Schweitzer Fachinformationen
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»Das Internet ist möglicherweise nur eine vorübergehende Modeerscheinung.«2
Titel der Daily Mail am 5. Dezember 2000
Im Februar 2020 führte ich kurz vor Beginn der Corona-pandemie zwei fast identische Telefonate. Unabhängig voneinander baten mich zwei Bekannte um eine ehrliche Einschätzung ihrer Social-Media-Aktivitäten. Ihre Ausgangslagen waren sehr unterschiedlich: Person A war seit Kurzem auf YouTube aktiv und hatte begonnen, aufwendige Videos zu produzieren - die Resultate waren ernüchternd. Person B war auf Social Media bislang noch gar nicht in Erscheinung getreten. Instagram wurde lediglich für den Austausch mit den rund 500 privaten Kontakten genutzt. Ich schlüpfte also in die Rolle des Social-Media-Beraters und stellte beiden meine Lieblingsfrage. Ob Mensch oder Marke, mit dieser Frage finde ich bei einem Kennenlerngespräch heraus, was mein Gegenüber möchte und ob eine Zusammenarbeit Sinn machen könnte: »Stell dir vor, dass du ab heute auf Social Media Gas gibst. Unabhängig von Plattform oder Content-Strategie spulen wir jetzt die Zeit um zwölf Monate nach vorne. Wir haben jetzt Februar 2021 und du blickst auf ein Jahr Social Media zurück: Woran erkennst du, dass das, was du auf Social Media machst, erfolgreich ist?«
Für Person A war die Sache klar: Aufgrund einer beruflichen Neuorientierung ging es der Person darum, mit ihrem neuen Thema zunächst an Bekanntheit zu gewinnen. Zudem sollte eine solide Social-Media-Reichweite das Fundament für zukünftige unternehmerische Aktivitäten legen. Person B wollte sich mit einem Coaching-Angebot mittelfristig selbstständig machen und über Social-Media-Kunden gewinnen. Ihr war bewusst, dass es klüger ist, ohne Verkaufsdruck eine Community aufzubauen, als mit null Followern dann anzufangen, wenn die Gehaltsabrechnungen des gekündigten Arbeitsverhältnisses ausbleiben.
Ich weiß nicht, wie oft ich diese Frage schon gestellt habe, doch bislang ließen sich die Antworten immer in zwei Gruppen einordnen: Branding und Business! Der einen Gruppe geht es wie Person A um Branding, also Follower gewinnen, Engagement erhöhen oder die Reputation und Sichtbarkeit der eigenen Marke in einer Branche ausbauen. Der anderen Gruppe geht es wie Person B um Business. Es werden dann Ziele genannt wie Kunden gewinnen, App-Downloads generieren oder die Bewerberzahl erhöhen. Meine zwei Bekannten bekamen von mir im Februar 2020 exakt die gleiche Einschätzung:
»In deinem Thema gibt es auf Plattformen wie Instagram und YouTube ohne Ende Konkurrenz - du bist einer von vielen. Hast du schon einmal über TikTok nachgedacht? Während die meisten die Plattform noch belächeln, hast du die Chance, dir in kurzer Zeit einen Namen in deiner Branche zu machen. Hier kannst du Pionier sein. Deine Selbstständigkeit wird davon profitieren! Wenn ich du wäre, gäbe es für mich in den nächsten zwölf Monaten nur eine Strategie: All-in TikTok!«
Während ich diese Zeilen schreibe, sind gut zweieinhalb Jahre vergangen. Draußen sind es ungemütliche 13 Grad und auch wenn sich die Sonne zur Abwechslung nochmal zeigt, kündigt der Herbst langsam, aber sicher das Jahresende von 2022 an. Sowohl Person A als auch Person B waren nach unserem Telefonat und meiner ehrlichen Einschätzung Feuer und Flamme. »All-in TikTok« war die Devise. Und nun die spannende Frage: Was ist daraus geworden?
Person A folgen plattformübergreifend mittlerweile über 800 000 Menschen - Tendenz stark steigend. Neben lukrativen Kooperationen mit Unternehmen zieren ein Spiegel-Bestseller, zahlreiche Intervieweinladungen von ZDF, SZ & Co. und eigene Online-Produkte den unternehmerischen Lebensweg der letzten zweieinhalb Jahre. Zudem hat sich Person A, die du im weiteren Verlauf des Buches noch kennenlernen wirst, ein kleines Team aufgebaut, das sie beim Aufbau und der Vermarktung der Reichweite unterstützt. Noch einmal zur Erinnerung: Angefangen hat alles mit kurzweiligen Videos auf TikTok im Frühjahr 2020. Und Person B? Ihr folgen plattformübergreifend mittlerweile, ähm . wie soll ich das sagen. Ihr folgen immer noch dieselben 500 privaten Kontakte wie vor zweieinhalb Jahren.
Bevor wir ausführlich darüber sprechen, wie es jemandem gelingt, von null auf mehrere Hunderttausend Follower zu wachsen, medienübergreifend an Bekanntheit zu gewinnen und lukrative Einnahmequellen zu erschließen, möchte ich mir die Zeit nehmen und auf Person B eingehen.
Ist das nicht schade? Obwohl beide Feuer und Flamme waren, hat nur Person A die vergangenen zweieinhalb Jahre genutzt, die tektonischen Platten der beruflichen Laufbahn zu verschieben. Von Person B bekam ich in zweieinhalb Jahren nicht mehr als ein Probevideo zu sehen. Selbst meine Brandrede im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens Mitte 2021 änderte nichts daran, dass aus »All-in TikTok« bis heute nichts geworden ist. Woran liegt das? Warum wurde das unglaubliche Potenzial so leichtfertig verschenkt? Wie viele Kunden hätte Person B wohl schon aus ihren Followern gewinnen können?
Natürlich gibt es gute Gründe, die das Verpassen einer solchen Chance rechtfertigen. Insbesondere im Zuge unseres Coaching-Programms in unserer Akademie bekommen wir die Alltagsrealität vieler Kunden mit: Wenn sich bei einem alleinerziehenden Elternteil der kleine Sohnemann das Bein bricht, sind die geplanten TikTok-Videos erst einmal nicht mehr wichtig. Wenn die nebenberufliche Arbeit an der aussichtsreichen Selbstständigkeit plötzlich von einer überraschenden Kündigung konterkariert wird, geht es nicht mehr darum, Zeit in den Abendstunden freizuschaufeln, sondern darum, wieder festen finanziellen Boden unter den Füßen zu bekommen. Wenn eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird, spielt es keine Rolle mehr, welche fünf Dinge es zu Beginn eines Videos zu beachten gilt, um aus der Masse hervorzustechen. Ja, Social Media ist wichtig, immerhin geht es in vielen Fällen um mehr als nur ein Hobby - es geht darum, die geschäftliche Existenz zu sichern, eine unternehmerische Perspektive zu gewinnen oder berufliche Erfüllung zu finden. Aber nein, Social Media ist nicht alles. Es geht nicht um Leben und Tod.
Das ist nicht nur mir, sondern auch Person B bewusst. Deswegen weiß Person B auch genau, dass es in ihrem Fall keinen der oben beispielhaft angeführten »guten« Gründe gibt, die die verpassten zweieinhalb Jahre rechtfertigen würden. Und vermutlich können sich nur die wenigsten Menschen, die sich auf Social Media schon einmal viel vorgenommen, aber wenig bis nichts umgesetzt haben, auf einen dieser »guten« Gründe berufen. Vielmehr machen wir es uns hinter der Fassade von »zu wenig Zeit« oder »zu viel zu tun« gemütlich. Wenn wir ehrlich sind, sind das meistens Ausreden, und sich damit zu beschäftigen, wäre Symptombekämpfung. Es wird Zeit, hinter die Fassade zu blicken.
Dafür habe ich meine Erfahrung aus zahlreichen Projekten, Coachings und Gesprächen Revue passieren lassen und sechs tieferliegende Glaubenssätze identifizieren können, die dazu führen, dass jemand Social Media gar nicht oder nur sehr zögerlich nutzt. Das Ergebnis hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist eine Mischung aus inneren Blockaden, persönlichen Ängsten und weitverbreiteten Vorbehalten:
Ich bin nicht gut genug.
Ich will keinen Seelenstriptease machen.
Ich bin zu alt dafür.
Ich will nicht süchtig werden.
Ich brauche mehr Zeit.
Ich brauche das nicht.
Kommt dir das bekannt vor? Ganz ehrlich: Kaum jemand ist davor gefeit. Beinahe wäre auch ich zu Beginn meiner Social-Media-Karriere einem dieser Glaubenssätze zum Opfer gefallen. Heute bin ich froh, dass aus dem Glaubenssatz keine selbsterfüllende Prophezeiung geworden ist. Dennoch erlebe ich viele Menschen, die sich selbst im Weg stehen, denn die sechs Glaubenssätze sind destruktiv. Sie halten viel zu viele Menschen davon ab, in Social Media das zu sehen, was es ist: eine historische Chance, um sich persönlich zu entfalten und beruflich erfolgreich zu sein.
Auch wenn Person B versucht hat, mir glaubwürdig zu vermitteln, dass in den letzten zweieinhalb Jahren einfach zu viel zu tun gewesen sei, bin ich mir bei zwei Dingen sicher:
Das ist eine Ausrede.
Wir werden herausfinden, auf welchen dieser sechs Glaubenssätze der wahre Grund zurückzuführen ist.
Person B hatte es wieder nicht getan. Kurz nach Beginn des Zoom-Calls war klar, dass unsere Tipps und Empfehlungen für den Start eines neuen TikTok-Kanals wieder nicht umgesetzt worden waren. Wie schon in den letzten Wochen hatte sie kein Video hochgeladen. Was bringt die beste Videoidee, wenn sie nicht verwirklicht wird? Was bringt die gelungenste Content-Strategie, wenn sie nicht umgesetzt wird? Ideen sind wertlos; Machen macht den...
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