Schweitzer Fachinformationen
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Grace wuchtete den letzten Koffer über die ausgetretene Steinstufe des Cottage. Es hatte wieder geschneit, die Fenster schimmerten golden im Abendlicht, und aus dem Kamin stieg Rauch. Im Haus roch es nach Bienenwachs und dem Rindereintopf, der langsam in dem alten Ofen vor sich hin schmorte. Er war ein Geschenk von Cilla zur Einweihung. In ihren Augen hatten Tränen geglänzt, als sie Grace zum Abschied den abgestoßenen orangefarbenen Le-Creuset-Topf in die Hand gedrückt hatte.
Grace stellte gerührt fest, dass Ellen und die Mädchen das Haus bereits sauber gemacht und ein Feuer im Ofen angezündet hatten, um sie willkommen zu heißen. Sie blickte hinaus auf das still daliegende Anwesen, die Silhouette der kahlen Bäume vor dem Sonnenuntergang, die ersten Palmkätzchen, die in dem schneidenden Wind zitterten. Es fühlte sich an wie ein neuer Anfang, und sie atmete die kalte Luft tief ein. Sie schloss die Haustür hinter sich, lehnte sich gegen den Türrahmen und seufzte erleichtert. Wir haben es geschafft. Der Gedanke an einen ruhigen Abend vor dem Feuer, sobald Harry im Bett war, winkte verlockend. Zum ersten Mal seit Monaten bin ich allein, wurde ihr bewusst. Die Spannung, die sich in ihrer Brust aufgebaut hatte wie bei einer Uhr, deren Feder überdreht war, ließ nach. Oben kreischte Harry voller Freude, und die Federn quietschten, als sie auf dem Bett herumsprang.
Grace wandte sich überrascht um, als es an der Tür klopfte. »Herein?«
»Ich bin's nur, meine Liebe.« Ellen kam durch die Tür, in den Armen eine Holzkiste voller Gemüse und einer Flasche Stierblut.
»Hallo, Ellen. Vielen Dank«, sagte Grace. »Das ist wirklich nett von Ihnen.«
»Gern geschehen, gern geschehen.« Ellen hob die Kiste auf die Küchentheke. Grace umarmte sie. »Meine Güte.«
»Vielen, vielen Dank. Mir kamen fast die Tränen, als ich gesehen habe, wie hübsch das Haus aussieht. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Schön, dass es Ihnen gefällt.« Ellen trat zurück und lächelte. »Es ist jetzt schon hübsch und gemütlich, und wenn es jetzt bewohnt ist, wird die restliche Feuchtigkeit auch bald austrocknen.« Sie wärmte sich die Hände am Holzofen.
»Ich finde immer, Häuser sind wie Menschen. Man merkt genau, wenn jemand darin wohnt, der sie liebt.«
»Da haben Sie sicher recht. Hören Sie, Jack hat gefragt, ob Sie noch auf ein Glas hinüberkommen möchten.«
Grace blieb das Herz stehen. Sie war hin und her gerissen zwischen der Aussicht darauf, ihn wiederzusehen, und der Vorfreude auf ihr friedliches neues Zuhause.
»Um ehrlich zu sein, ich bin fix und fertig. Ich wollte mich gerade für die Nacht fertig machen.«
»An Ihrer Stelle würde ich einfach für eine halbe Stunde hinübergehen.« Ellen zwinkerte ihr zu. »Ein guter Start ist nie verkehrt, und von den anderen Mädchen hat er keines eingeladen.« Andere Mädchen?, dachte Grace.
»Wie viele Sekretärinnen hatte Fraser denn?«
»Ach, nur ein paar.« Ellen summte leise und griff nach einem Stück Holz für das Feuer. »Ich passe gerne auf Ihre Tochter auf. Es ist schön, wieder ein Kind hier auf dem Anwesen zu haben.«
Warum will er, dass ich auf ein Glas hinübergehe?, überlegte Grace. »Na ja, eine halbe Stunde kann nicht schaden.«
»Sehr gut.«
»Muss ich mich umziehen?« Sie blickte auf ihre Jeans und Stiefel hinab und richtete den V-Ausschnitt ihres alten, ausgeleierten Kaschmirpullovers, der früher Sam gehört hatte.
»Nein, Jack legt keinen Wert auf Förmlichkeit.« Ellen machte es sich in dem alten blauen Sessel vor dem Ofen gemütlich. Grace fuhr sich mit der Hand durch die Haare und trug ein wenig Lipgloss auf, ohne in den Spiegel zu sehen. Sie schlüpfte in ihren Lammfellmantel und suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Parfum.
Harry hüpfte die Treppe herunter, eine Pippa-Puppe und einen kleinen rosa Kamm im Arm. »Wo gehst du hin, Mum?«
»Ich bin nur eine halbe Stunde weg, Harry.« Grace tupfe sich Opium auf die Handgelenke. »Du kannst mitkommen, wenn du magst.«
Harry schüttelte den Kopf. »Ich bin müde.«
Grace fühlte ihr die Stirn.
»Du bist auch ein bisschen warm.«
»Das wird von dem ganzen Herumhüpfen kommen«, sagte Ellen freundlich.
»Schatz, das ist Ellen«, sagte Grace. »Sie arbeitet auch für Fraser.«
Harry reichte ihr feierlich die Hand. »Sehr erfreut.«
»Na, du bist aber ein höfliches Mädchen«, sagte Ellen. »Wirf doch mal einen Blick in die Kiste auf der Theke dort. Ich glaube, ich habe zwischen dem Gemüse eine Packung Spangles gesehen.« Sie beugte sich zu Grace vor. »Ich hoffe, das ist in Ordnung?«
»Danke. Sie haben eine Freundin fürs Leben gewonnen.«
»Du kommst doch wieder, Mum?«, fragte Harry und riss das Papier von den Bonbons.
»Aber natürlich.«
»Sehe ich dich morgen früh?« Sie umarmte ihre Mutter fest.
»Ich bin doch nur eine halbe Stunde weg, Schatz.«
»Nein, du musst es sagen, wie jeden Abend.«
»Ich sehe dich morgen früh.«
»Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch.«
»Ich seh dich .«
»Meine Güte, Harry«, sagte Grace lachend. »Das wird ja immer schlimmer.« Harry ließ den Kopf sinken, und Grace umarmte sie. »Es tut mir leid, es tut mir leid«, flüsterte sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du wirst mich immer am nächsten Morgen sehen, Harry. Ich gehe nirgendwohin. Ich werde immer da sein, solange du mich brauchst.«
»Für immer?«
»Für immer.«
»Gut, Harry. Zeig mir doch mal, in welchen Kisten deine Brettspiele verpackt sind.« Ellen zwinkerte Grace zu.
»Danke für die Bonbons. Die Spiele sind oben.« Harry rannte die Treppe hinauf und nahm zwei Stufen auf einmal.
»Sie hängt ziemlich an Ihnen, was?«, sagte Ellen.
»Sie . in letzter Zeit macht sie sich manchmal Sorgen.« Grace runzelte die Stirn.
»Der Umzug hierher bedeutet eine große Veränderung für sie. Kinder brauchen eine Weile, um sich einzugewöhnen«, sagte Ellen und zog sich den Mantel aus. »Sie wird schon klarkommen, wenn sie so weit ist.« Ellen zeigte auf die Kiste. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie eine Flasche als Gastgeschenk dahaben, deshalb habe ich eine eingesteckt. Ich weiß nicht, ob Sie Wein mögen? Mr Lloyd - mein Mann - trinkt Stierblut ganz gerne.«
Grace steckte die Flasche in ihre Fransenwildledertasche und lächelte ein wenig sehnsüchtig bei dem Gedanken an den Keller, den sie im Alten Pfarrhaus zurückgelassen hatte. Alles weg, dachte sie, als sie sich erinnerte, wie das Gewölbe gehallt hatte, nachdem die Regale von den Konkursverwaltern geplündert worden waren. »Danke, ich ersetze sie Ihnen morgen .«
»Ach was, Sie bekommen ja erst am Ende des Monats Geld. Betrachten Sie es als Geschenk zum Einzug.« Grace hörte die Freundlichkeit in ihrer Stimme. Irgendwie wollte sie sagen: »Ich hatte früher einen Keller voller Wein, und ein Haus voller Antiquitäten und Schmuck . so viel Schmuck. Ich war nicht immer knapp bei Kasse. Ich habe hart dafür gearbeitet, und ich habe es verloren, das ist alles.« Aber sie blies die Flamme ihres verletzten Stolzes aus, nur das Flüstern ihrer alten Stärke stieg um sie herum auf wie Rauch, dann trat sie hinaus in die Nacht.
Als Grace den Weg entlangging, versanken ihre Gummistiefel knirschend in dem frischen Schnee. Die Silhouette des alten Schuppens hob sich von den schneebedeckten Feldern ab. Die Linie des Daches fiel ab, als wäre es von Hand gezeichnet worden, und als sie näher kam, sah sie, dass der untere Teil verputzt und getüncht worden war und zwischen den alten Balken neue bodentiefe Fenster eingepasst worden waren. Auf der Zufahrt stand Jacks lädierter Land Rover.
Grace schlug den schweren eisernen Türklopfer gegen die beschlagene Tür und wartete. Sie blies warmen Atem auf ihre kalten Hände. Aus dem Kamin roch es nach dem satten Duft von Holzfeuer, und als die Tür aufging, sah sie zuerst ein prasselndes Feuer in einem modernen Kamin. Ein zerbeulter Kupferabzug führte hinauf ins Gebälk.
»Grace, kommen Sie rein«, sagte Jack. Er trug ein weiches weißes Hemd, das locker über einer hellen Jeans zusammengeknöpft war, und seine Haarspitzen waren noch feucht vom Duschen. Als er ihr die Tür aufhielt und sie in die Wärme trat, roch Grace einen Hauch guter Seife, sauberer Haut.
»Danke für die Einladung.« Sie reichte ihm den Wein und zog sich die Schuhe aus.
»Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
»Ich muss zugeben, die ist gar nicht von mir. Sonst wäre es nämlich eine Dose Bohnen geworden.«
»Mr Lloyds bester Tropfen?« Jack bekam Lachfältchen um die Augen, als er lächelte. »Ellen ist ein Schatz.«
»Ja, wirklich.«
»Geben Sie mir doch Ihren Mantel.«
Grace wandte ihm den Rücken zu und schlüpfte heraus. Sie spürte es wieder, als sie den Blick zu ihm hob . die Beschleunigung. Doch dann zerstörte Gelächter aus der Küche den Augenblick. Natürlich, dachte sie. Es sind noch andere Leute da. Bin ich dumm.
»Kommen Sie mit durch und lernen Sie die Jungs kennen. Irgendwo ist auch eine Flasche Wein offen.« Er blieb neben einem niedrigen Teaksideboard stehen und sah die Flaschen im Getränkefach durch. »Hätten Sie gerne ein Glas - ist Roter okay?«
»Perfekt«, sagte Grace. »Es ist ja wirklich toll hier.«
Jack...
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