Schweitzer Fachinformationen
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Kapitel 1
»Sie haben nicht gelogen, als Sie behauptet haben, Sie seien der Beste.« Der CEO von John Zimmerman Industries überreichte ihm strahlend lächelnd einen Überweisungsbeleg. »Vor einer Stunde wurde Ihr Honorar auf Ihr Konto überwiesen zusammen mit sämtlichen angefallenen Bonuszahlungen.«
»Danke.« Calder Hudson kontrollierte die Zahlen auf dem Beleg. Die Kontonummer war korrekt, und die Summe vor dem Komma setzte sich aus sechs fetten schwarzen Ziffern zusammen.
»Scheint in Ordnung zu sein.« Calder faltete den Beleg zusammen, schob ihn in die Brusttasche seines Maßanzugs und lächelte die versammelte Geschäftsleitung an. »Es war mir ein Vergnügen, meine Damen und Herren. Darf ich JZI als Referenz angeben?«
Der CEO sprach im Namen aller Anwesenden, als er sagte: »Natürlich, natürlich. Wir werden Ihnen eine exzellente Bewertung geben.«
Calder zog eine Braue hoch. »Mit besonderem Augenmerk auf Diskretion.«
Die Gruppe lachte leise.
»Versteht sich«, sagte der CEO.
Calder nickte zufrieden, bedankte sich bei der Gruppe im Ganzen und ging dann mit gemessenen Schritten den Kreis ab, wobei er jedem Einzelnen die Hand drückte wie ein Segen spendender Geistlicher. Er wünschte allen einen schönen Abend, nahm seinen Aktenkoffer und verließ den Konferenzraum.
Bis zum Aufzug behielt er seinen trügerisch entspannten Gang und die lockere Körperhaltung bei, doch in seinem Kopf feierte er jetzt schon Mardi Gras, Baby, und er allein führte die Karnevalsparade an.
Es war eine lange Aufzugfahrt vom obersten Stockwerk des Wolkenkratzers aus Glas und Stahl im Herzen von Dallas bis in die Tiefgarage, doch noch beim Aussteigen kribbelten Calders Adern so vor Selbstverliebtheit, dass er sich mit einem Faustpumpen gratulieren musste. Sein Triumphschrei hallte durch die leere Betonhöhle.
Wie gewünscht war sein Jaguar auf einem VIP-Stellplatz in der ersten Reihe abgestellt. Mehr als drei Monate war er in einem Mietwagen herumgegurkt und darum überglücklich, wieder in seinem geliebten Sportwagen sitzen zu können.
Er küsste seine Fingerspitzen und klopfte damit aufs Autodach. »Hi, Süße. Hast du mich vermisst?« Dann streifte er den Mantel ab, legte ihn zusammen mit dem Aktenkoffer auf den Beifahrersitz, startete den Motor und lauschte mit einem wohligen Schauer dem leisen, gefährlichen Grollen, das er so vermisst hatte.
Er setzte rückwärts aus dem Parkplatz und nahm die scharfen Kurven der Auffahrt so rasant, dass die Reifen quietschten. »Bahn frei für den König der Straße«, flüsterte er und schoss mit einem süffisanten Lächeln aus der Tiefgarage.
Die Rushhour war schon vorbei, der Berufsverkehr abgeflaut. Aber es hätte ohnehin kein Autofahrer gewagt, ihm den Weg abzuschneiden. Nicht heute. Er schoss an mehreren Innenstadtkreuzungen über gelbe Ampeln und bog schließlich auf die Rampe zum Freeway.
Die untergehende Sonne färbte den Himmel mit blutorangeroten Streifen, und er setzte die Sonnenbrille auf, bevor er Shauna über die Freisprechanlage anrief.
Sie antwortete beim zweiten Läuten. »Hallooo, schöner Mann.«
»Hallooo, meine Schöne.«
»Wie ist es gelaufen?«
»Also, ich kann nicht für alle sprechen, aber für mich lief es super.«
»Ich hör es an deiner Stimme. Sie trieft nur so vor Einbildung.«
»Ich reiße mich wirklich zusammen, aber du weißt .«
»Ja, ich weiß. Ich kenne das zur Genüge, und ich finde es unerträglich.«
Er grinste. »Du erträgst es aber trotzdem, oder?«
»Nicht so hochnäsig, bitte! Wo bist du?«
»Auf dem Weg nach Hause. Und du?«
»Nach Hause? Du solltest doch hierherkommen.«
Calders gute Laune kühlte schlagartig um einige Grad ab, als ihm einfiel, dass Shauna heute Abend arbeiten sollte. Ihm wollte nur nicht einfallen, wo sie ihren Einsatz hatte. »Bist du noch im Studio?«
»Nein, wir sind schon auf dem Festgelände. Ich schlage im Übertragungswagen die Zeit tot, während die Crew alles für das Interview vorbereitet.« Sie schnaufte genervt. »Du hast es vergessen, habe ich recht? Ehrlich, Calder. Du hast versprochen, dass du kommen würdest.«
Das Volksfest. Richtig. »Ich habe gesagt, ich würde es mir überlegen.« Wobei es nichts zu überlegen gegeben hatte. Schon während seiner Antwort hatte er gewusst, dass er sich drücken würde. Er würde auf gar keinen Fall auf einen Jahrmarkt fahren. »Wie lange wirst du brauchen?«
»Wir machen das Interview eine Stunde vor Konzertbeginn. Ich will das Backstage-Flair vor dem Auftritt einfangen. Auch wenn ich nicht bis zum Ende bleiben muss, eine Weile bin ich bestimmt noch hier.«
Nichts von dem, was sie sagte, gefiel ihm. »Ich habe gerade meinen größten Auftrag abgeschlossen. Ich bin über hundert Riesen reicher, und die großen Tiere haben mir praktisch die Füße geküsst, weil sie mich bezahlen durften. Das will ich feiern, und zwar gleich.«
»Wir werden das feiern. Aber erst in ein paar Stunden, weil der Produzent in letzter Sekunde das Interview in die Zehn-Uhr-Nachrichten eingeschoben hat.«
Ein paar Stunden? »Wer ist denn so wichtig? Ist der Präsident in der Stadt?«
»Besser: Bryce Conrad.«
»Wer?«
»Nur der strahlendste Superstar am Country-Himmel.« Sie versuchte gar nicht erst, ihre Begeisterung zu verhehlen.
»Nie von ihm gehört.«
»Und ob! Ich habe dir erzählt, dass er normalerweise wahnsinnig kamerascheu ist, aber dass er mir ein Interview geben will. Wir haben mindestens zehn Minuten darüber geredet.« Eine Pause, dann: »Aber du hast nicht zugehört, war ja klar.«
»Setz mir nicht so zu, okay? Ich musste mich auf meinen Job konzentrieren. An diesem Wochenende stand für mich eine Menge auf dem Spiel.«
»Für mich auch, Calder«, fuhr sie ihn an. »Wenn du zugehört hättest, wüsstest du, dass dieses Interview mit Bryce Conrad ein echter Coup ist. Ein Riesencoup. Heute Nachmittag hat Entertainment Tonight angerufen. Sie bringen am Wochenende ein Feature über ihn und wollen ein paar Ausschnitte aus meinem Interview reinschneiden. Du bist also nicht der Einzige, der einen Supertag hatte, okay? Und danke der Nachfrage übrigens.«
Wenn sie so weitermachten, würde sein Höhenflug in einem Absturz enden. Er wollte sich seine Laune nicht durch einen Streit über einen dahergelaufenen Countrysänger vermiesen lassen. Also musste er wohl oder übel gut Wetter machen. »Na schön, tut mir leid. Ich hätte besser zuhören sollen. Das mit ET ist genial.«
Besänftigt erwiderte sie: »Selbst wenn sie mein Interview nicht verwenden, haben sie mich immerhin auf dem Radar.«
»Ein Grund mehr, heute Abend zu feiern. Wann bist du ungefähr zu Hause? Dann stelle ich den Champagner kalt.«
»Kannst du wirklich nicht herkommen wie abgemacht?«
»Auf einen Rummelplatz?« Er schnaubte. »Ernsthaft, Shauna.«
»Gut, es ist ein bisschen weit draußen, trotzdem .«
»Shit, das ist praktisch in Oklahoma.«
»Es sind fünfundvierzig Minuten, wenn du den Expressway nimmst. Bitte. Es wird bestimmt spaßig.«
»Verglichen womit? Einer Darmspiegelung? Außerdem musst du arbeiten, während ich dumm rumstehe und Taschenbillard spielen darf.«
»Bis du hier ankommst, bin ich mit dem Interview wahrscheinlich schon durch. Komm schon. Es ist so ein schöner Abend.«
»Shauna .«
»Ich hinterlege am Nordeingang, da gibt es auch reservierte Parkplätze, einen VIP-Pass für dich. Schreib mir, wenn du da bist, dann sage ich dir, wo du mich findest. Wir bleiben nur ein paar Songs, danach verschwinden wir, versprochen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, worauf ich heute Abend weniger Bock hätte als auf einen Provinzrummel. Viel Glück mit deinem Interview. Wir sehen uns später zu Hause. Bis dann.«
Calder legte auf. Seine Euphorie hatte sich in Groll und Enttäuschung aufgelöst. Er drehte das Radio lauter, ärgerte sich über den Song, der gerade lief, und schaltete es aus.
Er hatte sich in seinem Erfolgsrausch ausgemalt, wie ihn zu Hause Shaunas heißer Körper und eine Flasche eiskalter Champagner auf den Seidenlaken erwarten würden. Ein überlaufenes, verdrecktes Festgelände war das Gegenteil dieser Fantasie. Er hatte jedes Recht, eingeschnappt zu sein.
Aber nach ein, zwei Meilen auf dem Freeway nahm er den Fuß vom Gas und gestand sich zähneknirschend ein, dass er ihren Einsatz heute Abend tatsächlich verschwitzt hatte. Offenbar war dieses Interview ein Meilenstein in ihrer Karriere, und die war ihr extrem wichtig.
Sie würde schmollen oder ihn sogar mit eisigem Schweigen strafen, wenn sie heimkam. Ihm stand ein Abend in der Beziehungstiefkühltruhe bevor. An Sex wäre nicht zu denken. Ganz ohne Frage.
Und wenn er stattdessen unerwartet auf dem Volksfest auftauchte? Sie überraschen? Er würde sich entschuldigen: Ich war ein Esel. Tut mir leid. Was zwar nicht die Wahrheit wäre, trotzdem konnte er nach einer Entschuldigung auf Tauwetter hoffen und damit seine Chancen, sie flachzulegen, deutlich erhöhen, und dieser Punkt hatte oberste Priorität.
Alles in allem .
Er schwenkte direkt vor einem Sattelschlepper über dessen Spur und wurde dafür mit lautem Hupen bestraft. Calder zeigte dem Fahrer den Mittelfinger, trat wieder aufs Gas und steuerte mit seinem...
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