Schweitzer Fachinformationen
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Ich mag Spiele. Jede Art von Spielen. Kreuzworträtsel, Puzzle, Schach, Sudoku, Letramix, Kryptogramme, Brettspiele, Videospiele, Kartenspiele . Und ich bin gut darin. Verdammt gut. Auch bei Psychospielchen bin ich gut, es liegt mir, andere zu manipulieren. Täuschung, Lug und Trug sind für mich so selbstverständlich geworden wie das Atmen. Es gab Zeiten, in denen meine Gefühle die Oberhand gewannen und mich beinahe zu Fall brachten, aber inzwischen habe ich meinen Zorn, den Hass unter Kontrolle - meistens. Nach wie vor sind Emotionen der Treibstoff, der mein Lieblingsspiel befeuert: Mord. Töten ist für mich die Königspartie - es gibt nichts Vergleichbares. Der Rausch, den diese Partie mit sich bringt, ist besser als Sex.
Das erste Mal tötete ich, weil mir jemand gefährlich geworden war. Das zweite Mal tat ich es nur, um zu sehen, ob ich damit durchkommen würde. Ich kam damit durch, was mir ein Gefühl stratosphärischer Erhabenheit verlieh, als schwebte ich meilenweit über allen irdischen Dingen, oder sogar so weit, als lebte ich auf einem fernen Planeten. Unantastbar. Der König des Universums.
Irgendwann musste ich auf die Erde mit all ihrer Banalität zurückkehren - ein tiefer Fall mit harter Landung. Doch dann begann ich erneut zu planen, Spiele zu entwerfen, um mich zurück in die Stratosphäre zu katapultieren. Die Welt ist so grau und langweilig ohne Rätsel, überraschende Wendungen und Geheimnisse. Spannend ist es nur, wenn das Leben eines Menschen auf Messers Schneide steht.
Mein neuestes Spiel hat begonnen. Es geht dabei um Gewinn und Vergeltung, aber das darf niemand wissen. In den Spielablauf sind einige bewusste Irreführungen eingebaut, um die Cops in Schach zu halten, und es gibt ein paar unerwartete Züge, mit denen meine Opfer - oder sollte ich von Mitspielern sprechen? - nicht rechnen. Ich bin wirklich sehr, sehr gut. Immer wieder muss ich mich ermahnen, bescheiden zu bleiben, mich zurückzunehmen, aber das fällt mir schwer. Das Spiel ist nur dann verloren, wenn ich erwischt werde - und das darf nie passieren.
Es wird eine ganze Weile dauern, mein neues Spiel. Ich werde ein paar Züge durch geschickte Manipulation vorgeben, und es werden weitere Menschen sterben müssen, aber dadurch wird das Gewinnen umso süßer.
Der Eröffnungszug ist bereits getan.
Meine erste Spielfigur hieß Patsy.
Die nächste heißt Belinda .
Die Fähre pflügte durch die überraschend hohen grauen Wellen, zitternd spiegelten sich die Lichter auf der kabbeligen Wasseroberfläche des Puget Sound. Belinda Meadowlark saß mit einem Buch an einem Tisch auf dem Oberdeck, doch obwohl sie eine Passage inzwischen zum dritten Mal las, sah sie nicht die Buchstaben, sondern immer wieder Robs markantes Gesicht vor sich. Unfähig, sich zu konzentrieren, klappte sie das Buch zu. Es handelte von Liebe und Rache, und sie ging ohnehin davon aus, dass das Ende unbefriedigend sein würde. Sie liebte Happy Ends. Happy Ends bedeuteten ihr alles. Vielleicht, weil sie selbst so wenige erlebt hatte.
Doch das hatte sich schlagartig geändert, als sie Rob begegnet war. Er war hinreißend, witzig, charmant - nein, das reichte nicht: Er war einfach göttlich! Im April hatte er sie auf einen Drink in eine kleine Bar in Friday Harbor eingeladen - ein nettes Städtchen auf San Juan Island, Washington. Ihr wurde ganz heiß, und zwar an den unanständigsten Stellen, wenn sie nur daran dachte, wie er sie umworben hatte. Verlegen stellte sie fest, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. Hastig sah sie sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas bemerkte, und fächelte sich unauffällig mit der Hand Luft zu. Zum Glück waren heute Abend nur sehr wenige Passagiere unterwegs, und die meisten hielten sich auf dem unteren Deck auf.
Rob . Lächelnd rief sie sich in Erinnerung, wie er sie mit seinen glänzenden braunen Augen gemustert hatte. »Kenne ich Sie?«, hatte er neugierig gefragt und den Kopf auf eine so sexy Art und Weise zur Seite gelegt, dass sie ihn am liebsten gepackt und auf der Stelle vernascht hätte.
Natürlich kannte er sie nicht. Sie war keine Schönheit, und sie hätte dringend ein paar Pfund abnehmen müssen, er dagegen sah ausgesprochen gut aus und war durchtrainiert und schlank. An jenem Abend hatte er vor dem Hotel direkt neben dem Fähranleger gestanden. Trotz der frischen Temperaturen mit einem kurzärmeligen Hemd bekleidet, hatte er den Passagieren zugesehen, die von der letzten Fähre an Land gingen. Belinda, die in Friday Harbor lebte, hatte ihn sofort in die Touristenschublade gesteckt.
»Ich glaube nicht«, verneinte sie bedauernd.
Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Doch, wir sind uns schon einmal begegnet .«
»Daran würde ich mich erinnern«, widersprach sie, wünschte sich aber plötzlich sehnsüchtig, es wäre so. Er sah zum Anbeißen aus, und er duftete nach Old Spice und etwas Schwererem . Moschus?
Er schnippte mit den Fingern. »Belinda«, sagte er. »Mit Nachnamen heißen Sie . Wie war das gleich? Ein Vogelname .?«
Sie riss überrascht die Augen auf und schnappte nach Luft. »Meadowlark!«
»Eine Wiesenlerche!« Er grinste. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Sie wurden mir bei irgendeinem lokalen Event vorgestellt - ist aber sicher schon ein Jahr her, wenn nicht noch länger.«
Sie zerbrach sich den Kopf, doch es wollte ihr partout nicht einfallen, bei welcher Veranstaltung sie ihn kennengelernt haben könnte. »Vor ungefähr einem Jahr?«, hakte sie nach.
»Ja, das kommt hin.«
»Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wo das gewesen sein soll«, murmelte sie skeptisch. »Vielleicht beim Muschelessen?« Die Besitzer eines der Restaurants in Hafennähe stammten von der Ostküste und richteten jedes Jahr ein traditionelles Muschelessen aus. Lachs stand ebenfalls auf der Speisekarte, ein Zugeständnis an den Nordwest-Pazifik, aber es war kein großes Ereignis, das Hunderte von Touristen anlockte, außerdem war sie nur ganz kurz da gewesen.
»Das könnte stimmen«, sagte er nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens. »Haben Sie schon etwas vor? Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
»Ich . ich muss erst nach Hause.«
»Aber Sie kommen zurück? Ich warte in der Bar dort drüben auf Sie.« Er nickte in Richtung eines kleinen Lokals, das den Namen Sand Bar trug. »Ich kenne hier sonst niemanden. Meine Kumpels sind alle schon abgereist, aber ich fahre erst morgen nach Hause.«
»Und wo ist Ihr Zuhause?«
»In Kalifornien. Ich komme aus L. A., verkaufe an der Westküste Sportartikel.«
Zutiefst verlegen dachte Belinda an die überflüssigen Pfunde, die sie unbedingt loswerden musste.
»Gehen Sie nach Hause, Belinda«, forderte Rob sie auf, »aber kommen Sie zurück. Was trinken Sie gern? Den Drink bestelle ich mir, während ich auf Sie warte.«
Für gewöhnlich trank sie keinen Alkohol, aber sie wollte nicht langweilig erscheinen, weshalb sie zögernd erwiderte: »Einen Cosmopolitan?«
»Perfekt.« Er lächelte erneut, dann drehte er sich um und strebte auf die Sand Bar zu. Am liebsten wäre sie ihm sofort gefolgt, aber sie zwang sich, zuerst einen Abstecher nach Hause zu unternehmen, wo sie voller Verzweiflung in den Spiegel starrte. Wie konnte er sich bloß für eine Frau wie sie interessieren? Das ergab doch keinen Sinn! Vermutlich versuchte er bloß, die Zeit bis morgen früh totzuschlagen, hatte sie von der Fähre kommen sehen und sich an sie erinnert. Obwohl - beim Muschelessen hatte man sie einander nicht vorgestellt, da war sie sich ganz sicher. Sie war kaum bei dem Restaurant am Hafen angekommen, als auch schon ihre Mutter angerufen und sie um Hilfe gebeten hatte, da Grandad im Pflegeheim wieder einmal einen Aufstand veranstaltete.
Ist doch völlig gleich, wo ihr euch kennengelernt habt, dachte sie, während sie sich in ihre beste Jeans quetschte und die violette Seidenbluse überstreifte, die ihre Brüste so vorteilhaft betonte und im gedämpften Licht des Lokals bestimmt sexy changieren würde. Obwohl es dort mitunter so dunkel war, dass man kaum die Hand vor Augen sah.
Eilig verließ sie das Haus und hastete zurück zur Sand Bar. Beinahe wäre sie auf den nassen Betonstufen, die zur Eingangstür führten, ausgerutscht. Ihre neuen Stiefel drückten, aber sie sahen wirklich gut aus.
Drinnen durchquerte sie den dunklen Raum in Richtung der noch dunkleren Bar, wo zum Glück ein rosa Neonschild in Form einer Krabbe für ein wenig Licht sorgte.
»Belinda!«, rief Rob.
Sie sah sich um und entdeckte ihn an einem Tisch im hinteren Teil des Raumes.
Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg zu ihm, im Stillen ihre ausladenden Hüften verfluchend, die die anderen Tische streiften. Als sie fast bei ihm war, stand er auf, kam ihr entgegen und ergriff ihren Arm, um sie zu einer schwarzen Kunstlederbank zu führen. Er setzte sich so dicht neben sie, dass sich ihre Oberschenkel berührten, dann stellte er sein Smartphone an und richtete die Taschenlampe auf ihren Drink.
»Da steht er.«
»Ja, es ist ziemlich dunkel hier drinnen«, sagte sie entschuldigend.
»Mir gefällt's.« Seine Hand strich über ihren Unterarm, was ihre Nerven vibrieren ließ.
An den Rest des Abends konnte sie sich kaum erinnern, wusste nur noch, dass er sie nach Hause gefahren und sie vor der Tür zu ihrem schlichten Apartment zärtlich auf die Lippen geküsst hatte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie als Lehrassistentin arbeitete, bis sie ihren Abschluss in der...
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