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FOLGE 6: ZEITEN DES GLÜCKS
Gerade als Sienna heimlich von Aubreys End fliehen will, beobachtet sie, wie Simon Bradford Lady Celia entführt. Sie eilt der Lady zu Hilfe, wird dabei schwer verletzt und zurück nach Aubreys End gebracht. Droht ihr Geheimnis nun endgültig aufzufliegen? Wird ihr Ziehvater sie doch noch finden? Und wie wird Edmond auf die Wahrheit reagieren?
DIE SERIE:
England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.
Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.
Als der beginnende Tag sich durch ein orangefarbenes Band am Horizont ankündigte, kroch Sienna aus der Ecke in Samsons altem Stall hervor, in dem sie die Nacht verbracht hatte. Matt erhob sie sich und strich den Schmutz von Kleid und Mantel. Ihr war übel, und sie hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen würde wanken. Mit klammen Fingern griff Sienna nach ihrer Tasche und stellte sich dann hinter die Bretterwand des Stalls, um die Umgebung zu erkunden. Dabei glitt ihr Blick hoch zur Fensterfront, zu dem Fenster, hinter dem sie Edmond gesehen hatte.
Alles in ihr war kalt und leer, denn erst jetzt begriff sie, was Edmond für Tess empfinden musste, wenn er bereit war, sie trotz allem Ungemach zu heiraten.
Nie würde sie sein Gesicht vergessen, wie es ausgesehen hatte in jenem Moment, als sie sein Herz gebrochen hatte. Aber Tess war tot, und Sienna würde niemals seiner Liebe würdig sein. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, doch sie presste die Faust gegen die Lippen, um es zurückzuhalten. Sie hatte keine Zeit, sich ihrem Kummer hinzugeben. Bald würde es hell werden und Aubreys End erwachen. Bis dahin musste sie weit genug fort sein, denn Jane würde sie sicher schon vermissen.
Das orangefarbene Band am Horizont wurde heller und bedeutete Sienna, dass sie sich beeilen musste. Sie lehnte sich etwas aus ihrem Versteck nach vorne. Aber niemand war zu sehen. Ihre Finger fuhren in ihre Manteltasche und zogen den Eisenring mit der Klinge hervor. Von nun an würde dies ihr einziger Schutz sein vor was auch immer kommen mochte.
Sienna atmete tief durch, dann rannte sie so schnell sie konnte in Richtung Küchengarten. Vor dem weiß gestrichenen Tor blieb sie atemlos stehen. Ihr Blick fiel auf die Stallungen, ein letztes Mal. Dann drehte sie sich um. Und für einen Moment ließ sie den Anblick des Hauses auf sich wirken. Wenn es nur nicht so schmerzen würde, dies alles hinter sich lassen zu müssen. Edmond hinter sich zu lassen. Doch der Moment verging, und Siennas Überlebenswillen meldete sich.
Eilig kletterte sie über das Tor und lief über den gepflasterten Weg in die Wiese hinein. Die Weggabelung nach Maltune lag vielleicht hundert Schritte vom Haupteingang entfernt, direkt seitlich, an der gepflasterten Allee. Es war der Weg, den ihr die Wirtin aus dem goldenen Krug damals beschrieben hatte, als sie unterwegs nach Aubreys End gewesen war, und den Sienna nicht gefunden hatte. Das Gras auf der Wiese stand so hoch, dass sie nur mühsam vorankam.
Nervös blickte Sienna hoch zum Haus, jeden Moment konnte sich dort ein Fenster öffnen und jemand sie trotz des Dämmerlichts entdecken. Erst als sie die Wiese überquert hatte und sich im Schatten einer kleinen Baumgruppe verstecken konnte, atmete sie auf. An jedem anderen Tag wären die Knechte schon vor dem Haus bei der Arbeit gewesen und hätten Siennas Flucht unmöglich gemacht, aber nicht heute. Vermutlich schliefen die drei noch irgendwo ihren Rausch aus, hoffte Sienna und lief so schnell sie konnte weiter. Und sie hatte Glück, denn weder vor dem Haus noch beim Stall der Kurierpferde war eine Menschenseele zu sehen.
Erleichtert lief sie auf die linke Seite der gepflasterten Straße und dort im Schatten der Büsche weiter. Keinen Moment zu früh, denn nun erhob sich die Sonne hell strahlend über den Horizont. Ihr goldenes Licht vertrieb die grauen Schemen der Dämmerung und ließ Sienna ihren Weg besser erkennen. Erneut beschleunigte sie ihre Schritte, denn bis nach Maltune war es noch weit. Doch als die Weggabelung in ihre Nähe kam, traute sie ihren Augen nicht. Sienna schreckte zurück und drückte sich tief in das Geäst eines Busches.
»Nein!«, rief eine Frauenstimme. »Lass mich los! Wenn Edmond das erfährt, wird er dich fordern.«
»Verdammt, Simon, dein Elixier wirkt überhaupt nicht, wie du es versprochen hast«, hörte Sienna eine andere Frauenstimme sagen. Vorsichtig schob sie sich nach vorne und sah einen Mann, der Lady Celia mit seinen Armen umklammerte.
»Wir haben sie aus dem Haus bekommen, und jetzt halt den Mund, Ariana. Hilf mir lieber sie in den Wagen zu verfrachten«, keuchte der Mann, der Mühe hatte, die sich wehrende Celia unter Kontrolle zu bringen.
»Hilfe, Edmond!«, schrie Celia.
Was aber nur dazu führte, dass der Mann sie an den Haaren packte und sie ganz nah zu sich heranzog. Dann holte er aus seiner Jackentasche ein Messer hervor, das er ihr drohend vors Gesicht hielt. Etwas weiter hinten stand ein Einspänner, dessen Zugpferd nervös zu tänzeln begann. Ein Mann saß auf dem Bock, machte jedoch keine Anstalten den beiden zu helfen.
»Verdammt noch mal! Hör auf«, herrschte der Mann Celia an, die begonnen hatte, ihn zu treten.
»Nein, lass mich los. Wenn Edmond das erfährt«, setzte sich Edmonds Schwester weiter zur Wehr. »Ariana, das werde ich dir nie verzeihen und Edmond auch nicht. Das wird dir noch leidtun«, rief Celia der Frau zu, die Sienna als Lady Bradford erkannte, als diese versuchte, Celias Hände zu packen.
»Jetzt reicht es aber«, schnaufte der Mann und hielt ihr das Messer nun direkt an die Kehle. »Kein Mucks mehr, Celia, oder ich zerschneide dir das Gesicht. Dann wirst du mich auf Knien anbetteln, dass ich dich heirate«, drohte er ihr.
Celias Widerstand erlahmte augenblicklich.
Atemlos sah Sienna auf die Szenerie. Sie haderte mit sich selbst. Wenn sie eingriff und Celia half, zu entkommen, würde ihre eigene Flucht scheitern. Aber wenn sie es nicht tat? Wollte sie wirklich ihr neues Leben mit einer solchen Herzlosigkeit beginnen? Und was würde mit Edmond geschehen, wenn seiner Schwester ein solches Leid widerfuhr? Der Gedanke an ihn wischte alle Bedenken zur Seite. Sienna stellte mit einem bangen Gefühl ihre Tasche ab und sah sich um, aber vor dem Haupteingang war niemand zusehen. Mit klopfendem Herzen rannte sie los.
»Beeil dich Simon, wenn sie jemand gehört hat«, drängte Ariana ihren Bruder, der es endlich geschafft hatte, Celia unter seine Kontrolle zu bringen. Ariana sah, wie sich die Klinge des Messers gegen Celias weißen Hals drückte. Es waren nur noch wenige Meter bis zum Einspänner, auf dessen Bock ein nachlässig gekleideter Mann saß, der ihnen mit stierem Blick zusah, während sie Celia in seine Richtung drängten.
»Wer ist das? Und warum hilft er uns nicht?«, fragte sie leise ihren Bruder, mit Blick auf den Mann.
»Er schuldet mir einen Gefallen und wird nur für den Einspänner bezahlt. Mehr brauchst du nicht zu wissen«, antwortete ihr Bruder harsch.
»Ich schwöre euch bei Gott und allem, was mir heilig ist, das werdet ihr büßen«, krächzte Celia mühevoll und bedachte Ariana mit einem hasserfüllen Blick.
»Mitnichten Liebste, du wirst morgen Edmond einen Brief schreiben, in dem stehen wird, dass du deine Liebe für mich entdeckt hast und deshalb mit mir durchgebrannt bist«, entgegnete Simon schadenfroh und zog sie weiter mit sich.
»Niemals, Edmond weiß, dass ich dich verabscheue!« Celia spie die Worte förmlich aus.
»Das mag sein, aber entweder wir heiraten, oder ich setze dich mit Freuden der Schande aus. Diese Entscheidung überlasse ich ganz dir«, drohte er ihr.
Mit zunehmender Nervosität sah Ariana sich immer wieder um. Die Zeit lief ihnen davon, denn die Sonne war bereits aufgegangen. »Beeil dich Simon, wir müssen weg von hier.«
»Du siehst doch wohl, dass ich beschäftigt bin, oder?« Er packte Celias Haar fester. Jetzt waren es nur noch ein paar Schritte bis zum Einspänner.
»Ich werde Edmond sagen, dass du bei diesem schändlichen Unterfangen geholfen hast, Ariana.«
Ariana wich Celias hasserfülltem Blick aus. »Schaff sie endlich in den Wagen, damit wir fahren können«, trieb sie ihren Bruder weiter an.
»Nein, ich will nicht.« Celia mobilisierte ihre letzten Kräfte.
»Oh doch, du willst«, keuchte Simon auf und schob sie näher an das Gefährt heran.
»Nein«, fauchte Celia und begann, verzweifelt um sich zu treten.
»Verdammt!«, rief Simon, als er plötzlich stolperte. Ariana wollte schon einen ärgerlichen Kommentar abgeben, als sie mit Entsetzen wahrnahm, dass sich jemand auf Simon stürzte und ihn zu Fall brachte. Das Messer fiel ihm aus der Hand, als er mit einem Aufschrei zu Boden fiel. Dann stöhnte er schmerzvoll auf und hielt sich die Wange mit der Hand. Durch die Finger rann Blut.
»Mylady, lauft!«, hörte Ariana den Angreifer ihres Bruders rufen und erkannte erstaunt, dass es ein junges Mädchen war. Ungläubig sah sie auf Celia, die plötzlich frei war. Das Mädchen griff Edmonds Schwester am Arm und zog sie mit sich fort. Einem Impuls folgend hob Arianna das Messer auf und lief den beiden hinter her.
»Nein, du bleibst hier!«, rief sie von Panik erfüllt aus. Celias geschwächter Körper verhinderte, dass sie schnell vorankamen, und so hatte Ariana keine Mühe, die Mädchen einzuholen. Wenigstens das hatte Simons Elixier bewirkt, dachte sie bitter, als sie Celias Arm packen wollte. Doch das Mädchen an ihrer Seite versetzte ihr einen Stoß, der sie ins Straucheln brachte. Als sie ihrer Angreiferin ins Gesicht sah, erkannte sie das Mädchen und blieb wie versteinert stehen. Es war Edmonds Flittchen!
»Ariana, Celia darf nicht zurück zum Haus, du musst sie aufhalten!«, hörte sie plötzlich Simon rufen. Sie drehte sich zu ihrem Bruder um und sah, dass sich über seine rechte Wange ein tiefer blutiger Riss zog. Seine Worte lösten Ariana aus ihrer Erstarrung. Sie setzte sich wieder in Bewegung und hatte Celia und die Magd fast eingeholt. Ihr gelang es, Celias Arm zu packen.
»Nein!«, wehrte sich Edmonds Schwester. Die Magd drängte sich zwischen Ariana und Celia. Ariana spürte einen scharfen Schmerz, als die Fingernägel des Mädchens sich in ihren...
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