Schweitzer Fachinformationen
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"In Jojos Haus brennen zwei Herdfeuer!" sagte Barusa, die Tochter des Blazic, zu ihrer Mutter. Sie war wie ein Pfeil ins Haus geschossen, klopfte den Schnee von den Opanken und hauchte immer wieder in ihre kleinen zarten Hände, die sie vor dem Mund hielt.
"Sprich keinen Unsinn!" wies die Mutter schroff ab. "Wozu brauchen sie zwei Feuer?"
"Meiner Treu, es sind zwei, ich habe sie eben gesehen!" versicherte die Kleine. "Und ich bin doch nicht blind."
"Nun Barusa!" fügte Blazic spöttisch hinzu: "Du sagst ausgerechnet zwei?"
"Zwei, meiner Treu! Ich habe sie eben gesehen!" bekräftigte sie. "Ich komme fast erfroren an und rufe schon von der Türschwelle aus: 'Gelobt sei Jesus Christus! die Mutter schickt mich .' "
"Und die Tante Anica", fiel ihr der Vater ins Wort, "sagte zu dir: 'Da kommt meine Schwiegertochter!' nicht wahr, mein Liebling?"
"Laß das, Vater, heute war es dort ganz anders. Ich war ganz erstaunt, als ich sah, wie Tante Mara beim Feuer am alten Herd kauerte und Tante Anica beim Feuer am neuen Herd. Und keine von beiden schaute mich an oder gab mir den Gruß zurück. Ich stand zwischen den beiden Feuern und sagte: 'Tante Anica, die Mutter hat vergessen, Sauerteig aufzuheben .' Da richtete sie sich auf, über ihre Wangen rannen Bäche von Tränen, und sagte: 'Mein Kind, ich habe selbst keinen' . Und dann sagte ich: 'Tante Mara, die Mutter hat vergessen, Sauerteig aufzuheben, und mich hieher geschickt .' und die Tante erhob sich vom Herd, nahm Teig aus dem Trog und reichte ihn mir. Sie weinte nicht, sie kaute nur etwas und sagte mit vollem Mund: 'Sage Manda, sie möge den Teig zurückgeben!' So war es. Das zweite Feuer ist vor der Stube über dem Keller vor Ohm Lukans Tür."
"Und Tante Mara, sagst du, hat gekaut?" fragte Blazic spöttisch dazwischen.
"Ja, sie hat immer etwas zu kauen."
Manda richtete sich neben dem Feuer auf, verschränkte die Arme über dem aufgedunsenen Bauch und sah Barusa erstaunt an, als glaubte sie weder ihren Worten noch den eigenen Ohren.
"Hast du auch wirklich zwei Feuer gesehen?"
"Ich bin, Gott sei Dank, nicht blind, Mutter!"
"Sie haben also geteilt. Bei den Qualen des Erlösers . welch eine Schande!"
"Und du sagst, mein Liebling, daß Tante Mara etwas kaute?" bemerkte wieder spöttisch Blazic und über sein Gesicht huschte ein leises, kühles Lächeln, als ob ihm diese Nachricht sehr erfreue, er aber seine Genugtuung anderen nicht zeigen möchte.
"Im Dorf weiß man von nichts", fuhr Manda fort, als hätte sie Blazic' Bemerkung ganz überhört, "es gab weder Streit noch Unstimmigkeiten ."
"Und auch keine Schlägereien!" fügte Blazic hinzu, offenbar in der Absicht, sich über sein verwundertes Weib lustig zu machen und sie herauszufordern.
"Gebe Gott, daß du dir noch einmal die Zunge abbeißest!" entgegnete sie ihm schroff und warf ihm einen wütenden Blick zu. "Du denkst immer nur an Schlägereien!"
"Der Stock ist schon im Paradies gewachsen, Alte!" gab er ihr grob zurück.
"Warum sollten sich Brüder schlagen? Es sind nicht alle so geartet wie du und der verstorbene Pursa!"
Blazic sah sie höhnisch und schief an und begann gleichgültig seine Pfeife zu stopfen. Obwohl er fühlte, wie ihm die Hände juckten, beherrschte er sich doch. Grundlos einen Streit vom Zaun brechen wollte er nicht; er wußte, daß es dann ein böses Ende nimmt, ein Wort gibt das andere, und wenn er fühlt, daß sein männlicher Stolz verletzt ist, vergißt er sich und schlägt zu. Selbstverständlich - er wird es doch nicht dulden, wenn ihm die eigene Frau die Ohren voll brummt. So beginnt und endet es immer bei ihnen, aber auf eines hat er stets geachtet, dessen er sich auch in seinem Inneren rühmt und worauf er sehr stolz ist: niemals hat er sich an ihr vergriffen, wenn sie gesegneten Leibes war. Deshalb bog er auch diesmal das Gespräch von der schiefen Ebene ab. "Nicht einmal mit einem Anrainer hat Lukan sich jemals gestritten - und er hätte oft genug Ursache gehabt, wie wir alle - geschweige denn mit seinem Bruder . Und auch Anica ist nicht so geartet. Eine bessere 'Freundschaft' könntest du kaum finden, und wenn du das ganze Komitat absuchen würdest ."
"Laß doch das, ich bitte dich. Schon wieder fängst du damit an."
"Was denn sonst?" sagte er mit der deutlichen Absicht, zu spotten. "Nicht wahr, Liebling, die Tante Anica hat doch gesagt: 'Da kommt meine Schwiegertochter!' und hat dich gestreichelt?"
"Was hast du nur, Vater?" wehrte sich die Kleine. "Immer reizt du mich, du bist schlimmer als Mica."
"Wenn es nur so wäre! . Eine bessere 'Freundschaft' als Anica und Lukan und einen besseren Schwiegersohn als Ducina könnte ich mir nicht wünschen, aber das hat noch gute Weile!" sagte Manda, ihre Gedanken weiterspinnend, und griff nach dem Sieb, um das Mehl für das Brot zu sieben.
"Und wo waren die Männer, wo die Kinder? Hast du sonst noch jemand gesehen?" fragte Blazic.
"Sonst war niemand im Haus. Nur die beiden allein, wie zwei Hexen - Gott verzeih es mir!" antwortete Barusa. "Vielleicht waren sie in der Stube oder im Stall."
"Merkwürdig! Warum sie nur geteilt haben?" sagte Manda, während sie Mehl siebte.
Barusa ging in die Stube und die beiden blieben allein in der Küche zurück. Am Herd prasselte das Feuer wie in einem Kalkofen. Aus den aufgelegten Scheiten zischte die Feuchtigkeit und der Rauch quoll langsam und senkrecht zur Dachluke, streichelte zwei Speckschwarten, drei riesige Schinken und eine Menge anderer Fleischstücke und Würste, die auf den rußigen Latten zwischen den Sparren hingen, als ob eben erst Weihnachten gewesen wäre und nicht schon Maria Verkündigung vor der Tür stünde. Das große äußere Haustor stand angelweit offen, und über die niedrige innere Tür, welche nur über die Hälfte der Torpfosten reichte, strömte die frische kühle Luft in vollen Schwaden von außen herein, um von der heißen Rauchsäule und dem Atem des flammenden Herdes aufgenommen und aufgesaugt zu werden. Neben dem Feuer brodelte ein riesiger Topf mit Sauerkraut und Dörrfleisch, und an der Kette hing ein Kessel mit Wasser.
"Weißt du, wenn wir schon einmal allein sind", begann Blazic ganz ruhig, wobei er jedes Wort fünfmal auf die Waagschale legte, bevor er es von der Zunge ließ, "wenn wir schon einmal allein sind, können wir auch ernst reden." "Freilich!" stimmte Manda zufrieden bei, denn es kam selten vor, daß er so mit ihr sprach.
"Wir treiben da mit der Hochzeit Scherz . und doch ." "Ich scherze eigentlich nicht!" antwortete sie, unterbrach ihre Arbeit und sah Blazic an. "Allerdings, es ist alles noch in Gottes Hand, und sie sind ja noch Kinder, aber ich sehe wohl, daß auch Anica den Scherz gut aufnimmt, und wenn sie auch noch Kinder sind . aus Scherz entstehen oft große Dinge."
"Stimmt, auch Reichtum, Vermögen und glänzende Verhältnisse . aber doch ."
"Und daß sie jetzt die Hausgemeinschaft geteilt haben", flocht Manda ein, "ist eigentlich nicht übel. Auch Jojo und Mara sind gute und ehrliche Christenmenschen, aber der Teufel - heiliges Kreuz, vernichte ihn, wenn ich ihn schon einmal in den Mund genommen habe! - der Teufel soll Maras Launen ertragen. Sie würde unser Kind zugrunde richten, denn wenn sie in der Zadruga (bäuerliche Hausgemeinschaft) zusammenlebten, wäre Mara die Schwiegermutter und nicht die arme Anica."
"Ja, ja . das ist alles richtig, als ob es im Buch geschrieben stünde, aber ich denke doch auch an das andere ."
"Woran denkst du? Daß es noch verfrüht ist, davon zu reden, nicht wahr? Ja, zunächst ist es auch nur ein Scherz, aber Heiraten werden eben so geschlossen, immer beginnt es scherzweise."
"Daran denke ich nicht!"
"Kümmern wir uns lieber um Mica, wenn er jetzt vom Militär zurückkommt! Da habe ich gedacht ."
"Auch das ist es nicht!" wehrte...
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