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Die Geschichte von Liliana, Gina, Marchesa und Salvatore geht weiter.
Als Duchess of Everweard setzt Liliana ihre Rachepläne in die Tat um und gestaltet Dukedom Everweard nach ihren Vorstellungen neu. Sie beseitigt alte Ungerechtigkeiten und schmiedet neue Allianzen, um gegen ihre Widersacher vorzugehen.
Dukedom Everweard soll ein Ort werden, an dem Frauen und Männer frei und selbstbestimmt in der ansonsten männerdominierten, feudalistischen viktorianischen Gesellschaft leben können.
Salvatore, der glaubt, von Liliana verstoßen worden zu sein, ist unzufrieden mit sich und der ganzen Situation. Er fühlt sich ungeliebt und versteht nicht, warum Liliana mit dem uralten Duke of Everweard verheiratet bleibt.
Als Gestaltwandler hält Salvatore sich für ein Monster, das kein Recht auf ein normales Leben hat. So schließt er sich dem Circo Fantasmagoria an. Doch diese Entscheidung stellt sich schon bald als ein schwerer Fehler heraus. Auch die Rettung durch seine Schwester Blanche bringt Salvatore in neue Schwierigkeiten.
So führt Salvatores Irrweg quer durch Europa. Als er schließlich in der Toskana ankommt - erliegt er als Nero Bordens Erbe und Nachfolger den Versuchungen maßlosen Reichtums und grenzenloser Macht.
Liliana, die als Zauberin immer weiß, wie es Salvatore geht, kann diesem selbstzerstörerischen Treiben nicht mehr länger tatenlos zuschauen.
Zusammen mit Gina reist sie nach Italien, um Salvatore vor sich selbst zu retten und um so ein erneutes Aufbrechen der Weltenbarriere zu verhindern. Außerdem hat Liliana mit ihrem Vater noch eine längst überfällige Rechnung offen.
Und letztendlich benötigt das Dukedom Everweard noch einen Erben - oder könnte es vielleicht eine Erbin sein?
Everweard Castle
Everweard Castle lag bereits im Dunkeln, während die letzten Strahlen des Tages über das Schloss hinweg den Hügel hinauf auf LiliaGinas Nest fielen. Nur der achteckige Turm erinnerte daran, dass das elegante, einstöckige Gebäude einmal eine Kapelle gewesen war. Nebengebäude schlossen sich an, als hätten sie schon immer dazugehört.
Liliana und Gina hatten die Füße hochgelegt auf die Fensterbank. Sie wollten den letzten Rest Sonne genießen. Die Nächte waren kalt hier oben, wo ein stetiger Wind blies.
Vor dem Fenster grasten Schafe und Ziegen.
»Vermisst du Paglierina?«, fragte Gina.
»Nein! Sie war sowieso immer unterwegs. Wer weiß, wo sie sich überall herumtrieb.«
»Es ist das erste Mal, so weit ich denken kann, dass es kein verirrtes Tier gibt, das nicht von deiner Seite weichen will.«
»Was nicht ist, kann ja noch werden. Außerdem habe ich jetzt Blizzard«, sagte Liliana.
»Zählt der? Das ist kein Tier, das deinen Schutz braucht. Er ist völlig selbstständig und lässt dich nur aus reiner Höflichkeit reiten.«
»Ja, Blizzard ist ein Schatz. Morgen kommt Emiliano aus London zurück«, sagte Liliana ohne Übergang.
»Emiliano?
»Ihr wart ein schönes Paar.«
»Ich weiß nicht, von was du sprichst, Herrin von Everweard.«
»Dann war es sicher nicht von Bedeutung. Ich bat Dottore Emiliano Scaltroni zurückzukehren, sobald er seine Geschäfte in London erledigt hat. Du erinnerst dich? Er ist der Sekretär des Konsuls. Das will ich ändern.«
»Du bist ja seine Freundin. Er wird dir nichts abschlagen können.«
Liliana kniff Gina in den Arm.
»Tu nicht so! Du bist doch in ihn verknallt.«
»Verknallt? Duchess, solche Ausdrücke kennt unsereins nicht. Ich muss doch sehr bitten!«
»Ich ersuche die Marchesina demütigst um Entschuldigung! In meiner Kindheit pflegte ich Umgang mit gemeinem Volk, das hat wohl seine Spuren hinterlassen. Ich kann dir nur dringend raten, halte dich von solchen Leuten fern!«
»Dieser Dottore, ist er von Adel?«, fragte Gina.
»Nein. Wir feinen Leute sind eine bedrohte Minderheit. Bald gibt es so wenige von uns, dass wir uns nicht mehr vermehren können. Dann ist es zu Ende mit Zivilisation und Kultur.«
»Glaubst du nicht, der Rest der Menschheit käme sehr gut ohne uns aus?«
»Auf niedrigstem Niveau! Wie Würmer im Morast oder Ratten im Abfall. Der erhabene Flug des Adlers, darauf müssten sie verzichten.«
»Und darauf, dass der Adler vom Himmel herabstürzt und sie auffrisst«, sagte Gina.
»Vergiss nicht die Ästhetik dieses Vorgangs. Wenn der Adler majestätisch seine Schwingen ausbreitet, geräuschlos herabschwebt und mit seinen blitzblank geputzten Krallen zupackt, das ist ein Bild von erhabener Schönheit.«
»Was ist in jener Nacht wirklich passiert, Liliana?«
Es war das erste Mal, dass Gina Lilianas Hochzeit ansprach. Liliana hatte ihr Zeit gelassen und darauf gewartet. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass es zwischen ihnen wieder so werde wie zuvor. Ein Schatten hatte sich zwischen sie gelegt, den auch ihr heiterer Umgangston nicht verbergen konnte.
»Wir haben das Böse besiegt.«
»Ich wusste nicht, was ich tat, Liliana. Es war ein Albtraum, von dem ich nur einen Bruchteil wahrnahm«, sagte Gina.
»Dieser Bruchteil hat uns alle gerettet.«
Gina stand auf und setzte sich auf Lilianas Schoß. Sie legte die Arme um ihren Hals und küsste sie unter Tränen.
»Wie hätte ich leben können ohne dich?«
»Ach, Gina! Wir beide gehören doch zusammen!«
Liliana strich über Ginas Haar. Welch ein Wunder doch die Liebe ist! Obwohl sie immer alles ergründen musste, wäre sie nie auf den Gedanken gekommen, ihre Liebe zu Gina zu hinterfragen. Vielleicht weil es gar keine Frage gab? Gina und sie, das war ein Naturgesetz, das war das Fundament ihrer Existenz.
»Ich will dir sagen, was geschehen ist«, sagte Liliana. »Ist es die Wahrheit oder bereits eine Legende? Großmutter sollte das erzählen, dann könnte ich es selbst verstehen. Jetzt musst du mit mir vorliebnehmen.«
»Mir genügen die nackten Tatsachen.«
»Wenn es so ist, dann werde ich mal versuchen, die Ereignisse zu ordnen. Das ist gut, so kann ich mir selbst noch einmal über alles klar werden. Ich habe mich nämlich auch ein wenig davor gedrückt, über alles nachzudenken. Du weißt ja, wie ich mich bemühe, unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen.«
»Liliana, rede keinen Unsinn, komm zur Sache!«
»Wo soll ich anfangen?«
»Mit der Hochzeitsnacht! Als der Duke an die Tür klopfte und du in Ohnmacht fielst.«
»Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen! Meine Beine wollten plötzlich nicht mehr, was ich wollte. Wahrscheinlich, weil ich auch nicht wollte, was meine Beine nicht wollten.«
»Weiter!«
»Der Duke holte mich also ab. Ich bemerkte sofort, dass es nicht der Duke war. Es war der Fürst in Gestalt des Duke. Der Fürst ist nämlich ein Veel'zi.«
»Was ist das?«
»Das weiß ich von Salvatore. Nicht, dass er es mir gesagt hätte, wo kämen wir da hin! Der Herr hat seine Geheimnisse. Nur dass ich in ihm lesen kann wie in einem offenen Buch, das weiß er nicht. Einer dieser beiden Götter heißt z'Veel, seine Anhänger oder Nachfahren sind Veel'zi. Das bedeutet, sie sind Gestaltwandler. Sie können ihre Gestalt verändern. Du hast ja Blanche gesehen und kannst dir genau vorstellen, von was ich spreche. Nebenbei bemerkt, Salvatore ist auch ein Gestaltwandler.«
»Das ist doch nicht möglich!«
»Sein leiblicher Vater ist niemand anders als der Fürst.«
»Woher weißt du das? Ah, du hast das in Salvatores Kopf gelesen.«
»Salvatore jedenfalls hat mir davon nichts gesagt. Es war also der Fürst, der mich in der Gestalt des Duke abholte und mich nicht in sein Schlafgemach, wie ich erwartet hatte, sondern finstere Treppen hinunter in einen abartigen Raum führte. Der gesamte Raum war eine einzige weitverzweigte Rosenhecke. Es war natürlich keine echte Hecke, es war alles Dekoration oder Kunst oder was auch immer. In der Mitte stand ein Bett, ebenfalls den Ästen, Zweigen und Blüten einer Rosenhecke nachempfunden. Um dieses Bett herum wand sich eine riesige Schlange. Sie sah sehr lebendig aus. Der Fürst wollte Champagner mit mir trinken. Ich forderte ihn auf, endlich zur Sache zu kommen. Ich wollte die leidige Angelegenheit hinter mir haben.«
»Typisch Liliana, kein bisschen Romantik!«
»Das hat der Fürst ebenfalls beanstandet. Er war aber dann doch froh, gleich ans Werk gehen zu können. Er schritt also zur Entjungferung, zu der der Duke of Everweard laut Gesetz berechtigt und laut Pfarrer Fraggles verpflichtet ist. Es konnte natürlich keine Entjungferung geben, wie du weißt. Blut floss, dafür hatte ich gesorgt, es konnte aber echtes Jungfernblut nicht ersetzen. Der Fürst fiel daraufhin völlig aus der Rolle. Zuerst nahm er seine eigene, wenig ansprechende Gestalt an und weil er schon dabei war, wurde er zu einem abscheulich stinkenden Wolf, der mir an die Kehle wollte.«
Gina drückte Liliana fest an sich.
»Du musst eine Höllenangst gehabt haben.«
»In diesem dramatischen Augenblick trat mein Ritter auf den Plan. Salvatore, der sich versteckt gehalten hatte, stieß einen Dolch in den Nacken des Wolfs. Der Fürst, der, wie wir wissen, unsterblich war, starb! Sein Blut ergoss sich über meinen Körper und das Bett. Damit waren die Voraussetzungen erfüllt. Das Portal öffnete sich!«
»Dann stürzte ich herein, nahm deine Hand und fiel in Ohnmacht. Was danach geschah, davon habe ich keine Ahnung.«
»Bevor ich dir erzähle, was danach geschah, erzähle ich dir, was davor geschah«, sagte Liliana.
»Hast du das nicht gerade erzählt?«
»Das war nur, wie es nach außen aussah. Glaube ja nicht, ich ließe mich so einfach entjungfern! Schließlich bin ich eine Zauberin und muss auf meinen Ruf achten. Es ist kompliziert, das einem Laien zu erklären. Bevor der Fürst mich anfassen konnte, machte ich mich unsichtbar und entfernte mich diskret.«
»Und der Fürst bemerkte nichts?«
»Ich sorgte natürlich für Ersatz. Wo sich der Fürst doch so viel Mühe gemacht hatte, wollte ich ihm den Spaß nicht nehmen. Ich ließ einen Körper an meiner Stelle zurück, der so aussah wie ich, eine Art Doppelgängerin.«
»Eine Illusion?«
»Keine Illusion, es war schon ein Körper, aber halt ohne Seele.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie kamst du auf die Idee?«
»Es war ein spontaner Einfall. Ich hatte ja keinen Plan. Ich werde dir bei Gelegenheit eine Sondervorstellung geben. Aber weiter! Während sich der Fürst mit meinem Ersatz amüsierte, versenkte ich mich in die Rosenhecke. Es waren tatsächlich alle Merkmale einer gigantischen Pflanze vorhanden. Was ihr fehlte, war Leben. Ich kann das alles nicht so recht in Worte fassen. Du musst eben auch ein wenig Phantasie entwickeln, um dir das vorzustellen. Nimm jetzt nicht jedes Wort genau! Also . ich war die Rosenhecke. Sie wartete darauf, zum Leben erweckt zu werden. Ich beschloss, den Fürsten in die Rosenhecke einzuschließen wie Dornröschen. Die Hecke würde wachsen und wachsen und ihn für alle Ewigkeit darin einschließen. Zerquetschen wollte ich ihn!«
»Wo warst du wirklich?«
»Ich stand unsichtbar an der Tür. Wenn die Pflanze erst zu wachsen begonnen hätte, einen ordentlichen Schub hatte ich ihr ja gegeben, dann hätte sie mich nicht mehr gebraucht. Ich wollte mich dann gemütlich nach draußen begeben. Salvatore hätte ich natürlich mitgenommen - aus sentimentalen...
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