Fast-Kommilitonen, die mir,...
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