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Bei anderen Bands gab es einen Frontmann - wer dein Liebling wurde, war bereits entschieden. Niemand hätte Hank Marvin Cliff Richard vorgezogen, oder sagen wir mal Mike Smith Dave Clark.
Bei den Beatles dagegen hatte man die Wahl, man musste selbst entscheiden, welchen man am liebsten mochte, und das sagte dann einiges über einen aus. Carolyn See, ein amerikanischer Fan, hat einmal erklärt: «Wer androgyne Schönheit mochte, nahm Paul; John war für diejenigen, die Witz und Intellekt schätzten; George liebte man aufgrund einer schwer fassbaren Eigenschaft, die wir später als Spiritualität erkannten; und Ringo war weltweit der Schutzheilige aller Versager.»
Die zwölfjährige Linda Grant aus Liverpool favorisierte Ringo, «aus unerklärlichen Gründen». In ihrer Schule gab es eine «brave Musterschülerin, die Paul am liebsten mochte. George war irgendwie gar nichts. Und John wirkte unnahbar, viel zu einschüchternd.»
Ringo war der Beatle für Mädchen, denen es an Ehrgeiz fehlte. Entschied man sich für ihn, bewies man eine gewisse Realitätsnähe. Es verstand sich von selbst, dass die anderen bereits vergeben waren, beim Schlagzeuger allerdings gab's vielleicht noch eine kleine Chance.
«Wenn mich jemand fragte, wer mein Lieblingsbeatle sei, habe ich immer gesagt: », erinnerte sich Fran Lebowitz, die in New Jersey aufwuchs. «Ringo Starr gefiel mir als Persönlichkeit. Und er tut es immer noch. Natürlich war er nicht der Favorit der Mädchen an meiner Schule. Das war Paul McCartney, mit Abstand. Er war der niedliche Beatle. Deshalb war es wahrscheinlich einfach eine Trotzreaktion, dass ich mich für Ringo entschied.»
Helen Shapiro war erst sechzehn Jahre alt, aber bereits ein großer Star, als die Beatles Anfang 1963 im Vorprogramm ihrer Tournee spielten. Wie jedes andere Mädchen hatte auch sie einen Lieblingsbeatle. «John war verheiratet, aber das wusste damals niemand, deshalb war ich genauso verknallt in ihn wie ein paar Tausend andere Mädchen . George war der ernsthafteste. Hin und wieder sprach er davon, was er machen würde, wenn er reich wäre, und fragte mich über finanzielle Angelegenheiten aus. Ich kann ihm keine große Hilfe gewesen sein. Ich interessierte mich noch gar nicht für Geld. Paul war der Wortführer. Ringo der Stille.»
Pattie Boyd lernte die vier Beatles kennen, nachdem sie ausgewählt worden war, um in A Hard Day's Night ein Schulmädchen zu spielen. «Dem allerersten Eindruck nach wirkte John zynischer und dreister als die anderen, Ringo war der liebenswerteste. Paul war süß und George mit seinen samtbraunen Augen und dem dunklen kastanienbraunen Haar der bestaussehende Mann, dem ich je begegnet war.» Pattie gelang, wovon Millionen von Fans nur träumten. Ja, liebe Leser, sie hat ihn geheiratet.
Es gab einen Beatle für jeden Geschmack. Man verwirklichte sich selbst als Fan, indem man einen bestimmten den anderen dreien vorzog. Jeder personifizierte ein anderes Element: John war Feuer, Paul Wasser, George Luft und Ringo Erde. Selbst ihre Freunde zeichneten sie gerne in den Grundfarben als stark kontrastierende Charaktere, ähnlich wie in den Witzen über einen Engländer, einen Waliser, einen Iren und einen Schotten. Carolyn See fiel auf, dass die Beatles in A Hard Day's Night perfekt auf ihre Persönlichkeiten zugeschnittene Rollen spielten: «den einnehmenden Paul, den geistreichen John, den nachdenklichen George, den trotteligen Ringo».
Der Schauspieler Victor Spinetti erzählte einmal folgende Geschichte: Bei den Dreharbeiten zu Help! in Salzburg bekam Spinetti die Grippe und musste das Bett hüten. «Die Beatles besuchten mich in meinem Hotelzimmer. George Harrison kam als Erster. Er klopfte, trat ein und sagte: Er schüttelte mir die Kissen auf und ging. John Lennon war der Nächste, er marschierte auf mich zu und bellte: <Sieg Heil, Schweinhund! Die Ärzte sind hier. Sie werden an dir herumexperimentieren. Sieg Heil! Heil Hitler!> Und ging. Danach kam Ringo, setzte sich ans Bett, nahm die Hotel-Speisekarte und las sie laut vor, wie für ein Kind. Dann ging er wieder. Paul öffnete die Tür nur wenige Zentimeter und fragte: Als ich dies bejahte, machte er die Tür wieder zu, und ich sah ihn nie wieder.» Paul war wie üblich der Pragmatische. Er wusste, wenn er oder die anderen die Grippe bekämen, müssten die Dreharbeiten verschoben werden.
Alistair Taylor fiel bei seiner Arbeit an der Seite von Brian Epstein auf, wie verschieden die Beatles mit ihren Einkünften umgingen. «Jeden Monat erhielten die Jungs jeweils eine Abrechnung von Brian, auf der alle einzelnen Posten übersichtlich und genau aufgeführt waren, sie steckte in einem verschlossenen weißen Briefumschlag. Alle reagierten sehr unterschiedlich. John stopfte den Umschlag zerknittert in die Tasche. George warf einen kurzen Blick auf die Abrechnung. Ringo verstand sie gar nicht und verschwendete auch keine Zeit auf den Versuch, doch noch durchzusteigen. Paul öffnete den Umschlag vorsichtig und verzog sich stundenlang in eine Ecke des Büros, um die Abrechnung in allen Einzelheiten zu studieren.»
Mit zunehmendem Alter zeichneten sich ihre Charakterunterschiede immer deutlicher ab. Als müssten alle weiter dieselbe Miene zu einem inzwischen ganz anderen Spiel machen. Alle vier waren aufgefordert, Vorschläge beizusteuern, wer auf das Cover von Sgt. Pepper sollte. George nannte ein paar indische Gurus, und Paul entschied sich für eine breitgefächerte Auswahl an Künstlern, von Stockhausen bis Fred Astaire. Johns Vorschläge waren makabrer oder unkonventioneller, er wollte den Marquis de Sade, Edgar Allan Poe, Jesus und Hitler auf dem Cover sehen. Ringo meinte schließlich nur, ihm seien alle recht, die die anderen vorgeschlagen hatten.
Natürlich drehte sich bei den Beatles alles meist um die gegensätzlichen Charaktere von Paul und John. Der Aufnahmetechniker Geoff Emerick beobachtete beide bei der Arbeit. «Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Paul war akribisch und organisiert, er hatte immer ein Notizbuch dabei, in das er mit seiner ordentlichen Handschrift systematisch alle Texte und Akkordwechsel notierte. John dagegen lebte im Chaos: Ständig suchte er Zettel, auf die er hastig Ideen kritzelte. Paul war der geborene Kommunikator, John konnte seine Ideen nicht gut in Worte fassen. Paul war ein Diplomat, John ein Agitator. Paul sprach ruhig, war fast ausnahmslos höflich, John konnte ein echtes Großmaul und ziemlich unverschämt sein. Paul war bereit, lange zu arbeiten, um einen Part richtig hinzubekommen, John war ungeduldig und wollte immer gleich zum nächsten Stück übergehen. Paul wusste meist ganz genau, was er wollte, und fühlte sich auf den Schlips getreten, wenn man ihn kritisierte, John hatte dagegen ein viel dickeres Fell und war offen gegenüber dem, was andere zu sagen hatten.»
John war spröde, anstrengend und bissig, Paul beschwichtigend, umgänglich und liebenswürdig. Aber es gab auch Leute, die unter der Oberfläche von Pauls Charme eine gewisse Sturheit, vielleicht sogar Eigennutz entdeckten. Tony Barrow hatte als Pressesprecher der Beatles den Eindruck, dass «John den meisten Krach schlug, besonders gegenüber Epstein. Wenn es einen echten Konflikt mit Brian gab, überließ Paul John die grobe Vorarbeit. Anschließend erledigte er mit Hilfe seiner Überredungskünste den Rest. John konnte Brian manchmal zum Weinen bringen, aber Paul, der eher ein Politiker war, bekam durch stille Beeinflussung stets seinen Willen. Johns Bellen war schlimmer als sein Biss. Damit überspielte er sein geringes Selbstwertgefühl . Paul dagegen versprach immer alles Mögliche, Tickets, Geschenke, überließ es dann aber Leuten wie mir, das Versprochene zu halten. Er wollte als Wohltäter dastehen und war gut im Versprechen, aber schlecht darin, es einzulösen. Er war ein Charmeur, ein Segen für die Pressearbeit, ein Meister der Imagebildung. Er war und ist ein reiner Showman, durch und durch, und er lebt von der Anerkennung seines Publikums.»
Paul hatte ein Babyface, war akribisch, heiter, diplomatisch, energisch, melodiös, einnehmend, optimistisch, kontaktfreudig, fröhlich, sentimental, beflissen. John war kantig, schludrig, larmoyant, schwierig, faul, gereizt, provokant, sarkastisch, pessimistisch, ichbezogen, launisch, cool, brutal. Paul hielt sich für liebenswert; John hielt sich nicht für liebenswert.
Paul hat einmal versucht zu erklären, wie die beiden...
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