Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Im 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der es für Frauen nicht vorgesehen war, ihr eigenes Geld zu verdienen, stieg sie zu einer gut bezahlten, berühmten Malerin auf: Angelika Kauffmann. Sie war bei Bildungsbürgern und Adligen nicht nur bekannt, es galt als Ehre, von ihr porträtiert zu werden.[1] Neben ihrer französischen Kollegin und Zeitgenossin Élisabeth-Louise Vigée-Lebrun war Angelika Kauffmann die herausragende Vertreterin der malenden Zunft. Man begegnet ihr in den Biografien und Korrespondenzen berühmter Zeitgenossen wie Goethe, Herder, Wieland und Klopstock, was nicht nur auf ihre besondere gesellschaftliche Stellung, sondern auch auf ihre hervorragende Vernetzung schließen lässt.
Am 30. Oktober 1741 in Chur, der Hauptstadt des Schweizer Kantons Graubünden, geboren, wurde Angelika Kauffmann gerne als Schweizer Malerin bezeichnet, auch wenn sie in Schwarzenberg im Bregenzer Wald, östlich von Dornbirn, aufwuchs. Zur Malerei kam sie durch den Vater. Joseph Johann Kauffmann war Wandermaler und arbeitete als Kirchen- und Bildnismaler zunächst in der näheren Umgebung von Schwarzenberg. 1739 erhielt er vom Bischof von Chur den Titel »fürstbischöflicher Hofmaler«, was allerdings nicht automatisch zu einer Festanstellung führte. Verheiratet war er mit der 1717 geborenen Protestantin Chleophea Lutz, die für die Ehe zum Katholizismus konvertierte.[2]
Seine Aufträge führten Joseph Johann Kauffmann immer wieder nach Italien, so zum Beispiel nach Morbegno, einen Luftkurort am Fuße des Pizzo dei Tre Signori, wo sich in zahlreichen Kirchen und Palästen dieser Gegend seine Arbeiten finden. Aber auch in Deutschland, Liechtenstein, Vorarlberg und Graubünden sind Restaurierungen, Altarblätter und Fresken von Angelika Kauffmanns Vater zu entdecken wie auch Porträts, die er von Zeitgenossen anfertigte, beispielsweise von Johannes von Salis-Maienfeld im Kunstmuseum Chur, oder Kopien alter Meister.[3]
Seine Tochter war immer dabei und begann bald auch selbst zu malen. Mit 13?Jahren entstand ihr erstes Selbstporträt, das sie als Sängerin zeigt und einen frühen Beleg für ihre außergewöhnliche Begabung liefert.[4] Bereits als Kind lernte sie an der Seite des Vaters, Farben zu mischen, und durfte die Leinwände für ihn vorbereiten. Wenn es ums Malen ging, konnte er streng sein, aber für Angelika Kauffmann war er der erste und wichtigste Lehrer, der sie in die Malerei einführte. Früh begann die talentierte Tochter, Kupferstiche oder Zeichnungen, die sie im Atelier ihres Vaters sah, zu kopieren. Ihrer Dankbarkeit setzte sie schließlich mit dem Porträt ihres Vaters, das zwischen 1761 und 1763 entstand, ein Andenken.[5]
Um Angelikas Bildung, insbesondere das Erlernen der Sprachen Englisch, Französisch und Italienisch, die in den bürgerlichen und adligen Kreisen des 18. Jahrhunderts obligat waren, kümmerte sich die Mutter. Und sie war es auch, die Angelika in Literatur und Musik, Gesang, Cembalo und Kontrapunkt unterrichtete. Die wegweisende Rolle für Angelikas künstlerischen Werdegang übernahm allerdings der Vater. Er verhalf seiner Tochter nicht nur dazu, ihre außerordentliche Begabung zu entfalten, sondern förderte auch konsequent ihre weitere Entwicklung. Er präsentierte sie früh den adligen Familien und Höfen, für die er arbeitete, wie beispielsweise der alten Adelsfamilie von Salis.[6]
Mitte der 1750er-Jahre reiste Joseph Johann Kauffmann mit seiner Familie wegen verschiedener Aufträge nach Italien. Nach einer ersten Station in Morbegno folgte 1754 Como, wo der Vater seiner Tochter Verantwortung übertrug und sie den Auftrag, ein Porträt des Bischofs von Comio zu malen, übernehmen ließ.[7] Es folgten weitere Porträts wie jenes von Maria Agostino Nevroni, dem Erzbischof von Como, das Angelika anstelle ihres Vaters anfertigte.[8] Die nächste Station der Reise war Mailand, wo einige Arbeiten auf Joseph Johann Kauffmann warteten. Dies war die Gelegenheit für Angelika, die Werke großer Meister in den Kirchen, Klöstern und Schlössern kennenzulernen und durch das Kopieren genau zu studieren. Über die Beziehungen ihres Vaters erhielt sie bereits jetzt ihre ersten eigenen Aufträge für Adelsporträts.[9]
Noch während des Aufenthalts in Mailand, am 1. März 1757, verstarb Angelikas Mutter. Vater und Tochter traten voller Kummer und Schmerz die Rückreise nach Schwarzenberg an. Aber es blieb ihnen nicht viel Zeit zu trauern, denn wieder zu Hause erhielten sie den Auftrag, die nach einem Großbrand zerstörte und wieder aufgebaute Kirche im Ort auszumalen. Tochter und Vater traten hier erstmals als Team auf.[10] Eine der Arbeiten bestand darin, die Halbfiguren der zwölf Apostel nach Kupferstichen von Giovanni Battista Piazetta al fresco an die Seitenwände der Kirche zu malen. Für die angehende Malerin war dieser Auftrag lehrreich, denn die Apostelfiguren mit ihrem Faltenwurf und den ernsten Gesichtern verlangten eine genaue Zeichnung. Als Dank folgte eine Einladung des Bischofs von Konstanz, Franz Konrad von Rodt, in seine Residenz nach Meersburg am Bodensee.[11]
Die Ausbildung beim Vater war von großer Bedeutung für die Entwicklung der künftigen Malerin. Aber bereits als 18-Jährige wusste Angelika, dass sie Malerei nicht wie ihr Vater als Handwerk, sondern als Kunst betreiben wollte. Aus diesem Grund zog es sie erneut nach Italien, diesmal zu Studienzwecken. Auf ihrer Agenda stand der Besuch der großen Gemäldegalerien in Bologna, Venedig, Florenz und Rom.[12] Damit schloss sie sich der langjährigen Tradition der Maler an, die sich seit der Renaissance in Italien ausbilden ließen. Auch später, als Angelika Kauffmann schon eine renommierte und gefragte Malerin mit einem Kundenkreis in ganz Europa war, maß sie dem genauen Betrachten der großen Meister noch immer eine große Bedeutung für ihre künstlerische Entwicklung bei. An Carl Ulysses von Salis-Marschlins schrieb sie 1790: »Ich binn ganz Ihrer meinung, nicht an dem Clima liegt das hervorbringen des Genius der künste auch liegt es nicht allein an dem sehen der so vielen vortrefflichen wercken der grosen meister wohl aber, und hauptsächlich liegt es, an der art diese wercke zu betrachten und recht zu kennen.« Aber auch die Natur sei der beste Meister, »die wercke der alten Künstler werden ihn leiten das schöne in der Natur zu kennen und das beste zu wählen (.).«[13]
Die Studienreise führte sie ab 1760 zunächst nach Parma, dann nach Bologna. Empfehlungsschreiben, wie das von Graf Firmian beispielsweise, öffneten ihr die Türen der Höfe von Parma und Florenz. Natürlich war der Vater an ihrer Seite, da Frauen zu der Zeit nicht allein reisen konnten. 1762 trafen Vater und Tochter in Florenz ein. Wiederum durch Empfehlungsschreiben erhielten sie Zutritt zu den Sammlungen der Uffizien und der Medici. Als weitere Stationen folgten die Sammlungen im Palazzo Barberini in Rom und im Museo di Capodimonte in Neapel.
Angelika Kauffmann war hoch motiviert, arbeitete unermüdlich und erwies sich als willensstarke Autodidaktin, die, wie damals üblich, zunächst Gemälde kopierte und erst später dann von Skulpturen und lebenden Modellen Kopien anfertigte. Auch knüpfte sie erste Kontakte zu internationalen Kollegen wie dem britischen Maler Nathaniel Dance oder dem Amerikaner Benjamin West.[14] Der Porträtmaler und spätere Politiker Nathaniel Dance ließ sich damals in Rom ausbilden. West war als Student an der Akademie in Florenz eingeschrieben. Beide zählten zu den Gründungsmitgliedern der Royal Academy of Arts in London.
Die Veränderungen des Kunstmarktes im 18. Jahrhundert begünstigten Angelika Kauffmanns künstlerische Entwicklung. Die Auftragsarbeiten für Adel und Klerus, insbesondere in Sakralbauten, wurden weniger, dafür stieg die Nachfrage nach Porträts und Gemälden beim aufsteigenden Bürgertum oder adligen Privatleuten. Es entstanden immer mehr private Gemäldesammlungen, und der Kunsthandel gewann an Bedeutung.[15]
Während der Monate ihrer Studienreise durch Italien zeigte Angelika Kauffmann aber auch ihr Talent zum Netzwerken. Sie holte sich wertvolle Anregungen, Kritik und Hinweise von berühmten zeitgenössischen Malern wie...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.