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2026
"Autsch!", sie rappelte sich hoch. Verwirrt sah sie sich um.
Erleichtert bemerkte sie, dass der Korb mit den Eiern unversehrt geblieben war. Er stand unter dem - sich noch immer drehenden - rechten Vorderreifen eines sehr teuer aussehenden Sportwagens, der in die Stalltrümmer hineinragte. Sie griff den Korb, suchte den Ausgang, der aufgrund der fehlenden Seitenwand nicht mehr existierte, und eilte aus den Trümmern heraus.
"Oh mein Gott", entfuhr es ihr. Mit wenigen Blicken erfasste Senta die Situation. Ein Schreck durchfuhr sie, als sie schon wieder Gelb am Boden liegen sah.
"Momo!"
Wie aus dem Nichts kam ihr nun ein sonnengebräunter Mittdreißiger in Zeitlupe entgegen. Der junge Terence Hill, wenn er jetzt noch die Sonnenbrille abzog und strahlend blaue Augen hätte, dachte sie absurderweise in diesem Moment. Er streckte ihr die Hand entgegen und nahm mit der anderen die Sonnenbrille ab. Seine Augen waren strahlend blau.
"Glücksbringer!"
Seine sonore Stimme rief bei ihr Gänsehaut hervor, aber vielleicht lag es auch nur an der absurden Situation.
"Schau mal, Senta. Unser Glücksbringer!", ertönte es vom Boden freudig.
Ein Glück, Momo lebte.
"Was um Himmels Willen ist denn in Sie gefahren? Oder besser gesagt, in Ihren Sportwagen?", fragte Senta ziemlich aufgebracht, sah ihn an und ignorierte seine ausgestreckte Hand.
"Sie sind mir ja ein schöner Glücksbringer."
Sie kniete sich neben Momo, um ihr aufzuhelfen.
"Naa, Glücksbringer. Darf i vorstelln? I bin da Herr Glücksbringer!", stellte sich der gepflegte Terence etwas umständlich vor. "Des duad ma schrecklich leid. A Missgeschick."
"Ein Missgeschick? Was soll denn daran ein Missgeschick sein? Das ist eine Katastrophe. Sehen Sie denn nicht, was sie angerichtet haben?"
"Da Hendlstall.", setzte er an.
"Doch nicht der Stall. Meine liebe, alte Momo", herrschte sie ihn an. Sie legte den Arm um ihre Momo und stützte sie, um sie zum Gartenstuhl zu führen.
Im Hintergrund brummte die Müllabfuhr, die parkend am Straßenrand stand. Ein Müllwerker stand daneben und rief zu ihnen herüber: "Hallo, Sie! Sie können nicht einfach wegrennen. Ich brauche auf jeden Fall ihre Versicherungsnummer!"
Was für ein Rüpel! Hatte der denn kein Mitgefühl?
Senta strich sich eine Strähne aus der Stirn, während Terence dem Müllwerker zurief: "Na, des is ja a Gaudi! Hast net gsehn, wia's den Damen geht?" Und zu Momo entschuldigend: "I bin glei wieder bei eich." Eilig lief er zu ihm, diskutierte kurz und reichte ihm dann eine Karte, was anscheinend ausreichend war, denn der Müllwerker stieg in seinen Wagen und fuhr weiter.
Er löste das Problem ganz patent.
Senta beobachtete sein Handeln, dann schaute sie zu ihrer Mutter. Sie wusste, dass für sie in diesem Moment das Wohlergehen der Hühner das Wichtigste war. Sie sammelte die Girlande auf und hängte sie ordentlich an den Zaun.
"So? Ist es so gut?", fragte sie und bezog ihre Mutter mit ein. "Genau so", antwortete ihre Mutter zufrieden lächelnd. Senta bemerkte, dass langsam wieder etwas Farbe in ihr Gesicht kam.
"Es bassd scho. I hob den Sanka g'ruafa", rief Herr Glücksbringer aus der Ferne.
Senta funkelte ihn wütend an, als er zu ihr geeilt kam, das Handy am Ohr. Doch sie vergaß ihre Manieren nicht.
"Senta Falkenstein", stellte sie sich vor. Dann platzte es aus ihr heraus: "Können Sie mir bitte erklären, wie das passieren konnte?"
Sie drehte sich einmal um sich selbst und zeigte auf das silberne Caprio, das sich auf ihren Hühnerstall gebettet hatte.
Momo meldete sich zu Wort.
"Schau Senta, das ist mein Retter und unser neuer Nachbar, Herr Glücksritter", stellte sie ihn vor und lächelte ihn verzückt an.
"Glücksbringer!", erwiderte er mit Nachdruck.
"Momo, du bist verwirrt. Er ist nicht dein Retter und auch kein Ritter. Er ist der Verursacher dieses Desasters hier."
"Es duad ma echt leid", meldete sich nun der Nachbar zu Wort. Er kramte in seiner Jackentasche und fummelte erneut eine Visitenkarte zu Tage. Senta war kurz davor, einen Schreianfall ob dieses ganzen Glücksgedönses zu bekommen.
Und wer hatte denn heutzutage noch Visitenkarten?
"Als i aus meiner Ausfahrt gfahrn bin und in die Straß ei'bog, musst i der Müllabfuhr ausweichn und do bin i woi z'kräftig aufs Gaspedal tretn. Wos a Gschicht! Des konn scho moi passiern. Hauptsach, es is nix passiert und olle san wohlauf."
Anscheinend!
Senta hob eine Augenbraue gefährlich hoch. Dann schüttelte sie nur leicht den Kopf.
Wie konnte die Müllabfuhr plötzlich da sein? Sie war doch schon den ganzen Morgen kilometerweit zu hören. Hielt er sie für blöd?
Auch jetzt hörte sie die Müllabfuhr noch in der Ferne. "Du bist mir ein schöner Glücksbringer", murmelte sie.
Eigentlich war er ja schon gestraft genug mit seinem Nachnamen.
Ihr Handy summte. Das konnte sie nicht ignorieren. Sie warf einen Blick darauf.
Wo bleibst du? Hast du deine Nachrichten heute noch nicht abgefragt?
Ihr Assistent Felix klang besorgt. Ihre Nachrichten hatte sie heute früh wirklich vergessen abzufragen. Momo zupfte an ihrem Ärmel und sah sich verwirrt um.
"Was ist mit den Hühnern? Sind die alle in Ordnung?"
"Ja, Momo, die sind in Ordnung. Sie waren draußen und haben sich nicht im Schuppen aufgehalten."
"Übrigens, das ist unser Nachbar von gegenüber. Er hat mich gesehen und ist gleich herübergekommen, um mir zu helfen."
Momo lächelte schwach und zeigte auf Herrn Glücksbringer. "Ja, do habts es aber schee do. A grüne Oase mittn in da Großstadt." Anerkennend begutachtete er den Garten. "Wer hod denn den grünen Daum von eich? Bestimmt ihr", richtete er nun das Wort an Momo, die ihn verwirrt ansah.
"Ja, des stimmt! I hob scho owei gern gartlert und mi um de Pflanzn kümmert. Des is mei Leidnschaft."
Senta vernahm verwundert, dass ihre Mutter auf Bayrisch antwortete.
Sachen gab es.
Sie wusste noch nicht einmal, dass ihre Mutter den bayrischen Dialekt beherrschte.
"Wir müssen den Unfall melden." Ihre pragmatische Seite gewann jetzt die Oberhand. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und machte umständlich ein paar Schnappschüsse.
"I hob aa scho de Polizei g'ruafa. De müssad scho unterwegs sei." Er richtete sich etwas auf und schob stolz seine Brust nach vorne.
Was wollte er? Einen Orden dafür?
Senta wusste, dass sie sich ihm gegenüber ungerecht verhielt.
Er konnte ja wirklich nichts dafür. So ein Auto machte schon mal, was es wollte. Das hörte sie ja oft genug in den Nachrichten. Wahrscheinlich hatte er auch eins dieser neumodischen Autos, dessen Chip fehlerhaft war.
Sie seufzte. Das Handy summte erneut.
Für dich zusammengefasst: außerordentliches Meeting in vierzig Minuten.
Felix war eine Perle. Na dann, das war für Senta kein Problem. Felix war, wie so oft, überbesorgt. Sie würde einfach per Zoom teilnehmen. Felix meldete sich erneut, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Anwesenheitspflicht!!
Der Polizeiwagen hielt neben der Unglücksstelle hinter der Müllabfuhr. Er hatte noch das Blaulicht eingeschaltet. Herr Glücksbringer eilte ihnen schon entgegen.
Wie ein aufgescheuchter Hahn.
Zwei Polizisten stiegen aus dem Streifenwagen. Der ältere der beiden, Anfang fünfzig, Dreitagebart, kurz geschnittenes Haar, setzte sichtlich genervt seine Kappe auf und streckte Herrn Glücksbringer die Hand hin.
"Hauptkommissar Bleiche."
Der jüngere Polizist, offensichtlich noch nicht lange im Dienst, schaute sich neugierig um.
"Was gibt es diesmal, Frau Falkenstein?", fragte Hauptkommissar Bleiche, nicht unfreundlich, aber etwas abgeklärt, während er sich umsah und Herr Glücksbringer auf ihn einredete, der ihm den Vorfall ausführlich schilderte, nicht ohne seine Arme gestikulierend mit einzubeziehen. Der Kommissar nickte nur und wandte sich dann Senta zu. "Ah, wie ich höre, sind Sie diesmal nicht der Dreh- und Angelpunkt. Das freut mich jetzt aber, Frau Falkenstein." Er nahm den Vorfall auf, während sein Kollege Bilder vom Tatort machte. Senta bemerkte, dass er sich bemühte, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Sie konnte es ihm nicht verdenken, denn die Angelegenheit war wirklich zum Schreien komisch. Senta beugte sich zu Momo, die wie ein Häufchen Elend auf dem Gartenstuhl saß. Sie bemerkte eine kleine Schramme am Bein ihrer Mutter und kniete sich neben sie.
"Kindchen, das ist der neue Nachbar", schwärmte Momo, als Herr Glücksbringer mit zwei Sanitätern, die...
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