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Die Eröffnung legt den Grundstein für das weitere Spiel. Eröffnungen sind wie Geschenke-Auspacken: Man weiß vorher nie, welche Art von Partie man bekommt.
Es ist wichtig, dass du dich in deiner Eröffnung wohl fühlst. Trotzdem wird die Eröffnungsphase vermutlich überbewertet, denn die wenigsten Schachpartien werden bereits so früh entschieden.
Die Eröffnung ist ein Entwicklungswettrennen. Wenn du das im Hinterkopf behältst und du zudem die "Goldenen Eröffnungsregeln" befolgst, dann kannst du zuversichtlich in die Partie starten.
In diesem Kapitel werden wir auf folgende Fragen eingehen:
Wie wichtig sind Eröffnungen?
Was sind die Goldenen Eröffnungsregeln?
Wie kannst du dich schneller entwickeln?
Welche Eröffnung passt zu dir?
Wie gut sind Gambits?
Wie lernst du eine neue Eröffnung?
"Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Zauberer und das Endspiel wie eine Maschine."
Rudolf Spielmann, österreichischer Schachmeister
Der bereits erwähnte Trainer RB Ramesh hat die Wichtigkeit der Phasen der Schachpartie wie folgt aufgeteilt: 20 Prozent Eröffnung, 60 Prozent Mittelspiel, 20 Prozent Endspiel.
Interessanterweise beschäftigen sich die meisten Schachbücher mit Eröffnungen. Offenbar verkaufen sich Eröffnungsbücher besser (ob sie dann auch gelesen werden, ist allerdings eine andere Frage .).
Es macht vielen Spielern Spaß, sich mit Eröffnungen zu beschäftigen. Das liegt wohl daran, dass sie das Gefühl haben, sich im Schach auszukennen, wenn sie die ersten Züge auswendig wissen.
Man darf sich aber nicht dazu verleiten lassen, der Eröffnung zu viel Bedeutung zuzumessen. Denn die meisten Partien werden im Mitteloder Endspiel entschieden. Stundenlanges Auswendiglernen von Eröffnungsvarianten ist Zeitverschwendung - jedenfalls wenn du kein Großmeister bist. Man kann sich ohnehin nur eine begrenzte Anzahl von Eröffnungsvarianten einprägen. Und die Chance, dass genau diese Zugfolgen auf dem Brett erscheinen, ist relativ klein.
Der Zweck der Eröffnung ist es, eine spielbare Position zu erreichen, nicht die Partie zu entscheiden.
Solide Eröffnungskenntnisse haben trotzdem Vorteile. Neben einer objektiv guten Stellung ist die Anfangsphase auch psychologisch wichtig: Wer sich in den ersten Partiezügen auskennt, strahlt Selbstsicherheit aus. Während du noch "im Buch" bist, muss der Gegner bereits nachdenken. Das spart Energie und Bedenkzeit.
Eröffnungen sind zudem ein Trumpf für Lernwillige und Fleißige, da sie sich hervorragend trainieren lassen. Man benötigt dafür kein Talent, sondern nur Fleiß. In der Eröffnung - wie im Endspiel - ist Wissen entscheidend, während im Mittelspiel vor allem das Können den Ausschlag gibt.
Da eine Schachpartie nun einmal mit dem ersten Zug beginnt, sollte man sich über diesen Zug besondere Gedanken machen. Die Eröffnung geht aber noch weit darüber hinaus, sie betrifft die ersten zehn bis 15 Züge.
Ob du Weiß oder Schwarz hast, ist nahezu egal. Der Weißspieler hat den Anzugsvorteil und dadurch einen kleinen Entwicklungsvorsprung. Aber wirklich entscheidend ist das nicht. Das beste Schachprogramm der Welt, Stockfish, berechnet den Vorteil für den Weißspieler bei Rechentiefe 40 mit +0,20. Weiß zu haben ist also lediglich den fünften Teil eines Bauern wert.
Übrigens: Wenn ich im Folgenden einfach von "dem Computer" spreche, dann kann das Stockfish, Leela oder eine andere Engine sein. All diese Programme sind mittlerweile dem Menschen dermaßen überlegen, dass es kaum einen Unterschied macht, welches Programm man heranzieht.
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Es hilft, sich in der Eröffnung auszukennen. Trainiere deshalb auch Eröffnungen, aber überschätze ihre Bedeutung nicht.
Bevor du dir ein Eröffnungsrepertoire zulegst, solltest du dir die Goldenen Eröffnungsregeln aneignen. Die Regeln klingen sehr banal. Aber man hört immer wieder, dass auch Spieler über 2000 DWZ mitunter gegen diese Prinzipien verstoßen und dadurch in Nachteil geraten.
Stell dir vor, dein Gegner spielt 1. b3. Du brauchst kein spezielles Repertoire dagegen. In solchen Fällen reicht es, wenn du dich an die Goldenen Regeln hältst.
Eine Übersicht der Goldenen Eröffnungsregeln findest du im Anhang des Buches. Die wichtigsten Elemente sind:
Zentrum beherrschen
König in Sicherheit bringen (meistens durch die Rochade)
keine Figur doppelt ziehen
Dame nicht zu früh ins Spiel bringen
Das Video des bekannten Schach-Unterhalters "The Big Greek" zu den Eröffnungsregeln ist übrigens das meistgesehene deutsch sprachige YouTube-Schachvideo überhaupt. Schau es dir am besten ebenfalls an. Gib dazu einfach "Goldene Eröffnungsregeln" in die YouTube-Suchmaske ein.
Der d-Bauer und der e-Bauer wollen entwickelt werden. Das funktioniert aber nicht mehr, wenn du sie dir selbst verstellst. Insbesondere ist es in der Eröffnung nicht empfehlenswert, einen eigenen Läufer vor einen Zentrumsbauern zu stellen. Wie soll sich der Bauer dann entwickeln? Der Läufer muss wieder Platz machen und verliert dadurch ein wichtiges Tempo. Also: d-Bauer und e-Bauer raus!
Mir ist es schon ab und zu passiert, dass der gegnerische Springer über c6 und b4 auf d3 landet. Damit stellt er sich direkt vor meinen d2-Bauern und bietet auch noch Schach. Das ist sehr unangenehm. Nach Sb4 solltest du daher direkt den d-Bauern ziehen. Merke: Sb4 fordert meistens d3 oder d4.
In der Eröffnung sollte man nicht zu gierig nach Bauerngewinnen sein. Erst sollte der König in Sicherheit gebracht werden, ansonsten bekommt der Gegner den Bauern unter Umständen mit hohen Zinsen zurück. Königssicherheit geht vor Materialgewinn!
Es gibt Bauernzüge, die nicht zueinander passen. Entscheidest du dich z.?B. für einen Angriff auf der Flanke, dann solltest du die andere Flanke dichthalten. Konkret heißt das: Kombiniere nie b4 mit g4 (bzw. als Schwarzer b5 mit g5).
Ein weiteres Beispiel für widersprüchliche Bauernzüge sind g6 und e6. Der Läufer braucht nur eine Diagonale. Nach g6 solltest du den Bauern vorerst auf e7 stehen lassen, auch wenn das dem Gebot, beide Zentrumsbauern zu entwickeln, widerspricht.
Emanuel Lasker, der bislang einzige deutsche Weltmeister, soll Folgendes gesagt haben: "Ich habe diese Grundsätze zu den allgemeinen Schachprinzipien hinzugefügt: Entwickle beide Springer vor den beiden Läufern, insbesondere dem Damenläufer."
Springer vor Läufer - doch warum? Die Antwort: Weil bei den Läufern oftmals noch nicht klar ist, auf welche Diagonale sie möchten. Die richtige Diagonale hängt von der Bauernstruktur ab, und daher hält man insbesondere den Damenläufer noch etwas zurück. Ausnahmen wie z. B. im aktuell sehr beliebten Londoner System (mit 1. d4 und 2. Lf4) bestätigen die Regel.
Für den Königsläufer hat Lasker sein Springervorrangprinzip zurecht relativiert. Denn dieser will schnellstmöglich entwickelt werden, um die Rochade vorzubereiten.
Beachte die goldenen Eröffnungsregeln! Erst den König sichern, dann nach Gewinn streben.
Die Eröffnung ist ein Entwicklungswettrennen. Mein Schachkamerad Karl-Heinz sagt immer: "Entwicklung ist alles!" Besser kann man die Eröffnungsphase nicht zusammenfassen.
Doch welche Möglichkeiten gibt es eigentlich, um zu messen, wo du in diesem Wettrennen liegst?
Der amerikanische Großmeister Yasser Seirawan ist bekannt für seine fesselnden Anekdoten, insbesondere seine Bobby-Fischer-Stories. Außerdem kann er einfach sehr gut Schach erklären. Von ihm habe ich eine wertvolle Methode gelernt, um die richtigen Züge in der Eröffnung zu finden. Er nennt sie "body count" (Figurenzählung).
Beim body count zählt man die entwickelten Figuren für beide Seiten. Die...
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