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Die Hauptpersonen der hier folgenden Lebens- und Liebesgeschichte sind neben der im Titel genannten Gräfin drei Männer, die unterschiedlichen Alters, Berufs, Herkommens und Charakters waren, aber sowohl den Gegenstand ihrer Liebe gemeinsam hatten als auch das Erleben und Erleiden einer politischen Hoffnungsphase, die wie üblich ihr Ende in einer Enttäuschung fand.
Erzählt wird diese Geschichte aber nicht wegen der historischen Lehren, die man vielleicht aus ihr ziehen könnte, sondern einzig und allein ihrer Hauptperson wegen, der der Erzähler schon bei der ersten Begegnung verfallen war. Nicht um mit ihr ein weiteres Denkmal für eine Vorkämpferin der Frauenrechte zu errichten oder aber ihre dazu nicht passenden Eigenschaften zu rügen, sondern um ihr persönlich näherzukommen, hat er in der Erforschung ihres Lebens nicht nachgelassen, und aus reiner Freude darüber, von seiner zwei Jahrhunderte überbrückenden Liebe reden zu können, erzählt er auf den folgenden Seiten alles aus ihrem Leben, das zu erkunden ihm in vielen hundert Stunden des Suchens und Lesens möglich war. Die Geheimnisse, die einige Abschnitte ihres Lebens umgeben, hat er weder vollständig lüften können noch wollen, sie vielmehr, weil sie es so wollte, respektiert.
Ein Loblied auf die schönere und vielleicht auch bessere Hälfte der Menschheit, das dem Erzähler durchaus nahegelegen hätte, ist durch die treue Wiedergabe des dokumentarisch Belegten zwar verhindert worden, aber dass hier auch Zuneigung die Feder führte, ist offensichtlich, entschuldigt sich jedoch durch die Quellen, denen hier nacherzählt wird. Denn in ihnen erstrahlt das Bild der Gräfin in hellem Licht. Fast alle Männer und Frauen, die Nachrichten über sie hinterlassen haben, waren solche, die sie verehrten oder auch liebten, also nur Gutes über sie dachten, sagten und schrieben. Und die schriftlichen Hinterlassenschaften der allseits Verehrten, die diesen Glanz vielleicht hätten trüben können, sind viel zu geringfügig dafür.
Zu Lebzeiten der Gräfin Elisa oder Elise, deren vollständiger Name Elisabeth Davidia Margaretha Gräfin von Ahlefeldt-Laurvig lautete, wurde viel geschrieben, die Kreise, in denen sie sich bewegte, waren schreibfreudig in besonderer Weise, und bei Frauen ihres Schlages, also bei solchen, die auf Grund ihrer Vermögenslage den Ausbruch in die Selbstbestimmung wagen konnten, war die Hochschätzung eigner Schreibkünste meist nicht gering. Viele ihrer Zeitgenossinnen, von denen nicht wenige neben Briefen auch Bücher schrieben, waren ängstlich auf die sichere Bewahrung ihrer brieflichen und literarischen Hinterlassenschaften bedacht. Denkt man zum Beispiel an Rahel Levin, die unter Mithilfe ihres späteren Mannes Karl Varnhagen schon in jüngeren Jahren ihre eignen Briefe, von deren literarischem Wert sie überzeugt war, möglichst vollständig wieder an sich zu bringen und zu archivieren versuchte, so lässt der kümmerliche und zerstreut aufbewahrte Nachlass der Gräfin Elise doch wohl vermuten, dass sie keinen Wert darauf legte, als Frau von Bedeutung in der Nachwelt weiterzuleben, also von wohltuend bescheidener Wesensart war.
Ihre Schönheit, die bei ihrer Wahl zur Titelheldin dieser Erzählung ja auch eine Rolle spielte, wurde in allen ihren Lebensaltern sowohl von Männern als auch von Frauen gepriesen, und zwar nicht nur das Gutgewachsene, lebenslang Schlanke und Zarte, Schmalgesichtige, Blonde und Blauäugige, sondern auch die Eigenart, nur Geist- und Seelenverwandten zugänglich zu sein. Nur jene Frauen und Männer, die ihrer wert waren und die Entsprechung des äußeren Glanzes im Innern erahnen konnten, waren von der Schönheit der Gräfin entzückt. Und dieses Entzücken konnte Jahre und Jahrzehnte hindurch anhalten, weil das Altern sie nicht entstellte, sondern nur aus der jungen Schönen eine ältere, nicht weniger Schöne entstehen ließ. Nicht reizend oder gar aufreizend war diese Schönheit, sie war voller Würde und forderte Abstand, und nicht selten war auch davon die Rede, dass aus ihren Augen neben Klugheit auch Gemütstiefe abzulesen war. Da zwei ihrer Verehrer beiläufig erwähnten, dass nur ihr Mund zu dieser Art von Schönheit nicht recht gepasst habe, lässt sich vermuten, dass er für zu groß und üppig gehalten wurde; denn der damalige Zeitgeschmack war auf kleine, niedliche Münder aus. Aber diese Frage kann heute nicht mehr entschieden werden, denn die zwei bekannten Bildnisse der Gräfin, von denen eines, ein vermutlich nach einem Gemälde angefertigter Stahlstich, ihre erste, von Ludmilla Assing geschriebene Biographie schmückte, zeigen davon nichts. Zur Illustrierung ihrer Lebensgeschichte scheint ein im Kopf des Lesers entstehendes Bild besser geeignet zu sein.
Elisa Gräfin von Ahlefeldt-Laurvig. Stahlstich, 1816. Künstler unbekannt.
Dass ihre Schönheit von einem ihrer Bewunderer nordisch genannt wurde, kann etwas mit dessen Vorliebe für Germanisches zu tun haben, es kann aber auch vielleicht nur Hinweis auf ihre Herkunft sein. Denn geboren war sie als Dänin, und zwar in einer Familie, die in der Hierarchie der Standesgesellschaft ziemlich weit oben, gleich unter dem König rangierte und reich begütert war. Ihr Vater, Frederik Graf von Ahlefeldt-Laurvig, bekleidete den Rang eines Kammerherrn am königlichen Hofe und den militärischen eines Generalmajors. Begütert war er auf Langeland, der langgestreckten Insel zwischen Lolland und Fünen, deren Sandstrände heute auch mancher deutsche Urlauber kennt und schätzt. Das auf einem Hügel stehende Schloss, auf dem die Ahlefeldts seit dem 17. Jahrhundert die Herren waren, ist aus einer mittelalterlichen Festungsanlage entstanden, von der noch immer Wall und Graben zeugen, während dem Schloss selbst im 19. Jahrhundert ein neogotisches Äußeres aus rotem Backstein gegeben worden ist. Um die Festungsanlage herum hat sich eine Ortschaft gebildet, die wie das Schloss den Namen Tranekaer trägt. In diesem Schloss, von dem aus man aufs freie Meer blicken konnte, wurde Elisa am 17. November 1788 geboren und wuchs, da ein älterer Bruder bald nach der Geburt schon gestorben war, als Einzelkind auf.
Schloss Tranekaer. Ansichtspostkarte, etwa 1925.
Ihre Mutter Charlotte Louise, geborene von Hedemann, entstammte einer deutschen Familie, die in Schleswig-Holstein, das damals zur dänischen Monarchie gehörte, beheimatet war. Sie war 1762 auf dem Gut Hemmelmark bei Eckernförde geboren und aufgewachsen (auf jenem Gut also, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Großadmirals Prinz Heinrich von Preußen, des jüngeren Bruders Kaiser Wilhelms II., gekommen war). Als Dreiundzwanzigjährige hatte sie den stattlichen und wohlhabenden Grafen geheiratet, der wie sie Musik, Literatur und besonders auch das Theater liebte, war aber später von ihm bitter enttäuscht worden, weil er von ehelicher Treue nichts hielt. Elisa, die erst älter werden musste, um vom Unglück ihrer Mutter etwas zu merken, verlebte im Schloss am Meer und im Stadthaus der Ahlefeldts in Odense, in das man sich in der kalten Jahreszeit zurückzog, eine glückliche Kindheit, auch weil ihr Vater, den sie nicht weniger als die Mutter liebte, sie zwar standesgemäß, aber doch freizügig erzog. Ihre Reitkünste wurden ebenso bewundert wie ihre Singstimme, mit der sie in Hauptpartien von kirchlichen Oratorien glänzte, und wie ihr Vater wirkte sie auch gelegentlich bei Theateraufführungen mit. Da ihr Vater die Geselligkeit liebte, kam sie auch mit Kaufleuten, Seefahrern und Künstlern zusammen, wusste sich unter Standespersonen so sicher zu bewegen wie unter Bediensteten und unter Schauspielern, von denen das Schloss oft bevölkert war. Deutsch lernte sie nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch im Umgang mit anderen, weil damals im dänischen Adel die deutsche Sprache als vornehm galt. Unterrichtet wurde sie von einer Hamburgerin, Marianne Philipi mit Namen, die schnell das Vertrauen des Kindes erwerben konnte, der Heranwachsenden zur älteren Freundin wurde und von der erwachsenen Elisa später noch manchmal besucht wurde, wenn sie nach Hamburg kam. Ihr hatte Elisa neben einer umfassenden Bildung auch die Liebe zur deutschen Literatur zu verdanken, die später dann auch bewirkte, dass sie wie eine Deutsche fühlte und bei aller Ehrfurcht vor ihrer Herkunft ohne aristokratischen Hochmut war. Als Muttersprache aber hat sie auch im Alter noch das Dänische betrachtet, und ihrer holsteinisch gefärbten Aussprache des Deutschen merkte man noch im Alter die dänische Herkunft an.
Wie im preußischen Könighaus die Erstgeborenen immer Friedrich, Wilhelm oder Friedrich Wilhelm zu heißen hatten und bei den dänischen Königen seit dem 16. Jahrhundert die Frederiks und Christians einander ablösten, so wechselten auch bei den auf Tranekaer herrschenden Grafen die Christians mit den Frederiks ab. Ein Frederik war auch Elisas Vater, der zu jenen Gestalten der Familien- und Landesgeschichte gehörte, die die Nachwelt so schnell nicht vergisst. Er und seine Vor- und Nachfahren erhielten, um sie trotz ihrer immer gleichen Vornamen von-einander unterscheiden zu können, sprechende Beinamen, wie Knotengraf, alter Graf, Excellenz oder Theatergraf. Elisas Vater aber, der auch Theatergraf hätte heißen können, weil er das Theater liebte, es häufig besuchte, auf sein Schloss holte und in ihm mitspielte, hieß der kriegerischen Zeiten wegen, in denen er sich auch als Offizier zu bewähren hatte, der General.
Frederik Graf von Ahlefeldt-Laurvig, Elisas Vater. Künstler unbekannt.
Charlotte Louise Gräfin von...
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