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Die junge Jane Eyre tritt eine Stelle als Gouvernante auf dem entlegenen Landsitz Thornfield Hall an - und sie verliebt sich unsterblich in den Herrn des Hauses, den verschlossenen, aber faszinierenden Edward Rochester. Er erwidert ihre Gefühle leidenschaftlich, doch ein schreckliches Geheimnis bedroht das Glück ...
Mit der klugen, charakterstarken Jane Eyre schuf Charlotte Brontë eines der bewegendsten Frauenporträts der Weltliteratur. Der Roman gilt als fiktive Autobiographie der Autorin.Melanie Walz erweckt diesen Klassiker der viktorianischen Literatur in ihrer Neuübersetzung zu neuem Leben und präsentiert ihn in einer frischen und modernen Sprache. Die Neuübersetzung von Charlotte Brontës erstem Roman wird ergänzt durch einen ausführlichen Anhang, der die historischen Hintergründe des Romans erläutert.
Der nächste Tag begann wie der vorherige; vor Tagesanbruch standen wir auf und kleideten uns im Binsenlicht an; doch an diesem Morgen sahen wir uns genötigt, auf das Prozedere des Waschens zu verzichten, denn das Wasser in den Krügen war gefroren. Am Vorabend hatte das Wetter gewechselt, und ein eisigkalter Nordostwind hatte die ganze Nacht durch die Ritzen unserer Schlafzimmerfenster gepfiffen, uns in unseren Betten frösteln lassen und den Inhalt der Waschkrüge in Eis verwandelt.
Bevor die langen eineinhalb Stunden der Gebete und der Bibellektüre vorbei waren, war mir, als müsste ich vor Kälte sterben. Endlich kam die Frühstückszeit, und an diesem Morgen war der Porridge nicht verbrannt; er war genießbar, doch es war so wenig; wie klein mir meine Portion vorkam! Ich wünschte, sie wäre doppelt so groß gewesen.
Im Verlauf des Tages wurde ich in die vierte Klasse aufgenommen und erhielt regelmäßige Aufgaben zugeteilt; bis dahin war ich nur Zuschauer der Geschehnisse in Lowood gewesen, nun sollte ich Mitwirkende sein. Anfangs, da ich das Auswendiglernen nicht gewohnt war, kam mir der Unterricht lang und schwer verständlich vor; der häufige Wechsel von einer Aufgabe zur nächsten verwirrte mich ebenfalls; und ich war froh, als Miss Smith mir gegen drei Uhr nachmittags eine Borte aus Musselin von sechs Fuß Länge sowie Nadeln, Fingerhut usw. gab und mich in eine stille Ecke des Klassenzimmers schickte, wo ich den Stoff säumen sollte. Zu dieser Stunde waren die meisten mit Näharbeiten beschäftigt; doch eine Klasse stand noch immer um Miss Scatcherds Stuhl und las vor, und da es ruhig war, konnte man hören, worum es sich bei ihren Aufgaben handelte, wie die Mädchen sie erledigt hatten und mit welchem Tadel oder Lob Miss Scatcherd sie bedachte. Es ging um englische Geschichte; unter den Vortragenden erblickte ich meine Bekanntschaft von der Veranda; zu Beginn der Stunde war ihr Platz an der Spitze der Klasse gewesen, doch wegen einer falschen Aussprache oder falschen Innehaltens wurde sie unversehens ans Ende geschickt. Selbst an diesem fernen Ort war sie weiterhin Gegenstand ständiger Bemerkungen Miss Scatcherds, die Worte wie diese an sie richtete: »Burns« (so hieß sie offenbar; die Mädchen wurden hier alle beim Nachnamen gerufen wie die Jungen anderswo) »Burns, Sie stehen mit schiefen Füßen da, richten Sie Ihre Zehen gerade aus.« »Burns, Sie schieben Ihr Kinn vor, wie hässlich! Senken Sie den Kopf.« »Burns, ich verlange, dass Sie den Kopf heben; diese Haltung toleriere ich nicht«, usw., usw.
Nachdem ein Kapitel zweimal gelesen worden war, wurden die Bücher zugeklappt, und die Mädchen wurden examiniert. In der Stunde war es um einen Teil der Regierungszeit Charles' I. gegangen, und es wurde Verschiedenes über Tonnage und Zentnerlast und Schiffsgeld gefragt, was die meisten nicht beantworten konnten; doch jede kleine Schwierigkeit wurde auf der Stelle gelöst, wenn sie zu Burns gelangte; ihr Gedächtnis schien behalten zu haben, worum es in der Stunde gegangen war, und sie konnte alle Fragen beantworten. Ich erwartete, dass Miss Scatcherd sie für ihre Aufmerksamkeit loben würde, doch stattdessen rief sie unvermittelt: »Sie schmutziges, hässliches Mädchen! Sie haben sich heute Morgen nicht die Nägel gesäubert!«
Burns schwieg; ich wunderte mich über ihr Schweigen.
»Warum«, dachte ich, »erklärt sie nicht, dass sie sich weder die Nägel säubern noch das Gesicht waschen konnte, weil das Wasser gefroren war?«
Dann wurde meine Aufmerksamkeit von Miss Smith beansprucht, für die ich einen Strang Garn halten musste; und während sie das Garn aufrollte, unterhielt sie sich ab und zu mit mir, fragte mich, ob ich schon einmal eine Schule besucht hätte, ob ich Schnitte markieren, sticken und stricken könne usw., und bis sie mich entließ, konnte ich Miss Scatcherd nicht weiter beobachten. Als ich an meinen Platz zurückkehrte, erteilte diese Dame gerade einen Befehl, dessen Inhalt ich nicht erfasste; doch Burns verließ sofort das Klassenzimmer, ging in den kleinen Nebenraum, in dem die Bücher aufbewahrt wurden, und kehrte nach einer halben Minute zurück, in der Hand ein Bündel Zweige, die an einem Ende zusammengebunden waren. Dieses unheilträchtige Werkzeug reichte sie mit ehrfürchtigem Knicks Miss Scatcherd; dann löste sie ruhig und ohne Aufforderung die Bänder ihrer Latzschürze, und die Lehrerin verpasste ihrem Nacken auf der Stelle ein Dutzend scharfe Schläge mit dem Zweigbündel. Keine Träne zeigte sich in Burns' Auge; und indes ich im Nähen innehielt, weil meine Finger bei diesem Anblick vor unnützem und hilflosem Zorn zitterten, änderte kein Zug ihrer nachdenklichen Miene seinen Ausdruck.
»Du verhärtetes Geschöpf!«, schrie Miss Scatcherd. »Nichts kann dir deine schmutzigen Eigenarten abgewöhnen; bring die Rute weg.«
Burns gehorchte; ich beobachtete sie aufmerksam, als sie aus der Bücherkammer zurückkam; sie steckte nur ihr Taschentuch wieder ein, und die Spur einer Träne glitzerte auf ihrer Wange.
Die Stunde der Rekreation abends war für mich der schönste Teil des Tages in Lowood; das Stückchen Brot und der Schluck Kaffee um fünf Uhr hatten uns wiederbelebt, wenn auch nicht den Hunger gestillt; die lange Zucht des Tages war gelockert; im Klassenzimmer war es wärmer als am Morgen, da das Feuer dort etwas länger brennen durfte, damit es in gewissem Maß die Kerzen ersetzte, die so früh am Abend noch nicht entzündet wurden, und der rötliche Feuerschein, das erlaubte Lärmen und der Wirrwarr der vielen Stimmen bewirkten ein willkommenes Gefühl der Freiheit.
Am Abend des Tages, als ich Miss Scatcherd ihre Schülerin Burns schlagen gesehen hatte, wanderte ich wie gewohnt zwischen den Schulbänken und Tischen und den Gruppen lachender Mädchen allein umher, ohne mich deshalb einsam zu fühlen; wenn ich an den Fenstern vorbeikam, hob ich ab und zu einen Vorhang und sah hinaus; es schneite heftig, und an den Fensterbänken bildeten sich bereits Schneewehen; wenn ich das Ohr ans Fenster hielt, konnte ich das trostlose Heulen des Windes draußen von dem fröhlichen Trubel drinnen unterscheiden.
Hätte ich vor kurzem ein gemütliches Heim und freundliche Verwandte verlassen, wäre dies vermutlich die Stunde gewesen, zu der ich die Trennung am schmerzlichsten bedauert hätte; dann hätte der Wind mein Herz betrübt und der undurchdringliche Wirrwarr mich meines Seelenfriedens beraubt; doch so, wie es sich verhielt, verschaffte mir beides eine eigenartige Erregung, und in meiner sorglosen und fiebrigen Verfassung wünschte ich mir, der Wind würde noch ungestümer heulen, das Dämmerlicht zu Finsternis werden und das Durcheinander zu Tosen anschwellen.
Indem ich über Schulbänke sprang und unter Tischen hindurchkroch, bahnte ich mir den Weg zu einem der Kamine; dort fand ich Burns, die vor dem hohen Ofenschirm kniete, konzentriert, schweigend, von allen um sie herum abgesondert durch die Gesellschaft eines Buchs, das sie im schwachen Licht der Glut las.
»Ist es immer noch Rasselas?«, fragte ich, als ich hinter sie trat.
»Ja«, sagte sie, »und ich bin gerade fertig geworden.«
Fünf Minuten später schloss sie das Buch. Darüber war ich froh.
»Nun«, dachte ich, »kann ich sie vielleicht zum Reden bringen.« Ich setzte mich neben sie auf den Fußboden.
»Wie heißt du außer Burns?«
»Helen.«
»Kommst du von weit her?«
»Ich komme von einem Ort weiter im Norden, fast an der Grenze nach Schottland.«
»Wirst du irgendwann zurückgehen?«
»Das hoffe ich; aber niemand kann über die Zukunft Bescheid wissen.«
»Du wünschst dir doch sicher, Lowood zu verlassen?«
»Nein; warum sollte ich das wünschen? Ich wurde nach Lowood geschickt, um eine Ausbildung zu erhalten; und es hätte keinen Sinn, wenn ich wegginge, ohne dieses Ziel erreicht zu haben.«
»Aber diese Lehrerin Miss Scatcherd behandelt dich grausam!«
»Grausam? Keineswegs! Sie ist streng, weil sie meine Fehler verabscheut.«
»Aber wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich sie hassen; ich würde mich wehren; wenn sie mich mit dieser Rute schlüge, würde ich sie ihr aus der Hand reißen und sie vor ihren Augen zerbrechen.«
»Du würdest wahrscheinlich nichts dergleichen tun; aber wenn du es tätest, dann würde Mr. Brocklehurst dich von der Schule verweisen, und das wäre ein großer Kummer für deine Verwandten. Es ist bei weitem besser, eine Kränkung zu erdulden, die niemand als du empfindet, als eine unüberlegte Handlung zu begehen, deren böse Folgen alle träfen, die mit dir verwandt sind; und zudem gebietet uns die Bibel, Böses mit Gutem zu vergelten.«
»Aber es ist so abscheulich, geprügelt zu werden und mitten in einem Raum voller Leute stehen zu müssen; und du bist so ein großes Mädchen; ich bin viel jünger als du, aber ich könnte das nicht ertragen.«
»Und doch wäre es deine Pflicht, es zu ertragen, wenn du es nicht abwenden könntest; es ist schwach und albern zu sagen, du könntest nicht ertragen, was zu ertragen dein Los ist.«
Ich hörte ihr verblüfft zu; diese Lehre der Duldsamkeit konnte ich nicht verstehen; und noch weniger verstand ich oder hatte ich Verständnis für die Nachsicht, die sie derjenigen entgegenbrachte, die sie gezüchtigt hatte. Aber dennoch hatte ich den Eindruck, dass Helen Burns die Dinge in einem Licht betrachtete, das sich meinen Augen entzog. Ich argwöhnte, sie könne recht haben und ich nicht; doch darüber wollte ich nicht länger nachdenken; wie Felix verschob ich es auf einen...
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