Schweitzer Fachinformationen
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"Was ist denn hier los?" Vor dem Polizeirevier spielten sich fast tumultartige Szenen ab, als Klaus Klaiser die von Menschen nur so triefende Treppe zum Portal hinauf wollte. Er hatte noch keine Stufe erklommen, als er von rechts einen Ellbogencheck abbekam. Absender war ein junger Fotograf, der ihm mit stinksaurer Miene bedeutete, sich hinter ihm zu halten. Kurz darauf ein Griff nach seinem Jackenkragen, der ihn rüde nach hinten riss. "Weg hier!", brüllte es in seinem Rücken.
Blitzartig drehte sich Klaiser um und griff nach der Hand, die ihn fast zu Fall gebracht hätte. "Ey Arschloch, was soll das?", schrie deren Besitzer auf, der schmerzhaft daran erinnert wurde, dass ein auf den Rücken gedrehter Arm gelegentlich Bücklinge provoziert. "Ich zeig Dir gerade, was das soll und wer ich Arschloch bin. Kannste lesen?" Mit der Linken hielt er dem Mann seinen Dienstausweis unter die Nase, vor der zwei Kameras knapp über dem Boden baumelten. "So, komm´ hoch und benimm Dich."
Nur mit Mühe erklomm Klaiser unter Hochhalten seines Ausweises die Treppe, auf deren Podest zwei Kollegen in Uniform standen. "Was ist denn das hier für ein Aufstand?", fragte er Harry Senftleben, der ihm am nächsten stand.
"Josephine Meierling wird nach Siegen überführt. Die Frau, die gestern in Aue rumgeballert hat."
"Ja, ja, ich weiß, wer das ist. Glückwunsch noch zu dem glimpflichen Ausgang der Geschichte. Habt Ihr prima gelöst. Aber wer hat denn verfügt, dass Frau Meierling verlegt wird?"
"Soweit ich weiß, hat da der Staatsanwalt kräftig dran rumgerührt. Nachdem klar war, dass ihre Schussverletzung doch nicht so schlimm ist und ihr Transportfähigkeit attestiert wurde."
"Aha. Und der Staatsanwalt hat auch die Presseleute alarmiert. Oder wie?"
"Nee, das hat gestern spät abends ein Reporter eines Siegener Anzeigenblattes getwittert. Weiß der Deiwel, wo er das her hatte."
Das Gedränge auf der Treppe wurde immer unerträglicher. Fotografen, Reporter und andere Schaulustige hauten sich gegenseitig in die Seite und beschimpften einander.
"Harry, weißt Du, wann Abfahrt ist?"
"Jetzt", grinste der und zeigte auf die Hofausfahrt in Richtung Gymnasium. Fast gemächlich rollte dort ein grüner Krankenwagen des Justizvollzugsdienstes von dannen. Dann kam der Aufschrei der Meute. Irgendjemand war auf das Fahrzeug aufmerksam geworden und hatte Alarm gemacht.
In wenigen Sekunden war die Treppe leer. Und auf der Straße im Herrengarten setzte ein Massensprint ein. Dem Gefängnis-Sanka hinterher bis zur Poststraße. Dort waren längere Aufenthalte an der Tagesordnung, bevor man die Chance hatte, sich in den Verkehr einzufädeln.
"Auch klasse gelöst", klopfte Klaus seinem Kollegen anerkennend auf die Schulter. "Aber beim nächste Mal bitte erst die Schläger rausfiltern", legte er grinsend nach und verschwand im Revier.
Die Morgenrunde bei der Kripo war komplett. Und das, obwohl einige der Kollegen am Tag zuvor zwölf und mehr Stunden abgerissen hatten. Aber die Arbeit machte ihnen Spaß. Was Wunder auch, wenn man gleich deren Früchte ernten konnte.
"Klaus, wir sollten dringend mit dem Staatsanwalt über einen Schutz für diesen 'Monkey' Schneider reden", meldete sich Jürgen Winter zu Wort, nachdem Morgenlage und Aufgabenverteilung besprochen waren. "Der Mann hat tierische Angst davor, dass er diesem 'Klaf' in die Finger fallen könnte. Du weißt, das ist der Mann, dessen Gras wir in der Asservatenkammer haben."
"Hat er sich irgendwelche besonderen Verdienste erworben, dass wir ihm verpflichtet wären? So, wie die Strafverfolger damals beim großen Medellin-Deal?"
"Nicht in dieser Größenordnung und leider auch viel zu spät für einen Zugriff. Immerhin hat er uns den Abnehmer genannt, ihn grob beschrieben und den etwas außergewöhnlichen Typ seines Wagens." Dann brachen erst Jürgen und dann der 'Freak' in lautes Gelächter aus.
"Was ist denn mit Euch los?"
"'Nuttenpanzer' hat er dessen Offroader genannt", platzte es aus Sven Lukas heraus. "'Nuttenpanzer'. Das hatte ich auch noch nicht gehört." Und die anderen Kollegen ebenfalls nicht. Das Gelächter war bis hinunter in den Keller zu hören.
Als auch Klaiser sich wieder gefangen hatte, berieten sie weiter, wie man dem Staatsanwalt einen Schutz für diesen Dealer schmackhaft machen könnte.
Die Gefahr, die von Klaf ausging, war sprichwörtlich. Das begriff, wer sich die Berichte zu dem Vorfall tags zuvor in Langewiese zu Gemüte führte.
"Alles klar, ich werde mich sofort darum kümmern", beendete Klaus die Debatte. "Allerdings erst, nachdem wir hier reinen Tisch gemacht haben." Während sich die Kollegen erschrocken und achselzuckend anschauten, holte Klaiser unter seinen Unterlagen einen grauen Aktendeckel hervor, öffnete ihn und begann mit extrem ernster Miene: "Kriminalhauptmeister Sven Lukas, stehen Sie bitte auf."
Der Angesprochene schaute um sich und blickte in fragende Gesichter, als er sich langsam erhob. "Im Namen des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen befördere ich Sie hiermit rückwirkend zum 1. März 2017 zum Kriminalkommissar." Jubel brandete auf. Der 'Freak' stand mit hochrotem Kopf da und nahm die Umarmungen und Schulterklopfer der Kollegen entgegen. "Du hast es Dir verdient", sagte Klaus, während er dem 'Freak' die Hand schüttelte. "Nicht nur, weil Du Bester beim Kommissarslehrgang warst. Dein Engagement, Deine Arbeitsweise und Deine sehr kollegiale Ader sind beispielgebend. Herzlichen Glückwunsch."
Sven merkte, wie sich etwas Wasser auf den Unterlidern seiner Augen sammelte. Aber er wollte unter keinen Umständen losplärren.
"Danke, vielen Dank, Hauptkommissar Klaiser", gab er so förmlich zurück, wie der das Beförderungszeremoniell eröffnet hatte. "Danke Euch, liebe Kollegen. Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Ich glaube, darauf sollten wir in sehr absehbarer Zukunft einen oder zwei trinken." Die Kollegen stimmten mit Beifall zu.
"So, das war´s." Doktor Joe Kalbrenner klappte seinen 'Doc-Adams-Koffer' zu und ging rüber zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. "Was ist denn jetzt los? Hier gab's doch vorhin noch brühend heißes Wasser."
"Musst Du erst mit dem Boiler heiß machen", nuschelte Klaf ziemlich schlapp. "Der schaltet aus Sicherheitsgründen immer ab, wenn er länger nicht gebraucht wird."
"Ah. Sehr vernünftig", meinte der Tierarzt, drückte auf den roten Knopf an dem Gerät und setzte sich wieder an den Küchentisch. Nur grob hatte der Veterinär die Plastiktischdecke mit der OP-Abdeckung abgewischt. Und auf dem Boden lagen einige blutige Tupfer und Reste vom Nahtmaterial.
Klaf hatte diese Unordnung zu verantworten. Weil er plötzlich um sich geschlagen und alle Instrumente und OP-Utensilien vom Tisch gewischt hatte. 'Ein Muffengänger vor dem Herrn', stellte Kalbrenner fest, der in dieser Situation nicht übel Lust hatte, sein nun weitgehend schmutziges Instrumentarium sofort zusammenzupacken und abzuhauen.
Allerdings hinderte ihn zweierlei daran. Zum einen die durchgeladene '08', die neben Klaf auf der Küchenbank lag. Und zum anderen der versprochene Lohn. 5.000 Euro und eine Monatsration Koks. Zugkräftige Argumente, seine Operation fortzusetzen. 'Doc Fury', wie er im Reit- und Fahrverein Schwarzenau genannt wurde, bot dafür alles an Antiseptika auf, was er bei sich hatte.
Eine Narkose hatte Klaf abgelehnt. Er wollte alles unter Kontrolle behalten. Im Übrigen traute er dem Arzt nicht, was die Verträglichkeit des Narkosemittels für Pferde beim Menschen anbelangte. Also örtliche Betäubung, rund um die klaffende Platzwunde an der Stirn, die über die dick geschwollene Augenbraue hinwegreichte.
"Wenn Du da was versaust, bringe ich Dich um", hatte der König der Dealer mehrfach gedroht.
"Dann musst Du zulassen, dass ich die Wundränder gerade schneide. Anders ist das nicht zu machen. Dann bekommst Du nämlich eine zombiemäßige Narbe ins Gesicht."
Dem anderen ging der Stift. Das sah der Arzt.
"Ja, okay, dann mach." Aber schon, als der Doc die erste Betäubungsspritze ansetzte, flogen in der Jagdhütte die Fetzen.
Das war mittlerweile Geschichte. "Die Wunde ließ sich trotz der gewaltigen Schwellung sauber...
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