Schweitzer Fachinformationen
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Als Rieke auf dem zehnjährigen Abitreffen ihren Schwarm Sebastian wiedertrifft, traut sie ihren Augen nicht: Basti ist nicht mehr der schlaksige, pickelige Computer-Nerd von damals, sondern ein attraktiver Mann. Gerüchte besagen, dass er inzwischen eine eigene Firma hat, die schon bald das "nächste große Ding" herausbringen soll. Umso mehr will Rieke sich nicht anmerken lassen, wie erbärmlich unspektakulär ihr eigenes Leben in den letzten Jahren verlaufen ist. Sie hat keine Kinder, kein Haus, kein Auto - und der Job ist auch nur auf Probe. Von einem Mann ganz zu schweigen. Und dass Basti mit einem einzigen Blick noch immer dieses Gefühlschaos in ihr auslösen kann, versteht sie gar nicht. Schließlich ist da noch eine alte Rechnung zwischen ihnen offen ...
München, den 20. Mai 2016
Lieber John,
sehr geehrter Herr Obergrußberger,
zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ich meine Kunden Auftraggeber nur am Abend unserer Verabredung duze. Für die Analyse erscheint mir ein respektvolles »Sie« angemessener. Ich bitte dafür um Verständnis.
Noch einmal herzlichen Dank für Ihren Auftrag, den ich sehr gerne wahrgenommen erfüllt habe.
Kommen wir nun zur Bearbeitung Nachbereitung des Abends, vergangenen Donnerstag, 20.00 bis 21.30 Uhr im Café Tambosi, München. Sie haben für die Dating-TÜV-Analyse Kategorie 3 »Auf den Punkt gebracht« gewählt. Falls Sie nachträglich das Deluxe-Paket für eine noch ausführlichere Analyse, also die Ausführliche tief gehende Begutachtung, wünschen, kann ich auch diese gerne erstellen. (Die Kosten dafür betragen zusätzlich zur Grundgebühr von 90 Euro zuzügl. noch einmal 90 Euro).
In der Kategorie 3 schauen wir uns verschiedene Teilbereiche getrennt voneinander an. Für Ihre Offenheit meinen Kritikpunkten gegenüber danke ich Ihnen schon jetzt.
1.) Äußeres:
Natürlich lässt sich über Geschmack streiten diskutieren, doch ich kann Ihnen nur raten: Weniger ist meist mehr. Das bedeutet, mehr als drei Farben sollten Sie bei der Wahl Ihres Outfits nicht benutzen. Zudem sollte zumindest eine dieser Farben dezent sein. Ein roter Pullover, ein Jackett, dessen Blauton an Yves Klein erinnert, eine gelbe Hose und braune Schuhe erwecken nicht den Eindruck eines distinguierten Dandys, dem eine Frau gerne seine Geheimnisse entlocken würde. Eher hat man den Eindruck, hier setzt jemand alles daran, wahrgenommen zu werden. Gruselig! Das haben Sie nicht nötig. Bei einem Rendezvous werden Sie in jedem Fall wahrgenommen. Konzentrieren Sie sich stattdessen lieber auf die richtige Bartpflege. Was sollte das für ein Bart sein? Für einen Vollbart war's zu wenig, für einen Dreitagebart zu viel. Damit sehen Sie eher aus wie Philip Seymour Hoffman, nicht wie Bradley Cooper. Während Sie die Suppe aßen, musste ich einfach an Ihren Lippen hängen - nicht, um Ihnen zu lauschen, sondern weil ich angeekelt gebannt beobachtete, wie es Ihnen unter Einsatz eines widerlichen phänomenalen Zungenschlages gelang, die verspritzten Suppentröpfchen aus den Stoppeln zu entfernen. In gewissem Maße faszinierend, allerdings nicht sehr zielführend, wenn Sie das Herz der Frau erobern wollen, die Ihnen gegenübersitzt. Bitte gönnen Sie sich vor dem nächsten Date eine gründliche Rasur, gerne auch in Verbindung mit dem Besuch eines guten Friseurs. Sie müssen sich für »oben ohne« Ihre wenigen Haare nicht schämen. Ich kenne sehr viele Frauen, die Männer mit Glatze ausgesprochen anziehend finden. Kahle Stellen mit dem verbliebenen Haupthaar zu kaschieren, war noch nie eine gute Idee. Und wenn ich Ihnen, verbunden mit meinem Ausdruck der Sympathie, noch etwas raten darf: Nicht jedes klobig-braune Kassengestell ist eine coole Nerdbrille sondern einfach nur hässlich. Ein Gestell in dezentem Schwarz oder vielleicht sogar Kontaktlinsen würden Ihre Gesichtszüge deutlich vorteilhafter zur Geltung bringen. Sofern man auf Doppelkinn, schwulstige Lippen, große Nase, gut gefüllte Tränensäcke und wässrig-blaue Augen steht.
2.) Erster Eindruck:
Es ist nicht von Vorteil, wenn die Bedienung das erste leere Bierglas beim leicht verspäteten Eintreffen Ihrer Dating-Partnerin gegen ein gefülltes eintauscht. (Übrigens: Ich komme erscheine immer fünf Minuten zu spät, um die Reaktion des Auftraggebers auf diesen kleinen Fauxpas zu testen.) Das leere Bierglas suggeriert a) Sie warten schon länger, was wiederum bedeuten könnte, dass Sie vor Aufregung viel zu früh am vereinbarten Ort waren, was wiederum darauf hindeutet, dass Sie keine Erfahrung mit Frauen haben oder b) dass Sie ein ungeduldiger Mensch sind, der sich nicht fünf Minuten zügeln kann, oder schlimmstenfalls c) dass Sie Alkoholiker sind. Bitte bestellen Sie beim nächsten Date maximal ein Wasser (still, damit es nicht zu ungewollter Kohlensäure-Abgabe via Speiseröhre kommt. Rülpsen ist definitiv nicht sexy!).
Auch wenn es galant gemeint ist, ein Handkuss ist heutzutage nicht mehr state of the art, außer in ironischem Zusammenhang, und dieser ist zu Beginn eines Treffens zweier Unbekannter keinesfalls gegeben.
Ihr Lächeln dagegen wirkt zwar etwas schüchtern, aber durch die kleine Zahnlücke gleichzeitig sympathisch. Dies ist ein schöner Kontrast zu Ihrer Erscheinung, die der eines, lassen Sie es mich so ausdrücken, dicken gemütlichen Bären gleicht, zu dem man sofort Vertrauen fasst.
3.) Verlauf des Abends:
Es ist für eine Frau natürlich ein schönes Kompliment, wenn der Gesprächspartner bereit ist, viel von sich preiszugeben. Frauen wissen Offenheit sehr zu schätzen. Aber das kennt auch Grenzen. Daher rate ich Ihnen dringend, das Gespräch nicht sofort mit frühkindlichen Belastungssituationen (stundenlang in einer vollge*** Windel vergessen worden zu sein, das Ignorieren eitriger Mandelentzündung durch die primären Bezugspersonen, Hasenköttel in der Schultüte etc.) zu eröffnen. Das ist total abtörnend! Diese Themenfelder eignen sich eher, wenn man die Dame schon besser kennt und sicher sein kann, dass man ihr diese Dinge auch tatsächlich anvertrauen will. Eventuell sogar erst nach der Hochzeitsnacht.
Zudem ist es ratsam, immer wieder einmal selbst eine Frage an sein Gegenüber zu richten. Was haben Sie an diesem Abend über mich erfahren? Können Sie mir drei Dinge nennen, die Sie nicht von meinem Äußeren ableiten?
Wenn man im Gespräch nicht weiterweiß, ist es natürlich hilfreich von Hobbys, Reisen etc. zu erzählen. Allerdings wird es wenige Frauen geben, die sich ein detailliertes Wissen rund um das Thema Segelflugzeugmodellfliegen aneignen möchten. Das ist fürchterlich langweilig und ich wäre zum Gähnen beinahe auf die Toilette verschwunden. Erwähnen Sie Ihr Hobby beiläufig, laden Sie Ihre Gesprächspartnerin zu einem gemeinsamen Ausflug ein (sofern Sie dies in Betracht ziehen), aber halten Sie keinen zwanzigminütigen Vortrag über verschiedene Flugzeugmodelle.
Wovon ich Ihnen des Weiteren dringend abraten möchte: Bieten Sie nicht an, die Reste auf dem Teller Ihres Gegenübers aufzuessen. Und eine Senioren-Portion Schnitzel nachzubestellen, wirkt ebenfalls nicht unbedingt attraktivitätssteigernd (vor allem, wenn dies einen Disput mit dem Kellner über die Verfügbarkeit eines Senioren-Schnitzels für Nicht-Senioren nach sich zieht). Wenn Sie Ihre Tischpartnerin zu einem gemeinsamen Dessert einladen, sollten Sie ihr auch die Chance geben, davon wenigstens zu kosten. Davon abgesehen sollten Sie eine Diät dringend in Betracht ziehen. Und übrigens: Servietten darf man benutzen, auch wenn diese aus Stoff sind.
Sehr geehrter Herr Obergrußberger, ich bedanke mich sehr herzlich für Ihren Auftrag, den netten Abend und hoffe, Sie können meine Analyse nachvollziehen und meine Vorschläge auf Ihrer weiteren Suche nach einer Partnerin einbringen. Auch wenn ich bezweifle, dass Sie in diesem Leben damit noch Erfolg haben werden.
Mit hochachtungsvollen Grüßen
Henrike Sturm
Dating-Coach
Mist, schon kurz vor acht. Ich hatte wieder einmal viel zu lange gebraucht. Und vier Versionen waren einfach drei zu viel. Für den Preis durfte die Analyse nicht länger als eine Stunde in Anspruch nehmen. Aber dieser hier war auch ein besonders schwieriger Fall gewesen. Wie sollte ich einem hässlichen, fetten und langweiligen Typen, der garantiert irgendwo auch gutmütige, liebenswerte Seiten besaß, klarmachen, dass er nie eine Frau finden würde, ohne dass er sich nach dem Lesen meiner Analyse vor die nächste U-Bahn warf? Ich musste mir dringend einen Datensatz an Standardformulierungen für solche harten Fälle zurechtbasteln.
Aber nicht jetzt! Eigentlich hatte ich die Analyse an diesem Abend daheim schreiben wollen, hatte aber länger bei meinem Brotjob ausharren müssen, da mein Chef mich gebeten hatte, den Abschlussbericht einer Kampagne für unseren wichtigsten Auftraggeber fertig zu schreiben. »Gleich habe ich die restlichen notwendigen Informationen zur Hand und maile sie Ihnen«, hatte er versprochen. Ich ahnte schon, wie das ausgehen würde, denn so gut kannte ich meinen Chef nach viereinhalb Monaten. »Gleich« war für Stefan Feist ein dehnbarer Begriff. Er bedeutete irgendwas zwischen fünf Minuten und acht Stunden. Da ich ahnte - obwohl oder gerade, weil es Freitagabend war -, dass er keine Lust hatte ins Wochenende zu Frau und zwei Kleinkindern heimzukehren, ging ich davon aus, dass »gleich« diesmal eher ein...
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