Schweitzer Fachinformationen
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Kurz nachdem die Ex-Polizistin Kate Marshall und ihr Partner Tristan Harper ihre eigene Detektei gegründet haben, fordert ein Cold Case ihre ganze Aufmerksamkeit: Vor zwölf Jahren verschwand die junge Journalistin Joanna Duncan aus einem Parkhaus in der Nähe ihres Arbeitsplatzes und wurde anschließend nie wieder gesehen. In ihren Aufzeichnungen stoßen die beiden Detektive auf die Namen zweier junger Männer, die wie Joanna eines Tages ganz plötzlich verschwanden. Ihre Spur führt zu einer rätselhaften Kommune - und zu einem Serienkiller, der seine Opfer auf brillante Weise täuscht und mit akribischer Perfektion tötet ...
»Wie teuer wird die Reparatur?«, fragte Kate Marshall und beobachtete, wie Derek, der betagte Handwerker, gemächlich den kaputten Fensterrahmen ausmaß. Sie standen neben einem Wohnwagen des Typs Airstream, Baujahr 1950. Die Vormittagssonne schimmerte auf der gekrümmten Dachkante. Kate kniff die Augen zusammen und schob die Sonnenbrille runter.
»Wir reden hier von runden Scheiben«, erklärte Derek in seinem breiigen kornischen Akzent. Er tippte mit der Kante seines Maßbands auf den Rahmen. »Die Reparatur wird teuer.«
»Wie teuer?«
Kurz schwieg er und atmete tief durch den Mund ein. Derek schien außerstande zu sein, irgendeine Frage ohne eine nervtötend lange Pause zu beantworten. Er spielte mit dem oberen Gebiss in seinem Mund. »Fünfhundert.«
»Myra haben Sie für die Reparatur eines dieser runden Fenster zweihundert Pfund berechnet«, sagte Kate.
»Sie hat damals mit ihrem Krebs eine schwere Zeit durchgemacht. Rundes Glas ist nun mal mehr Arbeit für einen Glaser. Der Griff ist ins Glas eingelassen.«
Myra war neun Jahre lang mit Kate befreundet gewesen. Sie hatten sich nahegestanden. Ihr plötzlicher Tod vor achtzehn Monaten war ein Schock gewesen.
»Sehr löblich, dass Sie Myra entgegengekommen sind, aber fünfhundert Pfund sind entschieden zu viel. Ich kann auch woanders hingehen.«
Derek verschob erneut das Gebiss im Mund. Flüchtig zeichnete sich der rosa Zahnfleischrand der Prothese zwischen seinen Lippen ab. Kate nahm die Sonnenbrille ab, sah ihm in die Augen und schaute nicht mehr weg.
»Wird zwar eine Woche dauern, weil das Glas speziell geschnitten werden muss und so, aber sagen wir zweihundertfünfzig.«
»Danke.«
Derek hob seine Werkzeugtasche auf, und sie kehrten zusammen den Hang hinunter über den Wohnwagenplatz zurück zur Straße. Gleichmäßig über das Gelände verteilt standen acht Einheiten unterschiedlicher Bauart, vom modernen weißen Modell aus Kunststoff bis hin zum ältesten, einem Holzwohnwagen mit ausgebleichtem Anstrich in Rot und Grün. Die Wohnwagen wurden an Leute vermietet, die zum Wandern oder Surfen herkamen. Jeder wartete mit mehreren Zimmern und einer kleinen Küche auf, einige der neueren besaßen sogar ein Bad. Der Campingplatz rangierte zwar am unteren Ende der Komfortskala, dennoch erfreute er sich vor allem bei Surfern großer Beliebtheit, weil er als preiswerte Unterkunft nur einen kurzen Spaziergang vom Strand entfernt lag, der zu den besten Surfplätzen in Devon und Cornwall zählte. In einer Woche standen die Ferien vor der Tür, und es fühlte sich an, als würde der Frühling Einzug halten. An den Bäumen der Umgebung sprossen Blätter, der Himmel präsentierte sich strahlend blau.
Sie erreichten die kurze Betontreppe hinunter zur Straße. Kate bot Derek den Arm als Stütze an, aber er ignorierte sie und quälte sich lieber langsam die Stufen hinunter. Kate begleitete ihn zu seinem Auto. Schweigend öffnete er den Kofferraum und hievte seine Werkzeugtasche hinein. Dann schaute er zu ihr auf. So trüb seine blauen Augen sein mochten, sein Blick wirkte durchdringend.
»War wohl 'ne ziemliche Überraschung, dass Myra Ihnen ihr Haus und ihr Geschäft vermacht hat, könnte ich mir vorstellen.«
»Ja.«
»Und ihrem Sohn hat sie nichts vermacht .« Derek gab einen tadelnden Laut von sich und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, sie haben sich nicht nahegestanden, aber wie ich immer sage: Blut ist dicker als Wasser.«
Kate war völlig davon überrumpelt worden, dass Myra alles ihr hinterlassen hatte. Bei Myras Sohn und dessen Frau hatte es für Zorn gesorgt, in der Gegend für eine Menge Klatsch und abfällige Bemerkungen.
»Sie haben ja meine Nummer. Geben Sie mir Bescheid, wenn die Scheibe fertig ist«, sagte Kate, die keine Lust hatte, das Gespräch fortzusetzen.
Derek wirkte verärgert darüber, dass Kate ihm nicht mehr zugestehen wollte.
Er nickte knapp, stieg in sein Auto, fuhr davon und ließ sie in einer schwarzen Rauchwolke zurück.
Hustend wischte sie sich über die Augen, bevor sie das leise Klingeln ihres Handys hörte. Sie eilte über die Straße zu einem gedrungenen quadratischen Gebäude. Das Erdgeschoss beherbergte den noch über den Winter geschlossenen Laden des Campingplatzes. Kate stieg eine Treppe an der Seite des Gebäudes hinauf in den ersten Stock und betrat die kleine Wohnung, in der Myra gelebt hatte. Mittlerweile nutzte Kate sie als Büro.
Entlang der Rückseite des Gebäudes erstreckte sich eine Fensterreihe mit Blick auf den Strand. Die gerade herrschende Ebbe hatte schwarze, algenbewachsene Felsen freigelegt. Rechts bildete eine Reihe von aufragenden Klippen den Rand der Bucht. Dahinter lag das Universitätsstädtchen Ashdean, das man an diesem klaren, sonnigen Tag deutlich ausmachen konnte. Als Kate den Schreibtisch erreichte, verstummte das Telefon.
Der verpasste Anruf stammte von einer Festnetznummer mit einer Vorwahl, die sie nicht kannte. Sie wollte gerade zurückrufen, als eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter erschien. Kate hörte sie ab. Eine ältere Frau mit kornischem Akzent hatte sie hinterlassen. Sie klang nervös und sprach stockend.
»Hallo . Ich habe Ihre Nummer online gefunden . Also, ich hab gesehen, dass Sie gerade Ihre eigene Privatdetektei eröffnet haben . Mein Name ist Bev Ellis. Ich rufe wegen meiner Tochter an, Joanna Duncan. Sie war Journalistin und wird seit fast dreizehn Jahren vermisst . Sie ist einfach verschwunden. Die Polizei hat nie herausgefunden, was mit ihr passiert ist, aber sie ist verschwunden. Nicht durchgebrannt oder so . Dazu hatte sie keinen Grund, bei ihr ist alles wunderbar gelaufen. Ich möchte jemanden engagieren, der herausfinden kann, was mit ihr passiert ist. Was aus ihrer Leiche geworden ist.« An der Stelle wurde die Stimme brüchig. Die Frau verstummte kurz, holte tief Luft und schluckte laut. »Bitte rufen Sie mich zurück.«
Kate hörte sich die Nachricht erneut an. So, wie die Stimme der Frau klang, hatte sie der Anruf offenbar eine Menge Überwindung gekostet. Kate öffnete ihren Laptop, um den Fall zu googeln. Dann zögerte sie. Es erschien ihr besser, diese Frau sofort zurückrufen. In der Nähe von Exeter gab es zwei alteingesessene Detekteien mit schicken Websites und Büros, an die sie sich ebenfalls wenden könnte.
Bevs Stimme klang immer noch zittrig, als sie ans Telefon ging. Kate entschuldigte sich dafür, dass sie den Anruf verpasst hatte, und sprach der Frau ihr Beileid zum Verlust ihrer Tochter aus.
»Danke«, sagte Bev.
»Wohnen Sie in der Gegend?«, erkundigte sich Kate, während sie nach »Joanna Duncan vermisst« googelte.
»Wir sind in Salcombe. Etwa eine Stunde entfernt.«
»Salcombe ist wirklich schön«, meinte Kate, während sie die Suchergebnisse überflog, die auf dem Bildschirm erschienen waren. Zwei Artikel vom September 2002 in den West Country News verkündeten:
Verzweifelter Aufruf einer Mutter nach Zeugen bezüglich des Verschwindens ihrer Tochter, der Lokaljournalistin Joanna Duncan, in der Nähe des Zentrums von Exeter.
Wo ist Jo?
Telefon beim Auto im Parkhaus Deansgate gefunden
In einem anderen Artikel der Sun hieß es:
Lokaljournalistin aus West Country verschwunden
»Ich wohne hier bei meinem Lebensgefährten Bill«, erklärte Bev. »Wir sind schon seit Jahren zusammen, aber ich bin erst vor Kurzem bei ihm eingezogen. Vorher hab ich in der Moorside-Siedlung am Stadtrand von Exeter gewohnt . Ist völlig anders dort.«
Eine weitere Schlagzeile vom 1. Dezember 2002, in der erwähnt wurde, dass Joanna seit fast drei Monaten als vermisst galt, erregte Kates Aufmerksamkeit.
Fast alle Artikel benutzten das gleiche Foto von Joanna Duncan, das sie am Strand vor blauem Himmel und makellos weißem Sand zeigte. Sie hatte strahlend blaue Augen, hohe Wangenknochen, eine ausdrucksstarke Nase und leicht vorstehende Schneidezähne. Auf dem Foto lächelte sie. Hinter ihrem linken Ohr steckte eine große rote Nelke, in der Hand hielt sie eine halbierte Kokosnuss mit einem Cocktailschirm darin.
»Joanna war also Journalistin?«, fragte Kate.
»Ja. Für die West Country News. Sie war auf dem Weg nach oben. Wollte nach London ziehen und für eine der Boulevardzeitungen arbeiten. Sie hat ihre Arbeit geliebt. Hatte eben erst geheiratet. Jo und ihr Mann Fred wollten Kinder . Sie ist am Samstag, dem 7. September, verschwunden. Davor war sie in Exeter bei der Arbeit. Gegen halb sechs ist sie gegangen. Einer ihrer Kollegen hat gesehen, wie sie das Gebäude verlassen hat. Von dort sind es höchstens fünfhundert Meter bis zum Parkhaus. Aber irgendwo auf dem Weg dorthin ist etwas passiert. Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst . Ihr Auto haben wir im Parkhaus gefunden. Ihr Telefon hat darunter gelegen. Die Polizei hat gar nichts. Keine Verdächtigen. Fast dreizehn Jahre lang haben die Behörden weiß Gott was gemacht. Und dann hat man mir letzte Woche telefonisch mitgeteilt, dass der Fall nach zwölf Jahren jetzt zu den Akten gelegt wird. Die haben den Versuch aufgegeben, Jo zu finden. Aber ich muss wissen, was mit ihr passiert ist. Mir ist bewusst, dass sie wahrscheinlich tot ist. Trotzdem will ich sie finden und ordentlich bestatten. Ich habe im National Geographic einen Artikel darüber gelesen, wie Sie die Leiche einer jungen Frau gefunden haben, die vor zwanzig Jahren verschwunden ist . Dann habe ich Sie gegoogelt...
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