Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wein und Kunst
Wein und Kunst, um es einmal wissenschaftlich zu formulieren: Das passt wie Arsch auf Eimer. Das beginnt schon mit weinaffinen Namen wie Fassbinder, Fassbender, Harry Wijnvoord oder, da müssen wir jetzt durch, Harvey Weinstein. Wein und Kunst: Skulpturen, Grabsteine, Gemälde, Radierungen in den Buchhaltungen der Weingüter, Kunst ist allgegenwärtig, bis hin zu den Weinetiketten: Chagall hat welche für Mouton-Rothschild entworfen, für die er in Naturalien entlohnt wurde, was ihm seine Leber nicht dankte. Sein Kollege Chabraque gestaltete die Fenster in der Kapelle der Trinkerheilanstalt von Agonie-de-quel-Epoque. Der Fachbegriff "Kirchenfenster" beschreibt allerdings die Bögen, die beim Ablaufen des Weins im Glas entstehen, nachdem man ihn in eben jenem hat kreisen lassen. Je weiter die Bögen, desto geringer der Alkoholgehalt, je spitzer, desto höher.
Kunst und Wein, Wein und Kunst: Leonardo wurde direkt in eine Familie von Weinbergsbesitzern und -produzenten hineingeboren und quasi mit der Flasche aufgezogen. Bei Vinci in der Toskana, der Name deutet es an, findet man die Leonardo-da-Vinci-Kellerei, deren Rebberge nach Vorgaben Leonardos angelegt worden sind. Leonardo di Caprio liebt die "Super Tuscans" wie den Luce aus Montalcino. Gerechterweise wird im Internet ein Wein namens "Poggio Capponi - Michelangelo IGT" angeboten sowie der "Angelo" vom Weingut Michel in Rheinhessen. Nicht zu vergessen die alljährlich in Südafrika vergebenen Michelangelo Wine Awards, die wohl auf Signore Buonarottis Tätigkeit als Winzer in der Region Oudtshoorn verweisen soll.
Nino de Angelo hat in einem Interview mit dem Südkurier (10. März 2021) zugegeben, nicht mehr drei Flaschen Wein pro Abend zu inhalieren. "Eine halbe Flasche Wein hat noch keinen umgebracht ..." Solange es keine eineinhalb Liter Flaschen sind. Senilo Rossi nennt sich ein Wein aus der Dämone Baumgartner in Niederösterreich. Über Francis Ford Coppolas Engagement im Napa Valley ist alles bekannt, aber Robert de Niro hat es nur zu einem bescheidenen Hotel in Tribeca gebracht.
In vielen Ländern sind die Weinberge das Einzige, was als "kultiviert" durchgehen kann. In anderen Gegenden dieser Welt interessieren sich die Menschen in puncto Kultur nur für die ersten vier Buchstaben. Aber meist schafft der Weinbau Kulturlandschaften, in denen sich der Winzer als Lebensraumgestalter betätigt, dem Biber nicht unähnlich, zu beobachten beim Kulturlandschaftspfad Strümpfelbach. Nicht nur in der Natur, auch in der Kunst hat der Wein seine Spuren hinterlassen.
Die Ägypter waren die Ersten: Auf dem Porträt der Kartoffelgöttin Pommfritete im 14. Jahrhundert vor Christi sind neben einem Sack Kartoffeln mehrere Amphoren zu sehen, die vermutlich Alexandriner enthalten, einen vorzüglichen Kamelhaarwein. Die Griechen nutzten die Kunst der Stunde: Dem Gott des Weines und der holden Dolden - Dionysos - wurden Statuen gewidmet, oft umrankt von Weinlaub, den Trinkbecher fest in der Hand. Nach den Römern wurde gar ein Trinkgefäß genannt. Ihr Weingott, Namenspatron der sog. Bacchanale, hörte auf den Namen Backus, Vorname womöglich Gus. Denken Sie an das Selbstbildnis als Backus von Carpaggio. Man betrachte sich das Abendmahl ("L'Ultima Cena") von da Vinci mit seinen halb geleerten Gläsern, man erinnere sich an Maler wie Tizian (dem Herrn des Dschungels), di Caprio, Rubens, Pacino - sie alle haben den Einfaltspinsel in die Hand genommen und dem Thema Wein immer wieder neue Facetten abgewonnen. Stillleben mit gefüllten Weingläsern gibt es indes nur wenige, weil sie selten die Saufattacken der Porträtierenden überstanden. Nicht zu vergessen Meisterwerke wie Alfred Dürers "Bebende Hände", eine Huldigung des Hl. Tremor. Oder Maler wie Amaretto Modigliani, der bekannt war für sein natürliches Vibrato.
Mancher Muskateller war derart dickflüssig, dass er selbst als Farbe verwendet werden konnte. Nüchtern betrachtet muss man feststellen: Nicht alle Werke sind gelungen. Besoffenen Kopfes aber sind sie toll. Man studiere nur die Bottich-Obsession Botticellis oder Jan Vermeer van Delfts "Das Mädchen mit dem Weinglas" - wegen dieses Bildes ist viel Porzellan zerschlagen worden im Hause Delft. Vergessen wir nicht die bildende Kunst: Erstaunlich, was Arthur Schnitzler aus Rebholz fertigen konnte, oder Anselm Kiefer aus Weinstein. Den berühmten Ingelheimer Altar gibt es vollständig aus Kork - kaum vorstellbar bei den heutigen Preisen - und von seiner Bedeutung her steht er der Panacotta-Armee in nichts nach.
Gemälde mit Wein waren stets ein Spiegel ihrer Zeit, so z. B. Edouard Manet mit seinem legendären "le déjeuner sur l'herbe", auf Deutsch "Una festa sui prati" - der Künstler hat nicht wenige Weinflaschen unter einem Berg Klamotten verborgen, lediglich ein paar Träublein lässt er aus dem Picknickkorb kullern, damit es bloß nicht wieder heißt: Ja, ja, typisch, die Franzosen, zumseln am frühen Morgen. Gut, es gibt Kunsthistoriker, die behaupten, irgendwer habe das Leergut bereits zum Altglascontainer gebracht. Sein Kollege Claude Monet war ehrlicher, bei ihm lümmeln deutlich sichtbar zwei leere Bouteillen auf der blütenweißen Picknickdecke.
Schnapsideen haben der Welt häufig große Literatur beschert, auch in Übersee. Für viele Schriftsteller war die Einwegflasche nicht selten eine Auswegflasche. Hennessy Williams und Ernest Hemingway sind Beispiele für eine mehr oder weniger gelungene Symbiose. Jack London zollte dem "König Alkohol" Tribut, obwohl die Vereinigten Staaten nie eine Monarchie waren. Er teilte Trinker in zwei Gruppen auf: Die Blauen, die von ebenso farbigen Mäusen halluzinieren und die, die das sog. "weiße Licht" des Alkohols zu fantasiebegabten Säufern macht, wobei dieses Licht auch bei anderen Nahtoderfahrungen eine gewisse Rolle spielen soll.
Lese und Lesung liegen so weit auseinander nicht. Der große Günter Bruno F., der gerne dem Alkohol in erheblichem Masse zuzusprechen pflegte, ein lebender Dichter also, ließ einmal nach glaubwürdiger Auskunft eines Kollegen bei einer Lesung das Tempo immer mehr schleifen, er wurde langsamer und langsamer, um schließlich ganz einzunicken. Mittendrin. Während der eigenen Lesung.
Vom Geheimrat Goethe erzählte man sich, dass er zum Frühstück schon mal ein Glas Madeira getrunken hat. Er war erblich vorbelastet, sein Vater besaß einige Rebflächen, aus denen ein recht ordentlicher "Soßenheimer Schunkelstein" gewonnen werden konnte, der ihn schon in jungen Jahren zu diesen Zeilen beflügelte: "Ein Mädchen und ein Gläschen Wein, die lindern alle Not. Und wer nicht küsst und wer nicht trinkt, der ist schon lange tot."
Sein Mitstreiter Schiller tat sich da schwerer, nicht einmal der Schillerwein ward nach ihm benannt, sondern wegen des - nun ja - Schillerns im Glase. Dabei war Schiller das Sujet nicht fremd, sein Vater hatte sogar ein Buch über Weinbau verfasst, und seine Mutter entstammte einer Gastwirtsfamilie. Angeblich soll Schiller in seiner Schreibtischschublade zur Inspiration stets faule Äpfel aufbewahrt haben, aber diese "fake old news" gehen auf einen Übersetzungsfehler aus dem Schwäbischen zurück: Tatsächlich handelte es sich um Apfelkorn. Ansonsten sprach er dem Weine zu, und seine Erlebnisse gipfelten in dem Vierzeiler: "Der Name Wirtemberg / Schreibt sich von Wirt am Berg / Ein Wirtemberger ohne Wein / Kann der ein Wirtemberger sein?" Nein, kann er nicht.
In der Welt der Bücher begegnet man eher einer dichtenden Leber als einem lebenden Dichter. Darauf müssen wir unsere Nachmaligen nachhaltig vorbereiten. Im Klartext: Wie wär's mit Schulwein schon in den Grundschulen und kostenfreie Inhalationsgeräte für Junioren, allein des Gewöhnungseffekts wegen? Marguerite Duras als Französischlektüre. Früher war Alkohol das Schmiermittel schlechthin, um große Literatur zu Papier zu bringen: Neben fröhlichen Zechern wie Goethe und Schiller, E.T.A Hoffmann, Gottfried Keller oder Maxim Gorki haben sich die meisten Vertreter der schreibenden Zunft mit mehr oder weniger guten Tropfen stimuliert: Hunderte von Legenden ranken sich um die heiligen Trinker, weshalb Trinkgelage schleunigst raus aus der Schmuddelecke müssen. Wieso sonst nennt man die Erde den "Blauen Planeten"?
Zum Schluss ein paar Worte über die befruchtende Wirkung von Wein auf die Musik. Beethoven pflegte eine innige Beziehung zum Rheinwein, allerdings waren es die billigen Österreicher, die ihm den Garaus machten. Johannes Brahms spezialisierte sich auf den Rheingau, weswegen er dort stellenweise seinen zweiten Wohnsitz nahm. Für Wolfgang Amadeus Mozart war das Leben eine nie endende Weinprobe. Franz Schubert trug den Spitznamen "Schwammerl", was sich auf den wienerischen Ausdruck "Schwammer" für Rausch bezog. Haydn wurde in Eisenstadt mit Wein entlohnt, er bevorzugte praktischerweise den Burgenländischen.
So ist es nicht verwunderlich, dass Wissenschaftler eine Methode entwickelt haben, mittels derer man Krankheiten an Weinstöcken minimieren kann, in dem man sie stundenlang mit klassischer Musik berieselt: Schubert gegen Schwarzfäule, Grieg gegen die Grünfäule, Mozart gegen den Echten Mehltau (beim Falschen helfen sogar schon Lieder von Michael Mehltau.)
Viele große Musiker*Innen haben versucht, etwaige Blockaden mit Wein oder Schlimmerem abzubauen. Bei Toulouse-Lautrec hat das allerdings nichts geholfen, weswegen...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Adobe-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Adobe-DRM wird hier ein „harter” Kopierschutz verwendet. Wenn die notwendigen Voraussetzungen nicht vorliegen, können Sie das E-Book leider nicht öffnen. Daher müssen Sie bereits vor dem Download Ihre Lese-Hardware vorbereiten.Bitte beachten Sie: Wir empfehlen Ihnen unbedingt nach Installation der Lese-Software diese mit Ihrer persönlichen Adobe-ID zu autorisieren!
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.