Schweitzer Fachinformationen
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Ich rief 911 an, allerdings nur, weil meine Kfz-Versicherung das von mir verlangte. Selbst im Garden District belief sich die Reaktionszeit bei einem aufgebrochenen Auto auf etwa drei Stunden. Dazu kam, dass die wenigsten NOPD-Cops mich mochten. Ihr Problem, sagte ich mir. Ihnen selbst sagte ich, ich hoffte, dass ihre Frauen ihnen Krypton übers Essen streuten.
An einem Samstagnachmittag mietete ich mir einen Wagen, fuhr über die Brücke nach Algiers und bog nur zwei Blocks vom Fluss entfernt auf das Gelände von Eddy's Car Wash ein. Obwohl ich im Orleans Parish geboren bin, bin ich nie darüber hinweggekommen, wie breit der Mississippi ist. Es wird einem ganz schwindelig dabei, ihn anzusehen, besonders im Frühjahr. Ein Stück weiter den Fluss runter, da wo die Sümpfe in den Golf von Mexiko übergehen, befinden sich Überreste von Batterien der Konföderierten und die Knochen britischer Soldaten aus dem Krieg von 1812. Ist alles da, ragt aus dem Boden, jedenfalls früher mal. Dave Robicheaux bestand darauf, gesehen zu haben, wie ein Trupp Grauröcke durch eine Backsteinmauer marschierte und im Nebel verschwand. Ich glaube ihm. Louisiana ist eine Nekropole. Wenn ihr mir nicht glaubt, macht einen Spaziergang über die Friedhöfe an der Basin Street oder der Esplanade Avenue (und achtet darauf, nicht allein zu sein).
Als ich auf das Gelände der Waschanlage einbog, warf Eddy Durbin mir einen kurzen Blick zu, stieg in einen Wagen, den seine Angestellte gerade von Hand trockneten, und fuhr weg, wobei er ein Stopp-Schild ignorierte.
Das sah Eddy so gar nicht ähnlich. Ich erwähnte ja bereits, dass er zweimal direkt hintereinander fünf Jahre abgesessen hat. Nicht erzählt habe ich, dass er sie voll durchgezogen hat - kein ehelicher Besuch, keine Freistellung von der Arbeit, keine Anrechnung von guter Führung. Zehn Jahre Knast, wo man rund um die Uhr entweder die Schreie von Männern oder das Klappern von Stahl hört. Diese permanente Geräuschkulisse sollte nicht unterschätzt werden, was die Wirkung auf die geistige Gesundheit angeht.
Eddy war ein Kleinkrimineller von der Sorte, wie man sie in New Orleans oder in Bostons Southie findet. Bei meinen Freunden im Channel war Diebstahl ein fester Bestandteil des Lebens. Vielleicht hatte es etwas mit den Iren, den Totenschiffen und der Begrüßung zu tun, die sie bei ihrer Ankunft in Amerika erwartete. Andy, sein kleiner Bruder und ein paar kleine Gauner aus New Jersey waren in Geldwäsche auf Pferderennbahnen und in Casinos in ganz Louisiana und Florida verwickelt. Nur, dass einer der Jersey-Jungs ein Informant oder eher ein Undercoveragent war, der gegen die ganze Bande aussagte, als sie aufflogen. Eddy log und sagte, Andy habe nichts mit dem ergaunerten Geld in Höhe von über 300000 Dollar zu tun. Also wanderte er anstelle seines kleinen Bruders in den Knast. Mit anderen Worten, Eddy war ein verlässlicher und loyaler Bursche. Warum also lief er dann jetzt vor mir weg? Ich hasste es, darüber nachzudenken.
Er sah mehrmals in den Rückspiegel, gab es dann auf und bog ab auf einen städtischen Park in einem Armenviertel von Algiers. Familien grillten Würstchen, Kinder warfen Frisbees oder spielten Softball. Ich stieg aus meinem Mietwagen, ging zur Beifahrerseite von Eddys Auto und stieg ohne Erlaubnis ein. Eddy hatte ein rundliches Gesicht und einen kleinen, spitzen Mund wie ein Fisch. Ich habe ihn noch nie lächeln gesehen.
"Willst du mir vielleicht mal verraten, warum mein Eldorado von drei Ekelpaketen auseinandergenommen wurde, die ganz offensichtlich was mit deiner Waschanlage zu tun haben?", fragte ich.
"Tut mir echt leid."
"'Tut mir leid', reicht hier nicht, Eddy."
"In einem anderen Eldorado war Zeug, das ein Typ abholen sollte. Muss wohl was verwechselt worden sein."
"Das hab ich schon mal gehört, Eddy. Ist aber auch keine akzeptable Entschuldigung. Was war das für ein 'Zeug'?"
"Hab das Gefühl, muss wohl ziemlich ernster Scheiß gewesen sein."
"Was für eine Art von ernstem Scheiß?"
"Keine Ahnung. Andy hat sich mit ein paar üblen Typen eingelassen. Ich wusste nichts davon."
"Und warum machst du dich dann nicht schlau?"
" Andy ist abgehauen."
"Was für eine Überraschung", sagte ich. "Der hat doch in der Vergangenheit nie was anderes gemacht, als den Kopf einzuziehen. Was dir übrigens fünf zusätzliche Jahre in Angola gesichert hat, falls du es vergessen hast. Deinem kleinen Bruder hätte man einen Telefonmast in den Arsch rammen sollen. Woher kommen diese Typen?"
"Ich glaube, die gehören zur Dixie Mafia."
" Am Arsch. Die Typen, die an die Dixie Mafia glauben, könnten Gettysburg nicht mal finden, wenn man ihnen eine Landkarte auf den Bauch tätowiert. Was verheimlichst du, Eddy?"
"Nichts."
"Du machst mich langsam sauer, Eddy."
"Du bist in dieser Sache nicht unvoreingenommen", erwiderte er.
"Schnee?"
"Könnte sein."
"Könnte, aber ist nicht?"
"Wahrscheinlich nicht."
"Was dann?"
"Ich kann nur raten. Nicht mal Andy ist sicher."
"Ich verpass dir gleich einen Satz heiße Ohren, Eddy. Dann kannst du deine Kopfhaut auch mit 13 Stichen nähen lassen, genau wie ich."
"Fentanyl."
Ich spürte, wie sich meine Hände auf den Oberschenkeln zu Fäusten ballten. Ich starrte durch die Windschutzscheibe. Ein paar Kinder spielten Badminton oder machten Purzelbäume auf dem Gras, andere aßen Hotdogs und Eiscreme. Ihr Lachen war wie ein Lied.
"Ich weiß, was du empfindest, Purcel. Ich möchte nur ."
"Nein, du weißt nicht, was ich empfinde. Nicht mal annähernd. Also sag so was nicht."
"Entschuldigung", sagte er.
"Hör mit deinen sinnlosen Entschuldigungen auf. Meine Großnichte ist tot wegen der Scheiße, die dein Bruder hilft auf die Straße zu bringen. Also, wo ist er?"
"Ich weiß es nicht. Und wenn ich's wüsste, würde ich ihn nicht verraten. Also, leck mich."
Ich starrte ins Leere und kratzte mit vier Fingern gedankenverloren an meiner Wange. Dann stieg ich aus Eddys Wagen, schloss die Tür und beugte mich durchs Fenster. "Denk drüber nach, Eddy", sagte ich. "Pass auf, dass du nicht auf der falschen Seite landest. Du hast nie irgendwem was getan. Die Kerle, die bei mir waren, sind miese Typen. Die brauchen keinen Grund, um anderen wehzutun."
Sein Kopf war zur Seite geneigt, als wäre sein Genick gebrochen, seine Arme lagen auf dem Lenkrad, sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
"Hast du mich verstanden?", fragte ich.
" Ja, hab ich", antwortete er. "Du kannst mich kreuzweise. Und nimm deine Finger von meinem Wagen. Der ist frisch gewaschen."
Ich ging, doch hielt dann inne. Was er gerade gesagt hatte, konnte ich nicht so stehen lassen. Ich kehrte zurück zur Beifahrerseite und beugte mich herunter.
"Ich sag dir was, Eddy. Ich hab noch einen Grund, warum ich diese Typen hinter Gittern sehen will. Vielleicht ist das einer, den du nicht verstehst."
" Ach, ja? Dann schieß mal los."
"Vielleicht, wenn ich mal bessere Laune hab. Bis dahin sei dankbar, dass ich dich nicht auf die öffentliche Toilette schleife und dir den Seifenspender ins Maul ramme."
"Du hattest mal ne Marke und hast es verbockt", sagte er. " Jetzt lässt du's an deinen eigenen Leuten aus. Wer ist hier der eigentliche Loser, Purcel? Du tust mir echt leid."
"Netter Versuch, Eddy. Aber ich hab für alles bezahlt. Sprich nie wieder so mit mir." Und ich richtete meinen Finger auf sein Gesicht.
Bevor das alles passierte, war Dave Robicheaux zum Forellenbarsch-Angeln unten im Naturschutzgebiet Barataria Preserve. Er hatte mich eingeladen, mitzukommen, aber ich hatte am Caddy geschraubt, und jetzt hatte ich den Schlamassel. Was für einen Schlamassel? Die drei Ekelpakete wussten, wer ich war und wo ich wohnte, und ich wusste gar nichts über sie. Also rief ich Dave auf seinem Handy an und erzählte ihm alles. Dave war ein guter Cop, weil er aufmerksam zuhören konnte.
Als ich fertig war, sagte er: "Bist du zu Hause?"
" Ja", sagte ich.
"Ich bin in zwei Stunden bei dir. Geh nirgends hin und rede mit niemandem."
"Mit wem sollte ich schon reden?", fragte ich.
Er versuchte nicht mal, mir darauf eine Antwort zu geben.
Eine Stunde und 43 Minuten später bog er mit seinem Pick-up samt Bootsanhänger auf meinen Hof.
"Was hat dich aufgehalten?", fragte ich.
Er warf einen kurzen Blick auf den Kopfverband und die Schürfwunde in meinem Gesicht. "Wer sind diese Dreckskerle, Clete?"
"Keinen Schimmer, mein Großer."
Wir gingen nach oben. Ich gab ihm ein Dr Pepper und öffnete mir selbst ein Bier, das mir, wie immer in Daves Gegenwart, sofort ein schlechtes Gewissen bescherte. Er hatte wirklich Fortschritte mit dem Programm der AA gemacht, von dem einen oder anderen Ausrutscher über die Jahre mal abgesehen. Seine feste Gruppe in New Orleans befand sich in der Nähe des Quarters. Es war das Meeting mit dem schönen Namen Halt-dich-an-die-Schritte-oder-Kratz-ab-Motherfucker.
"War Eddy aufrichtig, was seinen Bruder betrifft?", fragte er.
"Hm, ja, vielleicht. Wie sagt man noch? Eher 'unredlich'?"
"Der Bruder hat doch einen Hirnschaden, oder?"
" Ja, ist falschrum auf die Welt gekommen. Aber was...
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