Schweitzer Fachinformationen
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Eine Straße, ein Haus, eine Kirche, ein blauer Streifen Himmel und Meer und davor eine Herde frei lebender Pferde. Es scheint wie ein Märchen, dabei ist es Realität, heißt es in einem populären toskanischen Lied. In dieser Ode an die toskanische Heimat "La mia Terra" wird anschließend noch die Frage gestellt: Was mag es sein, was einen immer wieder hierher zurückkehren lässt. Die Natur? Die Kunst? Die Geschichte? Die Lebensart?
Die Antwort muss lauten: alles zusammen. Denn gerade diese einzigartige Mischung hat die mittelitalienische Region zwischen der Emilia-Romagna im Norden, Latium im Süden, Umbrien im Osten und dem Tyrrhenischen Meer im Westen zum Inbegriff von Schönheit und Harmonie und zur perfekten Projektionsfläche unserer Sehnsüchte gemacht. Vor allem das Chianti zwischen Florenz und Siena steht für diese Bilderbuchtoskana: mit seinen gestaffelten Hügelketten, den silbrig schimmernden Olivenbäumen und akkurat angelegten Weinbergen auf roter Erde, dazwischen steingraue Mauern, weidende Schafe und von dunkelgrünen Zypressen gesäumte feudale Villen und Bauernhäuser, wo man im Licht der Abendsonne bei Wein und gutem Essen zusammensitzt. Es ist eine aus der Zeit gefallene Welt, die die Seele anrührt.
Dabei wurde in dieser vollendeten Symbiose von Mensch und Natur nichts dem Zufall überlassen. Vielmehr ist es eine vom Menschen geprägte Landschaft, in der Generationen von Bauern und Winzern, Waldarbeitern und Gärtnern, Baumeistern und Steinmetzen eine steinige, karge Wildnis kultiviert und zur fruchtbaren Terrassenlandschaft umgestaltet haben. Mit demselben Gespür für die schöne Form sorgen die Toskaner noch heute dafür, dass ihr Erbe aus der Vergangenheit erhalten bleibt. Sie haben den Respekt vor der Natur nicht verlernt und schützen sie, wie ihr reiches Kulturerbe, mit strengen Gesetzen.
Gleichzeitig steht die knapp 23 000 km2 große Region (das entspricht etwa der Größe Mecklenburg-Vorpommerns) für eine enorme Vielfalt: mit hochberühmten Teilgebieten - das Chianti eben, die Maremma, das Casentino, die Küste der Versilia - und mit einer Vielzahl an Landschaftsformen, wie Sie bei der Fahrt durch die Region erleben werden.
Von Norden kommend heißt es zunächst den Apennin zu überwinden, dessen zum Teil mehr als 1000 m hohe Berge im Westen sogar zu einem zerklüfteten Karstgebirge ansteigen. An der Südseite gehen die dicht bewaldeten Abhänge dann langsam in sanfte Hügel über, die knapp 70 Prozent der gesamten Region ausmachen. Mal gleichen sie einer bukolischen Gartenlandschaft, wie bei Florenz und Lucca, mal sind sie spröde und steppenartig, wie in den Crete bei Siena, dann wieder wild und undurchdringlich, wie im toskanischen "Erzgebirge", den Colline Metallifere. Im Westen dann stößt die Region ans Tyrrhenische Meer. Sie besitzt einen rund 300 km langen Küstenstreifen, an dem sich lange, weite Sandstrände mit kleinen, versteckten Kieselbuchten und schroffen Felsklippen abwechseln. An klaren Tagen sehen Sie dort Elba und die anderen vorgelagerten Inseln des Toskanischen Archipels liegen, über die es - ebenso wie über die Hauptstadt Florenz - einen eigenen MARCO POLO Reiseführer gibt.
Doch ist die Toskana natürlich nicht nur eine von der Natur gesegnete Landschaft - schließlich gibt es hier Kunst und Kultur im Übermaß. An die 500 Museen, 3500 Kirchen, 300 Ausgrabungsstätten sowie ungezählte Baudenkmäler machen die Region zu einer der reichsten Kulturlandschaften überhaupt. Schon vor drei Jahrtausenden schufen die Etrusker hier die erste Hochkultur auf der Apenninhalbinsel. Knapp 2500 Jahre später leiteten Humanismus und Renaissance die Neuzeit ein, die den Menschen zum Maß der Dinge machte. Diese Revolution in Kunst, Architektur und Philosophie lockte Künstler und Baumeister an, darunter Erneuerer wie Giotto, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Brunelleschi und Piero della Francesca. Überall hinterließen sie ihre Spuren, vor allem in den toskanischen Kunststädten: im mittelalterlichen Siena, in Pisa mit seinem berühmten Marmorensemble rund um den Schiefen Turm, im eleganten und behaglichen Lucca, geschützt von seinen begehbaren Mauern, und natürlich in Florenz. Nirgendwo sonst ist auf so engem Raum so viel Kunst versammelt wie in diesem politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Toskana. Die ganze Stadt ist ein einziges Kunstwerk, wo noch jedes kleine Detail von der Geschichte erzählt: von den Römern, die Florentia gründeten, von den selbstbewussten, freien Bürgern im Mittelalter, die hier das moderne europäische Stadtbürgertum erfanden, oder von den Handwerkern, die mit ihrer Kunstfertigkeit die Grundlage für Ruhm und Reichtum der Stadt legten.
Doch auch damit ist längst noch nicht alles erfasst, was die Toskana ausmacht. Wer sich für Land und Leute interessiert, muss sich auf den kurvigen Nebenstraßen in die Toscana Minore wagen, die Toskana der kleinen Dörfer. Über das gesamte Territorium verteilt hat sich im Lauf der Zeit auf fast jedem Hügel, fast jeder Bergkuppe ein malerischer Ort aus einer etruskischen Siedlung, einer römischen Festung, einer mittelalterlichen Burg entwickelt. Heute schlendert man hier durch gelebte Geschichte und kann in den schmalen Gassen und auf den Plätzen, bei einem gelato oder einem Glas Wein, die heitere Gelassenheit toskanischer Lebensart genießen. Dazu gehört der nachmittägliche Plausch auf der Bank neben der Haustür ebenso wie eine Kartenpartie in der Dorfbar, das abendliche Flanieren über die Piazza genauso wie das jährliche Dorffest, die sagra, wo die Bewohner lokale Spezialitäten servieren.
Jeder dieser Orte ist anders schön und alle sind sie gleichermaßen stolz auf ihre Geschichte. Dafür gibt es sogar einen Begriff: campanilismo. Dessen wörtliche Übersetzung "Kirchturmpolitik" hat einen abwertenden Beiklang von Provinzialiät. Dabei bildet der campanilismo vielmehr die Grundlage für den ausgeprägten Individualismus der knapp 3,7 Mio. Toskaner, die - stets ihrer großen Kultur und ihrer Herkunft bewusst - genau wissen, dass die Zukunft ein antikes Herz hat und sich Fortschritt immer auf Tradition gründet.
Natürlich existiert daneben auch eine Alltagstoskana, die mit denselben Problemen zu kämpfen hat wie andere Regionen auch: Verkehrsinfarkt, Luftverschmutzung, Umweltsünden. Doch diese Plagen der Moderne halten sich in Grenzen. Millionenstädte, Intensivlandwirtschaft, Industriezentren? Fehlanzeige! Mit wenigen Ausnahmen, wie in der zersiedelten Ebene um Florenz, leben die Toskaner klugerweise in überschaubaren Orten, wo der Mensch das Maß der Dinge geblieben ist. Und ob im Alltag, in der Wirtschaft, wo mittelständische Betriebe und das Handwerk dominieren, oder in der Landwirtschaft, wo man erfolgreich auf Anbau, Aufzucht und Herstellung von Qualitätsprodukten setzt, überall heißt es: Piccolo è bello - klein ist fein.
Qualität statt Quantität, dieses toskanische Leitmotiv, gilt auch für die Toskana als Ferienregion, in die neben den klassischen Kulturtouristen heute mehr und mehr auch Erholungsuchende, Aktivurlauber und Genießer strömen. Sie finden hier ein nachhaltiges Urlaubsparadies, wo behutsam mit den Ressourcen umgegangen wird und wo man sich anstatt in Bettenburgen in einem agriturismo einmietet, der italienischen Form von Ferien auf dem Bauernhof. In malerisch restaurierten Gutshöfen, hochherrschaftlichen Villen oder Landgütern mit Pool und Garten findet man die idealen Bedingungen, um dieses Reich der Sinne schauen, riechen
10.-6. Jh. v. Chr.
Blüte der etruskischen Kultur
um 300 v. Chr.
Die Etrusker verlieren ihre Vorherrschaft an Rom
5.-7. Jh. n. Chr.
Völkerwanderung: Nacheinander herrschen Westgoten, Ostgoten, Byzantiner und Langobarden im Gebiet der Toskana
ab 774
Herrschaft der Franken unter Karl dem Großen
11. Jh.
Die Spannungen zwischen Kaiser und Kirche teilen die Städte der Toskana in zwei unversöhnliche Parteien: kaisertreue Ghibellinen und papsttreue Guelfen
12./13. Jh.
Gründung der autonomen Stadtrepubliken
1434
Cosimo de' Medici übernimmt die Macht - es beginnt eine drei Jahrhunderte andauernde Hegemonie der Familie, zunächst in Florenz, später dann in der ganzen Toskana
1737
Die Toskana fällt an Österreich-Lothringen
1799-1815
Napoleons Toskana-Intermezzo
1860
Die Bevölkerung stimmt für den Anschluss an das Königreich...
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