Schweitzer Fachinformationen
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Als Alfie an diesem Nachmittag nach Hause gekommen war, standen zwei Frauen vor der Haustür. Er hielt ihnen die Tür auf in der Annahme, dass gleich jemand den Summer betätigen und sie hereinlassen würde. Sie waren hinter ihm her die Treppe in den zweiten Stock hinaufgestiegen und ihm dann den Flur hinunter zur Nummer zwölf gefolgt.
»Oh!«, hatte eine von ihnen gesagt, als er seinen Schlüssel ins Schloss steckte. »Wohnst du da?«
»Ja?«, antwortete Alfie und fragte sich kurz, ob das überhaupt stimmte.
»Dann kennst du Hazel?«
Alfie kroch die Wärme ins Gesicht. »Ich kenne Hazel, ja. Bist du .«
»Ihre Schwester«, sagte die Frau und hielt ihm die Hand hin, die er daraufhin ergriff. »Emily.« Ihr Haar war so dunkelblond wie das von Hazel, endete jedoch knapp über ihren Schultern, und sie trug einen Pony. »Das ist meine Frau Daria«, sagte sie.
»Freut mich, euch kennenzulernen«, antwortete er. »Ich bin Alfie. Kommt rein.«
»Weißt du, wo sie ist?«, fragte Emily, als sie durch die Tür traten.
»Bei der Arbeit«, glaube ich. »Dachtet ihr, sie wäre hier?«
Emily seufzte und tauschte einen Blick mit Daria, die daraufhin lachte und sagte: »Oh mein Gott.«
»Sie wusste, dass wir kommen!«, rief Emily. »Wir hatten das mit ihr abgesprochen! Sie hat gesagt, sie hätte Zeit! Es tut mir so leid, dass wir einfach so vor der Tür stehen. Wir wollten ein paar Tage bleiben. Hazel, also wirklich.«
»Davon hat sie kein Wort gesagt«, erwiderte Alfie überrascht. Er schätzte sich als ziemlich locker ein, aber gegen eine kleine Vorwarnung hätte er nichts einzuwenden gehabt. »Sie hat es wohl vergessen.«
»Kommen wir ungelegen?«, fragte Daria besorgt. »Wir könnten uns vielleicht ein günstiges Hotelzimmer suchen oder so?«
»Oh nein!«, rief Alfie. »Kommt nicht infrage«, sagte er und setzte dazu ein strahlendes Lächeln auf. Er konnte nicht gerade behaupten, dass es ihm gelegen kam, schließlich hatte er gehofft, Hazels Aufmerksamkeit heute Abend ganz für sich zu haben. Die zwei schienen jedoch ganz nett zu sein, und er wollte nicht, dass sie sich nicht willkommen fühlten. »Sie müsste bald zurück sein«, erklärte er. »Möchtet ihr einen Tee? Einen Kaffee? Oder ein Bier?«
Sie entschieden sich für Bier und setzten sich damit an den Küchentisch, während er das schmutzige Geschirr einsammelte und neben der Spüle stapelte. »Sorry«, murmelte er, als er sich über sie beugte, um die Krümel vom Tisch zu wischen. Sie lehnten sich zurück, um ihm Platz zu machen, und erzählten ihm ungestört weiter von Australien, wo sie zwei Jahre lang gelebt hatten. Daria war Postdoktorandin an der Universität von Melbourne gewesen. Seit vierzehn Tagen waren sie zurück. Daria war eine feste Stelle an der University of East Anglia angeboten worden, erzählte Emily ihm stolz und legte Daria eine Hand auf die Schulter.
Daria lächelte und schien etwas verlegen. »Wir suchen eine Wohnung in Norwich«, sagte sie eilig. »Darum sind wir hier. Wir haben am Montag ein paar Besichtigungstermine. Da ihr nur zwei Haltestellen vom Bahnhof Liverpool Street entfernt wohnt, sparen wir uns gut zwei Stunden Fahrzeit.« Sie wohnten bei Emilys Eltern im ländlichen Kent, erklärten sie, wo es keine direkten Verkehrsverbindungen zu ihren Zielen gebe, und auch keinen anständigen Kaffee und schon gar kein anständiges veganes Essen.
Als sich eine Gesprächspause ergab, entschuldigte sich Alfie und eilte ins Bad, angeblich um auf die Toilette zu gehen. In Wahrheit jedoch, um es einigermaßen in Ordnung zu bringen, bevor es eine von ihnen benutzte. Mit finsterer Miene entfernte er Hazels Haare aus der Dusche und Tonys Rasierschaum aus dem Waschbecken. Er konnte sich nicht erinnern, wer in dieser Woche Putzdienst hatte, aber ganz sicher nicht er. Als es nicht mehr wie in einer Studentenbude aussah, kehrte er in die Küche zurück und machte sich ein Bier auf. Emily und Daria begannen mit einem Verhör und fragten ihn, wie lange er schon in London sei (acht Jahre), und wie lange er schon in der Wohnung wohne (vier Monate). Was ihn dazu bewogen habe, in ein solches Drecksloch zu ziehen, wollte Emily wissen (»Em!«, rief Daria), und er fragte sich, ob er sich die Mühe mit dem Bad hätte sparen sollen. Er erzählte ihnen, dass er frisch getrennt sei und dies nur eine Übergangslösung.
»Oh Mann, das tut mir leid«, sagte Daria, und er erwiderte, das sei schon in Ordnung (was stimmte), doch er war sich nicht sicher, ob sie ihm glaubten. Sie schwiegen eine Weile, dann zeigte Emily auf eine leere Yazoo-Flasche in der Recyclingtonne: »Man sieht, dass Hazel hier wohnt.«
Als sie Hazel erwähnte, deren Vorliebe für Schokomilch kindisch aber sehr charmant war, stieg Alfie erneut die Hitze in die Wangen. Wie es denn so sei, mit ihr zusammenzuleben, wollte Emily wissen, und er antwortete, es sei gut, schön, toll. Eigentlich wollte er es dabei belassen, aber sie sahen ihn erwartungsvoll an, also sagte er, er hätte nichts dagegen, wenn sie den Putzdienst etwas ernster nehmen würde, und sie lachten zufrieden.
»Arbeitest du auch an der Uni?«, fragte er Emily, um das Thema zu wechseln.
»Oh Gott, nein. Ich bin Software-Ingenieurin.«
Alfie meinte, das sei cool. Er wünschte, er wäre technisch etwas versierter. Dann läge einem die Welt zu Füßen. Emily fragte, was er mache, und er erzählte ihnen, er sei Grundschullehrer und berichtete ihnen von der Schule, an der er arbeitete.
»Eine ehemalige Kommilitonin von mir hat das Unterrichten gerade aufgegeben«, sagte Emily. »Sie war drei Monate lang krankgeschrieben. Burn-out. Dann hat sie einfach gesagt: Ihr könnt mich mal.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Alfie. »An unserer Schule haben auch ein oder zwei Lehrer gekündigt. Ich habe ebenfalls schon oft ans Aufhören gedacht. Wenn ich nur wüsste, was ich sonst machen könnte.«
Daraufhin begann eine Diskussion über Bildungspolitik, in der Alfie sehr ausführlich über Zulassungstests, Phonetik und Akademisierung sprach und Emily und Daria an den richtigen Stellen stöhnten, die Stirn runzelten und ihm viele sachliche Fragen stellten, die zeitaufwendig beantwortet werden mussten. Dann sprachen sie über Regierungen - die britische, die australische und die amerikanische - und dann darüber, wo sie in der Nacht waren, als Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden war. Alfie hatte einen wunderschönen Traum vom Sieg Hillarys gehabt, erzählte er, und war dann um vier Uhr morgens erschrocken aus dem Schlaf hochgefahren.
Sie waren gerade beim Brexit, als Hazel anrief. Danach unterhielten sie sich über den Klimawandel und wie verloren sie waren, und offenbar hatten sie eine ganze Weile geredet, denn plötzlich klopfte es, und Hazel stand in der Tür. Sie schaute etwas verwirrt in die Runde.
»Schön, dass du da bist«, sagte Emily.
»Es tut mir wirklich leid«, antwortete Hazel und zog sich einen Stuhl heraus. An ihrer Nase funkelte ein Piercing in Form eines kleinen Steins, und ihr Haar war zu einem komplizierten Zopf geflochten; ein paar Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Sie lächelte entschuldigend, was ihre Grübchen zum Vorschein brachte. Oder vielleicht hatte sie auch nur ein Grübchen, Alfie konnte sich nicht mehr genau erinnern. Sie saß seitlich von ihm, sodass er ihre andere Wange nicht sehen konnte.
»Du hättest mir gestern eine Nachricht schicken sollen«, setzte Hazel hinzu.
»Jetzt schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe!«, sagte Emily. »Du bist einfach unzuverlässig!« Sie umfasste Hazels Gesicht und drückte es so stark zusammen, dass sich ihre Lippen nach vorn schoben. »Was bist du?«
»Unzuverlässig«, sagte Hazel mit zusammengepresster Schnute.
Emily ließ Hazels Gesicht los und wuselte ihr stattdessen durchs Haar, bis es wirr und elektrisch aufgeladen war. Der komplizierte Zopf war ruiniert.
»Herrgott!«, rief Hazel. »Bist du jetzt zufrieden?« Sie ließ sich auf ihren Stuhl zurückfallen, löste den Zopf und kämmte ihr Haar mit den Fingern.
»Gib der Frau ein Bier«, sagte Daria, und Alfie reichte ihr eins. Hazel seufzte und murmelte ein Dankeschön.
»Ich weiß nicht, wie es euch geht«, sagte Daria, »aber ich bekomme allmählich Hunger.«
»Sollen wir uns etwas bestellen?«, fragte Alfie. »Ich könnte eine Pizza vertragen.«
»Oh«, sagte Hazel, schüttelte ihr Haar aus und band es zu einem lockeren Knoten zurück, »hast du das noch nicht mitbekommen? Die zwei sind Veganerinnen.« Sie verdrehte die Augen.
»Mist! Hab ich vergessen. Sorry.«
Emily und Daria sagten ihm, er solle nicht albern sein. »Keine Sorge, über dich ärgern wir uns nicht«, sagte Emily. Sie drehte sich um und warf ihrer Schwester einen scharfen Blick zu. »Aber über Hazel. Hazel ist doof.«
Hazel lachte und verschluckte sich an ihrem Bier. Daria klopfte ihr auf den Rücken und erklärte, dass Hazel einmal einen spöttischen Artikel über Veganismus für die Unizeitung geschrieben habe, was Emily ihr nie verziehen hatte.
»Als ich den Artikel geschrieben habe, wusste ich nicht, dass sie Veganerin ist«, verteidigte sich Hazel, als sie sich wieder erholt hatte.
»Das sagt sie immer!«, rief Emily. »Als ob das die Sache besser machen würde!«
»Was hast du für ein Problem mit Veganern?«, fragte Alfie, als hätte er nicht noch drei Dosen Gänseleberpastete im Schrank. Sie stammten von der...
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